Die plage longue im Süden des französischen Teils. Foto: Hilke Maunder
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Saint-Martin: eine kleine Einführung

Vor 60 Millionen Jahren tobte und fauchte es im Meer zwischen Nord- und Süd-Amerika. Erdbeben, Hebungen und Vulkanausbrüche ließen eine bergige, zerklüfte Landschaft aus dem Meer emporwachsen: die karibischen Inseln. Hurrikane, Hochwasser und Korallen haben sie im Laufe der Erdgeschichte verändert und die heutige Landschaft gebildet.

Die Landschaft von Saint-Martin beim <em>Trou David</em>. Foto: Hilke Maunder
Die Landschaft von Saint-Martin beim Trou David. Foto: Hilke Maunder

In zwei Bögen ziehen sich die Inseln von der Halbinsel Yucatán und vorbei an der Spitze von Florida bis zur Küste von Venezuela. Wie ein gigantisches Barriereriff trennen sie den kälteren Teil des Atlantiks ab und bilden die warme karibische See. Die 4700 Kilometer lange Kette der karibischen Inseln unterbrechen immer wieder Durchlässe, sogenannte Passagen.

<em>Les gros islets</em><em> vor Saint-Barth. Foto: Hilke Maunder</em>
Les gros islets vor Saint-Barth. Foto: Hilke Maunder

Die Kleinen Antillen

In der Mitte des Halbbogens der karibischen Inseln trennt die Anegada Passage die Großen Antillen von den Kleinen Antillen, zu denen Saint-Martin und Anguilla gehören. Vor rund einer Million Jahren lag während der Eiszeit der Meeresspiegel dort rund 36 Meter tiefer. Zu dieser Zeit besaßen die karibischen Inseln alle deutlich größere Landmasse, und St. Martin und Anguilla bildeten gemeinsam die Anguilla Banc.

Die Simpson Bay-Lagune bei Baie Nettlé. Foto: Hilke Maunder
Die Simpson Bay-Lagune bei der Baie Nettlé. Foto: Hilke Maunder

Mit dem Schmelzen der Eiskappen vor rund 10.000 Jahren stieg der Meeresspiegel um zehn Meter höher an, als er heute ist, und überflutete auf beiden Inseln die niedriger gelegenen Gebiete und isolierte die höheren, bergigen Regionen.

Als vor 3500 Jahren der Meeresspiegel erneut sank, entstanden so die inneren Lagunen und Seen. Seit jener Zeit existieren Saint-Barth, Saint-Martin und Anguilla so, wie wir sie heute kennen.

Die <em>Baie Orientale</em> mit Blick nach Saint-Barth. Foto: Hilke Maunder
Die Baie Orientale mit Blick nach Saint-Barth. Foto: Hilke Maunder

Zwischen Fiktion und Wirklichkeit

Die ältesten Karten der Inseln zeichneten im 17. Jahrhundert die Spanier. Sie stellen eine Mischung aus exakter Kartographie und fiktionaler Interpretation dar. So sind die Salzseen, die damals dort ein wichtiger Wirtschaftsfaktor waren, überproportional groß eingezeichnet.

Christoph Kolumbus sichtete die Insel auf seiner zweiten Reise nach Westindien die Insel zum ersten Mal –am 11. November 1493. Da diese der Tag des heiligen Martin von Tours war, nannte er sie Isla de San Martín.

Ureinwohner: die Arawak

An der Baie Nettlé erinnern diese geschnitzten Stelen an das Erbe der Arawak. Foto: Hilke Maunder
An der Baie Nettlé erinnern diese geschnitzten Stelen an das Erbe der Arawak. Foto: Hilke Maunder

Unbewohnt war die Insel damals nicht. Bereits um 3500 Jahren lebten bereits die Ciboney-Indianer, eine Untergruppe der Arawak, auf Saint-Martin. Um 800 n. Chr. wanderte eine andere Gruppe von Arawak aus dem südamerikanischen Orinoco-Becken ein.

Wegen der Salinen  nannten sie die Insel Soualiga oder „Land des Salzes“. Dieser Name wird seit 30 Jahren auf einer Flagge der Unabhänigkeitsbewegung verwendet, die beide Inselteile vereint.

