Thierry Cazon. Foto: Christiane Dreher-Cazon
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Thierry Cazon: das Drama von Malpasset

„Mein Frankreich“ ist nicht nur Titel meines Blogs, sondern auch Programm: Ich möchte möglichst viele von euch animieren, euer Frankreich vorzustellen. Mein Frankreich – was bedeutet das für euch? Diesmal verrät es Thierry Cazon.

Der gebürtige Cannois hat Zweifel, dass der Staudammbruch von Malpasset ein Unglück war. Er hält es für ein Attentat. Sein Gastbeitrag verrät die Gründe.

Der Staudamm von Malpasset

Doch zuvor etwas Hintergrund, Zahlen und Fakten zum Staudamm, zum Unglück und zu seinen Folgen. Das Staudammunglück von Malpasset ereignete sich am 2. Dezember 1959 in der Nähe von Fréjus im Département Var der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur.

Der Staudamm von Malpasset war ein Bogendamm, der den Fluss Reyran aufstaute und eine maximale Kapazität von 50 Millionen Kubikmetern Wasser hatte. Der Bau des Dammes begann im Jahr 1952 und wurde im Jahr 1954 abgeschlossen. Sein Bau war ein staatliches Infrastrukturprojekt, das bereits in den 1940er-Jahren geplant wurde.  Ziel war es, im Nachkriegsfrankreich die Energie- und Wasserversorgung zu verbessern und das Land wirtschaftlich zu stärken.

Der Bauherr und Auftraggeber war das französische Ministerium für öffentliche Arbeiten, genauer gesagt das staatliche Wasser- und Elektrizitätsversorgungsunternehmen Electricité de France (EDF), das damit Strom erzeugen und den Reyran-Fluss regulieren wollte.

Der Bau des Staudamms kostete damals etwa 60 Millionen französische Francs, was rund 90-100 Millionen Euro entspricht.

Das Unglück

Am 2. Dezember 1959 um 21.13 Uhr brach der Damm. Unter lautem Krachen zerbarst die 60 Meter hohe und 200 Meter lange Staumauer.  Eine Flutwelle von mehr als 50 Millionen Kubikmetern Wasser ergoss sich ins Tal.

Schätzungen zufolge kamen mindestens 421 Menschen bei dem Unglück ums Leben. Andere Quellen nennen bis zu 500 Todesopfer. Unter den Toten befanden sich  viele Soldaten, die in der Nähe stationiert waren.

Die Flutwelle zerstörte Brücken, Straßen und viele Gebäude. Rund 68 Millionen Euro Sachschaden entstanden.

Der Streit und die Folgen

Die genaue Ursache für den Dammbruch ist bis heute umstritten. Einige Experten glauben, dass der Damm fehlerhaft gebaut wurde, während andere vermuten, dass der Bruch durch eine Kombination von Faktoren wie starker Regen und instabiler Boden verursacht wurde. Auch ein Attentat gehört zu den Hypothesen,

Infolge des Unglücks wurden viele neue Sicherheitsstandards für den Bau von Staudämmen eingeführt, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden.

Doch nun hat Thierry das Wort.


Das Staudammunglück – ein Attentat?

Ich wurde 1945 geboren und komme ursprünglich aus Cannes. Ich war zunächst Apotheker in Cannes-La Bocca und später in Petreto-Bicchisano im Süden von Korsika, wo ich 15 Jahre lang praktizierte.

Sehr engagiert im lokalen Leben, gehörte ich 1984 zu den Gründern der Association Solidaire d’aide aux victimes du terrorisme en Corse (Verein zur Unterstützung der Opfer des Terrorismus in Korsika). Ich war ihr stellvertretender Vorsitzender, als der Veterinär Jean Paul Lafay, ihr Vorsitzender und mein Freund, im Juni 1987 in Ajaccio, nach einer Live-Sendung von FR3 ermordet wurde. Eine Tat, für die niemals jemand zur Verantwortung gezogen wurde.

Ich verließ Korsika 1990, obwohl viele Freunde und die Dorfbewohner Bedauern darüber bekundeten, und zog zurück in meine Heimatstadt Cannes. In Cannes nahm ich aktiv am literarischen Leben der Mediathek teil und wurde zum Vereinsvorsitzenden der Amis des Bibliothèques de Cannes (ABC) gewählt.

Polar en Fête

Als erklärter Liebhaber von Kriminalliteratur gründete ich 2002 erfolgreich die Veranstaltung Polar en Fête. Da der damalige Kulturdezernent, der die Veranstaltung auf eigene Rechnung übernehmen wollte, mich aus dem Amt drängte, gründete ich einen neuen Verein, dem ich vorstand, bis die Arbeit des Vereins zum Erliegen kam: Les Polarophiles Tranquilles (deutsch etwa: Die stillen Krimi-Liebhaber)

Dieser Verein gab von 2000 bis 2010 ein halbjährliches erscheinendes Heft heraus, das ausschließlich der Kriminalliteratur gewidmet war, und die sämtlich bis heute (in mehrere Sprachen übersetzt) auf der Website http://polarophile.free.fr zu finden sind.

Ein Krimi-Paar

Meine Frau Christiane Dreher-Cazon, die unter dem Pseudonym Christine Cazon Kriminalromane in deutscher Sprache verfasst, nutzte meine Recherchen zur Katastrophe von Malpasset für ihren aktuellen Kriminalroman Verhängnisvolle Lügen an der Côte d’Azur.

Hilke stellte das Buch vor. Und fragte mich, ob ich Lust hätte, über den Staudamm von Malpasset, das mein Leben geprägt hat, mehr zu erzählen. Voilà das Ergebnis meiner Recherchen.


Die zerstörze Staumauer von Malpasset. Foto: Christiane Dreher-Cazon
Die zerstörte Staumauer von Malpasset. Foto: Christiane Dreher-Cazon

MALPASSET 2. Dezember 1959: der Bruch des Staudamms

Am 2. Dezember 1959 brach der Staudamm von Malpasset im Departement Var in Südfrankreich. Er war einer der modernsten seiner Zeit und noch nicht einmal fünf Jahre alt, als sich die Katastrophe ereignete, exakt an dem Tag, an dem er erstmals komplett gefüllt war: Eine 40 Meter hohe Flutwelle ergoss sich in das Tal, verschüttete die Kleinstadt Fréjus, riss Bäume und Häuser mit sich. Mehr als 400 Menschen starben, viele wurden vermisst.

In einer knappen Minute eines am 22. Januar 2013 ausgestrahlten Arte- Dokumentarfilms, in dem es eigentlich um die schwierige deutsch-französische Annäherung ging, wurde in einem Nebensatz eine ungeheuerliche These verbreitet.

Demnach sei die Ursache für den Bruch des Staudamms von Fréjus keine Naturkatastrophe, wie jahrzehntelang behauptet wurde, sondern ein Attentat algerischer Terroristen. Akteure des Front de libération nationale (FLN) hätten den Staudamm gesprengt.

Ein terroristisches Attentat?

Was für ein Schock, was für eine schreckliche These! Und doch erschien sie mir augenblicklich glaubwürdig; mir wurde bewusst, was ich im Grunde schon immer gespürt hatte: dass wir belogen worden waren.

Mehr als sechzig Jahre nach der Katastrophe, trotz der Bemühungen der französischen und der künftigen algerischen Regierung, diesen Terrorakt zu vertuschen, gab es in den Archiven des deutschen Geheimdienstes noch Spuren und Dokumente aus der Zeit, die Historiker nun ausgegraben hatten.

Mit einem Schlag brach das Gedankenkonstrukt, das ich aufgebaut hatte, zusammen. Ich war frei, die Wahrheit zu erkennen – und bereit, andere dazu zu bringen, sie zu sehen.

