Blitzbesuch in Saint-Quentin
Es gibt Orte, die kenne ich nur als Autobahnknoten. Als Orientierung auf dem Weg. Fast zwei Jahrzehnte gehörte auch Saint-Quentin in der historischen Provinz Picardie (heute: Département Aisne) dazu, wo ich von der A26 auf die A29 (oder umgekehrt) wechsle.
Doch diesmal war der Tank fast leer und der Hunger groß. Und so parkte ich Minuten später in einer Seitengasse des Stadtzentrums, lief sie hinunter – und stand plötzlich vor diesem Prachtbau.
Gotik & Gâteau
Es war das Rathaus (hôtel de ville), das frisch gesandstrahlt wieder in der Pracht des spätgotischen Flamboyantstils von 1509 erstrahlte. Auf dem großen Vorplatz stand einsam ein Crêpes-Mobil, aus dem es verführerisch duftete. Wenige Schritte entfernt gab es in Saint-Quentin bis Mai 2013 auch noch die Pâtisserie Henri.
Sie war Jahrzehnte lang der beste Konditor vor Ort. Sein Laden hatte den Look der Fifties gerettet. Torten und Traditionskuchen wie der Gâteau Battu stapelten sich im Schaufenster. Lust, das Osterbrot der Picardie nachzubacken? Dann klickt mal hier!
Doch nun hatte ich Zeit, und wunderte mich, wie leer die Stadt mitten in der Woche war. Obgleich es nicht regnete, keine Ferien waren, langweilte sich das Personal in den Geschäften, huschten höchstens ab und an mal meist ältere Menschen auf dem Trottoir an mir vorbei.
Und auch in dem kleinen Lokal am Rathausplatz waren meine Tochter und ich die einzigen Gäste. Dafür stand aber vor dem Théâtre Jean Vilar, das erst seit 1991 den Namen des Theatermannes aus Sète trägt, dieser sympathische Nordfranzose.
Die Statue zeigt seit 2009 Maurice Quentin de la Tour. Der Pastell-Portraitmaler war am 5. September 1704 in Saint-Quentin worden, wo er am 17. Februar 1788 auch verstorben ist.
Letzte Station beim Blitzbesuch in Saint-Quentin war die gotische Basilika aus dem späten zwölften Jahrhundert, mit 123 m Länge, 52 m Breite und 34 m hohem Chor ein imposanter Bau.
Ihr Vorläuferbau, eine Abtei, war einst Keimzelle und Namensgeber der Stadt gewesen. So, und nun wieder ins Auto und weiter gen Süden …
… und was war mit dem Hunger? Den stillten wir an einem mobilen Crêpes-Stand vor dem Rathaus, wo eine resolut-charmante Dame die hauchdünnen Pfannkuchen in Windeseile buk. Miam, würden jetzt die Franzosen sagen!
Saint-Quentin: meine Reisetipps
Hier könnt ihr schlafen*
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So ähnlich ging es uns im Juni dieses Jahres auf dem Weg nach Amiens zur berühmten Cathedrale: wir machten wegen wegen eines Kaffees Halt in St. Quentin hängen und waren begeistert, trotz der Baustelle um die dortige Kathedrale. Ein Samstagmorgen mit viel Treiben, aber alles entspannt in der Sonne. Vaut la visite, même un détour.
Liebe Almuth, ja, manchmal bereiten die ungeplanten Besuche die schönsten Überraschungen! Herzliche Grüße und schöne Adventszeit, Hilke