Die Arawak, die hauptsächlich Landwirtschaft und Fischfang betrieben, lebten in Dörfern mit strohgedeckten Häusern, die durchlässig und damit stark genug waren, um Wirbelstürmen zu widerstehen.

Traditionelle Boot an der Baie Nettlé. Foto: Hilke Maunder
Traditionelle Boot an der Baie Nettlé. Foto: Hilke Maunder

Vertrieben von den Kariben

Ihr Leben wurde jedoch auf den Kopf gestellt, als die Kariben-Indianer aus derselben Region kamen, aus der sie stammten. Die Kariben, ein kriegerisches Volk, töteten die Arawak-Männer und versklavten die Frauen. Als die Europäer begannen, die Karibik zu erforschen, hatte die Gesellschaft der Kariben die Arawak fast vollständig verdrängt.

Während die Spanier anfangs wenig mit Saint-Martin anfangen konnten, waren die Franzosen und die Niederländer hingegen beide an der Insel interessiert. Die Franzosen wollten die Inseln zwischen Trinidad und den Bermudas kolonisieren. Die Niederländer sahen in San Martín einen praktischen Zwischenstopp zwischen ihren Kolonien in New Amsterdam (dem heutigen New York) und Brasilien.

Foto: Hilke Maunder
Karibische Kultur, gemalt von Ruby Bute. Foto: Hilke Maunder

Wertvolles Salz

1631 gründeten die Niederländer dort eine Siedlung und errichteten zum Schutz vor Eindringlingen das Fort Amsterdam. Jan Claeszen Van Campen wurde der erste Gouverneur der Insel, und bald darauf begann die Niederländische Westindien-Kompanie mit dem Salzabbau. Auch französische und britische Siedlungen entstanden auf der Insel.

Die Inselhauptstadt Marigot mit Marina und Fort. Foto: Hilke Maunder
Die französische Inselhauptstadt Marigot mit Marina und Fort. Foto: Hilke Maunder

Das Salz und der Dreieckshandel machten nun auch St. Martin für die Spanier sehr viel attraktiver. Der Achtzigjährige Krieg, der zwischen Spanien und den Niederlanden tobte, bot einen weiteren Anreiz zum Angriff.

Spanische Truppen eroberten St. Martin 1633 von den Niederländern, übernahmen die Kontrolle und vertrieben die meisten oder alle Kolonisten von der Insel.

Kirche und Krone am Fort Louis von Marigot. Foto: Hilke Maunder
Kirche und Krone am Fort Louis von Marigot. Foto: Hilke Maunder

Die Rückkehr der Spanier

An der Pointe Blanche errichteten sie das Old Spanish Fort, um das Gebiet zu sichern. Obwohl die Niederländer in mehreren Anläufen versuchten, St. Martin zurückzuerobern, scheiterten sie. Fünfzehn Jahre nach der Eroberung der Insel durch die Spanier endete der Achtzigjährige Krieg.

Da sie keinen Stützpunkt mehr in der Karibik benötigten und San Martín kaum noch Gewinn abwarf, verloren die Spanier die Lust, die Insel weiter zu verteidigen. Im Jahr 1648 verließen die Spanier die Insel.

Das Fort Louis bewachte einst Marigot, die Hauptstadt des französischen Inselteils. Foto: Hilke Maunder
Das Fort Louis bewachte einst Marigot, die Hauptstadt des französischen Inselteils. Foto: Hilke Maunder

Niederländer und Franzosen

Als die Insel wieder frei war, ergriffen sowohl die Niederländer als auch die Franzosen die Chance, ihre Siedlungen wieder aufzubauen. Die niederländischen Kolonisten kamen von der Karibikinsel Sint Eustatius, die französischen von St. Kitts.

Die Konflikte waren vorprogrammiert – und folgten zahlreich. Um einen Krieg zu vermeiden, unterzeichneten beide Länder 1648 den Vertrag von Concordia, der die Insel in zwei Teile teilte.

