Mittelalter-Häuser aus grobem Naturstein prägen die Gassen und Straßen im alten Llívia. Foto: Hilke Maunder
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Grenzhüpfer nach … Llívia

Mitten in Okzitanien versteckt sich im Osten der Pyrenäen seit mehr als 300 Jahren eine katalanische Exklave auf französischem Boden: Llívia.

Schuld daran ist der Traité des Pyrénées. Der Pyrenäenvertrag legte im Jahr 1659 neue Grenzen für die Königreiche Frankreich und Spanien fest. Er teilte die Hochebene der Cerdagne (Cerdanya) in zwei Teile.

Alle 33 Dörfer östlich der Demarkationslilnie sind seitdem französisch. Doch Llívia hatte 1528 von Karl V. die Rechte einer Kleinstadt erhalten. Darauf pochte sie 1659 – und widersetzte sich der Neuordnung. So wurde die Stadt, mit einer einst neutralen Straße an Spanien angebunden ist, zur spanische Exklave auf französischem Boden.

Llívai: Blick auf die Hochebene der Cerdagne. Foto: Hilke Maunder
Die Hochebene der Cerdagne. Foto: Hilke Maunder

Doch so richtig glücklich ist Bürgermeister Elies Nova nicht über die Einbindung in Spanien. Er kündigte daher für den 1. Oktober 2017 ein Referendum zur Unabhängigkeit an.

700 weitere Bürgermeister aus Katalonien planten ähnliches. Spanien reagierte prompt, erklärte die Abstimmung für verfassungswidrig und kürzte die Finanzen der Region.

Llívia: In der Atstadt. Foto: Hilke Maunder
In der Altstadt von Llívia. Foto: Hilke Maunder

Katalanisches Unikum

Doch in Llívia schlägt das Herz für Katalonien. Die Flagge der autonomen Region Catalunya weht im Wind. Gelbe Schleifen, mal groß, mal klein, fordern auch hier die Unabhängigkeit. Allerdings nicht ganz so aggressiv wie anderenorts

Wohl auch, um die Touristen nicht zu verschrecken, die aus dem nahen Font-Romeu oder aus Spanien herkommen, und eintauchen in das mittelalterliche Ambiente der denkmalgeschützten Altstadt, die sich über der schmucken Durchgangsstraße erhebt.

Direkt am Parkplatz findet ihr einen Plan für einen markierten Rundweg mit zehn Stationen durch das alte Llívia.

Llívia: markierter Rundweg zu den hisstorischen Stätten. Foto: Hilke Maunder
Ein markierter Rundweg führt euch zu den sehenswerten Stätten des alten Llívia.

Kein Geringerer als der Halbgott Herakles soll Llívia einst gegründet haben. Belegt ist, dass sich hier ein römisches Kastell auf einem Hügel erhob. Als Iulia Lybica bewachte die römische Festung die Strata Ceretana. Von Narbonne aus führte sie durch das Hochtal des Segre-Flusses bis ins katalanische Lleida. Ebenfalls aus der Antike erhalten sind die Fundamente eines römischen Forums.

Die Altstadt überragt seit dem 15. Jahrhundert die wehrhafte Pfarrkirche Nostra Senyora dels Àngels. Neben dem Sakralbau birgt residiert Bernat de So, einem der Verteidigungstürme der alten Stadtmauer, das Stadtmuseum.

Llívia. Foto: Hilke Maunder
Der Eingang zur Pfarrkirche und Reste der Stadtmauer. Foto: Hilke Maunder

Zu seinen Schätzen gehört auch das Inventar der Farmàcia Esteve, die Jautne Esteva bereits im Jahr 1415 gründete. Ladentisch und Labor, Bibliothek, Tiegel, Mörser und sogar der barocke Giftschrank sind von der Apotheke erhalten, die zu den ältesten Europas gehört.

Llívia: das Stadtmuseum. Foto: Hilke Maunder
Das Stadtmuseum neben der Pfarrkirche. Foto: Hilke Maunder

Llívia: meine Reisetipps

Schlemmen

Ambassade de Llívia

Mélina und Albert wollten ein „grenzüberschreitendes Restaurant“ schaffen – und das ist ihnen gelungen. Ihr Botschaft von Llívia ist eine genussvolle Oase, die die klassische französische Küche mit den besten Produkten der katalanischen Heimat vereint. Zugleich spiegelt es den Werdegang des Kochs. Albert Boronat i Miró wurde als Spanier in Tarragona geboren, besuchte in Katalonien die Schule – und ging mit 17 Jahren nach Frankreich, um dort zu kochen. Und dort traf er die ganz Großen und verfeinerte seine Kochkunst.

Er hat zehn Jahre mit Alain Ducasse in Monaco, Paris und Gstaad (Schweiz) gearbeitet, war Chefkoch eines seiner Restaurants in der Provence und hat an zig Büchern von Alain Ducasse mitgewirkt. Er wirbelte am Herd von Pariser Bistros, war Sous-Chef im Oustau de Baumanière und später in einem Restaurant von Jean André Charial de Baumanière in Montélimar, wo er 2011 einen Michelin-Stern erhielt.

Ihm zur Seite steht die Bretonin Mélina, Allair, die eigentlich Juwelierin werden wollte, keine Lehrstelle fand, daraufhin an der Paul-Augier-Schule studierte und im Hôtel Negresco arbeitete, ehe auch sie ihre kulinarische Reise begann. Ledoyen, Taillevent und dem Hotel de Crillon waren Stationen in Paris, bevor auf sie Ducasse-Gruppe kam. Und fortan mit Albert ihr Kochen und Leben verband.
• Carrer dels Forns, 15, 17527 Llívia, Tel. +34 972 89 65 35, www.ambassadedellivia.com

Restaurant Esquirol

Das Hotelrestaurant serviert typisch katalanische Küche. Wer bleiben möchte, quartiert sich in eines der modernen, rustikal-komfortablen Zimmer ein und genießt das Spa und den Außenpool.
• Avinguda de Catalunya, 58, 17527 Llívia,  Tel. +34 972 89 63 03, www.hotelesquirol.com

Hier könnt ihr schlafen*

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Llívia: an der Plaça Major. Foto: Hilke Maunder
An der Plaça Major. Foto: Hilke Maunder

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Llívia: in der Altstadt. Foto: Hilke Maunder
Feldstein und Holz: eine Gasse in der Altstadt. Foto: Hilke Maunder

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