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Val Thorens: Ski – mal Thrill, mal Zen

Aus La Belle en Cuisse duftet es würzig-deftig. Im kleinen Schlemmershop von Anne Daupeyroux stapeln sich Spezialitäten der Region: Geräucherte Würste und Schinken von Hirsch, Reh, Wildschwein und Bison, würzige Bergkäse wie Beaufort und Abondance, getrocknete Kräuter, Konfitüren aus Bergbeeren, hochprozentige Obstler und aromatisierte Öle.

Ihr Delikatessenladen versteckt sich nicht in einem charmanten Städtchen im Tale, sondern im höchstgelegenen Skiort Europas – in Val Thorens. Jede Skisaison in Frankreichs Alpen beginnt und endet dort. 2013, 2014, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020 wurde Val Tho‘ zum besten Skiort der Welt gewählt. 2015 hatte sich Kitzbühel den prestigeträchtigen Titel geschnappt, 2021 und 2022 war es Verbier gewesen.

Val Thorens: Ginette Bondier, Inhaberin des Feinkostladens "La Belle en Cuisse" mit Käse und Charcuterie-Spezialitäten aus Savoyen und Italien. Foto: Hilke Maunder
Ginette Bondier, Inhaberin des Feinkostladens La Belle en Cuisse mit Käse und Charcuterie-Spezialitäten aus Savoyen und Italien. Foto: Hilke Maunder

Skigebiet der Superlative

Nach drei Tagen mit Schneefall und stürmischen Winden reißt der Himmel über Val Thorens auf, und das Nebelloch im Hochgebirge präsentiert sich als weiß glitzernde Perle, umgeben von sechs Gletschern und acht Dreitausendern.

30 Lifte schwingen sich die tief verschneiten Hänge hinauf und erschließen im Herzen der Trois Vallées 150 Kilometer Abfahrtskilometer auf 88 Pisten. Das baumfreie Terrain zwischen der Épaule du Bouchet (3.230 m) und dem Plan de l’Eau (1.800 m) macht süchtig und entlockt selbst gesetzten Skifahrern plötzliche Juchzer.

Wow“, entfährt es einer englischen Studentengruppe an der Cime de Caron, wo 1.000 französische, italienische und Schweizer Bergspitzen den 3.200 m hohen Gipfel umzingeln und frisch präparierte Pisten über 900 Höhenmeter Richtung Orelle oder zurück nach Val Tho führen.

Val Thorens. Foto: HIlke Maunder
Blick vom Balkon auf eine Talabfahrt. Foto: Hilke Maunder

Hotspot der Boarder

Alljährlich Anfang Dezember wird die höchstgelegene Skistation Europas zum hotspot der Schneesurfer. Während der Ski-Boarderweek feiern mehr als 15.000 Rider bei Pro-Contests, Konzerten und Parties den Auftakt der Snowboardsaison und testen die neuen Modelle.

„Komm nach, wenn Du kannst“, sagt Julien an der Bergstation des Péclet, beugt sich in die Falllinie, schießt im Schuss von der Piste ins offene Gelände und carvt in weiten Schwüngen durch den Pulverschnee.

Auf einem Buckel reißt er sein Board hoch, dreht sich um die eigene Achse und surft bereits wieder durch den Schnee, der bei jedem slide pulverfein stobt. Als Skifahrer mit diesem Tempo mitzuhalten, ist nahezu unmöglich. Den Walkman im Ohr, wartet Julien am Lift. „Bleiben wir lieber auf den Pisten.“

Val Thorens: Ein altes Farmgebäude an der Straße nach Les Menuires; im Hintergrund Pointe de la Masse (2.804 m). Foto: Hilke Maunder
Ein altes Farmgebäude an der Straße nach Les Menuires; im Hintergrund Pointe de la Masse (2.804 m). Foto: Hilke Maunder

88 Pistenträume

Acht schwarze, 30 rote, 39 blaue und elf grüne Pisten mit insgesamt 150 Kilometer Länge erschließt der Skipass Val Thorens – Orelle, stolze 600 Kilometer der Liftpass der Trois Vallées. Je höher gelegen, desto schwieriger sind die Abfahrten.

