Dies war bis Frühjahr 2024 ein Weinberg bei Estagel in den Pyréenes-Orientales. Foto: Hilke Maunder

Klimawandel in Frankreichs Weinbau

Dürre und Überschwemmungen, Hitze, Hagel und Spätfrost, Mehltau und andere Pilzerkrankungen: Der Klimawandel stellt den Weinbau in Frankreich vor große Herausforderungen. Extreme Wetterbedingungen bedrohen die Erträge und Qualität der Weintrauben. Um sich anzupassen, erforschen französische Winzer und Wissenschaftler neue Rebsorten, die besser mit Trockenheit und Krankheiten umgehen können, setzen auf Bewässerung und weniger Alkohol, Permakultur, Agroforst und unhörbare akustische Helfer.

Im Winter 2023/24 wühlten Trecker die Böden um und rissen die Weinstöcke, einige bis zu 80 Jahre alt, aus den steinig-mergeligen Böden von Saint-Paul-de-Fenouillet. Drei Jahre Dürre und Spätfröste hatten erste Winzer aufgeben lassen. Im Jahr 2023 fielen in den Ostpyrenäen nur 252 Millimeter Niederschlag und damit nur halb so viel wie üblich. Im Agly-Tal war das Klima im Jahr 2023 so trocken, dass nicht nur die Winzer litten, sondern auch die Obstbauern ihre Obstbäume absterben sahen.

Die Pools blieben ungefüllt, geduscht wurde seltener, das WC nur gespült, wenn es unbedingt nötig war. Vergeblich hoffe der katalanische Winkel Frankreichs auf die großen Regenfälle der épisodes méditerranéens, die sonst nach den heißen Sommern im Winter die Stauseen, die Flüsse und den Grundwasserspiegel wieder auffüllten.

Pilotversuch: Pistazien statt Wein

Mitte Januar 2024 wagte die hoch verschuldete 1.800-Einwohner-Kommune einen Pilotversuch. Bürgermeister Jacques Bayona (MoDem) pflanzte symbolisch den ersten Pistazienbaum. Die aus dem Nahen Osten stammende Steinfrucht ist für die Produzenten der Pyrénées-Orientales von großem Interesse, da sie auch an den trockensten Orten wächst.

„Die Pistazie benötigt sehr wenig Wasser und ist resistent gegen Krankheiten“, erklärte Myriam Levalois Bazer, Koordinatorin des Verbandes APARM (Avenir Productions Agricoles Résilientes Méditerranéennes) bei der Premiere im Département 66. Der Agly, der sonst das Land in der Vallée d’Agly bewässert, ist nach den drei Dürrejahren 2021, 2022 und 2023 nahezu ausgetrocknet .

Der Trinkwasserstausee Lac de Caramany im April 2023. Foto: Hilke Maunder
Der Trinkwasserstausee des Agly, auch Lac de Caramany genannt. Seit 2021 reichen die Niederschläge nicht, um ihn zu füllen. Foto: Hilke Maunder

400 Pistazienbäume verschiedener Pfropf- und Wurzelstocksorten wurden insgesamt an diesem Wochenende Mitte Januar 2024 gepflanzt. Grün und blanchiert sind ihre Früchte für den Konditorei- und Gastronomiemarkt bestimmt. Neue Anbaukulturen zu wagen, kennt das Tal.

Erst Ende des 18. Jahrhunderts , als späte Fröste dort alle Olivenbaumplantagen zerstört hatten, war der Weinbau nach Saint-Paul-de-Fenouillet gekommen. Jetzt sollen die pflegeleichten Pistazien die Wirtschaft stützen – und zugleich dem Schutz vor sommerlichem Feuer dienen. Denn Brachland beschleunigt Brände.

