Ein Wander-Wochenende am … Canigou
Schon aus 100 Kilometer Entfernung könnt ihr ihn von den Badestränden der Mittelmeerküste sehen: den Canigó (Canigou). 2.784 Meter hoch thront der östliche Pyrenäengipfel über der Ebene des Roussillon im Süden von Frankreich.
Alles überragend, wacht er über das Land der Katalanen nördlich und südlich der französisch-spanischen Grenze. Lange Zeit galt er als höchster Gipfel Kataloniens.
Keine andere Spitze steht so für die Identität der Katalanen wie dieser Berg – besonders bei der Trobada und dem Sant-Jordi-Fest zur Sommersonnenwende im Juni.
Wanderland von mediterran bis hochalpin
Das imposante Massiv ist ein Wanderparadies par excellence. 750 Kilometer Wanderwege durchziehen es, führen über einsame Pässe, durch imposante Schluchten und hinauf zum Gipfel des Canigó (Canigou). Wie ihr als „Sonntagswanderer“ ohne große Bergerfahrung den „Fuji von Südfrankreich“ an einem Wochenende erleben könnt? Folgt meinem Wanderplan!
FREITAG
Die Naturlandschaft des Bergmassivs steht unter strengem Schutz. Daher nimmt die Anreise mehr Zeit ein als bei anderen Bergen. Ich empfehle euch daher sehr, mit Bus, Bahn oder eigenem Wagen von Perpignan über Prades bis nach Casteil und weiter auf der unbefestigten Forststraße so weit wie möglich bis zur Schutzhütte von Marialles zu fahren.
Im Juni und September geht es bis vor die Haustür. Im Juli/August müsst ihr rund 40 Minuten vom Parking du Rande bis zur Unterkunft laufen.
SONNABEND
Wer in der Schutzhütte geschlafen hat, kann morgens dann solch einen Sonnenaufgang erleben. Vom Wanderparkplatz Marialles blickt ihr auf das Massiv von Les Madrès (2.469 m).
Zum höchsten Berg des Départements Aude könnt ihr vom Col de Jou an einem Tag eine sehr schöne Rundwanderung machen.
Durch das Massiv des Canigó (Canigou) führt mich Antoine Fenech, Bergführer von Altitude 66. Doch bevor es losgeht, reißt er noch ein paar Pflanzen aus. Radikal und fast wütend. Ich gucke ihn fragend an.
„Dieses gelbe Zeug – das Schmalblättrige Greiskraut (le séneçon du cap) – ist ein Bio-Invasor aus Südafrika, der sich massiv ausbreitet und die einheimische Pflanzenwelt bedroht.
Wo immer wir ihn sehen, reißen wir ihn aus – wir, die Führer, aber auch die Forstbeamten und Mitarbeiter der Naturparks“, sagt Fenech.
Von der Schutzhütte aus geht es rechts (nach Süden) auf dem gemeinsamen Weg der rot-weiß marierten Weitwanderrouten GR10, der Pyrenäen-Traverse, und der GR36 hinein in den Wald. Überall gluckert und gurgelt es.
Nach rund 40 Minuten überquert ein schmaler Steig den Wildbach von Llipodère (1.686 m) und geht nach links weiter. Nach dem Ravin des Septs Hommes (1.840 m) führt der Saumpfad gen Nordosten zum Col Vert (1.861 m).
Vom Col Vert (1.861 m) zur Passage du Cady (1.964 m)
Immer wieder öffnet und schließt Antoine Viehgatter. Bislang waren die Tiere nicht zu sehen. Doch jetzt ertönt ein Muhen. Wir durchqueren eine Weide, auf der Gascogne- und Aubrac-Rinder zwischen niedrigem Rhododendron und genêt à balai, Besenginster, weiden.
Der genêt à balai war für die Einheimischen einst eine wichtige Nutzpflanze. Sie fertigten daraus Besen, nutzen seine Rinde zum Gerben, seine Fasern zur Herstellung von Seilen und deckten damit mitunter auch das Haus. Und sie destillierten aus dem Besenginster das giftige Alkaloid Spartein – als Gegengift bei Viperbissen und Wehenmittel.
