Die Burg von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder
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Montbéliard: Frankreichs Schwäbin

Montbéliard ist bis heute im Herzen eine echte Schwäbin! Der Doppeladler, der im Wappen von Montbéliard zu finden ist, war auch das Symbol der Württemberger – und verweist auf die Wurzeln.

Ein deutscher Kaiser gründete vor knapp 1000 Jahren die ostfranzösische Stadt im Département Doubs. Fast 400 Jahre lang gehörte es als Mömpelgard von 1397 bis 1793 zum Haus Württemberg. Seine Stuttgarter Fürsten Ulrich und Christoph waren überzeugte Protestanten.

Bei den Protestanten ist die Bibel in den Kirchen stets aufgeschlagen in Frankreich. Foto: Hilke Maunder
Bei den Protestanten ist die Bibel in den Kirchen stets aufgeschlagen. Foto: Hilke Maunder

Hochburg der Protestanten

1538 schafften sie den katholische Gottesdienst ab. 1586 erhoben sie Luthers Lehre nach dem Prinzip cujus regio, ejus religio zur Staatsreligion. Mitten in Frankreich war Mümpelgart (auch Mömpelgard) eine protestantische Bastion  – sehr zum Ärger von Frankreichs katholischem König.

Die Grafschaft Mömpelgard auf einer Karte des Château-Musée. Foto: Hilke Maunder
Die Grafschaft Mömpelgard auf einer Karte des Château-Musée. Foto: Hilke Maunder

1559 wurde der Schulbesuch zur Pflicht für Jungen und Mädchen ab elf Jahren. Das Ziel der Herrscher: Jeder im Volk solle die Bibel, die nun offen in den Tempeln auslag, lesen können. Die Gottesdienste bei Hofe fanden auf Deutsch statt, fürs Volk auf Französisch.

Der <em>temple Saint-Martin</em> ist die älteste evangelische Kirche Frankreichs. Foto: Hilke Maunder
Der Temple Saint-Martin ist die älteste evangelische Kirche Frankreichs. Foto: Hilke Maunder

Auf dem Burgsporn besaßen die Fürsten in nächster Nähe zum Schloss einst eine eigene Kirche. Sie ist ist heute zerstört. In Zentrum der alten Stadt indes befindet sich mit dem Temple Saint-Martin die älteste protestantische Kirche Frankreichs.

Das Schloss von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder
Das Schloss von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder

Verfechter des Humanismus

Unter Friedrich I. erlebte Mömpelgard eine wirtschaftliche und künstlerische „Revolution“. Dieser humanistische Fürst, im Schloss von Montbéliard geboren, war ein aufgeklärter Herrscher der Renaissance.

Von seinen Reisen brachte er neue Ideen mit. Mit der Gestaltung seiner Residenzstadt betraute er seinen württembergischen Architekten Heinrich Schickhardt.

Blick auf das Schloss von Montbéliard vom Office de Tourisme aus. Foto: Hilke Maunder
Blick auf das Schloss von Montbéliard vom Office de Tourisme aus. Foto: Hilke Maunder

Ab 1676 besetzten die Franzosen immer wieder Montbéliard. Sie führten den katholischen Gottesdienst wieder ein und warben massiv für eine Auswanderung nach Kanada.

Blick auf die katholische Stadtkirche vom Allan-Fluss aus. Foto: Hilke Maunder
Blick auf die katholische Stadtkirche vom Allan-Fluss aus. Foto: Hilke Maunder

Nach 400 Jahren wieder französisch

So gelang es Frankreich, die württembergische Herrschaft so weit zurückdrängen, dass am  10. Oktober 1793 Bernard de Saintes im Namen Frankreichs Montbéliard in Besitz nehmen konnte. Nach vier Jahrhunderten Unabhängigkeit wurde Mömpelgard wieder französisch.