Jean-Luc Llanes, Stadtverordneter in Saint-Paul-de-Fenouillet und Mitglied des APARM, sagt: „Pistazien bringen uns dreifach Vorteile – bei der Wirtschaft, der Umwelt und der Sicherheit.“

Aus Kostengründen wurden noch sehr kleine Pistazien-Bäume gepflanzt. In sieben Jahren ist die erste Ernte möglich. Foto: Hilke Maunder
Aus Kostengründen wurden noch sehr kleine Pistazien-Bäume gepflanzt. In sieben Jahren ist die erste Ernte möglich. Foto: Hilke Maunder

Entstanden ist die Idee aus einem privaten Feldversuch des Bürgermeisters. Ab 2020 hatte er in seinem Schrebergarten am südlichen Eingang der Gorges de Galamus 66 Pistazienbäume gepflanzt, „einfach nur, um mal zu sehen, wie sie sich entwickeln“. Gepflanzt wurden sie auf einer Fläche, die nicht bewässert werden kann.

2021 fror es im April. Minus 6 °C zeigte das Thermometer. Alle Bäume im Schrebergarten waren verfroren. Nur nicht die Pistazien, bei denen die Knospen bereits gut entwickelt waren. Nach sieben Jahren sind die neuen Pistazien erntereif. Die Zahlen aus Spanien lassen Monsieur le maire Jacques Bayona träumen. Dort liegen die Hektarumsätze bei 21.000 Euro – und damit weit über den Einnahmen, die im Agly-Tal im Weinberg erzielt werden.

Zwei Monate nach dem Pilotprojekt der Kommune fand sich im Dorf ein erster Nachahmer. Ein Winzer und sein Sohn pflanzten auf Brachland weitere 300 Pistazien. Saint-Paul-de-Fenouillet ist nicht die einzige Kommune, die auf die Streinfrucht setzt. In Calce hat Marguerite Bonzoms, Winzerin und Vizepräsidentin des APARM, Anfang Januar 2024 ebenfalls 50 Hektar mit Pistazienbäumen bepflanzt. Die Pistazie ist kein Neuling auf Frankreichs Feldern. Bereits 2018 hatte der Verein Pistache en Provence im Vaucluse den Anbau der Steinfrucht wiederbelebt, die mehr als ein Jahrhundert lang in Frankreich als Kultur verschwunden war.

Ein radikaler Abschied vom Wein: So weit wollen viele französische Winzer (noch) nicht gehen. Als Tribut an den Klimawandel brechen sie ein Tabu.

Bewässern – oder nicht?

Wein-Monokultur an der Côte Mâconnais von Burgund. Foto: Hilke Maunder
Wein-Monokultur an der Côte Mâconnais von Burgund. Foto: Hilke Maunder

Knapp neun Prozent der Rebfläche in Frankreich werden bisher bewässert. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Fläche mehr als verdoppelt. Wann bewässert werden darf, regelt der code rural. Darin heißt es: Vom 15. August bis zur Ernte ist keine Irrigation gestattet. Doch im Hitzesommer 2023 wuchs der Druck auf die Regierung so sehr, dass es erstmals eine Ausnahmeregelung gab. Jetzt sollen die Vorschriften angepasst werden.

Im Languedoc werden heute fast 20 Prozent der Weinberge bewässert. Früher wäre niemand auf die Idee gekommen. Für einige Winzer ist es noch immer ein no-go. Nicolas Mirouze vom Château Beauregard Mirouze in Bizanet sagt: “ Wein sollte nur dort angebaut werden, wo keine Bewässerung nötig ist“. Mirouze setzt auf biodynamischen Weinbau und ist damit ein Pionier wie einst die ersten Bio-Winzer.

Heute besitzt Frankreich die größte Bioweinbaufläche der Welt. 90.298 Hektar groß war 2023 die zertifizierte Bio-Weinbaufläche des Landes. Zusammen mit den 69.570 Hektar an Weinbergen, die sich in Umstellung auf bio befinden, erreicht die gesamte Bio-Weinbaufläche in Frankreich 159.868 Hektar. Dies entspricht rund 20 Prozent der Gesamtfläche an Reben im Hexagon. Im Jahr 2021 waren es noch 112.000 Hektar, 2022 stieg die Fläche um 17 Prozent auf 132.000 Hektar. Insgesamt hat sich die ökologisch bewirtschaftete Rebfläche in Frankreich innerhalb vo fünf Jahren verdoppelt.

