Wilfried Albrecht. Foto: Wilfried Albrecht
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Mein Frankreich: Wilfried Albrecht

Mein Frankreich ist nicht nur Titel meines Blogs, sondern auch Programm: Ich möchte möglichst viele von euch animieren, euer Frankreich vorzustellen. Mein Frankreich – was bedeutet das für euch?

Heute antwortet Wilfried Albrecht. Über sich schreibt er: Ich bin Baujahr 1948. Nach Volksschule, Maurerlehre, zweitem Bildungsweg und Studium war ich als Architekt tätig. Seit 1970 lebe in Baunatal (Nordhessen). Ich bin verheiratet, habe eine Tochter und zwei Enkel.

28 Jahre war ich in Baunatal Stadtverordneter, weitere sieben Jahre ehrenamtlicher Stadtrat. 2016 wurde ich zum Ehrenbürger der Stadt Baunatal ernannt, 2017 zum Ehrenbürger der Stadt Vire in der Normandie.

Seit Beginn der Städtepartnerschaft Baunatal – Vire (Normandie) im Jahre 1983 habe ich diese aktiv mitgeprägt. Von 1986 bis 1991 war ich stellv. Vorsitzender und von 1991 bis 2017  Vorsitzender des Partnerschaftskomitees.  In dieser Zeit habe ich die Stadt Vire und die Normandie über 95-mal besucht.

Da die Entfernung zwischen den beiden Städten hin und zurück jeweils ca. 950 km beträgt, habe ich also rund 200.000 Kilometer in dieser Zeit zurückgelegt. Ein Auto also komplett für Städtepartnerschaft. Gewohnt habe ich bis 2017 in  Vire immer privat.

Wichtig für mich war und ist, sich für die andere Kultur zu interessieren, Freundschaften schließen, Freundschaften stiften und damit auch ein bisschen zur Völkerverständigung beitragen. Diese Partnerschaften sind so wichtig,  gerade jetzt, da es um die Idee Europa so viele Diskussionen gibt.

Das Rathaus von Vire. Foto: Wilfried Albrecht
Das Rathaus von Vire. Foto: Wilfried Albrecht

1982: Normandie, unsere erste Fahrt

In Baunatal wird 1982 über eine jumelage mit Vire in Frankreich diskutiert. Da ich seit einem Jahr (1981) im Stadtparlament sitze, bin ich natürlich auch davon betroffen und befürworte energisch diese Partnerschaft. Eine Vorab-Delegation war im April von einem geheimen Besuch in Vire mit positiven Eindrücken zurückgekommen. Da ich noch etwas Resturlaub hatte und ich mich, vor der Abstimmung, gern selbst informieren wollte, machte ich mich Ende Juli mit der Familie auf den Weg in Richtung Vire.

Erster Zwischenstopp war Köln mit dem Besuch in „Franz Kellers Restaurant“.  Am nächsten Morgen dann über die Autobahn in Belgien, noch mit Grenzkontrollen, bis zur ersten Raststätte an der A1 Aire de service d’Assevillers. Hier wurde getankt und ein erster café au lait getrunken.

So fuhren wir 1982 in die Normandie. Foto: Wilfried Albrecht
So fuhren wir 1982 in die Normandie. Foto: Wilfried Albrecht

Dann ging es auf die N29 über Amiens und Aumale in Richtung Rouen. Die Durchfahrt durch Amiens brachte mich zum Schwitzen. Damals war nur Karte, Spürsinn und rechtzeitiges Entdecken der nächsten Abzweigung angesagt. In der Nähe von Aumale wurde dann zum ersten Male die Normandie mit dem Département Seine-Maritime erreicht.

Die Weiterfahrt erfolgte über Rouen, auch hier war die Durchfahrt nicht einfach, dann auf die A 13, die „Normandie Autobahn“ und zu unserer ersten Übernachtung in Thury-Hartcourt in der Normannischen Schweiz. Im Hotel-Restaurant Relais de la Poste wurde übernachtet und vorzüglich gespeist.

Die Fahrt wurde durch die Normannische Schweiz fortgesetzt und gegen Mittag des 23.07.1982 erreichte ich erstmals die Stadt Vire. Es folgte eine Besichtigung von ca. drei Stunden. Der Platz des 6. Juni, der Uhr- und Wachturm, der Schlossplatz mit der Ruine und die Kirche Notre-Dame waren die besonderen Merkmale der ersten Tour.