Langsam klettert die aufgehende Sonne über das Massiv und lässt die zerfurchten Felsspitzen von Marialles leuchten.
Auf dem gut markierten und leicht ansteigenden Weg geht es weiter gen Osten. Die ersten Geröllfelder stellen sich in den Weg: grobe Brocken aus Gneis, überzogen von Flechten. Fest haben sie sich ineinander verkeilt. Nichts wackelt.
Weit öffnen sich der Blick auf die gegenüberliegende Felswand, auf deren Alm ebenfalls Kühe weiden.
Nach fast zwei Stunden erreicht ihr auf 1.964 m Höhe die Passage du Cady. Überquert den jungen Bergbach auf den Steinen, die im Flussbett liegen!
Der Cady entspringt auf 2.400 m Höhe am Canigou und mündet bei Villefranche-de-Conflent in die Têt. Sein starkes Gefälle hat immer wieder für extreme Überschwemmungen gesorgt, am schlimmsten im Jahr 1940. Als damals nach den extrem starken Regenwällen vom 16. bis 20. Oktober die Stadt Vernet-les-Bains der aiguat de 1940 die Stadt überflutete und die Thermen nahezu zerstörte, wurde der Cady kanalisiert.
Von der Passage du Cady (1.964 m) bis zum Pla de Cady (2.318 m)
Folgt von dort 15 Minuten der Grande Randonnée (GR) 10 bis zur Kreuzung auf 2.030 MeternHöhe. Weiter geht es von dort auf dem markierten Weg zum Pic de Canigou.
Noch immer begleiten Bäume den Weg. Die Vegetationsgrenze der Pyrenäen liegt durch die südliche Lage deutlich höher als in den Alpen.
Immer häufiger ist Wacholder zu sehen. Mit zunehmender Höhe wird sein Wuchs immer kleiner. Erst noch ein Baum, bedeckt er schließlich als pieksige Matte den Fels.
Zwischen dem ersten Neuschnee, der Anfang September gefallen ist, lugt klein und blau ein Enzian hervor. Ebenfalls blau, aber groß und krautig, macht sich der Blaue Eisenhut (frz. l’aconit napel) breit.
Finger weg: Der blaue Eisenhut gehört zu den giftigsten Pflanzen in Europa! Bereits kurzes Berühren sorgt für Prickeln und Brennen, das bei längerem Festhalten in Lähmungen übergeht. Die Knolle enthält hochwirksames Aconitin. Bereits 0,2 Gramm jener Substanz bewirken Vergiftungserscheinungen. Zwei Gramm sind tödlich.
Von der Weggabelung sind es rund 20 Minuten zur Schutzhütte Refuge d’Arago (2.123 m). Das kleine Natursteinhaus in Trockenbauweise ist typisch für die unbewirtschafteten Schutzhütten am Canigou-Massiv.
Sie ist das ganze Jahr durchgehend geöffnet und kann kostenlos genutzt werden. 2014 frisch renoviert, findet ihr drinnen einen Ofen, einen Tisch sowie ein Doppelstockbettgestell, Sitz und Schlafgelegenheit zugleich.
Dicht an der Hütte gibt es zudem eine Feuerstelle. Meist liegt auch etwas Holz dort. Für alle Hütten gilt: Wer etwas nimmt, füllt auch wieder auf.
Das Holz wie auch den Grundbestand an Zucker, Streichhölzern, Teelichtern und anderem Lebenswichtigem, das meist in den Hütten zu finden ist. Ebenfalls in der Nähe der Hütte findet ihr eine Quelle mit Trinkwasser.
Von der Hütte aus führt der gelb markierte Weg in das Quellgebiet des Cady. Erst weniger, dann zunehmend steiler geht es bergauf zum Pla de Cady (2.318 m).
Das Gelände ist inzwischen hochalpin, der Schnee im frühen September bereits waden- bis kniehoch. Der Wanderstock, bergseitig tief in den Schnee gesteckt, gibt Halt.