Die katholische Kirche Église Saint-Maimboeuf. Foto: Hilke Maunder
Die katholische Kirche Église Saint-Maimbœuf. Foto: Hilke Maunder

Die Verbindungen zu Württemberg wurden jedoch nicht unterbrochen. Am 6. Mai 1952 schlossen die Städte Montbéliard und Ludwigsburg bei Stuttgart eine der ersten Städtepartnerschaften nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Schlosshof erinnert ein zweisprachiges Denkmal an diese Verbindung.

Dieses Denkmal erinnert an die engen Verbindungen zu Stuttgart und Württemberg. Foto: Hilke Maunder
Dieses Denkmal erinnert an die engen Verbindungen zu Stuttgart und Württemberg. Foto: Hilke Maunder

Zeitreise in der Residenz

Das Schloss der Württemberger thront wuchtig und wehrhaft auf einem Felssporn. Von der ursprünglichen Residenz sind nur noch die beiden Rundtürme Tour Henriette und Tour Frédéric erhalten.

Das Schlossmuseum setzt auf Inklusion und bietet auch Führungen für Nicht-Sehende an. Foto: Hilke Maunder
Das Schlossmuseum setzt auf Inklusion und bietet auch Führungen für Nicht-Sehende an. Foto: Hilke Maunder

Sie ergänzt ein Wohntrakt aus dem 18. Jahrhundert. Im Innern blättert das Musée du Château de Montbéliard die Geschichte des Pays de Montbéliard von der Vorgeschichte an auf.

Auch römische Mosaiken aus dem <em>Pays de Montbéliard</em> zeigt das Schlossmuseum. Foto: Hilke Maunder
Auch römische Mosaike aus dem Pays de Montbéliard zeigt das Schlossmuseum. Foto: Hilke Maunder

Die Cuvier-Galerie für Naturgeschichte erinnert an Georges Cuvier (1769 – 1832). Cuvier gilt als Begründer der Paläontologie. Im Museum ist sein Arbeitszimmer nachgebildet.

Die Cuvier-Galerie. Foto: Hilke Maunder
Die Cuvier-Galerie. Foto: Hilke Maunder

Die Gemäldesammlung zeigt auch Werke von Jean Messagier (1920 – 1999), dem berühmtesten zeitgenössischen Maler aus Montbéliard.
• Cour du château, 25200 Montbéliard, Tel. 03 81 99 22 61, www.montbeliard.fr

<em>Tous les matins du monde</em> heißt dieses Gemälde von Jean Messagier. Foto: Hilke Maunder
Tous les matins du monde heißt dieses Gemälde von Jean Messagier. Foto: Hilke Maunder
Das Schlossmuseum von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder
Das Schlossmuseum von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder

Schickardts Erbe

Der Architekt der Stuttgarter Fürsten war Heinrich Schickhardt (1558 – 1635). Als Hofbaumeister und Stadtplaner holte er die Renaissance in die Residenzstadt Mömpelgard. Auf dem drei Kilometer langen, markierten Stadtrundgang Sentier Heinrich Schickhardt könnt ihr sein Erbe entdecken.

Die maison des gentilshommes von Heinrich Schickhardt. Foto: Hilke Maunder
Die Maison des gentilshommes von Heinrich Schickhardt. Foto: Hilke Maunder

Schickhardt war ein gelernter Schreiner. Das Architektenhandwerk erlernte er im Umgang mit dem herzoglichen Baumeister des württembergischen Hofs, Georg Beer. Für Herzog Friedrich erbaute Schickhardt ab 1598 die Neuveville (Neue Stadt) von Montbéliard.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Der schwäbische Leonardo da Vinci hinterließ nicht nur profane und sakrale Bauten, sondern auch bemerkenswerte hydraulische Anlagen. Seine Hydraulikmaschine (1595) versorgte das Schloss hoch auf dem Felsdorn einst mit Wasser.

Die Markthalle von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder
Die Markthalle von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder

Wer mehr von Schickhardt entdecken möchte, kann der Europäischen Kulturstraße Heinrich Schickhardt folgen, die Montbéliard berührt und bis nach Backnang im östlichen Baden-Württemberg führt.

