Die Tour-Qui-Quen-Grogne auf der Kammlinie. Foto: Hilke Maunder
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Bourbon-l’Archambault: Wiege der Bourbonen

Welch ein Anblick! Auf einem Felsrücken erstreckt sich Bourbon-l’Archambault am Rande des riesigen Eichenwaldes von Tronçais. Wuchtig erhebt sich die Ruine des Château des Ducs de Bourbon aus dem Gewirr der alten Dächer.

Der Blick auf die Burgruine von der Rue de la Sainte-Chapelle. Foto: Hilke Maunder
Der Blick auf die Burgruine von der Rue de la Sainte-Chapelle. Foto: Hilke Maunder

Die Burg der Bourbonen

Bis zum 16. Jahrhundert residierten die Herzöge von Bourbon dort. Die adlige Familie war stets sehr stolz, seine Wurzeln auf das Königsgeschlecht der Kapetinger zurückführen zu können – zwar nur mit einer Nebenlinie, aber das war unwichtig in ihren Augen. Für sie war Hugo Capet als Stammvater der Kapetinger auch der Urvater der Bourbonen.

Zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert trugen neun der Seigneurs de Bourbon den Vornamen Archambault – und prägten so den Stadtnamen.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Die Bourbonen kamen erstmals 1589 auf den französischen Thron, als Heinrich IV. von Navarra zum König gekrönt wurde und die Bourbonen das Haus Valois als herrschende Dynastie in Frankreich ablösten.

Fortan wurde Ludwig (Louis) der bevorzugte Vorname der Adligen. Das Haus Bourbon stellte insgesamt sieben französische Könige – und gingen als Frankreichs letzte Königsdynastie in die Geschichte ein. Die Französischen Revolution stürzte die Bourbonen. Doch bis heute ist die Familie einflussreich und vernetzt in Europas Adel.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Burg und Palast

Ihrer mittelalterlichen Festung aus dem 13. Jahrhundert fügten die Bourbonen im 15. Jahrhundert einen eleganten Renaissance-Palast mit formellen französischen Gärten hinzu.

Doch bereits kurz danach verlegten die Bourbonen ihren Stammsitz nach Moulins. Nach der Französischen Revolution verfiel ihr Anwesen. Im 19. Jahrhundert wurde die Festung fast vollständig abgerissen.

Übrig blieb eine malerische Ruine, die sich im kleinen See zu ihren Füßen spiegelt – und eine eindrucksvolle Kulisse für bestes Sommertheater ist.

Die Tour Qui Qu'en Grogne. Foto: Hilke Maunder
Die Tour Qui Qu’en Grogne. Foto: Hilke Maunder

Die Türme von Bourbon-l’Archambault

Vom Schloss Bourbon sind heute einzig die drei Türme der Nordfront und das Wohnhaus erhalten, die die Dichter Achille Allier und Victor Hugo vor der Zerstörung bewahrten. Gerettet wurde so auch die Tour Qui Qu’en Grogne , der berühmteste der einst 15 Türme. Auch die befestigte Mühle entging dem Abriss.

Heute gehört die Burgruine Bourbon-l’Archambault der Bourbonenlinie Haus Orléans, die ihr Anwesen für Besucher geöffnet hat. Wer sich nicht einer Führung anschließt, findet im Innern Infotafeln in den neuen Sälen des herrschaftlichen Wohnhauses. Wunderschön: die Ausblicke vom Turm!

La Maison du Chanoine at Bourbon-l’Archambault, Frrance
La Maison du Chanoine in Bourbon-l’Archambault. Foto. Hilke

Neben der Burg blättert das Lokalmuseum im einstigen Haus des Kanonikers, der Maison du Chanoine, die Stadtgeschichte auf.

Der Jardin des Saintes Chapelles

Beim Schleifen der Festung wurden Anfang des 19. Jahrhunderts die „Heiligen Kapellen“ der Burg zerstört und Küchengärten dort angelegt.

2013/14 führte das Département Allier dort mehrere archäologische Untersuchungen durch. Die Stadt beschloss daraufhin, Grünnutzung und Ausgrabungsergebnisse zu verbinden und schuf den Jardin des Saintes Chapelles.

Der Garten zeichnet seitdem in seiner Form die Überreste des alten Schlosses und die Fundamente der Saintes Chapelles nach und bewahrt ihr bauliches Erbe.

