Das Lotsenboot

Phare de Richard: Zeitreise am Leuchtturm

Das Leuchtturm-Museum in Richard ist ein ganz besonderer Ort für eine Zeitreise an der Gironde. Grandios eröffnet er aus 18 Metern Höhe grandiose Weltblicke über die Spitze der Médoc-Halbinsel.

Wo heute sich Wälder und Weiden, Weinberge und Wiesen befinden, erstreckte sich einst eine sumpfige, unwirtliche Gegend. Mithilfe von Holländern wurde das Land trockengelegt, verrät das kleine Museum im 1846 fertiggestellten Leuchtturm. Mit Exponaten und Modellen, Karten und Fotos blättert es das Leben im Mündungsgebiet seit dem 19. Jahrhundert auf.

Der Leuchtturm von Richard an der Mündung der Gironde. Foto: Hilke Maunder
Der Phare de Richard an der Mündung der Gironde. Foto: Hilke Maunder

Mehrere Signaltürme

Der Leuchtturm Phare de Richard ist eine maison-phare, ein Seezeichen samt Wärterhaus. 1846 wurde er zusammen mit dem ersten französischen Feuerschiff Talais I in Betrieb genommen.

Gemeinsam sicherten sie einen Teil der Gironde-Mündung. Als das Leuchtfeuer sich als zu klein erwies, wurde es durch einen metallischen, 31 Meter hohen Leuchtturm ersetzt, der 1870 direkt daneben errichtet wurde. Jener funktionierte bis 1953 und wurde 1956 abgerissen. Heute ist von jenem zweiten Leuchtturm nur noch der Sockel erhalten.

Diese kleine Kanone wurde zur Verteidigung des Seezeichens ans Ufer gesetzt. Foto: Hilke Maunder
Diese kleine Kanone wurde zur Verteidigung des Seezeichens ans Ufer gesetzt. Foto: Hilke Maunder

Die Rettung der phare-maison

Der Leuchtturmwärter und seine Familie lebten bis 1953 dort. 1956 wurde das Leuchtturmhaus verkauft. Da seine Besitzer das historische Erbe zu stark vernachlässigten, kaufte es 1988 die Gemeinde Jau-Dignac-et-Loirac. Unterstützt vom Bürgermeister, drängte eine Gruppe Jugendlicher auf eine Restaurierung. Und machte sich ans Werk.

Frisch saniert, öffnete die Kommune den Leuchtturmbereich für Besucher und übertrug 1993 die Verwaltung dem Verein Association Communale du Phare de Richard. Er betreibt das Musée de la Vie Estuarienne

Ein Wanderweg führt vom Leuchtturm zum tideabhängigen Hafen von Richard. Foto: Hilke Maunder
Ein Wanderweg führt vom Leuchtturm zum tideabhängigen Hafen von Richard. Foto: Hilke Maunder

Die mattes des Médoc

Unten drei, oben 2,69 Meter breit ist der Leuchtturm. 63 Stufen, aus den Steinen des Steinbruchs von Berrières (Gironde) geschlagen, führen hinauf. Kleine, längliche Fenster lassen etwas Licht eindringen.

Dann öffnet sich eine Tür und eine frische, salzige Brise umweht das Haupt. Wo heute sich die Polder erstrecken, ragten einst mehrere kleine Inseln aus dem Sumpf: Talais und die Dörfer Jau, Dignac und Loirac.

Bei Flut erstreckte sich die Mündung bis Saint-Vivien-Queyrac und Lesparre und umfloss Bégadan. Auf Initiative von Heinrich IV. und des Duc d’Épernon wurde mithilfe von Holländern das Land trockengelegt.

Der Hafen von Richard fällt bei Ebbe trocken. Foto: Hilke Maunder
Der Hafen von Richard fällt bei Ebbe trocken. Foto: Hilke Maunder

Im Rhythmus der Gezeiten

Die mattes du Médoc genannten Polder schützt ein mehr als 20 Kilometer langer Deich. Zur Wasserseite ist er mit Betonblöcken und Steinen befestigt, landein begrünt. Millionen Hektar wurden so seit dem 17. Jahrhundert dem Ästuar abgerungen.

Kanäle mit Schleusen regeln den Wasserzu- und abfluss. Fischerhütten auf Stelzen säumen das Ufer. Seit dem Mittelalter ist rund um den Phare  de Richard die Fischerei mit carrelets belegt. Im Sommer könnt ihr sie bei der nuit des carrelets erleben!

Ein <em>carrelet</em> steht direkt am Leuchtturm von Richard. Foto: Hilke Maunder
Ein carrelet steht direkt am Leuchtturm von Richard. Foto: Hilke Maunder

Die Renaissance des Weinbaus

Die Weinstöcke waren um 1970 rund um den Leuchtturm von Richard nahezu verschwunden. 1824 waren dort noch mehr als 300 Tonnen Wein jedes Jahr hergestellt worden, verraten die Archive. 1969 indes wurde keine einzige Kommune dort mehr als Weinort aufgeführt im Féret, der Bibel für alle Profis und Liebhaber von Wein.

1973 leitete der Eigentümer des Château Sestignan die Renaissance des Weinbaus ein. Ihm folgten weitere Winzer. Heute erstrecken sich die Weingärten von Jau-Dignac-et-Loirc auf mehr als 300 Hektar.

Corine und Christian Denis vom Château Haut Brisey. Foto: Hilke Maunder
Corine und Christian Denis vom Château Haut-Brisey. Foto: Hilke Maunder

Dort bewirtschaften auch Corine und Christian Denis seit vier Jahrzehnten einen kleinen Weinberg, der heute eine HVE-Zertifizierung (High Environmental Value) anstrebt.

Wer mag, kann auch bei ihnen auf dem Weingut Château Haut-Brisey ein paar entspannte Urlaubstage verbringen und hautnah den Weinbau auf dem Médoc kennenlernen.

Corine Denis leitet das Familienweingut Haut-Brisey. Foto: Hilke Maunder
Corine Denis leitet das Familienweingut Haut-Brisey. Foto: Hilke Maunder

Phare Richard: meine Reisetipps

Hinkommen

• 33590 Jau-Dignac-et-Loirac,  www.medoc-atlantique.de/fiches/phare-de-richard

Bus

Linie 703  ab Bordeaux bis Lesparre-Médoc, dort Linie 784 bis Port de Richard.

Erleben

Fête du Phare de Richard

Alljährlich Anfang August feiert der Phare de Richard einen Tag lang sein Leuchtturmfest.

Wandern

Am Leuchtturm beginnen zwei Rundwanderwege, 15 und 24 Kilometer lang. Flussaufwärts kommt ihr vorbei an der gallorömischen Ausgrabungsstätte La Chapelle mit Resten eines kleinen Tempels und einer Nekropole einer einflussreichen Familie zum kleinen Hafen Port de Goulée mit seinen Booten, die bei Ebbe auf dem Schlick liegen, flussabwärts locken mehreren carrelets.

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Der Leuchtturm von Richard an der Mündung der Gironde. Foto: Hilke Maunder
Der Phare de Richard an der Mündung der Gironde. Foto: Hilke Maunder

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