Cagnes: Winter an der Côte d’Azur
Haut-de-Cagnes ist ein mittelalterliches Juwel, das zeitlose Ruhe ausstrahlt. Hoch auf seinem Hügel bewahrt das Dorf die Patina alter Häuser, verwinkelte Gassen und eine Atmosphäre, die Künstler wie Renoir und Cocteau inspiriert hat.
Es gibt Orte, die kenne ich nur abends. Nachts. Nach dem Job, nach Pressekonferenzen oder anderen Terminen. Und so kam ich auch nach Cagnes-sur-Mer an die Côte d’Azur. Abends im Winter. Trocken, ein wenig wolkenverhangen, aber nicht allzu kalt. Doch die Saison war vorbei. 19 Uhr zeigte die Uhr. Damit war es zu spät für das Renoir-Museum.
Renoir hatte seine letzten zwölf Lebensjahre in der Umgebung von Cagnes auf der Domaine des Collettes verbracht, weil ihm in Paris seine Arthritis zu sehr zu schaffen machte. Seine Villa wandelte sich zum Musée Renoir. Dort könnt ihr heute seine Farbpalette, seinen Rollstuhl, 14 Originale und einige Skulpturen des Meisters bewundern.

Sanft rollte das Mittelmeer auf den Strand. Baden? Im Winter an der Côte d’Azur? Warum nicht, flüstert die Norddeutsche in mir.
Ich stecke die Hand ins Wasser, und entschied: nein. Auch, wenn sich zu Neujahr Wagemutige in die Fluten stürzen und mit dem bain du nouvel an das neue Jahr begrüßen.
Die Läden und Lokale der Strandpromenade: geschlossen. Das Hotel: nun ja, es war praktisch, ruhig und sauber. Und noch war es zu früh fürs Bett.
Die Unterstadt wirkte wie ausgestorben, jetzt im Winter. Doch am Horizont leuchteten Lichter einladend. Haut-de-Cagnes verriet die Karte. Ich folgte den Lichtern. Und entdeckte einen malerischen bourg.
Ein Hügeldorf mit bunten Häusern und prachtvoller Bougainvillea, Mimosen und Geranien, umgeben von einem mittelalterlichen Mauerring. Die Burg aus dem 14. Jahrhundert ließ Admiral Rainier Grimaldi als Vorposten gegen Piratenangriffe erbauen.
In der Burg zeigt das Château-Musée mehrere Dauerausstellungen, unter anderem eine über Olivenbäume und – im Museum für moderne Kunst des Mittelmeerraumes – Werke von Chagall, Matisse und Pierre Auguste Renoir (1841–1919), dem berühmtesten Künstler der Stadt.
Auf dem Hauptplatz spielten die Männer Pétanque. Die Frauen klönten und sahen dabei zu. Kinder fuhren mit kleinen Rädern und Rollschuhen über den Platz. Langsam kam die Nacht, zog die Kühle hinauf.
Die Männer zurrten die Schals enger und warfen die Kugeln, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Der Platz leerte sich. Die Plätze im Restaurant füllten sich. Straßenlampen warfen Schlaglichter auf Gebäude und Menschen.
Eine alte Schule. Der Vorhof der Kirche. Der Glockenturm. Die blaue Stunde. Die Nacht. Still. Und niemand mehr auf den Straßen. Glücklich kehrte ich zurück ins Hotel. Frankreich außerhalb der Saison. Ohne chichi.

Authentisch wie die Fischer, die am Morgen vom nächtlichen Fang zurückkehrten, ihre Boote putzten und den Fisch schrubbten, um ihn gleich morgens auf dem kleinen Fischmarkt zu verkaufen. Au revoir, Cagnes!

Cagnes mal drei
Cagnes gliedert sich in drei Teile: den Hauptstrand und den alten Fischerhafen Cros-de-Cagnes mit den alten, bunten pointus genannten Fischerbooten und guten Fischrestaurants, Cagnes-Ville, ein Einkaufsviertel mit Frankreichs zweitgrößter Rennbahn direkt am Meer, und der alten Oberstadtstadt von Haut-de-Cagnes.
Cagnes: meine Reisetipps
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