Ich war vierzehn Jahre alt, als sich die Katastrophe ereignete. An jenem Abend warteten wir in unserem Haus in Cannes auf die Rückkehr meines Vaters, der in der Region Var, auf der anderen Seite des Esterelgebirges Pakete mit Parfümerieartikeln des Cannoiser Familienunternehmens Brun et Barbier auslieferte.

Die Autobahn war damals noch im Bau, man musste die kurvenreiche Straße durch das Esterelgebirge nehmen, die heute gleich hinter der Mautstelle von Fréjus beginnt und die sich damals wie heute bis nach Mandelieu windet.

Mein Vater hatte sich verspätet. Er hätte um 20 Uhr zu Hause sein sollen, aber es war schon 23 Uhr, und wir machten uns langsam Sorgen. Völlig aufgeregt kam er gegen Mitternacht zuhause an und lieferte uns die ersten Informationen. Die Nationalstraße 7 war von der Armee gesperrt worden.

Zahlreiche Militärfahrzeuge fuhren in Richtung Fréjus. Er selbst  hatte in Le Muy umkehren müssen, um zunächst die Straße nach Draguignan zu nehmen und über Grasse endlich Cannes zu erreichen.

Wir drängten uns vor dem alten Radioapparat, um weitere Informationen zu erhalten. Radio Monte Carlo berichtete von der Katastrophe und dem Ausmaß des Unglücks. Die Not der Opfer und die Organisation der Hilfsmaßnahmen beschäftigte die Menschen unablässig, und lange Zeit stand das Unglück an erster Stelle in der Presse.

Trotz meines jugendlichen Alters wartete ich nach all den tragischen Berichten auf die Benennung eines Verantwortlichen für diese Katastrophe und darauf, dass von der Justiz Recht gesprochen wurde. Dass eine solche Katastrophe durch eine unvorhersehbare natürliche Ursache ausgelöst sein sollte, erschien mir unvorstellbar.

Die Jahre vergingen, und für mich blieb diese Frage, auch wenn sie nur latent vorhanden war, ungeklärt. Ich kann mich nicht erinnern, dass in der Presse ein Prozessbericht veröffentlicht worden war. Auf jeden Fall war sie einheitlich zu dem Schluss gekommen, dass das Unglück durch ein unvorhersehbares Naturphänomen verursacht worden war und dass niemandem strafbares Verhalten zur Last gelegt werden konnte.

Am Staudamm von Malpasset. Foto: Christiane Dreher-Cazon
Foto: Christiane Dreher-Cazon

Schockierend: die These von ARTE

Die von der ARTE-Dokumentation verbreitete These löste nicht nur bei mir einen Schock aus; unzählige Menschen fragten sich, ob dies die Wahrheit sein könnte, man forderte Aufklärungen und Beweise. Die französische Presse hielt sich zurück: nur ein Artikel von Emmanuel Berretta in Le Point erschien und eine Seite in Nice- Matin.

Arte zog den Dokumentarfilm bis auf weiteres zurück. Man wollte ihn erst überprüfen, hieß es. Es wurde still und die Welle der Empörung ebbte ab. Ich jedoch war davon überzeugt, endlich die Erklärung für diese Katastrophe zu haben und setzte meine eigenen Nachforschungen fort, um diese These zu bestätigen.

Einer der Gründe, warum ich das Bedürfnis habe, die Mauer des Schweigens, die man um die Katastrophe von Malpasset errichtet hat, zu durchbrechen, ist, dass ich zu einer Zeit selbst Opfer von Terroranschlägen geworden bin.

Thierry Cazon: selbst Opfer von Terror

Am Staudamm von Malpasset. Foto: Christiane Dreher-Cazon
Foto: Christiane Dreher-Cazon

Zwischen 1975 und 1990 war ich als Apotheker in Petreto-Bicchisano auf Korsika tätig, und auf meine Apotheke wurden mehrere Bombenanschläge verübt.

Ich war Mitbegründer der Association des Victimes du Terrorisme en Corse (A.S.A.V.T.), deren Vorsitzender, der Veterinär Jean Paul Lafay, im Juni 1987 ermordet wurde, nachdem er in der viel beachteten Sendung Confronti die Seite der Opfer des Terrorismus verteidigt hatte; er wurde erschossen als er das Fernsehstudio FR 3 Corse verließ.

Bereits 1984, als ich vergeblich eine Klage wegen Schutzgelderpressung einreichen wollte, stand ich einem Untersuchungsrichter gegenüber, der mir die Staatsräson entgegenhielt.

Als später dem Anti-Terror-Richter die Gerichtsakte des Falles Jean- Paul Lafay verloren ging, begann ich an der Integrität der Richterschaft im Angesicht des Terrorismus zu zweifeln. Mir sind die Risiken, denen ich mich aussetze, wenn ich das Wort ergreife, nicht unbekannt. Ich verließ Korsika im Jahr 1990.

Vor Ort in Malpasset

Gleich zu Beginn meiner Recherchen besuchte ich erneut den heutigen Gedenk-Ort Malpasset und stieß dort auf einen eklatanten Widerspruch, den ersten einer langen Reihe: So entdeckte ich auf den Informationstafeln, die die Wanderroute säumen, lobende Worte für André Coyne, den Erbauer eines Staudamms, dessen Bruch, der hier als „Unfall“ angegeben wurde, immerhin mehr als 400 Todesopfer gefordert hatte.

Wenn die Katastrophe, wie oft behauptet, auf die falsche Wahl des Standorts zurückzuführen wäre, hätte dies die volle Verantwortung des Erbauers nach sich gezogen, die er auch vor der Katastrophe geltend gemacht hatte, und diese Schilder wären äußerst unpassend.

Sie könnten im Gegenzug als Versuch der posthumen Rehabilitierung eines Mannes angesehen werden, der durch die Staatsräson daran gehindert worden war, seinen Ruf als Ingenieur zu verteidigen. Sein Tod kurz nach der Tragödie war vielleicht die tragische Folge, dass er sich vor der Justiz und vor den Einwohnern von Fréjus nicht verteidigen konnte.

Intensive Recherchen

Um das Begründetsein der aufgeworfenen Fragen zu überprüfen, habe ich nach Dokumenten und Büchern gesucht, die über die Tragödie von Malpasset berichten. Zunächst beschaffte ich mir die beiden Bücher über das Leben von Richard Christmann alias „Markus“, dem BND-Spion, der in der Arte-Sendung erwähnt wurde: Markus. Espion allemand* von Roger Faligot, Ed Messidor 1984 und Im Schatten des Dritten Reiches. Der BND und sein Agent Richard Christmann*, von Matthias Ritzi und Erich Schmidt-Eenboom aus dem Jahr 2011.

Beginnen wir mit einem Zitat aus der Veröffentlichung von Matthias Ritzi und Erich Schmidt-Eenboom, „Im Schatten des Dritten Reiches“:

„Umgesetzt wurden zwei andere Varianten von Bombenterror: Zum einen sprengte man in Südfrankreich fünf Treibstofflager und Raffinerien in die Luft. ‚Man erinnere sich an diese Großbrände, die damals weltweites Aufsehen erregten. – BND wurde über die Vorbereitungen, Pläne usw. stets vorab unterrichtet‘,  notierte Christmann rückblickend.“ […]

„Dass nicht nur der BND-Resident in die Anschlagsplanungen eingeweiht war, sondern dass er auch die Führung in Pullach darüber informierte, beweist die Meldung, die Christmann am 25. August 1958 an Giskes [seinen Vorgesetzten] abgeschickt hatte: „Sobald eine gewisse Flaute eingetreten ist, sollen die Projekte Wasserkraftwerk und Talsperre in Angriff genommen werden. Außerdem ist in einigen Monaten der Wasserstand günstiger.“ (Ritzi, Schmidt-Eenboom S. 185f.)