Unikum:  die Yorbe oder Viorbe

<em>Yorbe</em> heißen in Montbéliard die Treppentürme. Foto: Hilke Maunder
Yorbe heißen in Montbéliard die Treppentürme. Foto: Hilke Maunder

Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Yorbe oder Viorbe in Montbéliard populär. Wer etwas auf sich hielt, setzte sich einen solchen Rundturm vor sein Haus, der die Treppe aufnahm.

Als Wendeltreppe verband sie alle Stockwerke des Gebäudes. Noch 40 dieser Treppentürme sind heute in Montbéliard erhalten. Die meisten befinden sich in Privatbesitz und sind nicht zugänglich.

Frankreichs protestantische Hochburg

Der Eingang zum <em>temple Saint-Martin</em>. Foto: Hilke Maunder
Der Eingang zum Temple Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder

Schickhardt entwarf auch DEN Temple Saint-Martin von Montbéliard. Das 1601 bis 1607 erbaute Gotteshaus ist der älteste und größte evangelische Kirchenbau in Frankreich.

Im Der Eingang zum Im <em>temple Saint-Martin</em>. Foto: Hilke Maunder
Der Eingang zum Temple Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder

37 Meter lang, 16 Meter breit und 11 Meter hoch, erhebt sich die Kirche im Renaissancestil gegenüber der Mairie auf der Place Saint-Martin.

Das Denkmal für Georges Cuvier steht vor dem Rathaus auf der Place Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder
Das Denkmal für Georges Cuvier steht vor dem Rathaus auf der Place Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder

Ihre Fassade aus Jura-Sandstein hebt sich hell vom Rathaus aus rotem Vogesensandstein ab und sorgt für architektonische Spannung auf dem weiten Platz, an dem ebenfalls der Sandsteinbau der Banque de France aus dem 16. Jahrhundert zu finden ist.

Die <em>Banque de France</em>. Foto: Hilke Maunder
Die Banque de France. Foto: Hilke Maunder

Automobile Abenteuer: das Musée de l’Aventure Peugeot

1810 strukturierten die Brüder Jean-Frédéric und Jean-Pierre Peugeot die Wassermühle der Familie in Hérimoncourt (Doubs) zu einer Stahlgießerei um und gründeten Peugeot.

Die Krinoline von Peugeot. Foto: Hilke Maunder
Die Krinoline von Peugeot. Foto: Hilke Maunder

Mit einer Lightweight-Krinoline, die statt fünf Kilogramm nur 500 Gramm wog, begann die Siegesgeschichte. Sägeblätter, Waschmaschinen und Nähmaschinen, Gewürz-, Salz-  und Kaffeemühlen folgten.

Die Kaffeemühlen von Peugeot. Foto: Hilke Maunder
Die Kaffeemühlen von Peugeot. Foto: Hilke Maunder

1889 präsentierte Armand Peugeot auf der Pariser Weltausstellung das erste Peugeot-FahrzEug – ein Dreirad mit Dampfantrieb, das Peugeot gemeinsam mit Léon Serpollet entwickelt hatte.

Automobile Veteranen von Peugeot. Foto: Hilke Maunder
Automobile Veteranen von Peugeot. Foto: Hilke Maunder

Wie sich die Autowelt seitdem entwickelt hat, und wie Peugeot inzwischen seit mehr als 200 Jahren Industriegeschichte schreibt, verrät das Peugeot-Museum in nächster Nähe zum Automobilwerk von Sochaux,
• Carrefour de l’Europe, 25600 Sochaux, Tel. 03 81 99 42 03, www.museepeugeot.com

Auch der Rennsport ist im Peugeot-Museum präsent. Foto: Hilke Maunder
Auch der Rennsport ist im Peugeot-Museum präsent. Foto: Hilke Maunder

Retro-Runde: die Balade en Voiture Ancienne

Nicht nur im Museum bewundern, sondern hautnah erleben könnt ihr einige der mobilen Veteranen bei einer Balade en Voiture Ancienne. Jean-Luc Tissot und Denis Pechin vom Club des Vieux Volants Franc-Comtois de Sochaux bieten diese historischen Rundfahrten durch das Pays de Montbéliard über das Office de Tourisme an.