Unterzeichnet wurde der Vertrag von den beiden Gouverneuren der Insel, Robert de Longvilliers für Frankreich und Martin Thomas für die Generalstaaten der Niederlande. Die Franzosen behielten das von ihnen besetzte Gebiet und die Küste vor Anguilla, während den Niederländern an der Südküste das Gebiet des Forts zugesprochen wurde.

Der Ausblick vom Fort Louis in Marigot gen Norden. Foto. Hilke Maunder
Der Ausblick vom Fort Louis in Marigot gen Norden. Foto. Hilke Maunder

Die legendäre Grenzziehung

Um die Aufteilung der Insel entstanden zahlreiche Legenden. Im Kern ist allen gemein, dass die beiden Seiten einen Wettstreit austrugen, um die territorialen Grenzen festzulegen. Besonders beliebt ist diese Legende. Sie beginnt damit, dass ein Franzose Wein und ein Holländer Jenever (holländischen Gin) trank. Als beide ausreichend getrunken hatten, schifften sie sich in Oyster Pond an der Ostküste der Insel ein.

Die <em>Simpson Bay Lagoon</em><em> mit der Brücke, die den niederländischen mit dem französischen Inselteil verbindet. Foto: Hilke Maunder</em>
Die Simpson Bay Lagoon mit der Brücke, die den niederländischen mit dem französischen Inselteil verbindet. Foto: Hilke Maunder

Der Franzose fuhr entlang der Küste nach Norden, während der Holländer der Küste nach Süden folgte. Dort, wo sich die beiden Gruppen trafen, sollten sie die Trennlinie von Oyster Pond aus ziehen.

Als der Holländer jedoch eine Frau traf und eine Pause machte, konnte der Franzose eine größere Strecke zurücklegen. Jener jedoch wurde offenbar auch betrogen, da er den nordöstlichen Teil der Insel durchquerte und somit mehr Land und weniger Salzpfannen erhielt.

Typische Landschaft bei der Loterie Farm. Foto: Hilke Maunder
Typische Landschaft bei der Loterie Farm. Foto: Hilke Maunder

Im Besitz der Johanniter

Auch wenn diese Geschichte oft erzählt wird, ist sie historisch nicht korrekt. Während der Verhandlungen über den Vertrag verfügten die Franzosen über eine Flotte von Marineschiffen vor der Küste, die sie als Drohung nutzten, um mehr Land für sich auszuhandeln.

Im Zentrum von Marigot. Foto: Hilke Maunder
Im Zentrum von Marigot. Foto: Hilke Maunder

Trotz des Vertrages waren die Beziehungen zwischen den beiden Seiten nicht immer freundschaftlich. Zwischen 1648 und 1816 änderte sich der Grenzverlauf sechzehnmal durch Konflikte. Frankreich besitzt seitdem 54 Quadratkilometer der Insel, die Niederlande 41 Quadratkilometer.

Der Bllick vom höchsten Punkt der Insel - vom 442 m hohen Pic Paradis. Foto: Hilke Maunder
Der Blick vom höchsten Punkt der Insel – vom 442 m hohen Pic Paradis. Foto: Hilke Maunder

1651 verkaufte die Compagnie des Îles de l’Amérique den französischen Teil der Insel an den Johanniterorden. Jener war damals der Herrscher über die Mittelmeerinsel Malta und Vasall des Königreichs Sizilien.

Nur 14 Jahre lang herrschte der Orden über Saint-Martin. 1665 wurde die Insel zusammen mit den anderen Besitzungen des Ordens in der Karibik an die französische Westindien-Kompanie zurückverkauft.

Die Auffahrt zum Pic Paradis. Foto: Hilke Maunder
Die Auffahrt zum Pic Paradis. Foto: Hilke Maunder

Keine Sklaven. Oder doch?

Da kein Zuckerrohr angebaut wurde, gab es auf Saint-Martin keine Sklaven. Diese Sätze hört man oft. Doch sind so nicht ganz korrekt. Bereits die Spanier holten die ersten Sklaven auf die Insel.

Anfangs waren es nur wenige. Doch mit dem neuen Anbau von Baumwolle, Tabak und Zucker wurden massenhaft Sklaven zur Arbeit auf den Plantagen eingeführt. Schon bald gab es mehr Sklaven als Landbesitzer.

