Tournon: Das dürft ihr nicht verpassen!
Am Fuße vom Granitfelsen schmiegt sich Tournon-sur-Rhône im Département Ardèche an die Rhône. Gemeinsam mit Tain-l’Hermitage bildet es einen spannenden Doppelort, verbunden durch die wunderschöne Brücke von Marc Seguin.
Einst für den Autoverkehr errichtet, ist die Passerelle Marc Seguin heute Fußgängern und Radfahrern vorbehalten.
Die Brücke von Marc Seguin
Die Rhônebrücke von Marc Seguin wurde Vorbild für viele solcher Brücken entlang der Rhône. 1786 in Annonay geboren, interessierte er sich schon in jungen Jahren für das Ingenieurwesen – auch Vater und Großvater waren schon Ingenieure gewesen.
1849 wurde Seguins Hängebrücke über die Rhône in Tournon-sur-Rhône eingeweiht. In 50 Meter Höhe schwebt ihre Fahrbahn über der Rhône. Vier große Eisenseile, die an massiven Steinpfeilern auf beiden Seiten des Flusses verankert sind, tragen sie. Der Bau war damals bahnbrechend innovativ – und ebnete den Weg für weitere Hängebrücken.
Panorama-Weg zum Belvédère
Folgt als Erstes dem Sentier des Tours, der am Office de Tourisme beginnt. Er führt erst am Quai Farconnet, dann in der Rue du Doux hinter den Häusern am Kai entlang und unterquert die Eisenbahnbrücke. Dort erst trifft er links auf den eigentlichen Wanderweg, der als GR 42 gelb-weiß markiert ist.
Nach einigen Stufen erreicht ihr die Tour de Pierregourde. Lauft ein wenig geradeaus, dann auf dem Pfad vorbei an Buchsbäumen und Akazien hinauf zum Belvédère de la Chapelle, wo ihr aus 324 Metern Höhe einen traumhaften Ausblick auf Tournon und Tain-l’Hermitage habt.
Von dort führt ein zweiter Pfad (links) erst durch Wald, dann vorbei an alten Terrassen, auf denen bis heute Wein angebaut wird, zur Jungfrau auf der Tour de l’Hôpital.
Hinter dem alten Krankenhaus gelangt ihr auf den Treppen (links) zurück an die Place Saint-Julien mit dem Office de Tourisme.
Achtung: Er ist nach Regen im obersten Bereich recht matschig und rutschig, ich bin da trotz aller Vorsicht ausgerutscht. Und es geht ziemlich steil bergab. Meine Hose sah aus …
Das Burgmuseum
Aus dem Gewirr der Tondächer ragt eindrucksvoll das Burgschloss der Grafen von Tournon heraus. Als sich um 817 eine reiche adlige Familie in Tournon niederließ und auf einem Granitkegel an der Rhône ihre sichere Burg errichtete, hieß Tournon noch Turnone.
Stammsitz der Comtes de Tournon
Die Grafen von Tournon drückten der Stadt ihren Stempel auf und ließen zwischen dem 13. und dem 16. Jahrhundert ihren Stammsitz mehrfach umbauen und verschönen. Er thront auf einem Hügel über der Stadt und bietet von oben einen atemberaubenden Blick auf die Rhône.
Das Burgmuseum
Heute bergen seine alten Mauern das Château-Musée mit Artefakten zu Stadt und Region. Eine Ausstellung dokumentiert die Binnenschifffahrt auf der Rhône und stellt die Rhône-Brücken von Marc Seguin vor. Auch Arbeiten lokaler Künstler sind zu sehen.
Hélène de Tournon
Ein Zimmer ist der berühmtesten Dame des Ortes vorbehalten: der schönen Hélène de Tournon (1559-1577). Als junge Frau hatte sie sich verliebt, und auch der Marquis von Varambon, Philibert, liebte sie sehr!
Doch in jenen Jahren der arrangierten Ehe hatte tiefe Liebe keinen Raum bei der Zukunftsplanung. Philiberts Familie wollte daher den jungen Mann in einen Orden geben und ihn zum Pfarrer dort ausbilden lassen. Sie ließ die Liebenden trennen.
Dienen statt lieben
Hélène kam an den Hof der Königin Margarete von Valois. Die Monarchin wünscht,dass Hélène und ihre Mutter sie bei ihrer Kur in Spa begleiten. Auf dem Weg dorthin macht das Trio einen Zwischenstopp in Namur.
Als die Einheimischen von der Ankunft des Trios hören, lassen sie sich vom schlechten, kühlen Wetter nicht abhalten. Sie kommen dennoch herbeigeeilt, um einen Blick auf die Königin und ihre Hofdamen zu erhaschen, die sich alle herausgeputzt haben.