Fordernde Kletterpartie zum Gipfel
Erst jetzt zeigt sich der Canigó (Canigou) – als Mauer aus Fels mit steilen Kaminen. Wer dort jetzt hinauf will, folgt vom Pla de Cady dem Weg in immer steileren Kehren bis zur Porteille de Valmanya (2.591 m).
Vorbei an der Felsscharte Brêche Durier (2.696 m) erreicht ihr den Anfang des Kamins. Erklimmt diese Passage mit großen Felsstufen nur, wenn kein Eis und Schnee vorhanden ist.
Jeden Sommer verunglücken dort zahlreiche Bergsteiger! Nach gut fünf Stunden ab Marialles habt ihr den Pic du Canigou (2.784m) bezwungen.
Die leichtere Alternative: Pla de Cady bis Crête du Barbet (Ost-West-Traverse)
Wer wie ich noch Berganfänger ist, sollte die Ost-West-Traverse wählen und vom Pla de Cady in Kehren zum Portail du Valmany und bis zur Crête du Barbet in 2.712 Metern Höhe hinaufsteigen.
Der Blick von der Passhöhe ist einfach… atemberaubend! Achtung: Es kann hier oben mitunter sehr windig werden!
Über die Roussillon-Ebene blickt ihr auf das silbrig-funkelnde, blaue Mittelmeer. Gen Südosten schweift der Blick über die Hügel der Albères bis zur Bucht von Rosas an der spanischen Costa Brava.
Von der Crête du Barbet (2.712 m) via Porteille de Valmanya (2.591 m) nach Cortalets (2.150 m)
Nach der Mittagspause geht es weiter bergauf, am Hang entlang zur Porteille de Valmanya (2.591 m). Auch hier oben kann es sehr windig werden.
Dahinter beginnt großes Kino: Ihr seht den Nordosthang des Canigó (Canigou). Gelbe Flechten bedecken seinen Fels. Fast scheint es so, als wolle der Berg selbst Flagge zeigen als Katalane…
Fast 300 m hoch ragen im Barbet-Tal die Steilwände auf. Früher gab es hier einen rund zwei Kilometer langen Gletscher. Heute sammelt sich nur noch der getaute Schnee hier in kleinen Seen.
Auf der Épaule de Barbet, der „Schulter“ des Barbet-Tales, geht es bergab. Der Schnee zieht sich zurück. Hervor kommen Gräser, große Felsplatten… und Steine, die schwerer sind als andere. „Eisenstein“, sagt Antoine.
Früher wurde am Canigou intensiv Bergbau betrieben – und das Erz gleich vor Ort verhüttet. Diese Forges Volantes, mobile Schmieden, holzten nahezu das gesamte Massiv für die Eisenherstellung ab. 17 kg Holzkohle waren damals vonnöten, um 1 kg Eisen zu erhalten. Tag und Nacht arbeiteten die Schmieden. Nicht nur Eisen, auch Gold wurde am Canigó gewonnen, verraten die letzten Mauerreste des El Moner de l’or an unserem Weg. Von 1958 bis 1962 war die letzte Mine in Taurinya in Betrieb.
Seit 1940 forstet die Office National des Forêts gezielt auf. Auch, um Hochwasser und Sturzbäche wie die des Cady zu verhindern.
Die 300 m hohe Barbet-„Schulter“ über dem Tal erinnert auch daran, wie die Pyrenäen einst entstanden: durch Druck. Hier knallen bis heute die Platten von Europa und Afrika aufeinander. Sie drücken das Innere der Erde nach außen. Und oben.
So hat der Canigó im Laufe der Jahre ein paar Meter gewonnen. Und stellen sich, ohne menschliches Zutun, Festplatten senkrecht auf.
Immer tiefer geht es hinab. Der Schnee zieht sich zurück. Immer mehr Kiefern, erst klein, dann zunehmend größer, stattlicher und älter, erobern das Terrain. Ihr würziger Duft verdrängt die klare Höhenluft.
Auf einer Lichtung ist bereits der Refuge des Cortalets zu erkennen, die Schutzhütte des französischen Alpenvereins. Fast ein wenig wehmütig blicke ich zurück auf den Gipfel des Canigou und seinen hohen Grat.