Jean-Luc Tissot (l.) und Denis Pechin vom Club des Vieux Volants Franc-Comtois de Sochaux starten zu historischen Rundfahrten durch das <em>Pays de Montbéliard</em>. Foto: Hilke Maunder
Jean-Luc Tissot (l.) und Denis Pechin vom Club des Vieux Volants Franc-Comtois de Sochaux starten zu historischen Rundfahrten durch das Pays de Montbéliard. Foto: Hilke Maunder

Bei ihren Touren geht es zunächst in die Altstadt von Montbéliard, dann hinauf zum Mont-Bart und vorbei am Hafen zurück zum Office de Tourisme.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Das ist die Standardtour – aber natürlich lassen sich auch individuelle Touren und Ausflüge mit dem Präsidenten und Vizepräsidenten des Club des Vieux Volants Franc-Comtois de Sochaux vereinbaren!
www.facebook.com

Unterwegs im Renault-Veteranen. Foto: Hilke Maunder
Unterwegs im Renault-Veteranen. Foto: Hilke Maunder

Spielerisch Natur erforschen

Auf einer Halbinsel zwischen dem Allan-Fluss und dem Canal-du-Rhône-au-Rhin verbindet der Parc Scientifique du Près-la-Rose im Herzen der Stadt das Naturerlebnis mit Wissenschaft und Technik – vom Galileobrunnen bis zum Heckenlabyrinth. Der Pavillon des Sciences ergänzt das Angebot mit spannenden interaktiven Ausstellungen.

Am Ufer des Allan. Foto: Hilke Maunder
Am Ufer des Allan. Foto: Hilke Maunder

Im daran anschließenden Park Île en Mouvement dreht sich alles um Bewegung. Wie nimmt unser Körper sie war, fragen dort fünf Entdeckungseinheiten mit Spielgeräten und Info-Tafeln.

Eine große Drehscheibe bringt den Körper in Bewegung. Brücke, Trampolin und Drahtseil fordern Kopf und Beine, Reifenschaukeln echten Teamgeist.
• 1, impasse de la Presqu’Ile, 25200 Montbéliard, Tel. 03 81 91 46 83, www.pavillon-sciences.com/web/parcs/l-ile-en-mouvement

Fort du Mont-Bart

Auf dem Mont-Bart erinnert ein Panzer an die einstige militärische Funktion der Festung. Foto: Hilke Maunder
Auf dem Mont-Bart erinnert ein Panzer an die einstige militärische Funktion der Festung. Foto: Hilke Maunder

497 Meter hoch überragt der Mont-Bart die Täler der Lizaine und des Doubs und eröffnet weite Blicke über das Umland von Montbéliard. Seine Hügelspitze bekrönt eine Festung aus dem 19. Jahrhundert.

Der Blick vom Mont-Bart auf Montbéliard. Foto: Hilke Maunder
Der Blick vom Mont-Bart auf Montbéliard. Foto: Hilke Maunder

Nach der Niederlage im deutsch-französischen Krieg 1870 hatte sich die Grenze vom Rhein in die Vogesen verschoben. Aus Angst vor einem neuen Angriff der deutschen Armee beauftragte General Séré de Rivières den Bau einer neuen Verteidigungslinie.

Der Ausblick auf das Tal des Doubs. Foto: Hilke Maunder
Der Ausblick auf das Tal des Doubs. Foto: Hilke Maunder

Die Forts sollten die Deutschen auf strategische Punkte lenken und sie von ihrem Nachschub abschneiden, um die zahlenmäßige Unterlegenheit der französischen Armee auszugleichen.