Altes Herrenhaus bei Hope Estate. Foto: Hilke Maunder
Altes Herrenhaus bei Hope Estate. Foto: Hilke Maunder

Da die Sklaven grausam behandelt wurden, kam es zu Aufständen. Im Jahr 1848 schafften die Franzosen die Sklaverei in ihren Kolonien ab, auch auf der französischen Seite von St. Martin.

Die Sklaven auf der niederländischen Seite der Insel protestierten und drohten damit, auf die französische Seite zu fliehen und dort Asyl zu suchen. Die lokalen niederländischen Behörden lenkten ein und emanzipierten die Sklaven der Kolonien.

Dieses Dekret wurde zwar lokal respektiert, doch erst 1863, als die Niederländer die Sklaverei in allen ihren Inselkolonien abschafften, wurden die Sklaven rechtlich frei.

Eine gut erhaltene <em>mur d'esclavage</em> findet ihr an der Landstraße zur Loterie Farm. Foto: Hilke Maunder
Einen gut erhaltenen mur d’esclavage findet ihr an der Landstraße zur Loterie Farm. Foto: Hilke Maunder

An die Sklaven erinnern bis heute die murs d’esclavage, von ihnen erbaute Mauern aus Trockensteinen, die meist ländliche Flächen einfassen. Ihre locker geschichteten Feldsteine können Zyklonen besser widerstehen als fest gemauerte Wände. Der starke Wind kann durch die Nischen in der Mauer hindurch wehen.

Die neuen Kolonisten

Grundbesitz: Ein Streit erhitzt die Gemüter in Hope Estate. Foto: Hilke Maunder
Grundbesitz: Ein Streit erhitzt die Gemüter in Hope Estate. Foto: Hilke Maunder

Im Vergleich zu Martinique oder Guadeloupe indes gab es deutlich weniger Sklaven, und auch das Zusammenleben der rund 120 Nationen, die auf Saint-Martin leben, war jahrzehntelang entspannter als auf den anderen Karibikinseln.

Doch seit der Milleniumswende verschärfen sich die sozialen Spannungen. Schuld daran, sagen die Einheimischen, sind die neo-colos aus Frankreich.

Darum geht es. Foto: Hilke Maunder
Darum geht es. Foto: Hilke Maunder

Sie kaufen Immobilien auf, profitieren dabei von den Steuererleichterungen – und treiben die Immobilienpreise so in die Höhe, dass Einheimische kaum noch eigene Häuser bauen oder erwerben können.

Das Ende der Grenze

Nach dem Ende der Plantagenkultur erlebte die gesamte Insel eine wirtschaftliche Talfahrt. Aufgefangen wurde sie, als St. Martin im Jahr 1939 – im Jahr des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs – zum zollfreien Hafen erklärt wurde.

Die einstige Grenze bei Oyster Pond. Foto: Hilke Maunder
Die einstige Grenze. Foto: Hilke Maunder

1994 unterzeichneten das Königreich der Niederlande und Frankreich den französisch-niederländischen Vertrag über die Grenzkontrollen auf St. Martin. Seitdem sind die Wachposten zwischen dem Dutch und dem French Quarter  des Stadtteils Belvedere verwaist.

Dort informieren heute Schilder. Vous entrez dans la partie française steht dort in Blau, Weiß, Rot. Im Wind weht seit rund 30 Jahren die Flagge, die die Einheit der Insel beschwört – als Soualiga.

<em>Soualiga</em> hieß die Karibikinsel Saint-Martin / Sint-Maarten bei den einheimischen Arawaks. Ihren heutigen Namen verlieh ihr Christopher Kolumbus, Foto: Hilke Maunder
Soualiga hieß die Karibikinsel Saint-Martin / Sint-Maarten bei den einheimischen Arawak. Ihren heutigen Namen verlieh ihr Christopher Kolumbus, Foto: Hilke Maunder

Bereits in den 1950er-Jahren begannen die Niederlande, in ihrem Inselteil den Tourismus zu entwickeln. Frankreich folgte rund 20 Jahre später. Heute ist der Tourismus in beiden Inselteilen das wirtschaftliche Rückgrat.