Wassersparen mit Schallwellen

Bis zu 30 Prozent Wasser spart eine innovative Technik, die Frankreich bereits im Gemüseanbau erfolgreich nutzt und nun auch im Weinbau testet: Schallwellen. Am Rand der Reben senden Lautsprecher gezielt Schallwellen aus. Die für den Menschen nicht hörbare Wellen sollen die Photosyntheserate der Reben stimulieren, die Traubenqualität verbessern und sie genügsamer beim Wasserverbrauch machen.

Umsatteln auf Permakultur

Das Stammhaus der Domaine d'Arton. Foto: Hilke Maunder
Das Stammhaus des Weinguts Château Arton. Foto: Hilke Maunder

Lili und Jean de Montal sind Winzer im Gers und haben bei Lectoure das Familienweingut Château Arton in den letzten Jahren auf Permakultur umgestellt. Die Idee, den geschlossen funktionierenden Naturkreislauf auch in der Landwirtschaft umzusetzen, geht auf die Australier Bill Mollison und David Holmgren zurück, die in den 1970er-Jahren die Grundprinzipien der Permakultur begründeten und damit in Europa Pioniere wie den Österreicher Sepp Holzer beeinflussten.

Permakultur, sagen sie, stärkt die Ökosysteme, erhöht die Bodenfruchtbarkeit, vereinfacht die Bearbeitung und steigert den Ertrag. Auch Lili und Jean de Montal sind davon überzeugt. Auf einem Stück Land, auf dem 60 Jahre lang Getreide als Monokultur wuchs und die Böden vollgepumpt waren mit Dünger und Chemie, haben sie einen neuen Weinberg angelegt. Drei Jahre lang überließen sie ihn zunächst der Natur, pflanzen dann Leguminosen, ließen sie nach der Mahd auf dem Acker liegen und warteten, bis Würmer und andere Lebewesen, den Boden wieder mit Leben gefüllt und gelockert hatten.

jean de Montal von der Domaine d'Arton in seinen neu angelegten Permakultur-Weinberg. Foto: Hilke Maunder
Jean de Montal vom Château Arton in seinen neu angelegten Permakultur-Weinberg. Foto: Hilke Maunder

Dann zogen sie kleine Abflussrinnen, nicht gerade, sondern im Einklang mit der Topographie, rechts und links der geplanten Rebreihen, die Stöcke markierten. Die Rinnen sorgen dafür, dass der Niederschlag auf der Parzelle und die Erde auch nach längeren Trockenperioden noch feucht bleibt. „Künstliches Bewässern sorgt dafür, dass die Wurzeln des Weins nicht in die Tiefe gehen“, sagt Jean de Montal. „Ohne Bewässern wachsen sie bis zu 18 Meter tief und finden dort immer noch Wasser, auch wenn ein Sommer heiß und trocken ist.

2023 pflanzte Jean mit seinem Team Hunderte junge Weinstöcke auf seinem Versuchsfeld. Inzwischen sind sie so gut verwurzelt, dass Anthony einmal im Monat elektrisch um die Weinstöcke herum das Grün mäht, um den Reben Licht zu geben. Der Blühstreifen mit Löwenzahn und anderen Arten, die sich natürlich ansiedeln, lockt Bienen und Schmetterlinge an. Leguminosen lagern in den Rebgassen das CO2 als Humus im Boden ein, versorgen die Reben mit natürlichen Nährstoffen und sorgen für eine lebendige Bodenstruktur. Jean greift in den Boden: „Schau mal, ganz locker – und hier ist sogar ein Regenwurm!“

Ein junger Weinberg in Permakultur mit Abflussrinnen für Regen und einjährigen Weinstöcken an Holzpflöcken, Das Grün rund um die Stöcke wird einmal monatlich gemäht. Foto: Hilke Maunder
Ein junger Weinberg in Permakultur mit Abflussrinnenund einjährigen Weinstöcken an Holzpflöcken. Das Grün rund um die Stöcke wird einmal im Monat gemäht. Foto: Hilke Maunder

