Das Südende der Halle de la Cartoucherie im gleichnamige Ökoviertel von Toulouse. Foto: Hilke Maunder
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La Cartoucherie: das trendige Ökoviertel

La Cartoucherie ist das größte Ökoviertel von Toulouse. Am linken Ufer der Garonne wächst es seit 2006 auf 33 Hektar nach Plänen von Bernard Paris und Alain Marguerit zwischen der Avenue de Grande Bretagne, der Avenue Raymond Badiou mit der Veranstaltungshalle des Zénith Toulouse und der Voie du Toec mit den Jardins du Barry auf der Rive Gauche empor.

Angeschlossen an Tram und Bus, liegt es zudem nur einen Katzensprung von der A620 entfernt, die als mautfreie Stadtautobahn die Metropole im Westen umrundet. In seinem Herzen bewahrt das Écoquartier de la Cartoucherie eine Munitionsfabrik von 1917. Sie gab dem Stadtviertel den Namen.

Die sanierte Halle de la Cartoucherie von Toulouse. Foto: Hilke Maunder
Die sanierten Halles de la Cartoucherie von Toulouse. Foto: Hilke Maunder

Ende des 18. Jahrhunderts befand sich auf dem Areal das Arsenal des Pyrénées. Mehr als 80 Jahre später wurde auf dem Gelände eine Patronenwerkstatt eingerichtet. 1996 endete die hochexplosive Produktion, die rund 15.000 Menschen beschäftigt hatte. Meist waren es Frauen gewesen. Der Volksmund nannte sie les munitionettes.

Die Halle de la Cartoucherie vor der Sanierung. Foto: Hilke Maunder
Die Halles de la Cartoucherie vor der Sanierung. Foto: Hilke Maunder
Die Fassaden und Wände der Halle de la Cartoucherie waren vor der Sanierung übersät mit Street-Art. Foto: Hilke Maunder
Die Fassaden und Wände der Halle sde la Cartoucherie waren vor der Sanierung übersät mit Street-Art. Foto: Hilke Maunder

Das trendige Herz: die Halles de la Cartoucherie

Wo einst der Stoff zum Töten hergestellt wurde, wird heute das Leben genossen. Die Hallen der GIAT, 190 Meter lang und 40 Meter breit, verwandelten sich bis 2022 in einen riesigen food court mit 26 Gastroständen und Bars entlang der Wände und Sitz und Tischflächen im Herzen. Ein kleine épicerie am Eingang verkauft nachhaltige Lebensmittel und trendigen Genuss.

Die épicerie der Halle de la Cartoucherie. Foto: Hilke Maunder
Die épicerie der Halles de la Cartoucherie. Foto: Hilke Maunder
Eine Bäckerei im Foodcourt der Halle de la Cartoucherie. Foto: Hilke Maunder
Eine Bäckerei im food court der Halles de la Cartoucherie. Foto: Hilke Maunder
Günstig und gut: das Mittagsangebot der Halle de la Cartoucherie. Foto: Hilke Maunder
Günstig und gut: das Mittagsangebot der Halles de la Cartoucherie. Foto: Hilke Maunder
Eine der Bars in der Halle de la Cartoucherie. Foto: Hilke Maunder
Eine der Bars im food fourt des Ökoviertels Foto: Hilke Maunder

Der Sport- und Wellness-Bereich bietet auf fast 3.500 Quadratmetern Klettern, Crossfit, Yoga, Squash und Co. Die Kultur decken die Halles de la Cartoucherie mit Buchhandlung, Kulturzentrum, städtischer Tanzschule, Kino und Auditorium für 800 Personen ab. Ebenfalls integriert in die lange Halle ist eine 2.500 Quadratmeter große Büro- und Coworking-Fläche.

Das halb offene Gelenk zwischen den beiden Baukörpern der Halle de la Cartoucherie. Foto: Hilke Maunder
Das halb offene Gelenk zwischen den beiden Baukörpern der Halles de la Cartoucherie. Foto: Hilke Maunder
Das Auto steht in der Tiefgarage, zu Fuß oder per Rad seid ihr im Ökoviertel am besten mobil. Foto: Hilke Maunder
Das Auto steht in der Tiefgarage, zu Fuß oder per Rad seid ihr im Ökoviertel am besten mobil. Foto: Hilke Maunder

Vor der Backsteinhalle entstand ein großer Platz für Konzerte, Vorführungen und Märkte unter freiem Himmel. Eine Gedenkstätte erinnert an zehn Patronenhersteller, die in der Cartoucherie gearbeitet hatte. Drei von ihnen starben im Ersten Weltkrieg, sieben von ihnen durch Deportation oder Gefangenschaft in den Jahren 1939–1945.