1874 bis 1879 wurde dazu das Fort Mont-Bart gebaut. Zusammen mit den benachbarten Forts Mont-Vaudois, Lomont, Lachaux und der Batterie von Roches bildete es die die letzte Widerstandslinie in Richtung Besançon.
• Rue du Mont-Bart, Bavans

Schöner Stoff: la verquelure

Die berühmte verquelure aus Montbéliard. Foto: Hilke Maunder
Die berühmte verquelure aus Montbéliard. Foto: Hilke Maunder

Für den Anbau von Leinen war der Landstrich um Montbéliard klimatisch nicht geeignet. Doch Hanf gedieh in den feuchten und fruchtbaren Gebieten der Chènevière ausgezeichnet. Nach der Ernte im Herbst wurden die Fasern von Hand vom Stängel getrennt und mit einer Spindel gesponnen.

Der raue Hanfstoff, im 16. Jahrhundert verquelée genannt, wurde danach zu einfachem Tuch oder zu Damast für Tischdecken und Servietten gewebt. Heute erlebt der Montbéliard-Stoff als verquelure eine neue Renaissance. Doch sein Look ist unverändert. Sein Design besteht auch heute ganz klassisch aus zwei- oder dreifarbigen Karomustern in Weiß, Blau und Rot.

Im <em>Office de Tourisme</em> gibt es zahlreiche handgefertigte Souvenirs aus dem Verquelure-Stoff. Foto: Hilke Maunder
Im Office de Tourisme gibt es zahlreiche handgefertigte Souvenirs aus dem Verquelure-Stoff. Foto: Hilke Maunder

Neu belebt wurde die alte Webtradition von Cédric Plumey. Mit 24 Jahren hat der scheue junge Weber im Gründerzentrum von Étupes eine traditionelle Weberei eröffnet: La Manufacture Métis. Dort webt er nun für das Fremdenverkehrsamt des Pays de Montbéliard auf alten Webstühle wieder die Traditionsstoffe der einstigen Grafschaft. Im Office de Tourisme könnt ihr sie erwerben.

Doppelter Genuss

Mit den Mennoniten kam eine Berner Milchkuh aus den Schweizer Bergen in die Grafschaft, die zum kulinarischen Wahrzeichen des Landstrichs wurde. Die Katholiken hatten die gläubigen Viehzüchter aus ihrer Schweizer Heimat vertrieben. Beim protestantischen Herzog von Württemberg fanden sie Aufnahme. Jener erkannte schnell ihr landwirtschaftliches Know-how, beschlagnahmte Land für sie und unterstützte ihre Ansiedlung.

Im Glas ein Vin Jaune, auf dem Teller Comté-Käse: typische Genussmomente aus dem Jura. Foto: Hilke Maunder
Im Glas ein Vin Jaune, auf dem Teller Comté-Käse:Genussmomente! Foto: Hilke Maunder

Ein Nachfahre der geflüchteten Mennoniten war der Viehzüchter Joseph Graber. Er stellte  1872 auf einer Landwirtschaftsmesse in Langres seine Montbéliarde vor. 1889 wurde die Rasse offiziell ins Zuchtbuch aufgenommen. Aus der Milch der Kühe wird der beliebteste Käse der Franzosen herstellt: der Rohmilch-Hartkäse Comté. Sie futtern jährlich 45.000 Tonnen dieses milden Bergkäse.

Die Saucisse de Montbéliard ist eine grobe Räucherwurst aus Schweinefleisch, Speck und Gewürzen. Sie wird traditionell in großen, pyramidenartigen Kammern – thués genannt – über Nadelholz kalt geräuchert. Meist wird Tannen- oder Fichtenholz verwendet, manchmal auch Wacholderholz.