Die Katastrophe von Malpasset ereignete sich am günstigsten Tag für einen Anschlag, da der einsetzende heftige Regen den Wasserspiegel schnell ansteigen ließ und die Krone des Bauwerks erreichte, eine ideale Höhe, um die Logistik eines Anschlags zu erleichtern.

„Nachdem ein Anschlag auf eine kleine Talsperre in Südfrankreich nur einen Teilerfolg hatte, aber viele Menschenleben forderte, wurden alle weiteren Terrormaßnahmen auf Befehl der Gruppe um den damals noch inhaftierten Ben Bella gestoppt“, beschrieb Christmann das Ende der Anschlagsserie.“ [ … ]

„Mit diesem Anschlag dürfte wohl der Staudammbruch in der Nähe des südfranzösischen Fréjus am 2. Dezember 1959 gemeint sein, der 412 Todesopfer forderte, heute aber immer noch als Unglück und nicht als Terrorakt angesehen wird. Ben Bella war nach diesem Anschlag der Auffassung, dass alle Terrorakte einzustellen seien, weil sie der algerischen Sache mehr schadeten als nützten. Seine durch seinen Pariser Anwalt übermittelte Weisung stieß beim radikalen Flügel der FLN um Boumédienne und Chabou jedoch nicht auf Zustimmung.“

Ritzi, Schmidt-Eenboom S. 186. Vgl. auch Fußnote 194: Christmann, Richard: Programm der Sabotageaktionen der „ALN/FLN“. (1959/1961), Frankfurt am Main, ohne Jahr.

Ritzi, Schmidt-Eenboom S. 231 (Dokumente aus dem Archiv im Besitz von Roger Faligot)

Betrachten wir nun Roger Faligots Markus. Espion allemand, das die Beziehung von Christmann alias „Markus“ zur FLN und ALN in Tunis beschreibt:

„Die Unterstützung, die Markus den Algeriern zukommen ließ, wurde immer vielfältiger […] Dann, am Tag nach der Schlacht von Algier – laut den damaligen Depeschen auf Anfrage von Boumendjel – plante er die Ausarbeitung eines groß angelegten Sabotage- und Terrorplans. [… ]

Ein solches Programm wurde 1959 von den technischen Diensten und der Sabotageabteilung des BND im Auftrag von Markus untersucht. Alles in allem erinnert er an seine Aktivitäten im Saarland fünf Jahre zuvor.

Der Deutsche übergibt den Algeriern ein detailliertes Dossier mit folgenden Schwerpunkten:

1. Herstellung und Einsatz von Molotowcocktails gemäß den angegebenen Bedürfnissen.
2. Zerstörung von Treibstofflagern und Raffinerien.
3. Zerstörung von Straßensperren durch Sprengstoff.
4. Geheimdienstarbeit, um festzustellen, in welchen Städten es leichter ist, Wasserleitungen zu zerstören.
5. Zerstörung von Wasserversorgungsleitungen in großen Städten.
Raymond Muelle_ 7 ans de guerre

Nota bene: Diese Operationen haben den Vorteil, dass sie die gesamte Bevölkerung terrorisieren, ohne zivile Opfer mit militärischen Mitteln zu treffen. […] In Südfrankreich würden fünf konkrete Ziele eine beträchtliche Resonanz hervorrufen. Das „Markus- Projekt“ wird von zahlreichen praktischen Tipps begleitet, insbesondere für die Herstellung und den Einsatz von Sprengstoff […] Glücklicherweise waren diese Terroroptionen im Planungsstadium steckengeblieben. Viele Führer der FLN/ALN, insbesondere Slimane, Hoffmann, Chabou, Boumedienne, wollten der französischen Bevölkerung nicht die Lasten eines Krieges aufbürden, der bald mit der Unabhängigkeit ihres Landes enden sollte, die sich in den französisch-algerischen Gesprächen abzeichnete.“ (Faligot, S. 186-187).

In der Folgezeit zeigte sich, dass die harte Linie der FLN/ALN mit der Durchführung von Anschlägen auf Raffinerien in Südfrankreich, auf den Malpasset-Staudamm und der Fortsetzung des Krieges in Algerien (und Frankreich) die Oberhand gewann. Zitieren wir hier den Rückseitentext der Veröffentlichung von Raymond Muelle 7 Ans de Guerre en France*. Ed. Grancher 1994.

Frankreich während des Algerienkriegs

Verantwortliche der FLN haben zu Recht erklärt, dass ihr Krieg in Frankreich gewonnen wurde. Dennoch scheinen die Ereignisse, die das Mutterland während des Algerienkriegs erlebte, aus unserem kollektiven Gedächtnis verschwunden zu sein.

Und das, obwohl die Zeit von 1955 bis 1962 besonders blutig und dramatisch war, und deren Folgen keineswegs ausgelöscht sind, sondern durch die jüngsten Nachrichten mit Nachdruck wieder ins Bewusstsein gerückt werden.

Im französischen Mutterland, das einen unerbittlichen Terrorismus erlebte, wurden zu dieser Zeit 6000 Nordafrikaner und 400 Franzosen durch den FLN getötet. Hinzu kamen Tausende von Verletzten, Zerstörungen und Sabotageakte in großem Umfang.

In einem belletristischen Werk wird überraschend und beiläufig ebenso Richard Christmann erwähnt: Anne Weber, Annette, ein Heldinnenepos, Matthes und Seitz 2020*.

Es handelt sich um die als Epos verfasste Biografie der Anne Beaumanoir, die im Zweiten Weltkrieg als kommunistische Widerstandskämpferin tätig war, und später zu einer „Kofferträgerin“ für den FLN wurde. Anne Weber liefert einige Erinnerungen an die Zeit, in der Anne Beaumanoir, genannt Annette, nach ihrem Aufenthalt in Tunesien die algerische Staatsbürgerschaft annahm.

„Im neuen Ministerium bekommt Annette das Ressort Ausbildung und Forschung zugeteilt; Minister wird ein Mann, Nekkache, den sie schon aus Tunesien kennt, wo er für die Versorgung der Verletzten und der Kranken der an der Grenze stationierten algerischen Armee zuständig war.

Und wie zuvor bei Ben Bella hat Annette das Gefühl, oder sie stellt die Diagnose, dass dieser Mann – ein Arzt, der, heißt es, mittellose Kranke durchaus auch gratis heilen kann -, dass dieser Mann kein schlechter ist, sie sieht ja, dass er keine Mühe scheut, damit es insgesamt den Menschen besser geht.

Es geht ihm nicht um Titel und auch nicht um Geld, es geht ihm wirklich, wie auch ihr, um so was wie eine bessre Welt, und besser heißt zum Beispiel, dass Kinder nicht mehr oder immerhin, dass weniger von ihnen sterben. Das ist ihr Eindruck von dem Mann, und sehr wahrscheinlich, nein, ganz sicher weiß sie nicht, was man inzwischen wissen kann, nämlich, dass er im letzten Weltkrieg von der deutschen Abwehr angeworben wurde und in den 50ern noch immer in Verbindung steht mit einem namens Richard Christmann, der mittlerweile nicht mehr von der Abwehr ist, sondern vom BND.

Es sieht nämlich so aus, als hätte Adenauers Deutschland in Jahren demonstrativ deutsch-französischer Freundschaft insgeheim Terroristen unterstützt oder doch Leute, die den einen als Freiheitskämpfern und den anderen als Terroristen galten, nämlich den FLN.“ (S. 182f)

Im Internet findet man die Reproduktion der Originaldokumente, die der Autor des Blogs Bab el Oued Story von Erich Schmidt-Eenboom, selbst einer der Hauptakteure der ARTE-Dokumentation und Mitautor des Buches über Richard Christmann, erhalten hat.