Das ihnen gewidmete erste Kriegerdenkmal wurde im Jahr 2010 bei vorbereitenden Bauarbeiten für das Ökoviertel zerstört. Seitdem hatte der Verein Association des Anciens de la Cartoucherie de Toulouse Druck auf die Stadt ausgeübt, ihr Andenken zu bewahren. 2024 wurde eine neue Gedenkstätte aufgestellt und eingeweiht.

Die Gedenkstätte der Halle de la Cartoucherie von Toulouse. Foto: Hilke Maunder
Die Gedenkstätte der Halles de la Cartoucherie von Toulouse. Foto: Hilke Maunder

Die einstige Munitionsfabrik umgeben Geschossbauten verschiedenster Stile. Mal verkleiden bunte Streifen die Fassaden, dann umhüllt Metall mit vielen Augen die Häuser. Eingebettet sind die 3.500 Wohnungen für 8.000 Bewohner, die Studentenwohnungen und die 100 Hotelzimmer in naturnahen Gärten. Sie sollen das Stadtklima positiv beeinflussen und Regenwasser sammeln.

Toulouse: La Cartoucherie. Foto: Hilke Maunder
Am Schul- und Kindergartenkomplex zeigt La Cartoucherie Farbe. Foto: Hilke Maunder

Ein lebendiges, buntes Ökoviertel

2015 zogen die ersten Bewohner ein, 2018 eröffneten das Schulzentrum und die beiden Kinderkrippen, 2019 die ersten Geschäfte. Bio-Laden, Café, Asien-Restaurant. 2024 zeigt sich La Cartoucherie bereits voller Leben. Auch, wenn hier und da noch am Rand des Ökoviertels die letzten Bauten in den Himmel wachsen.

Der Vorplatz der Halle de la Cartoucherie gen Norden. Foto: Hilke Maunder
Der Vorplatz der Halle de la Cartoucherie zur Avenue de Grande Bretagne. Foto: Hilke Maunder

2025 soll das nachhaltige Toulouser Innenstadtviertel vollendet sein. Die Fahrzeuge verschwinden in den Tiefgaragen am Rand des Viertels, nur wenige Straßen sind für den Verkehr geöffnet. Der Rest ist Flanierfläche, grün, weit und ein lebendiger urbaner Lebensraum, bunt gemischt wie die Metropole an der Garonne.

La Cartoucherie in Bildern

Die großen Reihen mit Wohnblöcken trennin in La Cartoucherie breite Grün-Boulevards. Foto: Hilke Maunder
Die großen Reihen mit Wohnblöcken trennin in La Cartoucherie breite Grün-Boulevards. Foto: Hilke Maunder
Die Architektur nutzt die verschiedensten geometrischen Formen, um die Fenster, Fassaden und Passagen aufzulockern. Foto: Hilke Maunder
Die Architektur nutzt in La Cartoucherie die verschiedensten geometrischen Formen, um die Fenster, Fassaden und Passagen aufzulockern.
Foto: Hilke Maunder
Immer wieder eröffnen sich Ausblicke aufs Grun in La Cartoucherie. Foto: Hilke Maunder
Immer wieder eröffnen sich Ausblicke aufs Grun in La Cartoucherie. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Immer wieder anders, überraschend und abwechslungsreich: die Architektur des neuen Öko-Stadtteils. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Auf den wenigen Fahrstreifen des Ökoviertels gilt Tempo 30. Foto: Hilke Maunder

Schon gewusst?

Das älteste Ökoviertel von Frankreich entstand 2003. Die dortige ZAC de Bonne erstreckt sich über 8,5 Hektar im Herzen von Grenoble auf dem Gelände einer ehemaligen Militärkaserne. Im Jahr 2009 erhielt es vom Umweltministerium den Preis für den besten Ökostadtteil des Landes.

Aber bereits drei Jahre später zeigte es sich, dass das Modellprojekt die Erwartungen nicht erfüllte. Seine Ergebnisse waren sehr weit entfernt von den Energieambitionen der Projektentwickler. Zehn Jahre später begann die nachhaltige Verwandlung von Villeneuve bei Grenoble – als erstes Ökoviertel-Projekt der Stadt- und Sozialerneuerung in Frankreich.

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2 Kommentare

  1. Toll, bin nur kurz hier gelandet. Dein Blog gefällt mir, Toulouse ist schon immer meine heimliche Vertraute gewesen. Ich mag diese Stadt in ihrer Authentizität und ihrem Gleichmut. Hier treffe ich eine unaufgeregte bunt-französische Menschenmischung auf die Europa stolz sein kann.

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