Nausicaa: Kind mit Zackenbarsch. Foto: Hilke Maunder
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Nausicaá – Schaufenster der Weltmeere

Die England-Fähren haben den Ort verlassen, die Fischer sind geblieben: Boulogne-sur-Mer an der nordfranzösischen Opalküste ist der größte Fischereihafen Frankreichs.

150 Kutter sind hier vertäut, 70 Fischarten werden tagtäglich in der Auktionshalle versteigert. 380.000 Tonnen Meeresgetier werden in Boulogne jährlich angelandet und von seinen 140 Fischbetrieben verarbeitet.

Den Reichtum der Weltmeere präsentiert vor den nördlichen Toren der Stadt Frankreichs größtes Meereszentrum: die Cité de la Mer NausicaáIhr Name verweist auf eine der Heldinnen in Homers Odyssee.

Le Grand Bassin

Nausicaa: das Tropenbecken. Foto: Hilke Maunder
Das Tropenbecken. Foto: Hilke Maunder

Am 19. Mai 2018 weihte das französische Meereszentrum sein Grand Bassin ein. Vorbild für das 10.000 Kubikmeter große Becken war die Insel Malpelo vor der Küste Kolumbiens. Während ihr einen transparenten „Tiefseegraben“ von 18 Meter Länge durchquert, schwimmen rund um euch Haie, Mantarochen und Fischschwärme.

Ihr blickt auf eine 7,5 Meter große Verwerfung und beobachtet in einer 20 Meter langen und fünf Meter breiten Bucht aus verschiedenen Perspektiven das Treiben innerhalb des Bassins.

Eine Reise in die Tiefsee

Die Tiefsee-Ausstellung bei Nausicaá. Copyright: Nausicaá
Die Tiefsee-Ausstellung bei Nausicaá. Copyright: Nausicaá

Gemeinsam mit Ifremer, dem französischen Nationalinstitut für Meereswissenschaften und -technologie, hat Nausicaá am 7. Juni 2024 seine neue Dauerausstellung „Destination Abysses“ eröffnet. Auf 180 Quadratmetern gewährt die immersive Ausstellung mit drei Aquarien und sechs neuen Tierarten faszinierende Einblicke in die unbekannte und geheimnisvolle Welt in den Tiefen der Weltmeere. Sie beginnt ab einer Tiefe von 1000 Metern, macht Dreiviertel der Ozeane aus – und ist doch unbekannter als der Mond: Erst ein Viertel ihrer Fläche wurde kartografiert!

Viele der Millionen Lebewesen, die dort leben, sind noch nicht bekannt – erst 300.000 Arten sind erfasst. Die Tiefsee ist zudem unser Klimapuffer, speichert enorme Mengen an Kohlenstoff und Wärme – und mildert so die Erwärmung. Die Wirtschaft erwartet von der Tiefsee den nächsten „Goldrausch“, birgt sie doch massenhaft seltener Metalle wie Kupfer, Nickel, Kobalt und Mangan.

Mit solchen unbemannten Tauchrobotern erforscht IFREMER die Tiefsee. Foto: IFREMER
Mit solchen unbemannten Tauchrobotern erforscht IFREMER die Tiefsee. Foto: IFREMER

Die Tiefsee ist wie ein anderer Planet. Hier gibt es Unterwasservulkane, Berge und Ebenen der Tiefsee, hydrothermale Quellen und seltsame Tiere, die im Dunkeln leuchten.

Dort daheim sind beispielsweise der Bathynom, eine fleischfressende Riesenassel, die in Südostasien in einer Tiefe von 300 bis 2300 Metern vorkommt.

Der Gemeine Seeteufel lebt in einer Tiefe von 20 bis 1.000 Metern. Mit seinem riesigen, abgeflachten Kopf liegt dieser gefürchtete Jäger auf der Lauer und kann dabei seinen Kiefer so strecken, dass er perfekt getarnt ist, um seine Beute zu fangen.

Die Japanische Riesenspinnenkrabbe ist die größte Krabbe der Welt. Sie kann mit gespreizten Beinen eine Flügelspannweite von über 3,5 Metern erreichen. Sie lebt in den Gewässern von Japan und Taiwan und ist dort in einer Tiefe von 50 bis 400 Metern anzutreffen.

Solche Chaunacops-Knochenfische leben in einer Tiefe von rund  Metern im Nazca-Desventuradas Marine Park vor der chilenischen Küste .

Kredit: Schmidt Ocean Institute / rechtefrei Creative Commons  CC BY-NC-SA
Solche Chaunacops-Knochenfische leben in einer Tiefe von rund Metern im Nazca-Desventuradas Marine Park vor der chilenischen Küste .
Copyright: Schmidt Ocean Institute / rechtefrei als Creative Commons CC BY-NC-SA (Pressemappe Abyss/Nausicaá)

Der Eberfisch lebt zwischen 40 und 700 Metern Tiefe. Seinen Namen verdankt er seiner schweineähnlichen Schnauze, seine „Haut“ zieren fürchterlich stachelige Schuppen.

Der Gewöhnlicher Schnepfenfisch steht die meiste Zeit seines Lebens Kopf, weil er so seine Nahrung sucht, die er mit seinem röhrenförmigen Mund einsaugt.