Tourismus: zwei Facetten

85 Prozent der Arbeitskräfte sind in diesem Sektor beschäftigt. Mehr als eine Million Besucher kommen jedes Jahr auf die Insel, wobei die meisten über den Princess Juliana International Airport in Sint Maarten anreisen und im  niederländischen Inselteil verbleiben.

Sint Maarten: fun under the sun

Simpson Bay mit Pelican Key und dem Flamingo Beach Resort (r.). Foto: Hilke Maunder
Simpson Bay mit Pelican Key und dem Flamingo Beach Resort (r.). Foto: Hilke Maunder

Dort säumen riesige Resorts die Küste, blicken die Surfer von den Brechern auf Beton, versprechen 20 Spielhallen Glück im Spiel.  Im Kreuzfahrthafen von Philipsburg können sechs Kreuzfahrtschiffe am Kai festmachen und weitere in der Bucht tendern – mit Blick auf die Raffinerie.

Blohm+Voss in Hamburg baute für Roman Abramovich die Superjacht Eclipse, mit 162,5 m beim Bau die längste und heute die viertlängeste Jacht der Welt. Foto: Hilke Maunder
Blohm+Voss in Hamburg baute für Roman Abramovich die Superjacht Eclipse, mit 162,5 m beim Bau die längste und heute die viertlängeste Jacht der Welt. Foto: Hilke Maunder

Roman Abramovich, Jeff Bezos und andere Superreiche lassen an der Simpson Bay und im Schutz der Lagune ihre Megajachten ankern.

Flying Fox, die Superja ht von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Foto: Hilke Maunder
Flying Fox, die Superjacht von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Foto: Hilke Maunder

Das Hinterland der Mullet Bay säumen Golfplätze mit knochentrockenem Grün. Sint-Maarten  versteht sich als Miami der Karibik. Sein Nachtleben ist legendär, die Happy Hours gehen über mehrere Stunden. Grell und groß leuchtet die Werbung für Alkohol, Luxusprodukte und Sex. Jährlich mehr als einer Million Touristen, das Gros aus den USA, gefällt dies.

Dicht an dicht säumen solche Bettenburgen die niederländische Südküste von Sint Maarten. Foto: Hilke Maunder
Dicht an dicht säumen solche Bettenburgen die niederländische Südküste von Sint Maarten. Foto: Hilke Maunder

Sie stört es wenig, dass mitten in Philipsburg der Müll verbrannt wird – und, je nach Wind, der Gestank die 37 Strände erobert. Und bemerken meist nicht den kleinen Betrug der Topper’s Rhum Distillery. Jene bezieht ihren Rum von Marie Galante im Archipel von Guadeloupe und verkauft in ihrem Stammsitz an der Simpson Bay ab als Rum aus Sint Maarten.

Saint-Martin: Savoir-vivre à la française

Der Blick auf die Anse Marcel, der nördlichsten Bucht, die touristisch entwickelt ist. Sie grenzt direkt an das Naturschutzgebiet von Saint-Martin, in das der Küstenweg führt. Foto: Hilke Maunder
Der Blick auf die Anse Marcel, der nördlichsten Bucht des französischen Teils, die touristisch entwickelt ist. Sie grenzt direkt an das Naturschutzgebiet von Saint-Martin, in das der Küstenweg führt. Foto: Hilke Maunder

Der niederländische Süden steht für fun under the sun. Der französische Norden ist eher für seine Strände, Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants bekannt. Saint-Martin rühmt sich, die beste Esskultur in der Karibik zu besitzen. Und feiert sie seit 2021 alljährlich einem Gourmet-Festival.

Strandschlemmerei im Beach Club der Anse Marcel. Foto: Hilke Maunder
Strandschlemmerei im Beach Club der Anse Marcel. Foto: Hilke Maunder

Im französischen Teil ist eine Bebauungsgrenze festgelegt: Erdgeschoss und zwei Stockwerke, mehr geht nicht.  Direkt an der Küste ist die Bebauung heute untersagt. Der Zugang zum Strand steht allen offen. Auch, wenn dabei Luxusanlagen durchquert werden müssen. Das garantiert die Loi Littoral.