Die Dokumente stammen aus dem Archiv des ostdeutschen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), dem Archiv des westdeutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) sowie aus den Typoskripten der  Memoiren des Agenten Richard Christmann alias „Markus“. Sie dienten als Grundlage für den Dokumentarfilm, der von Arte ausgestrahlt wurde.

Welche Rolle spielte Richard Christmann alias „Markus“?

Diese Dokumente sind der unbestreitbare Beweis dafür, dass Richard Christmann bei der Planung des Attentats in Malpasset eine Rolle gespielt hat. Für mich ist kein Zweifel mehr möglich.

Bertini_Barrage de MalpassetKommen wir nun zum „Standardwerk“ von Vito Valenti und Alfred Bertini, das mir nach seiner Neuauflage durch die Éditions du Lau im Jahr 2019 endlich zugänglich war: Barrage de Malpasset. Société d’histoire de Fréjus et de sa région (Geschichtsverein von Fréjus und seiner Region).

Diese Veröffentlichung enthält die Summe der verfügbaren Dokumente, die in mehr als zweijähriger Forschungsarbeit von Vito Valenti, einem Wasserbauingenieur, und Alfred Bertini, einem Gebietsverwalter, zusammengetragen wurden.

Meine Arbeit beschränkt sich darauf, Zitate aus dem Buch sowie wichtige Punkte hervorzuheben und auf Ungereimtheiten in den offiziellen Dokumenten hinzuweisen und sie zu kommentieren, was sich die Autoren nicht erlaubt haben. Die wichtigsten Kapitel nach einem langen geschichtlichen Abriss des Projekts sind die folgenden.

Die Gutachten des Geologen

S. 29: Die geologische Studie des Standorts des Staudamms durch Professor Corroy besagt (im Bericht vom 13. November 1946). „Das Staubecken weist in Bezug auf Wasserundurchlässigkeit ausgezeichnete geologische Bedingungen auf.“

S. 31: Abschließend rät Professor Corroy erneut zu einer gewissen Vorsicht: „Der Staudamm wird Abdichtungsarbeiten erfordern, die mit großer Sorgfalt durchgeführt werden müssen, […] Da die Stabilität der Stützhänge definiert ist, ist es dennoch nützlich, so bald wie möglich durch Enttrümmerung und kleine Stollen ihre innere Beschaffenheit zu untersuchen. Gesundes Gestein wird also überall bis ins Flussbett hinein aufgespürt, um Überraschungen bei der Verankerung zu vermeiden“.

Der Geologe schloss mit dem Hinweis, dass er die Lage der Sucharbeiten nach gesundem Gestein vor Ort präzisieren werde, sobald diese beschlossen worden seien.

Diese geologische Studie wurde im November 1949 wieder aufgenommen. Wir aber haben in den Archiven der Gemeinde und des Departements keine Aufzeichnungen darüber gefunden.

Man muss wissen, dass die Lage des Staudamms kurz vor seinem Bau um 200 Meter verschoben wurde, offenbar ohne weitere geologische Untersuchungen. (Valenti/Bertini S. 31).

S. 32: Bevor das Ingenieurbüro Coyne und Bellier die Lage des Staudamms festlegte, setzte es sich im Oktober 1950 mit Professor Corroy in Verbindung, um eine Ortsbesichtigung durchzuführen. Dies war das einzige Mal, dass ein Kontakt zwischen den beiden Männern zustande kam. Professor Corroy stellte damals fest, dass das Ingenieurbüro Coyne und Bellier seine Vorschläge zwar akzeptierte, sie dann aber nur relativ wenig berücksichtigte.

Letztendlich war es Coyne, der die Entscheidung über den Standort des Staudamms traf. Er wählte ihn 200 Meter flussabwärts von dem Standort, den Professor Corroy Ende November 1950 empfohlen hatte. Professor Corroy wurde konsultiert und gab eine positive Stellungnahme zu dieser Verlegung ab.

Das Büro Coyne und Bellier wurde offiziell mit dem Projekt des Malpasset-Staudamms beauftragt. Ein Vertrag übertrug ihnen die Aufgabe, das Département bei diesem Bau zu unterstützen. Coyne, der als Spezialist auf diesem Gebiet galt, da er zahlreiche Staudämmecin Frankreich und im Ausland errichtet hatte, wurde als „technischer Assistent“ bezeichnet. (Valenti/Bertini S. 32) Unter den mehr als 100 von Coyne gebauten Staudämmen war Malpasset einer der kleinsten.

Am 4. Juli 1952 wurde der Präfekt ermächtigt, das Amt für Agrartechnik mit der Kontrolle und Überwachung der Bauarbeiten an der Staumauer im Auftrag des Departements zu beauftragen. (Valenti/Bertini, S. 32)

S. 33: Damit war die Organisation für die Studien und die Kontrolle des Staudammbaus geschaffen. Einziges Problem: Die Kontrollaufgabe des Geologen wurde nicht definiert. (Valenti/Bertini S. 33)

Am Staudamm von Malpasset. Foto: Christiane Dreher-Cazon
Foto: Christiane Dreher-Cazon

Merkmale des Bauwerks

S. 33: Mit der Dicke von nur 1,5 m an der Krone des Bauwerks wurde er damals zum dünnsten Staudamm Europas!

S. 40: Die Bauarbeiten begannen am 1. April 1952. […] Er war […] im Oktober 1954 fertiggestellt.

Vor dem Bau des Staudamms hatte Professor Corroy geologische Forschungsarbeiten in Stollen geplant. An der Stelle des Staudamms wurde jedoch nur eine einzige Kernbohrung durchgeführt. Von Anfang an wurde das Gutachten von Professor Corroy vernachlässigt. Coyne hielt es für unnötig, Erkundungsstollen zu graben und ließ 1951 und 1952 nur zwei Stollen anlegen.

Auf die Frage, ob das Departement einen Kredit von 27 Millionen für die Durchführung dieser Forschungsarbeiten vorgesehen hatte, meinte er, dass für diese Art von Damm 8 Millionen Francs ausreichen würden.

Am 9. Dezember 1952 teilte das Amt für Agrartechnik Professor Corroy mit, dass es bei der Durchführung der Ausgrabungen zu einigen Ungenauigkeiten gekommen sei, da das Gestein nicht so kompakt sei wie erwartet, und fragte ihn, ob er an dem Besuch von Coyne teilnehmen wolle, der am 17. Dezember 1952 stattfinden sollte. Professor Corroy nahm an diesem Treffen nicht teil und betrachtete seine Rolle bereits Anfang 1953 als beendet.

In diesem erstaunlichen Rahmen wurden die Bauarbeiten für den Staudamm zwei Jahre lang fortgesetzt. Das Unternehmen, gewissermaßen mit seiner Erfahrung ausgestattet, machte, was es wollte, und hielt die Mitarbeit des Geologen für unnötig. Die entscheidende Bedeutung der Qualität der Staumauerauflager wurde somit unterschätzt. (Valenti/Bertini).

Dies ist eine sehr persönliche Einschätzung der Autoren, die im Widerspruch zu den folgenden Ausführungen steht. Der nachfolgende Abschnitt ist von grundlegender Bedeutung, da er die Vorsichtsmaßnahmen aufzeigt, die der Konstrukteur getroffen hat, um die schlechte Qualität des Stützgesteins am linken Ufer zu beheben

S. 41:

Im Vergleich zu den ursprünglich im Vertrag vorgesehenen Mengen wurden einige Überschreitungen von der Baubehörde begründet. So mussten die Grabungen am Sockel des Staudamms um vier Meter vertieft werden. Es musste zusätzlicher Beton gegossen werden, die Bögen des Gewölbes mussten gespannt werden, um ihren Auftrieb unter Wassereinwirkung zu erhöhen, und es mussten Stähle eingebaut werden, um das Risiko des „Knickens“ der oberen Bögen zu vermeiden.