Als ich ihn erreiche, herrscht bereits reges Leben. Die Wanderstiefel sind ausgezogen, der Gerstensaft ist eingeschenkt: Els Cortalets – das Craft Beer der Berghütte. Sant é!
Um 19.30 Uhr wird das Abendessen serviert: Suppe, Fleisch, Käse, Nachtisch, Tisane oder Kaffee. Wasser ist inkludiert, Wein kostet extra.
SONNTAG
Die Sonne, die über dem Mittelmeer aufweckt, ist euer Wecker. Denn die Fenster der Unterkünfte haben keine Gardinen. Als Feuerball steigt sie aus dem Meer: ein Spektakel!
Im Refuge des Cortalets könnt ihr es von den meisten Zimmern vom Kopfkissen aus beobachten. Um 7.30 Uhr öffnen sich die Türen des Speisesaals zum Frühstück.
Auf dem Büffettisch stehen Konfitürengläser, Butter- und Brotkörbe, Saft- und Wasserflaschen, Kakaopulver, Zucker und Müsli. Kaffee und heißes Wasser für den Tee zapft ihr euch aus großen Thermosflaschen. Teller fehlen; sie ersetzen rot-weiß karierte Servietten.
Les Cortalets – Pic Joffre (2.360 m) – Pic du Canigou (2.785 m)
Die meisten Wanderer sind jedoch schon längst unterwegs. Im Dunkel der Nacht sind sie losgezogen, das Stirnlicht auf dem Kopf. Durch dichte Rhododendronhänge geht es bergauf zum Pic Joffre.
Der weitere Weg verläuft als Traverse über zwei Hänge. Jenseits des Aussichtspunktes La Portella beginnt das letzte, sehr steile Teilstück zum Gipfel. 1285 soll König Peter III. von Aragonien der Erste gewesen sein, der den Gipfel bezwang.
Ob er wirklich ganz oben war, ist für Historiker nicht belegt – dass er sich im Gebiet des Canigou aufgehalten hat, schon.
1907 soll ein Kavallerieleutnant das Pferd gewählt haben, um den Pic du Canigou zu bezwingen. Er wäre damit der erste Mensch, dem dies gelang, ohne jemals einen Fuß auf den Boden gesetzt zu haben…
Wir machten aufgrund des Neuschnees am Pic Joffre kehrt und begannen den Abstieg nach Taurinya. Von 2.360 m hinab auf 486 m: Das geht ganz schön in die Knie, denn gelaufen wird fast die Hälfte der Strecke auf lockerem Gestein.
Les Cortalets – Souccarade
Zurück am Refuge des Cortalets, geht es sanft bergab in rund 205 Minuten zum Ras des Cortalets. Im Nord-Süd-Verlauf folgen wir fast eine Stunde lang dem Grat der Souccarade. Immer wieder eröffnen sich weite Ausblicke auf die Ebene des Roussillon und schroffe, zerfurchte Felsspitzen.
Je mehr wir an Höhe verlieren, umso dichter und vielfältiger wird die Vegetation. Die Bäume tragen Bärte, Pilze wuchern auf dem Holz, Fliegenpilze und Pfifferlinge sprießen im Unterholz.
Ein Schwarzspecht war sehr aktiv und hat die Tannen durchlöchert. Gesehen haben wir ihn nicht. Doch plötzlich rennt Leko durch das Unterholz, bellt, springt über Wurzeln und Äste… und scheucht eine Tier auf, das mich an eine Gämse erinnert.
„Es ist ein isard, sagt Antoine. „Von der Gams der Alpen unterscheidet sie sich auch dadurch, dass sie ein röteres Sommerfell und ein helleres Winterfell mit einem Kragen aus schwarzen Haaren am Hals hat.“
Bis in die 1990r-Jahren wurden die Isards stark bejagt. Heute ist ihr Bestand am Canigou mit 1300 Tiere stabil.
Roc (Pic) Mosquit (1.887 m) – Llasseres (668 m)
Am Roc Mosquit sind wir bereits in einem richtigen Wald. Bewirtschaftet wird er nicht. Ein wahrer Urwald ist so entstanden mit riesigen Ameisenhaufen, umgestürzten Baumveteranen, hohen Tannen, Flechten und Moos.
