Die Blüten und Hennen von La Fajolle
65 Häuser, 15 Einwohner: Das ist La Fajolle. Ein Straßendorf im Tal des Rébenty, die letzte menschliche Siedlung auf dem Weg zum Col du Pradel, dem Pass nach Ax-les-Thermes in Ariège.
Jahrhunderte alte Häuser, erbaut aus wuchtigen Feldsteinen, säumen den Bach, kleine Brücken verbinden die Kreisstraße mit Häusern. Hier ist das Land des Fajal, der Buche, wie sie auf Okzitanisch heißt.
Der Tannen, die sich weiter höher an den Fels krallen, des gelben Enzians, aus dessen Wurzeln Schnaps gebrannt wird, und der Rinder, die Anfang Juni auf die Almen getrieben werden.
Bis Mitte Mai ist die Passstraße gesperrt, leben die Menschen hier wie einst als Selbstversorger. Dann beginnt langsam der Frühling, rauscht der Répenty, picken Auerhähne die Knospen von den Laubbäumen.
Grün fürs Grau
Doch blühen – das tat 2016 auf 1.100 Metern Höhe hier nur wenig. Im engen Tal war der Platz für Gärten begrenzt, war eher Garage als Grün gefragt. Bis Françoise Freu das begann, was in Großstädten trendig seed bombing heißt.
Am Straßen- und Bachrand, auf den kleinen Plätzen und anderen öffentlichen Stätten des Ortes ließ sie Samen fallen, pflanzte vor der Hauswand einen Rosenstock – und überzeugte die Nachbarn, dem Dorf so Farbe und Flair zu geben.
La Fajolle erblühte. Und der Stolz der Einwohner, ihr Gemeinsinn und Miteinander, auch. Noch im selben Jahr nahm die Gemeinde mithilfe des CAUE in Zusammenarbeit mit dem Departement und der Agence de développement touristique de l’Aude, am Wettbewerbs Villes et Villages fleuris teil.
Das erste Sternchen
La Fajolle begeisterte die Jury. 2016 gab es für die Gemeinde den ersten Preis für Dörfer mit weniger als 100 Einwohnern; 2017 das begehrte Zusatz-Ortsschild mit der ersten Blume. Ebenfalls 2017 schloss sich La Fajolle zero phyto an und erhielt das nationale Label für gesunden Boden.
Nach den Gassen des Ortes hat Françoise sich den Friedhof vorgenommen und auch ihn in einen jardin du repos verwandelt, einen blühenden Garten der Ruhe und der Erinnerung.
Die ersten Hennen
Mit Jackie Castel fand Françoise Freu eine Mitstreiterin in La Fajolle, die ihre Blumenleidenschaft teilt. Und eine ungewöhnliche Idee beisteuerte. Sie griff zur Nähmaschine und verwandelte Stoffreste in kunterbunte, knuffige Hennen.
Jackie stellte sie ins Fenster. Flug machten es die Nachbarn nach. Es entwickelte sich geradezu ein echter Wettbewerb, wie das textile Tier am besten in Szene gesetzt werden könnte.
Im Vogelkäfig, auf dem Heuballen, auf einem riesigen Wagenrad, mittendrin in den Blumen. Wer die Augen offen hält, findet die hübschen Hennen an den erstaunlichsten Orten. Und natürlich sind alle handgemacht und nicht gekauft!
Zu den Hennen haben sich längst andere Hingucker gestellt. Gummistiefel und Nachttöpfe schmücken mit Blumen Steigen und Stiegen. Im zinnernen Wäschetrog hält eine Puppe ihre Angel in den Bach: Der Rébenty ist berühmt für seinen Forellen!
Hier könnt ihr schlafen*
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Wie immer ein interessanter Artikel, liebe Hilke, den Ort muss ich mir merken, vaut le détour;-) Beste Gruesse aus der wieder mal heissen Ostschweiz:-)
Rainer
Hallo Reiner, merci! Hab gerade gehört, dass uns Le Havre mit 38 Grad heute übertroffen hat. Wir hatten gestern 41 Grad, heuer sind’s nur 32. Viele Grüße in die Ostschweiz! Ich pendle immer durch die Schweiz, allerdings im Westen – und habe im Osten Familie…die gerade auf Amrum Ferien macht….Bises, Hilke
Ach, wie hübsch, da war ich gerade noch gewesen 🙂 Hast du auch die vielen Walderdbeeren auf dem Friedhof gesehen?!
Du hattest mich inspiriert… und, ups, jetzt hast Du mich erwischt: Ich habe sie genascht!!