Die Grabungen am linken Ufer wurden um 8 bis 10 Meter vertieft, um ein Widerlager zu installieren, das allein durch sein Gewicht gehalten und mit 2 Tonnen Stahl fixiert wurde. Für all diese Maßnahmen wurden zusätzlich 10.000 m3 Stahlbeton verbaut.

Valenti/Bertini

Am Staudamm von Malpasset. Foto: Christiane Dreher-Cazon
Foto: Christiane Dreher-Cazon

Die Abnahme der Bauarbeiten

S. 41: Die vorläufige Abnahme der Bauarbeiten für den Staudamm fand am 9. Februar 1955 und am 1. August 1956 statt.

Eine wirkliche endgültige Abnahme sollte es nicht geben. Tatsächlich füllte sich der Damm nur sehr langsam und Anfang 1957, drei Jahre nach Abschluss der Bauarbeiten, war der Wasserspiegel bei +85 m blockiert. Alles ging verzögert vonstatten, da man den Damm aus administrativen Gründen, die mit nicht enteigneten Grundstücken stromaufwärts zusammenhingen, nicht so schnell füllen konnte.

Das Protokoll über die endgültige Abnahme aller Arbeiten wurde schließlich vom Generalsekretär der Präfektur unterzeichnet, da der Präfekt nicht anwesend war. Es bezog sich auf den Besuch des Staudamms am 1. Februar 1957 durch die Wasserbaukommission des Generalrats, dessen Tagesordnung lautete: „Besuch des Generalrats vor der endgültigen Abnahme“.

S. 43: Mitte November 1959 lag der Wasserstand nur noch 7 m unter der Kammhöhe, während am rechten Ufer des Bauwerks die ersten Sickerstellen auftraten. Im ganzen Kanton gingen ununterbrochen sintflutartige Regenfälle nieder. Die erste Füllung, eine kritische Phase im Leben eines Staudamms, erfolgt ohne jegliche Kontrolle. Als der See den normalen Pegelstand von + 98,5 Metern erreicht, hatte sich ein Wasservolumen von 47 Millionen Kubikmeter angesammelt.

Die Katastrophe ereignete sich dann am Abend des 2. Dezember 1959 um 21.11 Uhr, als das Wasser des Staudamms zum ersten Mal die Oberkante des Bauwerks auf einer Höhe von + 102 m erreichte. Die schnelle Füllung der letzten vier Meter in weniger als 24 Stunden hatte gerade eine regelrechte Schockwirkung auf die Struktur des Staudamms ausgelöst. (Quelle: Bericht von J.B. Gaignebet. In: Die Tragödie von Malpasset von Donat Olivier.)

Auch dies ist eine grundlose Behauptung! Damit die Staumauer ihren maximalen Wasserstand aushalten konnte, hatte man sie entsprechend konzipiert und sie war im oberen Teil selbstverständlich mit einem Überlaufwehr zur Hochwasserentlastung ausgestattet.

Am Staudamm von Malpasset. Foto: Christiane Dreher-Cazon
Foto: Christiane Dreher-Cazon

Die Politik

Verlassen wir für einen Moment das Werk von Valenti und Bertini, um daran zu erinnern, dass die Polemik um die Talsperre von Malpasset viel früher entstand. In der Tat kursierte der Verdacht, dass es sich um eine Fehlkonstruktion handelte, in der lokalen Bevölkerung schon seit dem Bau des Bauwerks.

Bereits damals antwortete der Bürgermeister von Fréjus einem Gegner des Bauwerks, der sich in der Zeitung Nice-Matin vom 5. Februar 1957 geäußert hatte (d. h. zwei Jahre vor der Tragödie).

„Jean de la Vanne, ich glaube, ich weiß, wer Sie sind; natürlich kein Philanthrop, und Sie sollten nicht zu solchen Artikeln inspirieren, und diejenigen, deren Aufgabe es ist, die Leser zu informieren, sollten sie auch nicht verfassen. Sie lügen, wenn Sie schreiben, dass die Flutung des Malpasset-Staudamms auf Normalhöhe nicht angeordnet wurde, weil der Wasserdruck schwerwiegende Folgen für das Bauwerk haben könnte“.

Quelle: Le Provençal vom Februar 1960 in einem Dossier „L’Affaire Malpasset“

Es ging hierbei um einen Streit mit dem Besitzer der Flussspat-Mine, die geflutet werden sollte, über die Höhe der Entschädigungssumme bei der Enteignung des stromaufwärts gelegenen Grundstückes. Dieser Streit dauerte vier Jahre und verzögerte die vollständige Flutung des Staudamms entsprechend.

Die Verzögerung der Flutung hatte keine anderen als rechtliche Gründe, aber sie schürte das Gerücht, dass mit dem Bau etwas nicht in Ordnung war, und bereitete die Öffentlichkeit darauf vor, die spätere These zu akzeptieren, dass der Dammbruch aufgrund natürlicher Ursachen unvermeidlich war.

Am Staudamm von Malpasset. Foto: Christiane Dreher-Cazon
Foto: Christiane Dreher-Cazon

Der Dammbruch

S. 63:

„Nachdem der Wächter André Ferro überprüft hatte, dass der Wasserstand (nach dem Öffnen des Ventils) um einige Zentimeter gesunken war, kehrte er zu seinem Haus zurück, das 1500 m flussabwärts vom Staudamm lag. Er entkam den Fluten nur durch ein Wunder und erzählte später, er habe etwas gehört, dass wie das Brüllen eines wilden Tieres [klang], danach zwei dumpfe Schläge‘. Er hörte aufeinanderfolgende Knackgeräusche und spürte einen heftigen Windzug, der Türen und Fenster öffnete; ein starker Lichtblitz ist zu sehen, dann erlischt die Elektrizität“.

Die Autoren geben ihre Interpretation wieder:

„Der Damm ist in einem Augenblick gebrochen! Der riesige Betonbogen reißt sich vom Boden los. Er dreht sich um seine Basis und zerstört seine Verankerung am linken Ufer des Reyran. Das ist zweifellos der Ursprung des Gebrülls, das André Ferro gehört hat“.

Mich erinnert diese Beschreibung exakt an die Explosionen mit Plastiksprengstoff, die ich erlebt habe! Der Bericht der Gendarmerie geht ebenfalls auf seine Interpretation ein:

S. 67:

„21.30 Uhr: Der Malpasset-Staudamm am Reyran, 10 km westlich von Fréjus, bricht unter dem Druck der Wassermassen…“.

S. 70:

„Am Vortag hatte man eine Katastrophe befürchtet. In den Stunden vor der Katastrophe fühlten sich die Anwohner des Staudamms aufgrund der Geräusche stark beunruhigt. Um festzustellen, ob tatsächlich eine Gefahr bestand, führten Techniker in Begleitung lokaler Persönlichkeiten am Vortag eine Kontrolle durch.

Nachdem Herr Dufour, ein Brückenbau- und Straßenbauingenieur, entlang des Flussbetts des Reyran Risse und Überschwemmungen festgestellt sowie die gesamte Region mit dem Hubschrauber überflogen hatte, kam er zu dem Schluss, dass die Sicherheitsmarge bei der Füllung des Staudamms wiederhergestellt werden müsse.

Da die Talsperre das Niveau des Überlaufs erreichen würde und folglich nicht mehr über eine Sicherheitsreserve verfügte, die im Falle eines neuen Gewitters einen wirksamen Rückhalt gewährleisten könnte, war es unerlässlich, diese Sicherheitsmarge schnell wieder herzustellen. Nach diesem Besuch konnte man hoffen, dass das Schlimmste verhindert werden konnte.“

(Anm. des Verfassers: Durch das Öffnen des Ablassventils wurde die Rückhaltefunktion für das Hochwasser des Reyran wiederhergestellt und nicht die Sicherheit des Staudamms).

