
„Es ist das einzige Schloss der der Corbières, das möbliert und offen für Besucher ist“, sagt Fredy Sorlet stolz und öffnet das schwere Eisentor des Château de Cubières, das sich so wehrhaft wie wuchtig an der Départementsstraße D 14 erhebt, der Route des Châteaux Cathares in Aude. In Cubières erblickte der letzte parfait der Katharer, Guilhem Bélibaste, um 1280 das Licht der Welt.

Nur wenige Schritte vom Wohnhaus seiner Eltern hatte die katholische Kirche bereits 844 eine Abtei gegründet, die 1073 dem Zisterzienserorden von Cluny angeschlossen wurde.
Zur Geburt von Bélibaste war sie bereits zu einer einfache prieuré herabgestuft worden. Besuchte der Erzbischof der Diözese von Narbonne die Abtei, logierte er geradezu fürstlich – im Château de Cubières.

Zur Straßenseite gab es im Mittelalter nur einen kleinen, schmalen Eingang in die Residenz. „Zum Schutz vor Überfällen“, sagt Fredy Solvet, der zur Jahrtausendwende das Anwesen in Cubières-sur-Cinoble erwarb.
Gemeinsam mit seiner Frau Joëlle Solvet Bertin renovierte der Immobilienhändler der Agence des Châteaux Cathares aus Maury das damals arg verfallene Anwesen.

Heute ist es fast vollständig renoviert. Nur ein Raum im Obergeschoss im ältesten Trakt ist noch im Urzustand. Zu den Rendez-vous aux Jardins, den Journées Européennes du Patrimoine und in den Sommermonaten öffnet er das Château für Besucher und führt sie durch die Räume.
Spürt er Interesse, erzählt er mehr und mehr. Dann wird der Rundgang ganz überraschend ein spannender, mehrstündiger Besuch. Neugierig? Dann genießt den virtuellen Besuch des Château de Cubières!

Bienvenue im Château de Cubières
Das Erdgeschoss
Hinein geht es durch ein Portal zur Gartenseite, das erst im 19. Jahrhundert angelegt wurde. In der Diele zeigen Vitrinen, was das Paar bei den Renovierungsarbeiten im Haus und Garten gefunden hat.

Mit dabei: Scherben aus gallo-römischer und keltischer Zeit, Glas aus dem Mittelalter und Münzen von einst bis zum Euro.

Von der Diele aus zeigt euch Fredy als Nächstes die Küche mit ihrem eindrucksvollen Kamin und so manchen Kuriositäten. Die Standuhr schmückt ein kleines Konterfei des Sonnenkönigs. Auf den Läufen eines ausgestopften Rehs ruht ein Gewehr.

Im Esszimmer wacht eine Schutzheilige in einem Kasten, der zugeklappt werden konnte, über die Familie. Auf dem seitlichen rechten Rahmen sind alle Namen ihrer Mitglieder sorgfältig mit schwarzer Tinte aufgeführt.

In der linken hinteren Ecke verrät ein Waschbecken, wie einst gespeist wurde. Das Besteck diente nur zum Auffüllen der Speisen. Gegessen wurde mit den Fingern.

Das Obergeschoss
Eine Treppe führt hinauf ins Obergeschoss mit seinen drei Zimmern.


Den Flur und das erste chambre schmücken Chinoiserien. Die Möbel waren einst, erzählt Fredy Sorlet, von Frankreich nach China zum Lackieren geschickt worden.




Der Erzbischof logierte im hinteren Zimmer. Er schlief dort nicht nur, sondern arbeitete auch dort und empfing seine Gäste.

Noch nicht restauriert ist ein großer Raum, den ein großer Kamin dominiert. Zahlreiche geritzte Zeichen sind zu erkennen: mal Namen, mal Striche zum Abzählen.

„Ich bin mir noch nicht sicher, ob wir den Raum ebenfalls restaurieren – oder so belassen“, sagt Frédy. Charme und Flair hat er auch so.

Garten
Die Anlage des Gartens führt vom Irdischen zum Göttlichen. Buchsbaumhecken rahmen seine Themenbeete ein: Hier die Pflanzen der Heiligen, dort die der Hexen. Selbst Kräuter, die unsichtbar machen sollen, fehlen nicht.

Rosa und rote ragen alte Rosenstöcke aus dem Grün auf. Einige Stöcke wachsen dort seit Bestehen der Residenz. Andere sind äußerst seltene Sorten. Wie eine kleine Rose im hintersten Winkel des Gartens, die niemals ihre kleinen, roten Knospen öffnet.

Château de Cubières: die Infos
Route des Châtaeux Cathares, D 14, 11190 Cubières-sur-Cinoble, Tel. 04 68 69 87 91, mobil 06 87 97 30 92, www.facebook.com/ChateauDeCubieresSurCinoble
Öffnungszeiten: Juli, August täglich 14-19 Uhr, Apr. – Juni, Okt. Sa./So. und feiertags 14-19 Uhr, Gruppen nach Voranmeldung

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