Sérignan: Daniel Buren auf dem Lande
Daniel Buren auf dem Lande: Wie kam das Örtchen Sérignan bei Béziers nur an so berühmte Kunst? Die Werke von Buren schmücken sonst Städte mit weltweiter Signalwirkung. In Paris sind gleich zwei seiner permanenten Œuvres zu bewundern.
Im Innenhof des Pariser Palais Royal erheben sich schwarz-weiß gestreift zahlreiche Säulenstümpfe in unterschiedlicher Höhe. Im Pariser Bois de Boulogne beklebte Daniel Buren das Glas des Kunstmuseums der Fondation Louis Vuitton mit seinen farbigen Folien.
In Nantes verzierte Daniel Buren anlässlich des Festivals L’Estuaire die Île de Nantes mit Ringen. Nachts fangen dort seine Anneaux zu leuchten an.
Und genau dieser Daniel Buren hat auch im Hérault, zwischen Weizenfeldern und Weingärten, in einem 7000-Seelen-Städtchen, seine großformatige, leuchtende Kunst hinterlassen. Warum? Wie kam es dazu? Die Antwort heißt: André Gélis. Er ist der engagierte Bürgermeister von Sérignan. Kunstfreund und Visionär.
1991 legte er mit seiner Privatsammlung den Grundstein für das regionale Museum für zeitgenössische Kunst Occitanie (MRAC). Eingerichtet wurde es in nächster Nähe zu seiner Wirkungsstätte, in einem Weinkeller neben dem Rathaus. Anfangs nur 200 Quadratmeter groß, wurde der Kunstraum 1997 und 2006 umfangreich erweitert.
Große Kunst im kleinen Dorf
Heute präsentiert es auf 3200 Quadratmetern Wechselausstellungen sowie 450 Werke in einer permanenten Sammlung und unterstützt französische und internationale Künstler. Damit setzt der MRAC das Engagement des Mannes fort, dessen Namen es trägt: Gustave Fayet, Sammler und Förderer von Künstlern wie Paul Gauguin und Odilon Redon.
Zusammengehalten werden die verschiedenen Baukörper des MRAC von – wie könnte es anders sein – Kunst. Mit seiner Rotation hat Daniel Buren mit farbigen Dreiecken die 46 Fenster des MRAC eingefasst und so tolle und visuelle Effekte innerhalb und außerhalb des Museums geschaffen.
Farbige Dreiecke und Quadrate
Burens visuelles Konzert setzt auf dem Erweiterungsbau Bruno Peinado mit farbigen Quadraten fort, die an Leuchtreklame- und Ladenschilder erinnern. Ebenfalls auf der Fassade könnt ihr Les Femmes fatales sehen, ein großes Keramikfresko des isländischen Künstlers Erró.
Seit 2010 ist die Region Okzitanien Träger des kleinen, feinen Museums, das alljährlich vier bis fünf Ausstellungen zeigt. In der Jahresausstellung 2018/2019 waren weitere Werke von Daniel Buren zu sehen. Mit dabei war eine Hütte mit farbigen Leuchtkästen, rund drei Meter hoch und dreieinhalb Meter tief. In den Jahren 1999-2000 hat Buren sie geschaffen.
La cabane éclatée aux caissons lumineux colorés
Auch bei der Cabane éclatée aux caissons lumineux colorés hat Daniel Buren wieder auf die Kraft der Farben gesetzt. Außen zeigt die Hütte mit Blau und Grün kalte Farben, im Innern mit Rot, Orange und Gelb warme Wohlfühltöne.
Das ungewöhnliche Haus gehört zu den Hauptwerken von Daniel Buren. Bis 2018 war es die Cabane éclatée aux caissons lumineux colorés (Die explodierte Hütte mit farbigen Lichtkästen) eine Dauerleihgabe.
Seit 2018 ist das emblematische Werk fest im Besitz des Museums, das seit einer Regionalisierung im Jahr 2010 gezielt aktuelle Kunst ankauft. Mehr als 400 Werke gehören inzwischen zum Bestand. Burens Hütte ist seit Anbeginn des Museums ein Besuchermagnet.
La Cigalière
2002 weiht Sérignan im Herzen des alten Städtchens sein Kulturhaus La Cigalière ein. Es versteht sich auch als ein Ort des Lebens, der Begegnung und des künstlerischen Schaffens. Bei der Gestaltung des Areals arbeitete sein Architekt Nicolas Guillot eng mit Daniel Buren zusammen. Gemeinsam betteten sie die städtische Bühne ein in einen Parc Rayonnant, der sich fächerförmig öffnet.
Auf seine Fläche von fast drei Hektar stellte Buren 170 durchbrochene Metallsäulen. Bei Einbruch der Nacht nehmen die Pylonen, die von innen durch Glasfaseroptik beleuchtet werden, eine unendliche Vielfalt an Farben an. Architektur, Kunst und Kreation treten in ein harmonisches Wechselspiel ein – besonders nachts ein beeindruckendes Schauspiel!
Daniel Buren in Sérignan: meine Infos
Musée régional d’art contemporain Occitanie / Pyrénées-Méditerranée
• 146, avenue de la plage, Sérignan. Eintritt, kostenloser Parkplatz. Achtung: Es gibt nur einen Kaffee- und Snackautomaten. Schöne Cafés und Restaurants findet ihr im Schatten uralter Platanen auf dem zentralen Dorfplatz.
La Cigalière
Wer begegnet euch vor dem Theatersaal? Na klar: Daniel Buren! Seine Säulenstümpfe werden nachts in vielen Farben beleuchtet!
• Parc de la Cigalière, www.lacigaliere.fr
Daniel Buren in Montpellier
Auch in Montpellier hat Daniel Buren seine Spuren hinterlassen – als „Zebrastreifen“ auf dem Zuweg zum Musée Fabre.
Schlemmen
L’Harmonie
Bei einem Urlaub am Mittelmeer verliebten sich Bruno Cappellari und seine Frau Patricia in Sérignan – und eröffneten am Ende eines Großparkplatzes in einer einstigen Pizzeria ihr Restaurant, das 2006 den Bib Gourmand für ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis erhielt. Heute erwartet euch in ihrem alten Stadtpalais unweit des Orb ein edel wie stylish gestyltes Schlemmerlokal, das mit raffinierter Lokalküche begeistert – im Sommer auch auf der Terrasse, abseits vom Verkehr hinter den hohen Mauern des großen Gartens.
• Chemin de la Barque, 34410 Sérignan, Tel. 04 67 32 39 30, www.lharmonie.fr
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Im Blog
In Sérignan gibt es für Anhänger der Freikörperkultur einen gepflegten Campingplatz direkt an den Dünen. Hier habe ich Le Sérignan Club Nature vorgestellt.
Im Buch
Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*
Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jede Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights. Inzwischen ist der wohl beste Führer für diese wunderschöne Ecke Frankreichs 2024 in der 10. Auflage erschienen.
Das 588 Seiten dicke Werk ist der beste Begleiter für Individualreisende, die diese Region entdecken möchten und des Französischen nicht mächtig sind. Wer möchte, kann den Band hier* direkt bestellen.
Hilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*
Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.
Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker! Hier* gibt es euren Begleiter.
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