Das Esmeralde Resort an der Baie Orientale. Foto: Hilke Maunder
Das Esmeralde Resort an der Baie Orientale. Foto: Hilke Maunder

Abhängig von Importen

Da es keine nennenswerte Landwirtschaft und nur eine begrenzte lokale Fischerei gibt, müssen fast alle Lebensmittel importiert werden. Auch Energieressourcen und Industrieerzeugnisse werden importiert, vor allem aus Mexiko und den USA.

Der Fischmarkt von Marigot. Foto: Hilke Maunder
Der Fischmarkt von Marigot. Foto: Hilke Maunder

In Marigot im französischen Tel wird jeden Mittwoch und Samstag ein kleiner Fischmarkt abgehalten. Rascasse (Drachenkopf), Mahi Mahi (Goldmakrele), Doraden und hin und wieder ein Gelbschwanz-Thunfisch landen dort in den Auslagen der Fischer. Kommt früh – nach acht Uhr ist alles ausverkauft!

Wer keinen Stand in den kleinen Markthallen hat, verkauft seinen frischen Fang direkt am Kai. Foto: Hilke Maunder
Wer keinen Stand in den kleinen Markthallen hat, verkauft seinen frischen Fang direkt am Kai. Foto: Hilke Maunder

Der meiste Regen der sonst recht trockenen Karibikinsel fällt im Tal von Colombier. Dort haben Lianen die Baumveteranen erobert. Üppig grün ist das Land.

Per Hand aufgeschichtete Steinmauern und Holzlattenzäune begrenzen Felder und Weiden. Früher war hier das Zentrum der Landwirtschaft.

Louis Maccow an einer seiner Guavaberry-Sträucher. Foto: Hilke Maunder
Louis Maccow an einem seiner Guavaberry-Sträucher. Foto: Hilke Maunder

Heute gibt es nur noch einige wenige Nebenerwerbsbauern. So wie Louis Maccow, der die Früchte der Guavaberry zu einem Likör verarbeitet, den die Einheimischen einst nur zu Weihnachten genossen.

Heute ist er das ganze Jahr über ein beliebter Likör. Zwischen November und Februar erntet Louis Maccow die Beeren, die es in Gelb und Schwarz gibt, und lässt sie in Alkohol und Zucker mazerieren.

Guavaberries gibt es in Gelb und Schwarz. Foto: Hilke Maunder
Guavaberries gibt es in Gelb und Schwarz. Foto: Hilke Maunder

Frisch oder im Holzfass gealtert, kommt der Likör mit 25 Vol.% auf die Flasche. Zum Sortiment des Hofladens von Monsieur Maccow und seiner Frau mit seiner Frau Luze-Marie Maccow gehören insgesamt 26 Sorten Fruchtlikör.

Ihre Aromen spiegeln die Insel:  Sorrel-Hibiskus, Hog Plum, Pomme de Cynthère, Starfruit und Mamajuana mit Holz-Chips. Santé, Saint-Martin!

Louis Maccow mit einer XL-Flasche seines Guavabeerenlikörs. Foto: Hilke Maunder
Louis Maccow mit einer XL-Flasche seines Guavabeerenlikörs. Foto: Hilke Maunder

Saint-Martin: meine Reise-Infos

Anreise

Der Princess Juliana International Airport (SXM) von Philipsburg im holländischen Teil der Insel wird von KLM ab Amsterdam sowie Air France ab Paris-Orly und Paris Charles-de-Gaulle angeflogen.

Der Flughafen Aéroport Saint-Martin – Grand-Case ist ein regionaler Flughafen im französischen Teil von Saint-Martin und wird im Zubringerverkehr mit Propellermaschinen aus Guadeloupe, Martinique und Saint-Barthélemy bedient

Der Kreuzfahrthafen befindet sich in Philippsburg. Saison ist von November bis April. Bis zu neun Schiffe können den Hafen gleichzeitig anlaufen. Sechs Schiffe können an den Kais anlegen. Die restlichen Schiffe müssen tendern.

Dokumente

Für EU-Bürger genügt der Reisepass. Er muss noch mindestens sechs Monate lang gültig sein.