Skiwandern und Wedel-Fun verbindet eine Tour auf den Gletscher Le Gébroulaz (3.500 m), die mit einem Aufstieg am Col de Thorens beginnt – und in einer 22 km langen Abfahrt endet.

Wedel-Cracks können an der Slalomstrecke Yannnick Richard ihre Zeit messen. Freestyler  erreichen über den Sessellift Deux Lacs den Snowpark , der neben einer Halfpipe mit 115 m Länge Rails, Big Air, Hip und Snowboard Cross bietet. Wenig weiter wagt der Nachwuchs erste Schwünge: Tafeln mit Tieren und Rätsel begleiten die einen Kilometer lange Piste der Espace Junior.

High Five auf der Funslope

Auf der Funslope von Val Thorens könnt ihr 900 Metern lang durch kurvige Pistenabschnitte, Tunnel, über Rampen, kleine Sprungschanzen fahren und am Ende mit einem High Five bei einer Puppe abklatschen. Die Abfahrt dauert etwa drei Minuten und verfügt über 50 Hindernisse. Ein Heidenspaß – besonders für die Kids!

Wie auch die Méga-Tyrolienne, weltweit höchstgelegene Flying-Fox-Anlage. 1300 Meter lang ist ihr Seil. Das sind 1 Minute und 45 Sekunden reines Vergnügen mit bis zu 100 km/h, Panoramaaussicht inklusive.

Noch mehr Kicks gefällig? Mountainbiken im Schnee, die Winter-Segways, das Skicross-Stadion, das Eistauchen im Lac du Lou… und dann auf Kikon-Liegestühlen chillen und den dancefloor unter freiem Himmel genießen – täglich von 17 bis 19 Uhr auf der Place du Caron.

Val Thorens: Die Verbindungsbrücke zum Ortsteil Balcons für Fußgänger und Skifahrer. Foto: Hilke Maunder
Die Verbindungsbrücke zum Ortsteil Les Balcons für Fußgänger und Skifahrer. Foto: Hilke Maunder

Ski in, ski out

Erst an den Haustüren der Hotels, Chalets und Apartmentstürmen enden die Skiwege. Als Val Thorens 1972 auf 2.300 Meter Höhe entstand, wurde alles getan, um dem Skifahrer das Leben zu erleichtern. Fahrzeuge wurden in Parkhäuser verbannt, Einkaufspassagen und Galerien zum wetterunabhängigen Schlendern und Shopping angelegt, Unterkünfte nahe der Lifte gestapelt.

Seit einigen Jahren hat ein Umdenken eingesetzt. Statt Funktionalität ist heute alpenländische Gemütlichkeit angesagt. Frühere Betonbauten wurden mit Holz und Stein verkleidet. Neubauten müssen im Chalet-Stil erfolgen. Oder temporär sein wie beiden Iglu-Pods, die das Hôtel Pashima auf sein Dach gestellt hat.

Val Thorens: Ortsteil Balcons; Ferienwohnungen im Chalet-Stil. Foto: Hilke Maunder
Im Ortsteil Les Balcons findet ihr Ferienwohnungen im Chalet-Stil. Foto: Hilke Maunder

Drei Täler

Sechs Übergänge verbinden Val Thorens mit den Abfahrten von Méribel. Von dort geht es über den Col de la Loze (2.274 m) und den Gipfel der Saulire (2.738 m) weiter bis nach Courchevel.

Die drei Täler, durch parallele Bergkämme getrennt, bilden Les Trois Vallées. Es ist das – so die Eigenwerbung – „größte Skigebiet der Welt“. Seine Dimensionen sind gigantischund in einem Skiurlaub nicht zu bewältigen  An 25 Bergen erschließen 183 Bahnen und Lifte 600 km Piste in 1.300 bis 3.230 m Höhe. Hinzu kommt ein schier unermessliches Tiefschnee-Terrain.

Garantiert schneesicher

Immer wieder ragen längliche, graue Rohre aus dem Schnee. Mit diesen Gazex-Einheiten, mehr als 50 an der Zahl, können Lawinen im baumfreien Gelände rund um Val Thorens per Knopfdruck aus der Ferne gesprengt werden. 13 Pistenraupen bringen die Abfahrten in Bestform – ein Service, den sich Val Thorens Nacht für Nacht Zehntausende Euro kosten lässt.