S. 77: Am 10. Dezember 1959 richtete Louis Eugène Joly, ehemaliger Bürgermeister von Fréjus, eine Denkschrift an Herrn André Léotard, der zum Zeitpunkt der Tragödie Bürgermeister von Fréjus war.

Von den verschiedenen widersprüchlichen oder ergänzenden Hypothesen, die der Untersuchungskommission vorgelegt wurden, sind einige technisch unwahrscheinlich, wie die Sprengungen auf den Baustellen in der Nähe der Autobahn und die Sprengungen, die in Font-Sante für die Gewinnung von Flussspat erforderlich waren. Eine solche Masse, die erklärtermaßen relativ monolithisch ist, zerfällt nicht nach einer Explosion, deren unterirdische Reichweite immer durch das „Abfedern“ des Bodens begrenzt bleibt.

Ebenso wenig ist die Hypothese einer Schockwelle und eines Sogs, der durch das Öffnen der Überlaufventile entstand, glaubhaft; wenn es sie gab, konnten die Auswirkungen nur begrenzt sein und innerhalb der üblichen Sicherheitsmarge für die Verwendung von Beton und seiner Bruchrate bleiben.

Außerdem wurden die Ventile offenbar vier Stunden vor der Mauer- Versetzung geöffnet, und es ist schwer zu verstehen, warum sich ein solcher Wasserschlag erst so spät bemerkbar gemacht haben soll. Die Vorstellung eines örtlich begrenzten seismischen Schocks ist unwahrscheinlich und wäre, selbst ohne Seismographen, in der Nachbarschaft wahrnehmbar gewesen. Und letzten Endes ist auch ein Attentat wenig wahrscheinlich. (Hervorhebung durch den Verfasser.)

Im Gegenteil. Die Enthüllungen in der Arte-Sendung bestätigen diese Hypothese, an die damals schon gedacht und erwähnt wurde.

S. 78:

„Was die Untersuchung der „treppenförmigen“ Überreste betrifft, die einige Techniker faszinieren, die darin entweder eine fehlerhafte Arbeit der Unternehmen, häufige 18 Unterbrechungen der Arbeiten, bei deren Wiederaufnahme der gegossene Beton schlecht mit dem vorherigen verschweißt wurde, oder schließlich die Art und Vielfalt der Mischungen erkennen, so sehe ich für meinen Teil nichts absolut Ungewöhnliches darin“.

Wir schon! – Dieser Treppenbruch ist eher mit dem Ergebnis einer oder mehrerer starker Explosionen vereinbar, die den Damm in Stücke gerissen haben.

Am Staudamm von Malpasset. Foto: Christiane Dreher-Cazon
Foto: Christiane Dreher-Cazon

Das solidarische Algerien

Schon gleich nachdem das Drama von Fréjus bekannt wurde, hatte man in Algier und in anderen algerischen Städten Hilfsfonds organisiert. Es kamen 100 Millionen alte Francs zusammen. In einem Brief vom 11. Dezember 1959 antwortet der Bürgermeister von Fréjus:

„Ich bin tief gerührt von der Unterstützung, die die Stadt Algier uns gewähren will, und ich denke, ich spreche für unsere gesamte Bevölkerung, wenn ich Ihnen von ganzem Herzen danke. Was für ein Beispiel Sie uns damit geben! Seien Sie versichert, dass wir Frankreich und Algerien als ein und dasselbe Vaterland betrachten, als ein und dasselbe Land, als eine perfekte Ehe, in der man vereint ist, in guten wie in schlechten Zeiten.“

Seltsame Solidarität … Als ob die pieds-noirs, die mit ihren eigenen Zukunftsängsten konfrontiert sind, sich intuitiv verantwortlich fühlten und ihre Solidarität mit den Opfern des Unglücks, das Fréjus heimsuchte, bekunden wollten.

Auffällig ist, dass die Autoren – bewusst oder unbewusst – das Drama von Malpasset mit dem algerischen Kontext in Verbindung bringen.

Expertisen und Untersuchungen

S.123: Die Experten legten ihren Bericht am 10. Februar 1961 vor und stellten drei Hypothesen über den Mechanismus des Bruchs auf, nachdem sie jeden Einfluss der Sprengungen, die für den Bau der nahegelegenen Autobahn erforderlich waren, ausgeschlossen hatten:

1. Hypothese: die vorausgehende Versetzung des Widerlagers.
2. Hypothese: Das Gestein hat unter dem Druck des Gewölbes nachgegeben.
3. Hypothese: die Wirkung des Unterdrucks des Wassers.

Die Experten glaubten, dass der Damm nicht gebrochen wäre, wenn er auf einem widerstandsfähigen, ausreichend homogenen und ungestörten Baugrund errichtet worden wäre. Sie sind überzeugt, dass die Ursache für den Bruch notwendigerweise im Baugrund lag, der von zahlreichen mit Lehm und Sand gefüllten Verwerfungen betroffen war. Ihrer Ansicht nach hätten zuvor Sondierungen durchgeführt und Suchstollen angelegt werden müssen. Es wurde ohne systematische Untersuchung des Baugrunds gebaut.

Für diese Experten liegen technische Fehler und menschliches Versagen vor. Zunächst das des ausführenden Ingenieurs Coyne, der zu seinen Lebzeiten gesagt hatte: „Der Verantwortliche bin ich“. Aber ebenso das Versagen des Ingenieurs des Landesamtes für Agrartechnik aufgrund seiner Sorglosigkeit.

S. 125: Am 7. Mai 1962 wurde ein Gegengutachten angeordnet. Im Oktober 1962 kam der Gegengutachtenbericht zu deutlich anderen Schlussfolgerungen:

„Es wäre nicht möglich gewesen, den Riss zu entdecken, der im Übrigen eine unvorhersehbare Besonderheit aufweist … Es handelt sich also um eine „naturgegebene Falle“.

Die Schlussfolgerung zu der diese Experten, die tiefergehende Arbeiten durchgeführt haben, kamen, lautete: ein Unterdruck unter dem Damm war die Ursache für den Bruch. Er war jedoch unvorhersehbar gewesen, somit war niemand schuld. Es war ein Fall von höherer Gewalt.

Diese Schlussfolgerung lässt nur eines aus: nämlich, sich die Fragen zu stellen, die sich in Bezug auf die ebenso unwahrscheinliche wie unnatürliche Versetzung des Widerlagers um zwei Meter aufdrängen, und die im folgenden Sachverständigenbericht hervorgehoben werden.

Am Staudamm von Malpasset. Foto: Christiane Dreher-Cazon
Foto: Christiane Dreher-Cazon

Geologische Expertise von Prof. Marcel Roubault

S. 126: Umstände des Bruchs In den Wochen zuvor kam es immer wieder zu sintflutartigen Regenfällen in der Region Var; an der Wetterstation Fréjus/Saint Raphaël wurde in den zwei Wochen vom 19. November bis zum 2. Dezember eine Niederschlagsmenge von 490 mm gemessen, davon 128 mm in den letzten 24 Stunden.

Schon Mitte November, als der Wasserstand noch etwa 7 Meter unter dem Kamm lag, trat am rechten Ufer Sickerwasser auf. Es verstärkte sich rasch und wurde zu echten Quellen, da der Wasserspiegel immer weiter anstieg und sich rasch dem Scheitelpunkt der Anlage näherte. Dies war die erste Füllung, die kritischste Phase im Leben eines Staudamms.