Unter ihnen ist auch Philibert. Statt seine Liebe zu zeigen, brüskiert er sie. Hélène ist schockiert, wird sich ihrem einstigen Geliebten zu Füßen, schreit, er solle sie ansehen, mit ihr reden …
Zu Tode gegrämt
Doch er würdigte sie keines Blickes. Ob ihrer verschmähten Liebe grämte sie sich so sehr, dass sie – gerade mal 18 Jahre jung – eine Woche später verstarb.
Doch auch Philbert litt, liebte er sie doch noch immer – und hatte nach außen nur Anstand wahren müssen . Als er vom Todeskampf seiner Hélène erfuhr, eilte er zu ihrem Krankenbett. Doch er kam zu spät. Am Grab überkamen ihm die Tränen.
In „Hamlet“ machte William Shakespeare Hélène als Ophelia unsterblich. Der Renaisssancedichter Ronsard widmete Hélène eine Ode.
Ich sehe das Himmelbett in ihrer Kammer und kann ihr Schicksal nachfühlen.
Aussichtsreiche Burgterrassen
Zum Burgschloss gehören zwei große Terrassen. Besonders die obere Terrasse bietet herrliche Ausblicke auf den Ort. Die zweite, kleine Terrasse wird gerne für Veranstaltungen genutzt.
Von den Terrassen zu sehen ist das zweite Wahrzeichen von Tournon: das Collégiale Saint-Julien im Herzen der Altstadt, deren südlichen Eingang die Porte de Mauves markierte.
Die Stiftskirche verrät mit ihrem vierckigen Glockenturm deutlich den italienischen Einfluss auf die Architektur der Stadt.
Tournon, die Perle des Tals, wo die Schönheit der Natur mit der Kunst des Menschen verschmilzt.
Victor Hugo
Der französische Dichter hatte Tournon auf seiner Rhônereise 1839 besucht.
Nummer drei der stadtbildprägenden Bauten ist das Lycée Gabriel Faure am Quai Charles de Gaulle. 1536 eröffnet, ist es Frankreichs ältestes Gymnasium – und bis heute in Betrieb.
Der Rhône-Törn von Tournon
Unter den Hausbooten und Ausflugsschiffen, die am Kai vertäut sind, fällt ein Holzboot aus dem Rahmen: MS KIWI. Der Holzkahn wurde nach Vorbild der traditionsreichen Sapinen, die einst das Salz der Camargue nach Lyon brachten, in Österreich aus Lärchenholz nachgebaut.
Bernard Spitz und Véronique Ropp, zwei Innenarchitekten, wagten mit dem Boot als Compagnie des Canotiers Mitte 50 noch einmal etwas Neues und gehen nur noch im Winter ihrem alten Beruf nach.
Den Sommer verbringen sie jetzt auf dem Wasser. Und schippern mit Gästen, die gerne auch ihre Räder oder Kinderwagen mit am Bord bringen dürfen, jetzt bis nach Roche-de-Glun und weiter bis nach Valence.
Eine herrlich entspannte Art, die Rhône zu erleben. Und für alle, die wie wir auf der ViaRhôna unterwegs waren, eine tolle Abwechslung!
Tournon-sur-Rhône: meine Reisetipps
Schlemmen
Wochenmarkt
Immer mittwochs von 6.30 bis 12.30 Uhr gastiert ein Wochenmarkt als kleiner Erzeuger-Markt auf der Place Jean Jaurès.
Le Tournesol
Cyril Jamet, Jahrgang 1972, eröffnete 1999 sein Restaurant in Tournon und eroberte mit seiner jahreszeitlichen, kreativ-frischen Marktküche schnell die Herzen der Einheimischen, die auch das moderne Dekor mit Holz und Naturstein lieben. Der Weinkeller ist hervorragend mit Tropfen der Region bestückt!
• 44, avenue Maréchal Foch, 07300 Tournon-sur-Rhône, Tel. 04 75 07 08 26, www.letournesol.net
Le Farfardet
Ein zwangloses Bistro mit Außenterrasse, das bei Familien sehr beliebt ist. Auf der Karte: Pasta, Salate und hervorragende Pizze. Meine Tochter und mir schmeckt es dort immer wieder gut, zumal auch die Preise stimmen!
• 14, place Saint-Julien, Tel. 04 75 08 53 03, https://lefarfadetblog.wordpress.com
Le Cérisier
Guillaume Berruet und Lucie Martin stammen ursprünglich aus dem Burgund. Lucie kümmert sich um die Entrées und die Desserts, Guillaume um die Hauptgänge, für die er alte Rezepte neu belebt. Bereits ein Klassiker: die pâté en croûte maison.