Wo der Wind die Schneemassen fortgeweht hat, helfen vor Ort 245, im Großraum 1.500 Schneekanonen nach. Sobald im Herbst die ersten Flocken fallen, macht sich die 500-Einwohner-Stadt für den Ansturm der Wintersportler bereit. Von November bis Mai dauert die Saison. Val Thorens ist der Skiort, mit dem das Skivergnügen in Frankreich beginnt und endet.

Val Thorens: Place du Coron - rechts Shops und Ferienwohnungen, von der Piste nur wenige Meter getrennt. Foto: Hilke Maunder
Die Place du Coron mit ihren Shops und Ferienwohnungen, von der Piste nur wenige Meter getrennt. Foto: Hilke Maunder

Adrenalinkicks abseits der Piste

Auch jenseits der Piste lockt Val Thorens mit Superlativen. Die präparierte Piste Le Toboggan, an der nur Schlitten der Liftgesellschaft SETAM zugelassen sind, ist mit sechs Kilometern die längste Rodelbahn Frankreichs. Das rasante Vergnügen beginnt an der Bergstation des Funitel Péclet.

Die Eistürme des Péclet-Gletschers stets im Blick, saust der Schlitten durch verdeckte Senken und enge Kurven, über steile Hänge und gerade Strecken, auf denen die Kufen immer mehr an Tempo gewinnen – erst nach 45 Minuten endet der Spaß.

Als größte überdachte Sportanlage der Alpen rühmt sich das Centre Sportif, ein bis 22 Uhr betriebsames Quartett aus Aquaclub, Indoorspielplatz, Sporthalle und Wellnesscenter in der Galerie de Caron.

Ein See unterhalb des Ortes bildet im Winter Europas höchsten Rundkurs – und seit zwei Jahrzehnten den eisigen Parcours für das Auto- und Motorradrennen Trophée Andros Anfang Dezember.

Legendäre Auto-Modelle, die ihre Glanzzeit in den 1980-90er-Jahren hatten, könnt ihr dort auf der Rundstrecke mit speziell entwickelten Reifen aus dem Eis fahren. Wichtig: Jeder, der sich hinter das Steuer setzt, wird von einem professionellen Guide begleitet.

Val Thorens: Skischüler der ESF auf der Place du Coron. Foto: Hilke Maunder
Skischüler der ESF auf der Place du Coron. Foto: Hilke Maunder

Frankreichs höchste Sterneküche

Einsame Spitze ist auch die Gastronomie. 2017  hatte Chefkoch Josselin Jeanblanc vom Restaurant Les Explorateurs des Hotels Pashmina von Michelin erstmals einen Stern erhalten – und seitdem all die Jahre wieder bestätigt. Freut euch auf eine Reise für alle Sinne. Nicht nur die Küche, sondern auch das Dekor wurde von den großen historischen Expeditionen im Hochgebirge inspiriert.

Savoyardische Spitzenküche serviert das Vieux Chalet mit einem Fondue nach Jägerart, das mit Fasan, Reh und Wild serviert wird. La Cabane verwöhnt mit raffinierter Feinschmeckerküche im Ortsteil Les Balcons. Und selbst die Weine, die länger als 20 Jahre in der Höhe gelagert haben, scheinen mir hier den Konkurrenten im Tal überlegen zu sein.

Wundert’s euch da noch, dass Val Thorens immer wieder zum besten Ski-Resort der Welt gekürt und als bestes Ski-Resort Frankreichs mit dem World Travel Award ausgezeichnet wurde?

Val Thorens: Blick vom Ortsteil Balcons auf das Zentrum der höchstgelegenen Skistation Europas (2.300 m). Foto: Hilke Maunder
Blick vom Ortsteil Balcons auf das Zentrum der höchstgelegenen Skistation Europas (2.300 m). Foto: Hilke Maunder

Meine Reisetipps

Hinkommen

Auto

mautpflichtige Autobahn A43 bis Albertville, ausgebaute Schnellstraße bis Moûtiers, dann 37 km auf der D117 bis Val Thorens. Pflicht: die kostenpflichtigen Parkhäuser und Parkplätze.