Wie gut tut es, nach dem losen Geröll und dem harten Fels auf dem weichen Waldboden zu wandern!
Je tiefer wir hinabsteigen, desto stärker wandelt sich der Tannenwald zu einen Mischwald, in den immer stärker auch typisch mediterrane Pflanzen eindringen. An einem hohen Ilex bleibt Antoine stehen.
„Fällt Dir etwas auf? Unten sind die Blätter spitz mit Stacheln, um Feinde abzuwehren, weiter oben nicht hart, scharf und gezackt, sondern lanzettförmig, weicher und glatt.“
Thymian, Oregano und Heide mischen sich zwischen die Bäume und Sträucher. Glockenblumen blühen blau auf dem Fels, den zunehmend Sukkulenten erobern.
Hinter einem kleinen Sattel öffnet sich der Blick auf eine Wiese, auf der sich ein paar einfache Schuppen in Trockenbauweise vor zerklüftetem Fels abzeichnen: Llasseres.
Wollte einst ein Pyrenäen-Bauer neues Land für die Bewirtschaftung nutzen, entfernte er zunächst die Steine im Boden– und baute aus ihnen Mauern und Hütten. Diese Architektur ist daher so alt wie Viehzucht und Kultur. Cases heißen sie in der Auvergne, chibottes im Velay – und orries in den Ostpyrenäen. In Llasseres war es ein Schäfer, der den großen Orri d’En Siscal mit kleinen Fenstern, und weitere kleine Trockensteinhütten erbaute. Dort lebte er im Sommer, nutzte sie als Stall für die Tiere und als Lager für Werkzeug, Milch und Käse.
Llasseres (668 m) – Taurinya ( 478 m)
Von Llasseres aus ist immer wieder Taurinya zu sehen … doch es soll noch fast zwei Stunden dauern, ehe wir das Bergdorf erreichen. Jenseits der Sommerschäferei zieht sich der Weg in großen Kehren bergab, mal steinig und steil, dann wieder fast eben.
Erst einige, dann immer mehr Esskastanien begleiten uns. In Vernet-les-Bains und Casteil wird die Ernte der Frucht mit den Fêtes de la Chataigne gefeiert.
Zum Zirpen der Grillen paart sich ein Rauschen aus der Tiefe. La Llitéra springt über Stein zu Tal, bildet Wasserfälle und Kaskaden, Schwälle und stille Becken.
Kurz vor der Brücke hat Annelies Ton auf den Fels aufgetragen, bemalt und mit Moos und Flechten verziert: Land Art à la „Plume“, wie sie sich mit Künstlernamen nennt. Mehr zu ihr erfahrt ihr auf ihrem Blog Artborgine.
Neben ihr, auf dem Boden, steht eine Trinkflasche. Sie ziert ein Wortwitz, den sich der Refuge des Cortalets ausgedacht hat. Aus Canigó machte es kurzerhand: Can I Go. Und antwortet darunter mit schwarzer Schrift: Yes, you can.
Wandern am Canigó (Canigou): meine Tipps
Lage
Das Massiv des Canigó ist seit Juli 2012 ein Grand Site de France. Mit seinen neun Natura 2000-Stätten und drei Naturschutzgebieten erstreckt es sich zwischen den Täler von Tech (Vallespir) und Têt (Conflent) in den Pyrénées-Orientales.
Karte
IGN Massiv du Canigou, 2349 ETR im Maßstab 1:25000. Wer mag, kann sie hier* online bestellen.
Beste Wanderzeit
Juni – Oktober
Hinkommen
Mit dem Wagen
Die Zufahrt zu den fünf Schutzhütten im Gebiet des Canigó (Canigou) ist stark eingeschränkt. Nur lizenzierte Bergführer dürfen mit ihren Allradwagen höher hinauf fahren als zu den markierten Parkplätzen.