Üppig: der Geranienschmuck eines Hauses in der Rue de Belfort. Foto: Hilke Maunder
Üppig: der Geranienschmuck eines Hauses in der Rue de Belfort. Foto: Hilke Maunder

Montbéliard: Meine Reisetipps

Aktiv

Radelspaß am Kanal

Der Hafen von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder
Der Hafen von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder

Die Radwanderstrecke von Nantes nach Budapest durchquert das Pays Montbéliard auf den Treidelwegen des Canal-du-Rhône-au-Rhin. Unterwegs kommt ihr an zwei bemerkenswerten Bauwerken vorbei: der Zugbrücke von Courcelles-les-Montbéliard und der Kanalbrücke von Allenjoie.

Direkt am Hafen findet ihr diese Freiluftcafé. Foto: Hilke Maunder
Direkt am Hafen findet ihr dieses Freiluftcafé. Foto: Hilke Maunder

Abkühlung im Doubs

Dort, wo der Pont de Roilde in einer Schleife den Doubs überspannt, findet ihr im Sommer ein Strandbad mit alkoholfreier Bar. Dort könnt ihr im Juli und August an den Wochenenden auch Kanus ausleihen.

Nicht verpassen

Musée de l’Hôtel Beurnier-Rossel

Bürgerliche Lebensart im <em>Musée de l'Hôtel Beurnier-Rossel</em>. Foto: Hilke Maunder
Bürgerliche Lebensart im Musée de l’Hôtel Beurnier-Rossel. Foto: Hilke Maunder

Das 1774 erbaute Patrizierhaus bewahrt die (groß-) bürgerliche Lebensart vergangener Zeiten mit  Wandteppichen und Möbeln  aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Bibeln und diairis, bestickten Samthauben für Frauen.

An die Uhrmachertradition von Montbéliard erinnert im Dachgeschoss eine umfangreiche Sammlung von Spieluhren der Marke L’Epée.
• 8, Place Saint-Martin,25200  Montbéliard, Tel. 03 81 99 22 61, www.montbeliard.fr

Solche <em>diairi</em> genannte Hauben trugen einst protestantische Frauen im Montbéliard. Foto: Hilke Maunder
Solche diairi sgenannte Hauben trugen einst protestantische Frauen im Montbéliard. Foto: Hilke Maunder

Le 19 – CRAC Centre Régional d’Art Contemporain

In einer ehemaligen Peugeot-Garage könnt ihr Künstler aus allen Richtungen und allen Ländern bei wechselnden Ausstellungen entdecken.
• 19, Avenue des Alliés, 25200 Montbéliard, Tel. 03 81 94 43 58, https://le19crac.com

Im Sommer verwandelt sich der Schlosshof in eine <em>guinguette</em> mit kunterbunten Fantasietieren. Foto: Hilke Maunder
Im Sommer verwandelt sich der Schlosshof in eine guinguette mit kunterbunten exotischen Tieren. Foto: Hilke Maunder

Schlemmen

La Pause Gourmande

Beliebt für einen Mittagstisch mit typischer Lokalküche der Franche-Comté: das kleine Altstadtrestaurant La Pause Gourmande.

Üppig: die <em>planche comtoise</em> der Pause Gourmance. Foto: Hilke Maunder
Üppig: die planche comtoise der Pause Gourmande. Foto: Hilke Maunder

• 4 bis, Rue du Château, 25200 Montbéliard, Tel. 03 81 91 27 58, https://s732071772.1and1.websitebuilder.online

Les Bains Douches

Les Bains Douches von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder
Les Bains Douches von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder

Die ehemaligen öffentlichen Bäder von Montbéliard sind heute eine stylische wie angesagte Adresse zum Schlemmen am Ufer des Allan. Integriert in den Bau ist das Stadttheater.

