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Zaz & Co.: das Revival des Chansons

„Je veux“. Mit diesem Lied stürmte ein Mädchen aus Tours erst in Frankreich, dann in ganz Europa die Charts: Isabelle Geffroy.

Bereits im zarten Alter von vier Jahren hatte sie ihren Kindheitstraum, Sängerin zu werden, geäußert, mit sieben Jahren den zweiten Platz in einem Nachwuchswettbewerb gewonnen und in Bordeaux am Centre d’Information et d’Activités Musicales (CIAM)  studiert. Und stand danach doch nur für wenig Geld fünf Stunden lang jeden Tag im Cabaret Les Trois Mailletz auf der Bühne.

Von der Straßenmusikantin zum Superstar

Um der Tretmühle zu entfliegen, machte sie als Zaz manchmal mit zwei befreundeten Musikern in den Gassen von Montmartre Musik. Und ließ den Hut kreisen, um zu überleben. Ich will. Je veux . Mit diesem Protestlied gegen das Establishment gelang der quirligen Brünette, deren Stimme mitunter klingt, als rauche sie Gauloise am Fließband, 2010 der Durchbruch. Ihr Debütalbum „Zaz“ begeisterte Millionen mit Authentizität und Geschichten, die das Leben schrieb.

So klingt Paris

Im Mai 2013 folgte das weniger erfolgreich zweite Studioalbum „Recto verso“, im November 2014 ihre Hommage an ihre Wahlheimat: „Paris“, mit dem sie sich die Herzen ihrer Fans zurückerobert. Und weltweit neue gewinnt. Zaz covert darin 13 Klassiker.

Sie tanzt und swingt sich durch die Stadt der Liebe. Mit Quincy Jones bummelt sie über die Champs-Elysées. Mit Charles Aznavour lässt sie die Liebe zu Paris im Mai neu aufleben. Mit Thomas Dutronc entdeckt sie „ La Romance de Paris “.

Sozial engagiert

Und auch Édith Piaf fehlt nicht. Auf deren Spuren des „Spatzes von Paris“ wandelt Zaz, begleitet von Akkordeon, Violine, Klarinette und Kontrabass, in „ Sous de Ciel de Paris “ und „ La Complaine de la Butte “.

Trotz ihres weltweiten Erfolges hat die Sängerin nie ihre Bodenhaftung verloren. Sie ist ein Energiebündel mit einer Mission, kritisiert den Kapitalismus, kämpft für ein besseres Klima und engagiert sich für soziale Themen. Mit ihrer Stiftung Zazimut unterstützt die Sängerin lokale Hilfsprojekte in Brasilien.

Revival des Chansons

Zaz ist der Shooting Star des Nouvelle Chanson. Als seine Geburtsstunde gilt das Lied „Le courage des oiseaux“ aus dem Jahr 1992. Unverkrampft lässt Dominique Ané die Tradition des Chanson mit Einflüssen aus Pop, Rock und Electro flirten – ein Novum, bis heute typisch für die nouvelle scène française, wie das Revival in Frankreich genannt wird.

Seine Stars kommen nicht nur aus Nantes, wo das Musiklabel Lithium die Renaissance des Chansons pushte, sondern vor allem aus dem Midi: Marianne Dissard wuchs in Toulouse auf, Bérangère Palix stammt aus Ardèche, Olivia Ruiz aus Carcassonne.

Und der rockige Chansonnier Cali, der eigentlich Profi-Rugbyspieler werden wollte, ist ein Kind der Pyrénées-Orientales. 2013 machte ihn seine Wahlheimat Vernet-les-Bains zum Ehrenbürger. Hier habe ich Cali & Vernet-les-Bains vorgestellt.

Renaud: Phönix aus der Asche

Nouvelle Chanson ist ein Phänomen, das aus der Provinz heraus Paris erobert hat. Die Brücke zu einem der größten Chansonstars der 1980er-Jahre schlug ein Attentat.

Geschockt vom Angriff Charlie Hebdo, erwachte Renaud aus seiner Alkohollethargie, machte eine Entziehungskur, komponierte ein neues Album und schrieb den Titelsong “ Toujours debout „ – „immer noch am Leben, immer noch in Form, immer noch aufrecht“.

300.000 Mal verkaufte sich sein Album allein in der ersten Woche – was für ein fulminantes Comeback für den Protestsänger und Rebell der 1970er-Jahre. Auch 40 Jahre später findet er Worte, die Herzen berühren. Und nicht nur in Frankreich.

Die neuen Chansonniers des Südens

Im Mittelalter waren es die Troubadoure, in der Moderne die Chansonniers aus dem Süden, die das französische Chanson zur Weltgeltung verhalten: Georges Brassens aus Sète, Juliette Grèco aus Montpellier und Charles Trenet aus Narbonne.

Sein bekanntestes Werk, „ La Mer “, soll er binnen 20 Minuten auf der Zugfahrt von Carcassonne nach Narbonne komponiert haben.

Später schwärmte Claude Nougaro „Ô Toulouse“ mit jazzigem Rock und begeisterte Michel Polnareff mit Lockenmähne, weißer Megabrille und „ Love, please love me “ die Massen.

Das Chanson L’ame des poètes schmückt eine Fassade neben der Cathédrale Saint-Just-et-Saint-Pasteur. Foto: Hilke Maunder
Das Chanson L’ame des poètes schmückt eine Fassade neben der Cathédrale Saint-Just-et-Saint-Pasteur von Narbonne. Foto: Hilke Maunder

Zaz & Nouvelle Chanson erleben

Café Chantant

Entdeckt erst in der Hall de Chanson im Parc de la Villette von Paris die Geschichte des Chansons und ihre größten Künstler. Und singt das selbst – beim café chantant mit Olivier Hussenet und Didier Ithurssary.

Die beiden kennen nahezu alle Chansons – weltberühmte Klassiker und Lieder, die der Pariser im Herzen trägt. Tickets, Termine: www.lehall.com/vivez-participez/spectacles-et-concerts/cafe-chantant-venez-chanter-brassens).

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2 Kommentare

  1. Zaz -was für eine großartige Sängerin. Als vor etwa 5 Jahren meine Schwiegertochter sich als Fan dieser Sängerin outete und sie mir verschiedene Lieder vorspielte, erinnerte ich mich, dass ich auf Montmartre mal eine Musikergruppe in meinen Kristallkugelbildern ablichtete. Beim Stöbern in meinen Alben habe ich in dem Bild dann Zaz erkannt :
    https://www.flickr.com/gp/puppenspieler/2MMD56
    – nun bin ich selbst ein großer Fan dieser vielseitigen Sängerin geworden.

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