Bahn

TGV-Bahnhof in Moûtiers/Salins-les-Thermes

Flug

Flughäfen in Chambéry (100 km), Genf (153 km) und Lyon (193 km).

Schlafen und Schlemmen

24.466 Gästebetten in gut einem Dutzend Hotels sowie unzähligen „Résidences“, Ferienanlagen. Mir gefallen:

Club Med Sensations Val Thorens, 73440 Val Thorens, Grande Rue, Tel. 04 79 00 04 83, www.clubmed.de
All-inclusive Luxusclub für Sportliche – Kletterwand und Spa sorgen für Abwechslung

Le Fitz Roy, Place de l’Église,73440 Val Thorens, Tel. 04 79 00 04 78, www.beaumier.com
Stylisches Chalet-Hôtel mit fünf Sternen und 33 Zimmern mitten im Zentrum.

Chalet des Neiges, Rue du Gébroulaz,73440 Val Thorens, Tel. 04 79 01 09 78, www.chaletsdesneiges.com
18 Apartments mit Kamin; Hallenbad und Sauna.

Oxalys, direkt am Eingang der Station,73440 Val Thorens, Tel. 04 79 00 12 29, www.residence-oxalys.com
25 Appartements und Spabereich am Pistenrand.

Hôtel Le Pashima, Place du Slalom, 73440 Val Thorens, Tel. 04 79 00 09 99, www.hotelpashmina.com
42 Zimmer und Suiten mit 19 bis 70 m², 8 „Cosy Home“ mit 60 bis 155 m²,  2 Chalet-Wohnungen mit 130 m² und zwei Igloo Pods auf dem Dach.

• die Berghütte des Lou-Sees, La Masse 73440 Saint-Martin-de-Belleville, Tel. 06 12 20 61 44 und 04 79 24 20 81, https://lesmenuires.com. Mitten in den  Skigebieten Val Thorens und Les Menuires liegt diese alte Berghütte. Die Gemeinde Les Bellevilles hat sie 2017 mit viele Liebe zur Tradition renoviert. Ihr findet dort 31 Schlafplätze, eine Gemeinschaftsküche mit großem, langen Esstisch – und einen Hüttenwart vor Ort. Auch Eistauchen könnt ihr in diesem Tal!

Schlemmer-Shopping

La Belle en Cuisse, Immeuble Arcelle 1, 73440 Val Thorens, Tel. 04 79 00 04 30, www.la-belle-en-cuisse.fr

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3 Kommentare

  1. Vielen Dank für den Erfahrungsbericht zum Skifahren in Val Thrones. Mein Onkel hat mir ebenfalls erzählt, dass er letztes Jahr in Frankreich war. Die Ski in Ski out Aktivitäten klingen sehr interessant.

    1. Hallo Franziska, Franzosen mögen ski in, ski out sehr – und haben daher auch viele sehr funktionelle, hochmoderne Stationen dafür ins Hochgebirge gesetzt, zum Beispiel auch im Skigroßraum La Plagne. – oder La Mongie in den Pyrenäen.

  2. Die Saison naht und wir sitzen noch alle in den Startlöchern für den kommenden Skiurlaub. Wo es hin geht? Was für eine Frage. Nach Frankreich natürlich, wo alle eingefleischten Skifahrer hingehen um voll auf ihre Kosten zu kommen. Nach Val-Thorens. Der auf 2.300 Metern gelegene Ort am Rande des Belleville-Tals ist besonders für Wintersport-Fanatiker ausgelegt. Mit seiner außergewöhnlich hohen Schneequalität und vielseitigen Pisten aller Schwierigkeitsgrade kommt auf über 600 Pistenkilometern so alles zusammen, was perfekte Wintersportbedingungen ausmacht. Ach ja, auch die Sonne lässt sich in Val Thorens besonders oft blicken, und Après-Ski-Angebot gehört zu den besten in ganz Frankreich. Für viele ist der Ort der Inbegriff der frazösischen Freestyle-Szene und praktisch der Skiort der Jung- und Junggebliebenen. Neben rießigen Funparks, weiß Val Thorens aber auch mit vielen hochalpinen Pisten zu überzeugen. Wer sich aber mal an die Szenerie gewöhnt hat, sieht in Val Thorens schlichtweg einen der verrücktesten Skiorte der Alpen

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