Jean und Lili de Montal sind im Gers noch Pioniere. Doch auf dem Château Duvivier hat Delinat das Permakultur-Konzept bereits seit Jahrzehnten umsetzt. Schon 1983 definierte Karl Schefer, der Gründer des Schweizer Biowein-Versandhandels, eigene Richtlinien für kontrolliert biologischen Weinbau. Dies war ein wichtiger Meilenstein in der Firmengeschichte, da Schefer damit eigene, strengere Standards für den biologischen Weinanbau seiner heute rund 100 Zulieferer festsetzte.

1991 kaufte Delinat mit Hilfe von Kunden, die sich als Aktionäre am Pilotprojekt beteiligten, in der Provence das damals völlig heruntergekommene Weingut, teste Wasserbecken, begrünte Rebreihen und pflanzte Bäume, um den Wasserhaushalt im Weinberg zu verbessern. Auch nach Alternativen für Kupfer wurde gesucht.

Mit Kupfer lassen sich kostengünstig und effizient Pilzkrankheiten wie Peronospora (falscher Mehltau) und Echter Mehltau bekämpfen. Kupfer jedoch baut sich nicht schnell ab und führt so zur schleichtenden Vergiftung des Bodens. Erosion oder Auswaschung transportieren das Gift in die Gewässer.

Mitte April pflanzten Jean und seine Helfer Dutzende junge Bäume im bunten Mix in den Weinberg. Foto: Hilke Maunder
Mitte April pflanzten Jean de Montal und seine Helfer Dutzende junge Bäume im bunten Mix in den Permakultur-Weinberg
des Château Arton. Foto: Hilke Maunder

Statt umzupflügen und Böden bis in die Tiefen zu lockern, setzt die Permakultur auf Begrünen, Walzen und oberflächliches Lockern. Lili und Jean haben in diesem Frühjahr einen weiteren Aspekt der Permakultur im Weinberg umgesetzt: den Vitiforest.

Entlang natürlicher Höhenlinien haben sie und ihre Helfer eine bunte Mischung an lokalen jungen Baumarten gepflanzt. Mit dabei: Feigen. „Bäume und Reben haben eine natürliche Verbindung“, sagt das Paar. „Der Wein ist ja von Natur aus eine rankende Pflanze. Im Boden kommunizieren Baum und Weinstock über ihre Wurzeln.“

Mitte April pflanzten Jean und seine Helfer Dutzende junge Bäume im bunten Mix in den Weinberg. Foto: Hilke Maunder
Bei der Pflanzaktion kam ein bunter Mix lokaler Arten in in den Permakultur-Weinberg. Foto: Hilke Maunder

Im Languedoc stehen Pinien in Reih und Glied im Weinberg. Auf der Domaine de Restinclières, dem Versuchsgut des Départements Hérault bei Montpellier dienen sie als Klimapuffer. Im Sommer spenden sie Schatten, im Winter schützen sie vor Frost. Bis zu 5 °C Temperaturunterschied können die Pinien ausgleichen.

Agroforstwirtschaft ist in Frankreich längst keine Nische mehr: 23,5 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen nutzen bereits heute das diese Win-win-Situation von Baum und Feldfrucht. Der Agroforst boomt in Frankreich und bereits 2007 erklärte ihn die EU für förderfähig. Anders als in Frankreich wurde dies in Deutschland nie in nationales Recht umgesetzt.

Neue Lagen

Blick über die Auxerrois-Reben auf die Kirche von Jort. Foto: Hilke Maunder
Blick über die Auxerrois-Reben des normannischen Weingutes Arpents du Soleil auf die Kirche von Jort. Foto: Hilke Maunder

Südfrankreich leidet, der Norden boomt: Nicht nur in der Normandie, sondern selbst in der Bretagne wird heute in Frankreich Wein angebaut. Im einstigen Bergbaurevier Nordfrankreich reifen erste Reben an den Hängen von Abraumhalden der stillgelegten Kohleminen.