• 1, rue Saint-Joseph, 07300 Tournon-sur-Rhône, Tel. 04 75 08 91 02, www.facebook.com/restaurantlecerisier
Shopping
Die Auswahl der Shops ist eher übersichtlich. Eine Ausnahme bildet Florence Faugier. Bei ihr gibt es richtig schöne Lederwaren – Taschen, Gürtel und Armbänder aus feinem Leder in vielen Farben!
• 7, Grande Rue, 07300 Tournon-sur-Rhône; Tel. 04 27 66 92 98, www.faugierfrance.com
Erleben
Festival National des Humoristes
Arnaud Ducret, der zum Schreien komische Vater aus Parents Mode d’Emploi, Christelle Chollet und Sébastien Cauet haben beim jährlichen Humorfestival von Tournon/Tain im August schon für Lachkrämpfe gesorgt.
• www.festivaldeshumoristes.com
Les Gorges du Doux
Seit 120 Jahren rattert der Mastrou durch die Schluchten des Doux bis nach Saint-Jean. Oder entdeckt die Schlucht bei einer Draisinenfahrt. Zwei Parcours locken beim Vélorail!
Compagnie des Canotiers
Bernard Spitz und seine Frau Véronique nehmen auf Rhône und Saône mit ihrer sapine KIWI auch Radfahrer samt Rad und Gepäck mit – von Tournon nach La Roche-de-Glun und Valence, aber auch von Lyon aus und Avignon.
• Tel. 06 86 50 73 12 (Bernard), www.canotiersboatnbike.com
Schlafen
Hôtel de la Villeon*
In einem prachtvollen Stadtpalais aus dem 18. Jahrhundert residiert das einzige Viersternehotel von Tournon am gegenüberliegenden Ufer: mit 16 geräumigen Zimmern, darunter vier Suiten, die Design von heute geschickt mit dem Erbe von einst verbinden, einem Innenhof für ein Frühstück im Grünen – und einem Garten auf drei Etagen.
Mein Lieblingszimmer ist Nummer 17 – es hat als einziges einen Balkon: perfekt für ein kleines Sonnenbad, eine Lesestunde oder einen Apéro mit Blick auf die alte Stadt! Sehr angesagt ist auch die Weinbar Le Gabriel, wo ihr neben den Tropfen der Region auch Cocktails genießen könnt. Wer mag, kann das Hotel hier* online buchen.
• 2, rue Davity, 07300 Tournon-sur-Rhône, Tel. 04 75 06 97 50, www.hoteldelavilleon.com
Hôtel-Restaurant Azalées*
39 gemütliche Zimmer mit provenzalischen Bettüberwürfen, köstliche Küche mit Gemüse aus dem hoteleigenen Küchengarten und ein sehr aufmerksamer Service: Meine Tochter und ich haben uns bei allen Besuchen hier sehr wohl gefühlt. Und die Räder? Die könnt ihr im Innenhof abstellen, der nachts verschlossen wird. Wer mag, kann die Unterkunft hier* online buchen.
• 6, avenue de la Gare, 07300 Tournon-sur-Rhône, Tel. 04 75 08 05 23, www.hotel-azalees.com
Noch mehr Betten*
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Im Blog
Im Buch
Klaus Simon, Hilke Maunder, Secret Citys Frankreich*
Gemeinsam mit meinem geschätzten Kollegen Klaus Simon stelle ich in diesem Band 60 Orte in Frankreich vor, die echte Perlen abseits des touristischen Mainstreams sind. Le Malzieu in der Lozère, Langogne im Massif Central, aber auch Dax, das den meisten wohl nur als Kurort bekannt ist.
Mit dabei sind auch Senlis, eine filmreife Stadt im Norden von Frankreich, und viele andere tolle Destinationen. Frankreich für Kenner – und Neugierige!
Lass dich zu neuen Entdeckungen inspirieren … oder träum dich dorthin beim Blättern im Sessel oder am Kamin. Wer mag, kann das Lesebuch mit schönen Bildern hier* bestellen.
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Tournon-sur-Rhône und das zauberhafte Hinterland ein herrlicher Platz, um die Seele baumeln zu lassen. Wir erleben mit 3 Generation unterwegs eine wunderschöne Zeit, die uns durch die Erzählungen in !Mein Frankreich“ noch versüßt wurde. Wir sagen danke und freuen auf die nächsten Frankreichurlaube.
Lieber Herr Leyendecker,
ganz herzlichen Dank für die lieben Worte – und noch schöne Urlaubstage an der Rhône! Ein paradiesisches Fleckchen Erde!!