Die Situation wurde immer besorgniserregender. Nach einer Ortsbegehung mit Vertretern der Ämter für Agrarentwicklung, Brücken- und Straßenbau, wurde am 2. Dezember um 18 Uhr Order gegeben, das Ablassventil zu öffnen. Gegen 21.10 Uhr, als der Wasserstand um einige Zentimeter gesunken war, ging der Wärter zurück in sein Haus, das etwa 1500 m stromabwärts des Staudamms lag. Dort hörte er aufeinanderfolgendes Knacken, ein heftiger „schnaubender“ Wind öffnete Türen und Fenster, ein großer Lichtblitz war zu sehen und zeitgleich fiel der Strom aus. Der Damm brach in einem Augenblick.

S. 127: Nach der Katastrophe stellte man fest:

1) Dass die linksufrige Hälfte des Staudamms völlig verschwunden war; nur ein Teil des Widerlagers war stehengeblieben. Die riesigen losen Blöcke wurden über große Entfernungen flussabwärts transportiert.

2) Der rechtsufrige Teil hatte sich gehalten, aber entlang und am stromaufwärts gelegenen Fuß der verbliebenen Mauer zeigte sich ein klaffender Riss, der zeigte, dass sich die Mauer vom Felsen gelöst hatte.

3) Dass an der Stelle der verschwundenen linksufrigen Sperre zwei Bruchflächen erschienen, die untereinander einen Diederwinkel bildeten und so die Existenz zweier geologischer Unfälle bezeugten, über denen das Bauwerk errichtet worden war und die beim Bau nicht beobachtet worden waren.

4) Das Widerlager am linken Ufer, das einzige Überbleibsel dieses Teils des Bauwerks, hatte sich um etwa 2 Meter flussabwärts versetzt.

S. 128: Eine spätere Studie versuchte zu zeigen, dass die Ursache des Dramas ein bis dahin unbekannter Unterdruck unter den Fundamenten eines Gewölbestaudamms war.

Tatsächlich führte dieses Phänomen zur Ablösung der Basis auf der rechten Seite des Damms, die heute auf der dem Bruch gegenüberliegenden Seite zu sehen ist, aber diese Ablösung könnte ebensogut die Folge der plötzlichen Entleerung des Damms nach seinem Bruch gewesen sein.

S. 129: Da das Fehlen einer ausreichenden geologischen Untersuchung somit eindeutig nachgewiesen ist, kann man nicht im strengen Sinne des Wortes sagen, dass die Katastrophe zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhersehbar war, obwohl die erste Füllung für einen Staudamm immer eine entscheidende Prüfung darstellt;

Jedoch war sie nach jeder Untersuchung und nach einer mehr oder weniger kurzen Frist unvermeidlich, und so kam es leider auch.

Anmerkung von Claude Monnies

S. 133: Felsblöcke finden sich noch 1500 m flussabwärts: Beachten Sie die gute Qualität des Betons, der sich noch an den abgerissenen Felsblöcken findet.

Verschiedene Ursachen wie Erdbeben, Sabotage oder Sprengungen beim Bau der Autobahn wurden als Erklärung für diesen Bruch verworfen.

Letzteres ist durch die große Nähe zur Autobahn A8 gerechtfertigt, die zur gleichen Zeit wie der Malpasset-Staudamm gebaut wurde: Die Autobahn führte durch die Berge, und auf der Baustelle musste Sprengstoff vorhanden sein, um den Fels entlang der Trasse zu sprengen.

Es genügte also, sich an dieser zivilen Baustelle zu bedienen, die von überwiegend algerischen Arbeitern betrieben wurde und auf der die FLN leicht Komplizen finden konnte. Was die weit flussabwärts gefundenen Betonblöcke betrifft, so ist es unwahrscheinlich, dass sie allein durch die Flutwelle bewegt wurden. Wahrscheinlicher ist, dass sie durch eine gewaltige Explosion mehr als einen Kilometer weit weggeschleudert wurden.

Das Weißbuch von Malpasset

S. 134-135: Zwölf Jahre nach der Katastrophe haben die Experten ihr Urteil gefällt. (Science et Vie Nr. 652 vom Januar 1972).

Man „bedauerte“, dass es keine geologische Gesamtstudie am endgültigen Standort des Staudamms gegeben habe. Die Experten waren sich einig, dass sich das betreffende Felsmassiv schlecht für den Bau eines Bogenstaudamms eignete.

S. 137: Da sie die besonderen Eigenschaften der Felsen von Malpasset nicht vermutet haben, können Ingenieure und Geologen heute nicht für die Katastrophe verantwortlich gemacht werden…

Wer war dann verantwortlich? Schwierig zu beantworten.

Malpasset. Foto: Christiane Dreher-Cazon
Foto: Christiane Dreher-Cazon

Abschluss des Rechtsstreits

S. 141: Es ist wichtig festzustellen, dass alle ergangenen Urteile […] die Konstrukteure, sowohl den Ingenieur Coyne als auch seine Mitarbeiter, vollständig entlastet haben. Leider ist Herr Coyne in der Zwischenzeit verstorben. Das Andenken an diesen großen, in jeder Hinsicht ehrenwerten und sogar bemerkenswerten Ingenieur ist somit von jedem Verdacht befreit.

Die Schlussfolgerung von Vito Valenti und Alfred Bertini lautet wie folgt: Alle Urteile, die zum Bruch der Staumauer von Malpasset ergangen sind:

Tribunal de Grande Instance de Draguignan, Urteil vom 25. November 1964 und 17. November 1965.

– Berufungsgericht Aix-en-Provence, Urteil vom 26. April 1966.

Verwaltungsgericht Nizza, Urteil vom 13. Juni 1968.
Conseil d’État (Staatsrat), Urteil vom 22. Oktober 1971,

entlasten die Konstrukteure vollständig, wobei der Staatsrat sogar feststellt, dass ihnen kein Verschulden nachgewiesen werden kann, was bedeutet, dass sie nicht haftbar sind.

Das Urteil des höchsten Gerichtes

Da das höchste französische Verwaltungsgericht in letzter Instanz entschieden hat, ist diese Entscheidung zu respektieren. Sie wurde aufgrund der Schlussfolgerungen von zwei Expertenkollegien getroffen und nach einer Untersuchung, die vom Amtsgericht zum Verwaltungsgericht ging, fast sieben Jahre dauerte, auch wenn viele Einwohner von Fréjus (vor allem diejenigen, die in ihrer Familie und an ihrem Eigentum Verluste beklagen haben) weiterhin Fragen haben mögen.

Die Zurückhaltung der Autoren ist spürbar. Nur widerwillig schließen sie die Akte.

Wir zitieren die Schlussfolgerung aus dem Erinnerungsbildband des Fotografen und Journalisten Jean-Paul Vieu, das von der Abteilung für Kulturerbe der Stadt Fréjus herausgegeben wurde: Barrage de Malpasset 2 décembre 1959. Die größte zivile Katastrophe des 20. Jahrhunderts in Frankreich.

Niemand war schuld! Wirklich?

Von da an waren sich Ingenieure, Wissenschaftler, Techniker, Experten und Gegenexperten einig: An der Tragödie von Malpasset ist niemand schuld! Eine Schlussfolgerung, die sich der größte Teil der Bevölkerung von Fréjus implizit lange vor der Justiz zu eigen gemacht hatte, und das, trotz aller Verzögerungen und Bemühungen, die hier und da unternommen wurden, um die Tragödie vollständig aufzuklären.

Auch hier ist die Zurückhaltung des Autors spürbar. Man bedenke, dass diese Veröffentlichung sowie das Werk von Vigo Valenti und Alfred Bertini lange vor der auf Arte ausgestrahlten Sendung geschrieben wurden.

