La Roche-Guyon im Tal der Seine gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Foto: Hilke Maunder
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Frankreichs schönste Dörfer: La Roche-Guyon

Nur eine Stunde von Paris entfernt versteckt sich im regionalen Naturpark Vexin Français an den Windungen der Seine eines der plus beaux villages de France, der schönsten Dörfer Frankreich: La Roche-Guyon.

Von den Kalksteinklippen der Seine, die die Rote des Crêtes erschließt, hättet ihr im 4. Jahrhundert kein einziges Haus im Ort gesehen: Damals wohnte man in troglo, in Grottenwohnungen.

La Roche-Guyon: der Bergfried der Burg. Foto: Hilke Maunder
La Roche-Guyon: der Bergfried der Burg. Foto: Hilke Maunder

Entlang der charrières, die zu den „Gipfeln“ der Klippen führen, sind die auch boves genannten Behausungen bis heute genutzt – als kühle Keller, Weinlager, Künstleratelier. Und mitunter immer noch als Wohnung.

Strom voller Gefahren

Unten, direkt am Fluss zu wohnen, war damals gefährlich. Nicht nur wegen der Flutwellen, der mascaret, sondern auch wilden Gesellen wie den Wikingern, die im 9. Jahrhundert die Seine hinauf segelten und die Orte an den Ufern plünderten.

Herrscher über diesen Landstrich war damals eine adlige Familie, deren Führen vom 12. -15. Jahrhundert auf einer Burg residierten, die sie auf einem Felsdorn erbaut hatten. Da sie allesamt „Guy“ mit Vornamen hieß, erhielt die Burg flugs den Namen Roche de Gui – und der Ort später den Namen La Roche-Guyon.

La Roche-Guyon: Bergfried und Renaissance-Schloss. Foto: Hilke Maunder
Der mittelalterliche Bergfried und Renaissance-Schloss. Foto: Hilke Maunder

La Roche-Guyon: Grenzfeste zur Normandie

Diese Felsenburg schützte einst die Île-de-France vor den Angriffen der Normannen, damals ein starkes, mächtiges Herzogtum. „Grässlich“ und „ohne Noblesse“ sei die Festung, schimpfte damals Abt Suger, Kirchenfürst von Saint-Denis, Sprecher des Königs und Chronist des frühen Frankreichs.

Von der mittelalterlichen Burg ist heute nur noch der Bergfried erhalten. Ein beeindruckender Geheimgang verbindet ihn bis heute mit dem Château de La Roche-Guyon. Kalkklippen umgeben die imposante Anlage, die im Laufe der Jahrhunderte immer weiter ausgebaut wurde – und heute besichtigt werden kann. Nach den La Roche zog  1659 die Familie La Rochefoucauld ein, und bis heute residiert mit Guy-Antoine de La Rochefoucauld der jüngste Spross der Herzogsfamilie im Schloss.

La Roche-Guyon: Bergfried und Renaissance-Schloss. Foto: Hilke Maunder
Bis heute bewohnt die Adelsfamilie von Rochefoucauld das Schloss. Foto: Hilke Maunder

Schlossherr für wenige Monate: Erwin Rommel

Im Februar 1944 zogen Deutsche ins Schloss. Generalfeldmarschall Erwin Rommel machte es zum Hauptquartier und ließ von polnischen Arbeitern Kasematten in die Klippe graben. Kasematten mit Mauern, die angeblich Bombardierungen widerstehen sollen! Die Soldaten lebten in Häusern im Dorf, aber Rommel indes ließ den Anville-Pavillon umgestalten und zog dort ein.

Während Hitler noch immer vom großdeutschen Reich träumte, hatte Rommel die Zeichen der Zeit längst erkannt – und hoffte, in La Roche-Guyon mit den Engländern und Amerikanern einen Waffenstillstand auszuhandeln. Doch die Geschichte nahm einen anderen Lauf.

La Roche-Guyon: der Potager der Herzöge. Foto Hilke Maunder
La Roche-Guyon: der potager der Herzöge. Foto Hilke Maunder

Rommel reiste zum Geburtstag seiner Frau nach Berlin. Ende Juli 1944 verließ die Wehrmacht La Roche-Guyon. Die Alliierten müssen es nicht bemerkt haben. Denn Ende August 1944 bombardierten die Residenz. Zehn Bomben brachen durch ihre Dächer…

2011 kehrte Rommel zurück. Und hinterfragt ein Film diese Wochen und Monate. Was plante der Wüstenfuchs wirklich? Wollte er wirklich den Krieg beenden? War Rommel wirklich ein innerlich zerrissener Held, wie Ulrich Tukur versucht, es darzustellen. Schon während der Dreharbeiten sorgt der Film für Streit.

La Roche-Guyon: die Markthalle. Foto: Hilke Maunder
La Roche-Guyon: die Markthalle. Foto: Hilke Maunder

NS-Drama mit Ulrich Tukur

Doch als der Streifen von Regisseur Niki Stein und Produzent Nico Hofmann in der ARD läuft, ist die Resonanz gering. Rommel als Hitlers Hamlet: Obgleich das Duo betont, beim habe man beim Verfassen der Dialoge auf Protokolle von Lagebesprechungen oder ähnlichem zurückgegriffen zu haben, überzeugt das NS-Derama nicht. Und ist heute – wie dieses Stück deutscher Geschichte – längst vergessen.

Etwas hat der Rommel-Rummel dennoch gebracht: La Roche-Guyon aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Und der von hohen Mauern umgebene potager als filmreife Location entdeckt. Film France stellt den 1697 angelegten und 20034 restaurierten Küchengarten als Drehort in der Datenbank vor.

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