Die Jardin des Saintes Chapelles. Foto: Hilke Maunder
Die Jardin des Saintes Chapelles. Foto: Hilke Maunder

Hinab zur Altstadt

Von den Gärten führt die Rue de la Sainte Chapelle und die Montée du Prison hinab in die Stadt, wo der Turm Qui Qu’en Grogne einst den Aufgang bewachte. Nur auf Führungen, zu buchen am Schloss, könnt ihr das Wahrzeichen der Stadt besichtigten.

Rechterhand könnte der Weg jetzt zum aufgestauten Burge-Fluss führen.

Durch das Aufstauen der Burgen entstand der Étang de Bourbon-Archambault. Foto: Hilke Maunder
Durch das Aufstauen der Burgen entstand der Étang de Bourbon-l’Archambault. Foto: Hilke Maunder

Das große Oldtimer-Treffen

Zur anderen Seite schiebt sich mit Gehupe und Gelächter ein bunter Auto-Korso die D439 entlang zur Place de la République.

Einmal pro Jahr, meist Mitte September, organisiert der Verein Bourbon Retro Mobile eine Autobörse für Oldtimer, verkauft dort Ersatzteile für die betagten Vehikel und zeigt die schönsten Fahrzeuge von früher in einer großen Ausstellung.

Zum Oldtimertreffen Bourbon Retro in Bourbon-Archambault reisen Sammler von weither an. Foto: Hilke Maunder
Zum Oldtimertreffen Bourbon Rétro in Bourbon-l’Archambault reisen Sammler von weither an. Foto: Hilke Maunder

Bei dieser Gelegenheit dürfen auch die Geschäfte öffnen, und die Stadt ist in Volksfeststimmung. Für einen Sonntag sind die Sorgen vergessen, liegen Lachen und Zufriedenheit in der Luft, und die Cafés und Bars freuen sich über die Tische, die bis zum letzten Platz besetzt sind, und die entspannten Gäste.

Was waren das für Zeiten, als Peugeot noch Cabrios herstellte und die Ente in Frankreich allgegenwärtig war! Foto: Hilke Maunder
Was waren das für Zeiten, als Peugeot noch Cabrios herstellte und die Ente in Frankreich allgegenwärtig war! Foto: Hilke Maunder

Himmlische Quellen

Wenige hundert Meter weiter sprudelt es seit der Antike heiß aus der Erde. Schon die Römer kurten in Bourbon-l’Archambault und genossen die wohltuenden Wirkungen der Source Célestin, der Source Sainte-Marguerite und der Source des Bains.

Die Therme von Bourbon-l'Archambault. Foto: Hilke Maunder
Die Therme von Bourbon-l’Archambault. Foto: Hilke Maunder

Später kamen Ludwig XIII., Napoleon III. und Victor Hugo zur Kur nach Bourbon-l’Archambault.

Auch Charles Maurice de Talleyrand-Périgord, bis heute einer der bekanntesten französischen Staatsmänner aus der Zeit der Französischen Revolution, war dort ein häufiger Gast.

Heute ergänzt ein Spa die klassischen Kuren und vertreibt Stress und Erschöpfung mit Hydrotherapie, Schlammbädern und Massagen.

So wurde Bourbon-l'Archambault einst als Kurort beworben. Foto: Hilke Maunder
So wurde Bourbon-l’Archambault einst als Kurort beworben. Foto: Hilke Maunder

Bourbon-l’Archambault: meine Reisetipps

Schlemmen und genießen

Die Küche

Bourbon-l’Archambault liegt im Herzen des Bourbonnais, das für eine herzhafte, ländliche Küche bekannt ist. Die potée bourbonnaise ist ein deftiger Eintopf aus Schweinefleisch, Wurst, Kohl, Karotten, Rüben und Kartoffeln, der so lange gekocht wird, bis alle Aromen miteinander verschmelzen.

Traditionell freitags wurde einst der paté aux pomme de terre gegessen, ein herzhafter Kartoffelkuchen im Brotteig, den jede Familie nach eigenen Vorgaben mit Speck oder Ähnlichem verfeinerte. Zu diesem einfachen und herzhaften Gericht passt gut ein weißer Saint-Pourçain,

HOB Montespan Talleyrand

Zélia und Mariel haben das einstige Logis-Hotel Montespan-Talleyrand übernommen und mit viel Herzblut, Zeitgeist und Gespür verjüngt. Geblieben ist im Restaurant die exzellente Küche, der Komfort der Zimmer, die Passerelle zum Kurbad und die Herzlichkeit des Teams.
• 3, Place des Thermes, 03160 Bourbon-l’Archambault, Tel. 04 79 75 75 21, www.evihob.com