Meine Schlussfolgerungen

Die von der Arte-Sendung aufgestellte Hypothese eines Sprengstoffanschlags fegt alle Schwächen der verschiedenen Expertisen hinweg: Hervorzuheben sind der Lichtblitz vor dem dumpfen Knall, der Treppenbruch, die Versetzung des Widerlagers um zwei Meter, das Fortschleudern riesiger, weit auseinander liegender Betonblöcke.

Darüber hinaus konnte ein nahe gelegenes Sprengstofflager, das für die Autobahnbaustelle eingerichtet wurde, die Logistik einer terroristischen Aktion erheblich vereinfachen. Der Sprengstoff war auf dieser Baustelle, auf der überwiegend Algerier arbeiteten, in großen Mengen verfügbar, um nicht zu sagen „griffbereit“.

Malpasset ist ein Attentat, das zu gut funktioniert hat. Es hat die Absichten seiner Urheber übertroffen. Es kann nach der Logik der Terroristen nicht mehr für sich in Anspruch genommen werden, da seine Inanspruchnahme den gegenteiligen Effekt haben könnte, nämlich einen Wutausbruch eines ganzen Volkes (der weder vom FLN noch von der französischen Regierung erwünscht war). Das Attentat sollte die laufenden Friedensverhandlungen beeinflussen, drohte aber im Gegenteil, Frankreichs Engagement im Krieg zu verstärken.

Hätte die deutsche Regierung die französischen Behörden warnen müssen? Die Entscheidung wurde nicht getroffen (die menschliche Bilanz war nicht vorhersehbar), außerdem wäre es schwierig gewesen zu erklären, wie diese Information in die Hände des BND-Agenten gelangt war, ohne die Beteiligung seines Dienstes an der Unterstützung der FLN zuzugeben.

Vielleicht spielte auch die Erinnerung an die Opération Chastise eine Rolle, in der die Alliierten während des Zweiten Weltkriegs mehrere Talsperren in Deutschland bombardierten. Die Flutwellen, die bei den zerstörten Möhnetalsperre und Edertalsperre entstanden, verursachten enorme Schäden. Sie  forderten mehr als 1200 Tote, darunter 749 französische und ukrainische Kriegsgefangene, die in einem Lager direkt unterhalb der Möhnertalsperre interniert waren.

Dieses Verbrechen zu vertuschen, ist in erster Linie ein politischer Fehler. Die Experten und die Justiz haben dabei eine unschöne Rolle. Das Recht der Opfer auf Wahrheit wird auch sechzig Jahre später noch ignoriert.

Unsere Gesellschaft zahlt weiterhin den Preis für die Straffreiheit derjenigen, die Terrorismus als Mittel der politischen Aktion einsetzen.

Thierry Cazon hat weitere Sprach-Fassungen seines Beitrags erstellt, um eine internationale Reichweite zu erreichen. Ihr findet die englische Fassung des Beitrags hier. Die französische Version könnt ihr hier downloaden.


Der Beitrag von Thierry Cazon ist ein Gastartikel in einer kleinen Reihe, in der alle, die dazu Lust haben, ihre Verbundenheit zu Frankreich ausdrücken können. Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Frankreich, Erlebnisse, Gedanken. Ihr wollt mitmachen? Dann denkt bitte daran: 

• Bitte keine PDFs.

• Text: per Mail in Word, Open Office oder per Mail. Denkt daran, euch mit ein, zwei Sätzen persönlich vorzustellen.

• Fotos: bitte möglichst im Querformat und immer in Originalgröße. Bitte schickt sie mit www.WeTransfer.com (kostenlos & top!) gebündelt mir zu – oder EINZELN ! – per Mail. Bitte denkt an ein Foto von euch – als Beitragsbild muss dies ein Querformat sein.

Vor der Veröffentlichung erhaltet ihr euren Beitrag zur Voransicht für etwaige Korrekturen oder Ergänzungen. Erst, wenn ihr zufrieden seid, plane ich ihn für eine Veröffentlichung ein. Merci ! Ich freue mich auf eure Beiträge! Alles bisherigen Artikel dieser Reihe findet ihr hier.

 

8 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Cazon!
    Durch den Roman verhängnisvolle Lügen………. von Ihrer Ehefrau
    Bin ich auf dieses schlimme Unglück aufmerksam geworden!
    Danke, für diese Geschichtsstunde!
    Herzliche Grüße aus München! In der Volksschule gab’s in der 8. Klasse keinen 1. und 2. Weltkrieg, nur die Geschichte von unserem Märchenkönig Ludwig, der von Bismarck Geld bekam, damit er seine Schlösser fertig bauen konnte!!!
    Frau Küssner, 76 Jahre

  2. 1959 war ich 12 Jahre alt und habe von diesem schrecklichen Ereignis jetzt zum ersten Male gelesen. Was mich fassungslos macht ist die Tatsache, wie Manipulationen, Lügen und gezielte Ignoranz Hand in Hand gehen um das Ziel der Vertuschung zu erreichen. Damals wie heute. Danke für diesen aufschlussreichen Beitrag.
    Viele Grüße Ihre Huberta Jacobs

  3. Hallo, Ihre Darstellung klingt wirklich unglaublich. Ich war als Junge mit meiner Familie 1960 in Frejus und meine Mutter kaufte dort ein Grundstück auf dem wir seither jedes Jahr Ferien verbringen. An weiteren Ergebnissen bin ich daher sehr interessiert.

    1. Die Verleugung dieser Geschichte ist nachhaltig.
      Offiziell gibt es keine Antwort, aber es ist interessant, dass es, solange meine Frau an ihrem Kriminalroman arbeitete, stets dieselben kleinen Videos und Zeitungs- und andere Artikel im Internet gab, alles in allem nicht mehr als eine Handvoll deutscher und ein paar mehr französischer Quellen.
      Nachdem ich meinen Text zu Malpasset an ein paar Menschen in meinem Umfeld gesandt hatte, explodierten quasi über Nacht die (französischen) Beiträge im Internet und „ertränkten“ somit die Domain(s) die ich kreiert hatte. Gerade habe ich erneut probehalber „Malpasset“ bei Google eingegeben, das mir heute erstaunliche 231.000 Einträge findet! 231.000, stellen Sie sich das mal vor! Wann immer ich „Malpasset“ eingebe, erscheinen dieselben Seiten unverändert angeordnet, darunter, und stets an prominenter Stelle ein Beitrag von France Météo, dem französischen Wetterdienst, der eine Seite „pluiesextremes“ (extremer Regen) geschaffen hat, die einen Experte zitiert, der Malpasset als Beispiel für einen Staudammbruch aufgrund starken Regens aufführt. Alle anderen der angeblich alten, aber im Prinzip neuen zweihunderteinunddreißigtausend Beiträge, Sie denken sich das, verteidigen (in zum Teil für den Laien unverständlichen technischen Veröffentlichungen) ebenso die These des Unglücks. Natürlich liest (überfliegt) man nur die ersten zehn oder zwanzig Artikel oder sieht ein paar Videos, dann gibt man es auf. Malpasset war ein Unglück. Sagen doch alle.
      Ich begrüße es, dass Sie neugierig und kritisch sind, die meisten Menschen wollen es nicht wissen.
      Viele Grüße, T. Cazon

  4. Danke für die Veröffentlichung der zusätzlichen Infos zum Staudammbruch (als Ergänzung zum Buch von Christine Cazon, das ich mit viel Gewinn gelesen habe).
    Man blickt in einen Abrund – und am Boden sieht man mal wieder den BND.

    1. Lieber Herr Wadel, wir hatten dazu schon auf dem Blog meiner Frau geantwortet. In der Tat ist es schockierend, den BND in so vielen dunklen Machenschaften zu finden.
      Viele Grüße!
      T. Cazon

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