Die Terrasse am Allan. Foto: Hilke Maunder
Die Terrasse am Allan. Foto: Hilke Maunder

Die Karte prägt eine frische, moderne Landesküche, die lokale Hausmannskost und französische Klassiker kreativ neu belegt.
• 4, rue Charles Contejean, 25200 Montbéliard, Tel. 03 81 98 75 41, www.bainsdouches-montbeliard.com

Magret de Canard. Foto: Hilke Maunder
Magret de Canard. Foto: Hilke Maunder
Seeteufel (<em>lotte</em>) auf Krebsravioles. Foto: Hilke Maunder
Seeteufel (lotte) auf Krebsravioles. Foto: Hilke Maunder
<em>Sapin comtois</em> nennt sich das Dessert, das Stickstoff verzaubert. Foto: Hilke Maunder
Sapin comtois nennt sich das Dessert, das Stickstoff verzaubert. Foto: Hilke Maunder

Schlafen

Hôtel La Balance

In einem historischen Gebäude aus dem 16. Jahrhundert bewahrt das Hôtel de la Balance mit knarzendem Fischgrätenparkett, ornamentalen Wandtapeten und nostalgischen Wohnaccessoires den Charme jener Zeit, elegant wie romantisch zugleich.
• 40, rue de Belfort, 25200 Montbéliard, Tel. 03 8196 77 41, www.hotellabalance.fr

Auch Lattre de Tassigny, der Befreier von Montbéliard, logierte im Hôtel La Balance. Foto: Hilke Maunder
Auch Lattre de Tassigny, der Befreier von Montbéliard, logierte im Hôtel La Balance. Foto: Hilke Maunder
Ein typisches Doppelzimmer zur Hofseite. Foto: Hilke Maunder
Ein typisches Doppelzimmer der gehobenen Kategorie zur Hofseite. Foto: Hilke Maunder
Hôtel La Balance. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Ein Standardzimmer im Hôtel de la Balance von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder
Ein Standardzimmer im Hôtel de la Balance von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder
Der Speisesaal im Hôtel de la Balance von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder
Der Speisesaal im Hôtel de la Balance von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder

Noch mehr Betten*
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Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Shopping und schauen: ein Freiluftlokal der Fußgängerzone der historischen Altstadt.
Shopping und schauen: ein Freiluftlokal der Fußgängerzone der historischen Altstadt.

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Im Blog

Mehr zu den Verbindungen zwischen Stuttgart und Frankreich erfahrt ihr in diesem Beitrag.

So viel Frankreich steckt im … Großraum Stuttgart

Im Buch

Secret Citys Frankreich*

Gemeinsam mit meinem geschätzten Kollegen Klaus Simon stelle ich in diesem Band 60 Orte in Frankreich vor, die echte Perlen abseits des touristischen Mainstreams sind. Le Malzieu in der Lozère, Langogne im Massif Central, aber auch Dax, das den meisten wohl nur als Kurort bekannt ist.

Mit dabei sind auch Sens, eine filmreife Stadt im Norden von Frankreich, und viele andere tolle Destinationen. Frankreich für Kenner  – und Neugierige!

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Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
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In der Fußgängerzone von Montbéliard. Foto: Hilke Maunder
Schliffe: Die Bushaltestelle könnte glatt in Württemberg stehen... Foto: Hilke Maunder
Schliffe: Die Bushaltestelle könnte glatt in Württemberg stehen. Foto: Hilke Maunder

8 Kommentare

  1. Liebe Hilke, im letzten Jahr haben wir den Canal Rhone-Rhin befahren und sind dann auch in Montbeliard gelandet. Der Kanal hat uns sehr gefallen, da er zeitweise über den Doubs führt und dies eine absolut phantastische Strecke ist. In Montbeliard waren wir mehrere Tage und haben uns die Altstadt, das Schloss und die dort ausgestellten Kunstobjekte angeschaut. Bei den Fahradtouren durch den Park am Kanal haben wir die unglaubliche Blüternpracht, die exotischen Bäume und die phantastischen Spielmöglichkeiten für Kinder aber auch Erwachsene bewundert. Direkt am Fahrradweg am Kanal befindet sich auch ein sehenswertes Foucaltsches Pendel. Der Besuch des Peugeotmuseums musste leider wegen zweier Fahrradplatten ausfallen, dafür ist ein Besuch des „Relais du Port“ empfehlenswert. Direkt am Hafen, direkt am Fahrradweg bietet es am Mittag ein schmackhaftes Mittagessen oder leckere Kuchen an. Ein Ort zum Entspannen und zum Genießen. Sehr empfehlenswert für die Fahrradreisenden. Vielen Dank für deine schönen, interessanten Berichte! Meine Frau und ich fahren schon seit Jahrzehnten durch Frankreich mit dem Boot, freuen uns immer über Neuigkeiten oder bereits bekannte Orte.
    Viele Grüße Jürgen