Auf dem 136 Meter hohen Terril d’Haillicourt bei Bruay-la-Buissière pflanzten Olivier Pucek, Bergbaukind der Region, und Henri Jammet, Winzer von der Charente, seit dem Jahr 2013 insgesamt 3.000 burgundische Chardonnay-Stöcke. Als Charbonnay, ein Wortspiel aus Chardonnay und Charbon (Kohle), kommt ihr Weißwein in den Handel.

Auch der Weinbau in den französischen Alpen legt zu. Was vor einigen Jahren noch unmöglich erschient, hat der Klimawandel beschleunigt. Alteingesessene Weinbaugebiete müssen umdenken.

Im atlantisch geprägten Bordelais herrschen heute klimatische Verhältnisse, wie es sie vor 15 Jahren nur im mediterranen Südfrankreich gab. Der Merlot leidet.

Rund um Saint-Émilion läuft der Merlot zu Höchstform auf. Foto: Hilke Maunder
Der weltberühmte Merlot von Saint-Émilion. Foto: Hilke Maunder

Im Languedoc hat der Klimawandel das Traditionsproblem der Trockenheit mit immer höheren Temperaturen und „Jahrhundertsommern“ verschärft. Die Hitze sorgt für ein Turbo-Wachstum. Die Rebe blüht eher, die Beeren reifen schneller – und produzieren immer mehr Zucker. Das treibt den Alkoholgehalt in die Höhe, killt Säure und Phenole und damit auch den Geschmack. Immer früher wird geerntet. Im Roussillon beginnt die Ernte mitunter schon vor dem 15. August.

Der Klimawandel bedroht traditionsreiche Anbaugebiete. Die Winzer flüchten gen Norden. Oder gehen in die Höhe. War Wein früher im Tal daheim, sind heute Lagen auf den kühleren Plateaus gefragt. Auch Alain Caujolle-Gazet gab angesichts des mediterranen Klima seinen Weinberg in Montpeyroux (Hérault) auf und wagte als Winzer einen Neustart nördlich von Lodève. Am Südhang des Larzac-Plateaus kaufte er in La Vacquerie in 700 Metern Höhe einen Weinberg, den die Sonne des Südens bescheint – und das Massif Central kühlt.

Weinlese im Agly-Tal: Biowinzer Bastien Baillot. Foto: Hilke Maunder
Biowinzer Bastien Baillot bei der Weinlese im Agly-Tal. Foto: Hilke Maunder

Neue Rebsorten

Auch durch Frankreichs Rebenwelt geht ein Ruck. Arinarnoa heißt eine der vielen neuen Sorten, die das Institut National de la Recherche Agronomique (INRA) Ende der 1950-er und Anfang der 1960-er Jahre neu gezüchtet hat. Die rote Kreuzung aus Tannat und Cabernet Sauvignon soll mit dem Klimawandel besser zurechtkommen, resistenter gegen Krankheiten und zudem äußerst ertragsreich sein.

2018 wurde sie für den Anbau in Bordeaux zugelassen. Zu den neuen Sorten, die erst wenige kennen, gehören die rote Rebsorte Marselan, eine Kreuzung aus Cabernet Sauvignon und Grenache, sowie die weiße Rebsorte Liliorila, eine Kreuzung aus Chardonnay und Baroque.

Zusätzlich sind im Bordelais inzwischen die alte südfranzösische Rotweinrebsorte Castets sowie die portugiesischen Sorten Alvarinho (weiß) und Touriga Nacional (rot) zugelassen. Die hitzeresistente Touriga Nacional ist Portugals Leitsorte; die weiße Alvarinho-Traube ist ursprünglich in Galizien im spanischen Nordwesten daheim. 

2020 wurde damit begonnen, diese Rebsorten anzupflanzen. Allerdings dürfen sie in einer zehnjährigen Übergangsfrist nur maximal fünf Prozent der Rebfläche eines Weinguts ausmachen und zu höchstens zehn Prozent in einer Cuvée verarbeitet werden.