Die Hauptzufahrt erfolgt über Prades. Von dort könnt ihr zu folgenden Parkplätzen fahren:
• D 27 bis Taurinya bis zum Parking Col de Millères (Balatg) 3,5 Std. bis zur Cortalets-Schutzhütte).
• D 116 bis Casteil, auf einer Forststraße bis zum Col de Jou (2,5 Std. bis zur Schutzhütte) und weiter bis zum Parking du Randé (40 Min. bis zur Schutzhütte). Im Juni und September könnt ihr der Schlaglochpiste bis zur Marialles-Schutzhütte folgen.
• D 264 via Villarach bis zum Parking Mas Malet (4 Std. bis zur Cortalets-Schutzhütte) oder, nur für Allradwagen zu empfehlen, weiter bis Esquine d’Aze (2 Std. bis zur Cortalets-Schutzhütte).
Von Vinça aus
• D 13 via Baillestavy bis zum Parking Los Masos de Valmany (3,5 Std. bis zur Cortalets-Schutzhütte).
Nach Erdrutschen ist der Weg von der Schutzhütte Mas Malet (3h30 zu Fuß zum Roc Mosquit, 5h zur Schutzhütte Cortalets) bis auf weiteres gesperrt.
Mit Bus & Bahn
Von Perpignan und Latour-de-Carol aus hält die Bahn in Villefranche-de-Conflent.
Von Perpignan bringt euch auch der Ein-Euro-Bus bis nach Villefranche-de-Conflent und weiter nach Vernet-les-Bains. Von dort bringen euch Allradtaxis hinauf zu den Wanderparkplätzen bzw. bis zur Schützhütte von Mariailles.
Mit Esel
• Fabien Boyer, Tel. 06 02 29 34 54, boyerfabien@laposte.fr
Schlemmen & genießen
Die fünf bewirtschafteten Schutzhütten bieten morgens ein Frühstück, abends ein reichhaltiges warmes Abendessen mit Suppe, Fleisch, Käse und Dessert an. Nachmittags könnt ihr Getränke dort kaufen und kleine Snacks. Im gesamten Naturpark sind Quellen eingefasst, deren Wasser ihr bedenkenlos trinken könnt.
Auszeit am heiligen Berg
Am Massiv findet ihr zwei Abteien, die als Musterbeispiele der romanischen Kunst der Pyrenäen gelten: Saint-Michel-de-Cuxa und Saint-Martin-du Canigou. Letztere gefällt mir besonders gut, kann man sie doch nicht nur besichtigen, sondern sich auch zurückziehen zu einer Auszeit in Einsamkeit. Und, wenn man mag, sich intensiver mit dem Klosterleben beschäftigen. Hier erfahrt ihr mehr!
Hier könnt ihr schlafen
Im Grand Site de France Canigou gibt es fünf Schutzhütten mit Hüttenwirt (refuge gardé). Ihre Zimmer bzw. Schlafsäle sind mit Doppelstockbetten ausgestattet. Mitbringen für eine Nacht müsst ihr: Schlafsack (Daunen- oder dünner Jugendherbergsschlafsack, Wolldecken sind vorhanden), Handtuch und Hausschuhe – Bergstiefel dürfen nicht ins Haus.
Hinzu kommen einfachste, unbewachte Schutzhütten (refuge non gardé). Ihre Mindestausstattung umfasst Ofen, Feuerplatz, Tisch, Holzbetten ohne Matratze sowie mit Glück eine Quelle am Haus oder in der Nähe. Diese Schutzhütten sind das ganze Jahr hindurch geöffnet und kostenfrei.
Refuge des Cortalets (2.148 m)
Der französische Alpenverein betreibt die größte Schutzhütte am Canigó-Massiv. Mit 100 Betten im Haupthaus und 20 im unbewirtschafteten Refuge ist sie für viele eine usine rando, ein Massenbetrieb, voll mit Wanderern aus aller Welt. Das sorgt für eine internationale, bunte Stimmung, hat aber nichts mehr mit Bergeinsamkeit zu tun.