Le Grand Large

Le Grand Large nennt sich eine immersive Virtual-Reality-Erfahrung im Nausicaá, die auserwählte Lebewesen und ihre Umgebung der wenig bekannten Hochsee in einem 10.000-Liter-Becken zeigt.

Mit einer HoloLens 2-Brille von Microsoft könnt ihr dort in eine andere Dimension eindringen und mit augmented reality  unter anderem Lederschildkröten, Wale und Riesenquallen entdecken.

Nausicaa: Die Fütterung der Seelöwen. Foto: Hilke Maunder
Die Fütterung der Seelöwen. Foto: Hilke Maunder

Europas größtes Aquarium

Seit ihrer Öffnung im Mai 1991 haben mehr als 30 Millionen Besucher die Unterwasserwelt der Weltmeere von Nausicáa bewundert. Winziges Plankton und riesige Haie, Südseefische, Seespinnen und ertrunkene Bäume präsentieren die fast 50 Aquarien und Becken.

Mit einer Aquariengröße von über 17.000.000 Litern, ist Nausicaá das wichtigte Zentrum Europas, das sich der Entdeckung und der Sensibilisierung für den Schutz der Unterwasserwelt widmet. Entdecken lässt sie sich auf den beiden Rundgängen „Reisen in die Hochsee“ und „Küste und Menschen“!

Im Streichelbecken könnt ihr die raue Haut der Rochen streicheln. An Bord eines chalutiers auf hoher See taucht ihr ein in den harten Fischereialltag und seid mit einem Video hautnah mit dabei.

Die tropische Lagune präsentiert Korallenriffe und Südseefische. Im nachgebildeten kalifornischen Seelöwenreservat wird täglich eine siebenköpfige Seelöwenfamilie gefüttert. Herrlich gelacht haben meine Tochter und ich auch über die putzigen Pinguine. Und schließlich haben wir auch noch geräucherten Dornhai gekostet.

Nausicaa: Bei den Fütterungen werden die Meeresbewohner vorgestellt. Foto: Hilke Maunder
Bei den Fütterungen werden die Meeresbewohner vorgestellt. Foto: Hilke Maunder

Ausgezeichnet als Exzellenzzentrum

In der 5000 Quadratmeter großen Ausstellung „Die Küsten und ihre Menschen“ erfahrt ihr mehr über das Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur an den weltweiten Küstenregionen. Dort könnt ihr frei nach eigenem Interesse eure Informationen auswählen und an entsprechenden Animationen teilnehmen, in denen ihr mehr über das Leben in und auf den Ozeanen erfahrt.

Die Sensibilisierung der Besucher für die Empfindlichkeit der Ökosysteme der Ozeane ist eines der Hauptanliegen der Meeresstation. Die UNESCO klassifiziert Nausicaá deswegen als „Exzellenzzentrum“ für sein Engagement in diesem Bereich.

Nausicaá: Mehr als ein Museum

Nausicaá aus der Luft gesehen. Copyright: Neographic
Nausicaá aus der Luft gesehen. Copyright: Neographic

Doch Nausicaá ist mehr als ein Schauaquarium. Hier werden auch Tiere aufgezogen und kranke Tiere gesund gepflegt. Dazu kommen Aufgaben als Kulturforum, das für den sensiblen und nachhaltigen Umgang mit der Welt sensibilisieren soll. Dazu kooperiert das Meereszentrum mit der UNESCO und unterstützt internationale Einrichtungen und Projekte zum Erhalt der Meere.

Ebenfalls ein Kooperationspartner von Nausicaá ist die Blue Society. Diese setzt sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen der Ozeane ein, fördert die Forschung an innovativen Technologien und setzt Akzente innerhalb der Bereiche Arbeitsmarkt und Entwicklung neuer Produkte. Zudem ist Nausicaá auch eine Forschungsstation mit eigenem Multimedia-Center und einem Team versierter Wissenschaftler.

Mein Schlemmertipp

Ihr liebt frische Meeresküche? Dann reserviert in Boulogne-sur-Mer einen Tisch beim SternekochTony Lestienne im La Matelote! Wer bleiben möchte, findet dort auch nostalgische Komfortzimmer, viele mit kleinem Balkon.
• 70, boulevard Saint-Beuve, 62200 Boulogne sur Mer, Tel. 03 21 30 33 33, www.la-matelote.com

Hier könnt ihr schlafen*

 

Nausicaa: Seelöwen. Foto: Hilke Maunder
Die Seelöwen des Meeresmuseums. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Alle Beiträge aus dem Département Pas-de-Calais vereint diese Kategorie.

Im Buch

Klaus Simon, Hilke Maunder, Roadtrips Frankreich*

Roadtrips FrankreichDas zweite gemeinsame Werk mit Klaus Simon stellt euch die schönsten Traumstraßen zwischen Normandie und Côte d’Azur vor. 14 Strecken sind es – berühmte wie die Route Napoléon durch die Alpen oder die Route des Cols durch die Pyrenäen, aber auch echte Entdeckerreisen wie die Rundtour durch meine Wahlheimat, dem Fenouillèdes.

Von der Normandie zur Auvergne, vom Baskenland hin zu den Stränden der Bretagne und dem wunderschönen Loiretal laden unsere Tourenpläne ein, Frankreich mobil zu entdecken – per Motorrad, im Auto, Caravan oder Wohnmobil. Hier* gibt es das Fahrtenbuch für Frankreich!

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