Im Café Vivaldi gegenüber dem Rathaus wurde ein Kaffee getrunken. Das zum damaligen Zeitpunkt beste Restaurant in Vire, das Cheval Blanc, hatte an diesem Mittag geschlossen. Dieses Haus hatte damals im Michelin einen Stern. Es wurde Ende der 80er-Jahre geschlossen.  Über die N 175 ging die Fahrt zurück in unser Hotel.

Nach einem „kargen“ französischen Frühstück am nächsten Morgen, war eine Besichtigung des Mont-St.-Michel geplant. Anscheinend hatten aber an diesem Tage auch andere diese Besichtigung vor. Ein Durchkommen bis zum eigentlichen Eingang der Kirche war nicht möglich. Die rue war unpassierbar. So wurde der „heilige Berg“ diesmal leider nur von außen besichtigt.

Die Rückfahrt erfolgte über Avranches, Villedieu-les-Poeles,  Villers-Bocage nach Caen. Hier wurde im Hotel Dauphin am 25.07. und 26.07. übernachtet. Wir hatten in diesem Hotel viel Glück, da an dem Empfang uns eine deutsche Stimme erwartete. Eine Austauschstudentin aus Bayern war unsere Rettung. Damals sprach man in französischen Hotels noch nicht so gerne Deutsch.

Dass man sich nicht immer auf die Restaurantführer verlassen kann, erfuhr ich hier sehr deutlich. Da das Restaurant des Dauphins am 25.07. seinen Ruhetag hatte, wurde trotz Warnung unserer Studentin in dem mit einem Stern gekrönten Restaurant Le Relais des Gourmets ein Tisch gebucht.

Die Bedienung war unfreundlich, das Essen fast ungenießbar und die Rechnung gepfeffert. Zum Schluss stellte sich dann auch noch heraus, dass der Oberkellner aus Deutschland kam, uns aber in keiner Weise bei der Auswahl geholfen hatte. Das bereits hingelegte Trinkgeld wurde wieder zurückgenommen. Zwei Jahre später verlor das Restaurant verdientermaßen den Stern.

Am nächsten Tag erfolgte die Besichtigung der Invasionsküste. Von Caen über die D 22 erreichte man Arromanches-les-Bains mit seinen Resten des künstlichen Hafens. Die D 514 führte uns zu Port-en-Bessin mit seinem Hafen, dann nach Colleville-sur-Mer mit dem amerikanischen Soldatenfriedhof und zur Pointe du Hoc und nach La Cambe zum deutschen Soldatenfriedhof.

Für uns eine eindrucksvolle Studienreise, die aufregend war und sehnsüchtig machte nach den einmaligen Landschaften der Normandie, ihren Monumenten, ihrem Licht, der Vegetation und den doch freundlichen und herzlichen Menschen. Zum damaligen Zeitpunkt konnte ich noch nicht ahnen, dass dies alles in den nächsten Jahren, ja jahrzehntelang, in Erfüllung gehen sollte.

Über die N 13 ging es wieder zurück nach Caen. Das Abendessen wurde im Restaurant Dauphin eingenommen. Eine normannische Spezialität folgte nach der anderen, ein völlig anderes Essen als am Vortag.

Am 27.07.1982 wurde die Heimreise über Rouen – hier wurde die Innenstadt besichtigt – und Belgien angetreten. Ein ereignisreiches Wochenende ging zu Ende. Viele weitere Fahrten sollten folgen. Private Freundschaften eingeschlossen.

Wilfried Albrecht_credits_privat
Wilfried Albrecht. Foto: privat

Der Beitrag von Wilfried Albrecht ist ein Gastartikel in einer Reihe, in der alle, die dazu Lust haben, ihre Verbundenheit zu Frankreich ausdrücken können. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Frankreich, Erlebnisse, Gedanken. Ihr wollt mitmachen? Dann denkt bitte daran: 

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Vor der Veröffentlichung erhaltet ihr euren Beitrag zur Voransicht für etwaige Korrekturen oder Ergänzungen. Erst, wenn ihr zufrieden seid, plane ich ihn für eine Veröffentlichung ein. Merci !

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