Hier könnt ihr schlafen*

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Hingucker im Kurviertel: das Eckhaus an der 1, Rue du Parc. Foto: Hilke Maunder
Hingucker im Kurviertel: das Eckhaus an der 1, Rue du Parc. Foto: Hilke Maunder

Nicht verpassen

Freilichttheater

Der Verein Légendes et Détours organisiert seit 1996 eine Ton- und Lichtshow, die das mittelalterliche Schloss der Herzöge von Bourbon-l’Archambault auf faszinierende Art und Weise lebendig werden lässt. Diese Aufführung findet vor den drei Nordtürmen des Schlosses und seinem alten Wassergraben im Freilichttheater mit 400 Plätzen statt.

Zum 25. Geburtstag 2021 kreierte der Verein eine ganz neue Show: Les Contes du vieux monde (Die Geschichten der alten Welt). Drei Geschichten berichten in einer Videomapping-Schau von Krieg und Liebe im Mittelalter. Das Finale: ein atemberaubendes Höhenfeuerwerk!
www.legendesetdetours.com

Das Freilichttheater bei der Burg von Bourbon-Archambault. Foto: Hilke Maunder
Die Freilichtbühne neben der Burg von Bourbon-l’Archambault. Foto: Hilke Maunder

In der Nähe

Forêt de Tronçais

10.000 Hektar ist sie groß, die Forêt de Tronçais, und berühmt für ihre Eichen. Mehr als 200 Jahre alt sind einige Exemplare und berühmt für ihre geraden, starken Stämme und ihr dichtes, feinkörniges Holz.

Im 17. Jahrhundert erkannten die französischen Monarchen die hervorragende Qualität der Tronçais-Eiche für den Schiffsbau und andere Bauprojekte. Heute wird das Eichenholz vor allem für die Herstellung von Möbeln sowie Fässern für Wein und hochwertige Spirituosen genutzt.

Auch die Artenvielfalt ist einzigartig. In der Forêt de Tronçais sind seltene und gefährdete Arten wie die Europäische Sumpfschildkröte und der Schwarzstorch daheim.  Im Frühjahr und Herbst machen Zugvögel dort einen Zwischenstopp.

Der Tronçais-Wald. Foto: Hilke Maunder
Der Tronçais-Wald. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Ganz verzaubert war ich von Apremont-sur-Allier im Département Cher. Es gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Auch in der Hauptsaison hält sich der Trubel dort in Grenzen.

Schönste Dörfer: Apremont-sur-Allier

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Secret Places Frankreich

Klaus Simon, Hilke Maunder, Secret Places Frankreich*

Eiffelturm, Lavendelfelder und die Schlösser der Loire sind weltbekannte Ziele in Frankreich. 60 wunderschöne Orte abseits des Trubels stellen Klaus Simon und ich in unserem dritten Gemeinschaftswerk vor.

Die Schluchten von Galamus, die Gärten von Marqueyssac, Saint-Guilhelm-le-Désert. Mers-les-Bains, den Bugey oder die Île d’Yeu: Entdeckt unsere lieux insolites voller Frankreich-Flair!  Wer mag, kann den Band hier* online bestellen.

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2 Kommentare

  1. Herzlichen Dank Frau Maunder, für Ihre wundervollen Beiträge 🇫🇷.

    Vorab meine Frage: gibt es auf „meinfrankreich“ einen Rundreise-Blog quer durch Frankreich?

    Mein Mann und ich sind erst vor zwei Jahren, durch eine dumme Doppelvermietung hier in Deutschland, zu Liebhabern dieses wunderschönen Landes geworden.
    Ganz kurzfristig, mit Hund, noch etwas zu bekommen ist schwierig. Etwas, was noch zusätzlich schön gelegen und noch dazu ansprechend ausgestattet ist, unmöglich!
    So kamen wir, mehr durch Zufall, auf eine französische Web-Seite, und fanden eine kleine, süße Unterkunft im Süden von Frankreich, im Department Var.
    Schon die Fahrt dorthin verzauberte mich. Wärme, kleine Orte und das Essen…, einfach ein Traum. Wir fuhren also die berühmte Nord-Süd-Route und selbst der Stau in Lyon konnte uns nicht schrecken. Als wir dann in Figaniere ankamen, wollte ich nie wieder woanders hin als nach Frankreich 🇫🇷.

    Beaux voeux
    Heike

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