  2. Liebe Hilke
    Na,da wohne ich so nah und war noch nie im Zentrum von Montbéliard.
    Ich denke, dass man die Stadt zuerst erobern muss, bevor das Herz höher pocht.
    Offenbar gibt es sehr viel zu entdecken und ich freue mich, im Sommer hinfahren zu können.
    Liebe Grüsse aus 70270 Fresse (le Sauvillery)
    Gerda

    1. Liebe Gerda, dann nichts wie hin! Und auch ins nahe Peugeot-Museum, wo es nicht nur Autos zu sehen gibt, sondern selbst eine Krinoline von Peugeot!
      Herzliche Grüße! Hilke

  3. Guten Morgen,
    sehr oft läßt man auf dem Weg zu seinem Ziel ( Atlantikküste, Provence, ….) viele „Kleinode“ unbeachtet auf seiner Strecke liegen. Wir haben auf unseren Touren mit unseren Kinder in der Regel 2 Übernachtungen auf der Hinreise und 1 auf der Rückreise eingeplant und so zahlreiche Städte – zugegebenermaßen eher „oberflächlich“ , aber sehr oft stimmungsvoll, eindrucksvoll – ich weiß nicht wie man es ausdrücken soll – erlebt. Wir, die heute erwachsenen Kinder und wir, zehren noch heute von diesen „Zwischenaufenthalten“. Es hat sich jede Stadt „gelohnt“, auch wenn man nur einen vermeintlich oberflächlichen Eindruck bekommt.
    Ich genieße die Berichte jedesmal, manche verbinden mit persönlichen Erinnerungen so wie dieser!
    Danke

  4. Liebe Hilke,
    erst einaml vielen Dank für den wunderbaren Bericht über Montbéliard.
    Ein absolutes Muss ist hier der Weihnachtsmarkt. Ich wollte 2019 (die Gelbwesten waren gerade aktiv) die Weihnachtsmärkte im Alsace besuchen. Da ich in Colmar kein Zimmer mehr gefunden habe, ich ich mich in Belfort einquartiert. Von dort aus bin ich auch nach „Mömpelgard“; ich war so begeistert von Markt und Stadt, dass ich noch zweimal hingefahren bin (dafür Strasbourg habe ausfallen lassen). Für mich schlägt der Markt die Märkte von Nürnberg, Strasbourg oder Dortmund (wo ich 33 Jahre gewohnt habe und dessen Weinachtsmarkt ich trotz der vielen Holländer/innen an den Wochenende bis dahin für den schönsten Markt gehalten habe) um Längen.
    Hier zwei Links zu dem Markt:
    https://www.jds.fr/manifestations/noel/noel-a-montbeliard-animations-et-marche-de-noel-lumieres-de-noel-128676_A
    http://www.lumieres-de-noel.fr/
    Ich habe mich auf Grund Deines Berichtes gerade entschlossen, den Mittelpunkt der geplanten Weihnachtsmarkt-Tour im November/Dezember nach Montbéliard zu legen und auch die Häuser/Orte zu besuchen, wo ich seinerzeit nicht war. Das Alsace muss sich dann mit ein paar Kurz-Tripps zufrieden geben.
    Nochmals vielen Dank für die Infos.
    Hannes

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