Strikt eingehalten wird jedoch die Nachtruhe. In der Hütte ist es in den beiden Schlafkorridoren von 22-7 Uhr mucksmäuschenstill. Morgens weckt euch der Sonnenaufgang über dem Mittelmeer. Die einfachst eingerichteten Zimmer mit Uralt-Matratzen haben keine Gardinen.
Was dem Alpenverein an Geld für Renovierungen fehlt, machen Hüttenwirt Thomas Dulac, der aufgrund seiner Familie auch perfekt Deutsch spricht, und sein Team mit Herzlichkeit und Engagement wett.
• 66500 Taurinya, Tel. 04 68 96 36 19, https://refugedescortalets.ffcam.fr
Refuge de Mariailles (1.692 m)
Magali und Laurent betreiben die landschaftlich traumhaft schön gelegene Schutzhütte. Neben der bewirtschafteten Hütte gibt es ganz in der Nähe noch einen unbewirtschafteten Refuge. Ihre Schutzhütte ist von Juni bis September täglich geöffnet, im Mai und Oktober nur am Wochenende und an Feiertagen.
• 66820 Casteil, Tel. 04 68 05 57 99, https://refugedemariailles.fr
Refuge Las Conques (1.580 m)
18 Betten für Wanderer hält Hüttenwirt Xavier Bosch von Ostern bis Oktober bereits, von Juni bis August täglich, sonst nur am Wochenende. Kostenlose warme Dusche!
• 66230 Prats-de-Molló-La-Preste, Tel. 09 88 66 66 37, www.sudcanigo.com/item/refuge-de-conques
Refuge de Batère (1.470 m)
20 Betten in Zimmern, 18 in Schlafsälen in einer einstigen Mine. Laure und Garlic servieren um 12 Uhr einen Mittagstisch, um 19 Uhr für Wanderer ein warmes Menü mit Speisen der Region. Mitte Mai bis Mitte Oktober
• Route de Batère, 66150 Corsavy, Tel. 04 68 39 12 01, www.refugedebatere.fr
Refuge de Sant Guillem (1.283 m)
40 Betten in drei Schlafsälen, eingerichtet in einer einstigen Schäferei, die ökologisch saniert wurde und seitdem von April bis Oktober bewirtschaftet wird.
• Saint-Guillem, 66230 Le Tech, Tel. 09 78 04 96 85, www.refugesantguillem.com
Noch mehr Betten*
Der Extratipp: das Feu Saint-Jean (Johannisfeuer)
Eine typisch katalanische Tradition ist auch das Johannisfeuer, das am 23. Juni entzündet wird. Entflammt wird es stets auf dem heiligen Berg der Katalanen, dem Canigou. In 2.785 Metern Höhe leuchtet dann ein gigantisches Feuer, für das Helfer aus Spanien und Frankreich aus dem Tal Rebholz hinaufgetragen haben.
Als Sonnenwende-Fest feiert das Johannisfeuer die Geburt von Johannes dem Täufe – aber nicht am längsten Tag des Jahres, sondern erst zwei Tage später. Seine Flamme wird von dort hinabgetragen in die Dörfer, die die kürzeste Nacht des Jahres mit Bällen feiern. Am Tag vor Johanni pflücken die Einheimischen vier Pflanzen, die das ganze Jahr hindurch Glück und Schutz bringen sollen: Johanniskraut, Immortelle, Ginster und Knabenkraut.
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Im Blog
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Im Buch
Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*
Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jede Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights. Inzwischen ist der wohl beste Führer für diese wunderschöne Ecke Frankreichs 2024 in der 10. Auflage erschienen.
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Offenlegung
Das Massiv des Canigou (Canigó) lernte ich auf einer individuellen Pressereise der ADT Pyrénées-Orientales kennen Mich führte ein ausgesprochen kundiger Katalane, Antoine Fenech von Altitude 66. Auch Thomas Dulac, Hüttenwirt vom Refuge des Cortalets, trug zum Erfolg meiner Zweitagestour bei.
Ihnen allen sage ich merci und herzlichen Dank. Einfluss auf meine Blogberichte hat dies nicht. Ich berichte subjektiv, wie ich es erlebt habe, mache kein Merchandising und werde erst recht nicht für meine Posts bezahlt.