Souvenirstände am Markt von Marigot. Foto: Hilke Maunder
Souvenirstände am Markt von Marigot. Foto: Hilke Maunder

Preise

Saint-Martin ist eine Insel. Die Versorgung erfolgt hauptsächlich per Schiff. Die Schiffe aus den USA und Frankreich (Le Havre) erreichen Saint-Martin immer montags. Die Läden sind dienstags am vollsten und leeren sich zum Wochenende zusehends. Durch die kostenintensiven Transporte liegen die Preise über dem Niveau von Festlandfrankreich.

Die Shoppingmall von Marigot. Foto: Hilke Maunder
Die Shoppingmall von Marigot. Foto: Hilke Maunder

Geld

Sint Maarten

Der Antillen-Gulden ist die gemeinsame Währung mit Curaçao und fest an den US-Dollar gekoppelt. Gezahlt wird oft direkt mit der amerikanischen Währung.

Saint-Martin

Euro. Akzeptiert wird auch der  US-Dollar.

Die plage longue von Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder
Die plage longue von Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder

Weiterlesen

Zu Saint-Martin und weiteren französischen Karibikinseln, die zu den Kleinen Antillen bzw. French West Indies gehören, findet ihr zahlreiche weitere Beiträge im Netz. Stöbert einmal in dieser Kategorie.

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6 Kommentare

  1. Herrlicher Beitrag als Einstimmung für unsere Zeit im November im La Samanna!
    Gibt es Restaurant bzw. Ausflugstipps, die von dort gut zu erreichen sind?
    Freue mich über gute Empfehlungen!
    Großes Kompliment an Hilke Maunder für Ihre Seite – für uns als Frankreichfans immer
    wieder inspirierend!!!

    1. Liebe bei Engelhardt, herzlichen Dank für Ihr Lob! Zu Saint-Martin finden Sie alle meine Beiträge in dieser Kategorie:
      https://meinfrankreich.com/category/regionen/pays-territoires-outre-mer/franzoesische-karibik/saint-martin/
      Auf jeden Fall sollten Sie einmal hinauf fahren auf den höchsten Berg der Insel und vor dort die Aussicht genießen – und dort auch, falls Sie Glück haben und einen Platz ergattern, essen.
      Sehr schön schlemmen lässt es sich auch im Beach Club an der Anse Marcel sowie in einigen der Lokale der Orient Bay.
      Ich wünsche Ihnen wundervolle Urlaubstage auf Saint-Martin!
      Beste Grüße, Hilke Maunder

  2. Liebe Hilke, der Artikel ist sehr schön geworden und die Fotos sind toll. Wir freuen uns, dass wir Dir ein wenig dabei helfen durften, die Insel näher kennen zu lernen. Wir sind schon sehr gespannt auf die weiteren Artikel! Sonnige Grüsse aus St. Martin / St. Maarten von Angie.

    1. Hallo Angelika, ganz herzlichen Dank! Es war sehr schön, dich auf der Insel getroffen zu haben… Es werden noch einige weitere Artikel zu St. Martin folgen. Herzliche Grüße, Hilke Hilke

  3. Toller Artikel! Aber eine Besonderheit ist nicht erwähnt: Das ist die strandnahe Start-und Landebahn des Flughafens. Dort die landenden Flugzeuge zu bestaunen ist ein Erlebnis, aber das noch Größere ist sich in den Luftstrahl eines größeren startenden Fliegers zu stellen. Das ist zwar nicht ganz ungefährlich, aber ein unglaubliches Erlebnis. Allerdings sollte man nichts dabei haben, das landet unweigerlich im Meer.

    1. Hallo Stefan, Danke für deine Ergänzung! Ja aber es stimmt: die Stadt und Landebahn direkt am Strand von Maho ist beeindruckend. Dort werden auch unglaublich viele Selfies gemacht, mit den großen Fliegern nur ganz knapp über den Kopf… Beeindruckend!! Dieser Beitrag jedoch konzentriert sich schwerpunktmäßig auf die Geschichte und auch auf den französischen Teil. Es werden noch weitere Berichte zu Saint-Martin folgen. Viele Grüße, Hilke

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