Petit Manseng, die Haupttraube des Jurançon. Foto: Hilke Maunder
Petit Manseng, die Haupttraube des Jurançon. Foto: Hilke Maunder

Bereits 2013 hatte das Bordeaux-Weingut Domaine Ducourt nach einem Besuch bei Vincent Puigbet vom Domaine de la Colombette im Hérault begonnen, ebenfalls Piwi-Trauben zu testen. Das Weingut, 1858 aus dem Kauf des Château des Combes in Ladaux (Entre-Deux-Mers) durch die Familie Ducourt entstanden, ist ein big player in Bordeaux mit 480 Hektar Rebfläche, 14 châteaux und sechs AOPs: Entre-Deux-Mers, Bordeaux, Bordeaux Supérieur, Castillon-Côtes-de-Bordeaux, Montagne-Saint-Emilion und Saint-Emilion. Für die Zukunft fühlt es sich gut aufgestellt.

Das INRA heißt inzwischenINRAE (Institut National de la Recherche Agronomique et de l’Environnement), doch der Fokus ist unverändert. Am Nationalen Forschungsinstitut für Landwirtschaft und Umwelt in Montpellier kreuzen Weingenetiker europäische Rebsorten mit solchen aus Amerika oder Asien. Ziel ihres Programms Résistances Durables – ResDur ist die Züchtung multiresistenter Rebsorten, die besser mit Trockenheit, Feuchtigkeit und Pilzkrankheiten umgehen können.

PIWI-Reben und Süd-Sorten

2018 wurden Vidoc, Artaban, Floreal und Voltis als erste von heute acht PIWI-Reben in den nationalen Sortenkatalog aufgenommen. PIWI-Sorten, die inzwischen lieber Zukunftsrebsorten oder robuste Rebsorten genannt werden, überzeugen im Weinbau in doppelter Hinsicht. Sie kommen sie wesentlich besser mit den Herausforderungen des Klimawandels zurecht, vertragen also Hitze und Trockenheit und sind weniger anfällig für Krankheiten.

Zudem ist ihre Bearbeitung nachhaltiger und ihr Arbeitswand im Weinbau deutlich geringer. Die Rebsorten wachsen aufrecht, benötigen weniger Durchfahrten mit dem Traktor zur Boden- und Ressourcenschonung und weniger Pflanzenschutz. Davon profitiert der Weinberg – und der Wein.

Alkoholfreier Wein

François Puigbet und sein Sohn Vincent vom oben bereits erwähnten Domaine de la Colombette bei Béziers gehörten zu den ersten, die die klimaangepassten Rebsorten in ihrem Weinberg anpflanzten. Sie sind auch Pioniere beim Thema Alkohol im Wein.

Ihre Linie Plume 9% umfasst je einen Weiß-, Rosé- und Rotwein mit einem reduzierten Alkoholgehalt von 9 %vol. . Diese Weine sind sowohl in der Flasche als auch im 5-Liter-BIB (bag-in-box) erhältlich. Ihre Born-to-be-free-Reihe besteht aus je einem Rot- und Weißwein ganz ohne Promille, ihr Schaumwein Baron de Chanteclerc prickelt auch ohne Alkohol vorzüglich im Glas.

No- oder Low-Alkohol-Weine waren bis vor wenigen Jahren noch nahezu ungenießbar. Bei Schaumwein lässt sich der fehlende oder reduzierte Alkohol am leichtesten mit Kohlensäure ausgleichen. Doch seit dem Erfolg bei alkoholreduziertem Schaumwein gewinnt auch stiller alkoholfreier Wein zunehmend an Aromen und Geschmack.

Blick über die Rebgärten auf Pomerol. Foto: Hilke Maunder
Blick über die Rebgärten auf Pomerol. Foto: Hilke Maunder

Weiterlesen

Im Blog

Alle Beiträge zum Weinbau in Frankreich vereint diese Kategorie. Mehr zum Klimawandel in Frankreich, seine Herausforderung und innovative Antworten steht hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert