Eaux-Bonnes im Béarn. Foto: Hilke Maunder
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Eaux-Bonnes: Das Erbe von Eugénie

Eugénie war Stammgast in Eaux-Bonnes. Der kleine Kurort in den Pyrenäen des Béarn dankte der treuen Kaiserin mit einer Promenade, die ihren Namen trug. Zur Pflege der Anlage schickte jene ihren Gärtner aus Biarritz. Doch der Ruf des nicht einmal 200 Einwohner großen Ortes in der Vallée d’Ossau reicht zurück bis ins 16. Jahrhundert.

Die Promenade an der<em> Avenue Castellane</em> von Eaux-Bonnes. Foto: Hilke Maunder
Die Promenade an der Avenue Castellane von Eaux-Bonnes. Foto: Hilke Maunder

Pflege für Verwundete

Damals ließ König François I. ein Militärkrankenhaus errichten, um die in der Schlacht bei Pavia (1525) verwundeten Soldaten mit den Wassern der Quelle im Vallée Saint-Valentin zu pflegen und zu heilen. In der Schlacht der Franzosen und Habsburger um die Vorherrschaft in Europa waren mit der Arkebuse ein für die damalige Zeit völlig neuer Waffentyp eingesetzt worden.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Der Vorderlader, auch Hakenbüchse genannt, gab dem Heilwasser, das bei der Behandlung eingesetzt wurde, seinen Namen: l’eau des arquebusades. Bis heute nutzt die Therme d’Eaux d’Arquebusade die Heilkraft des Wassers. Was in ihm steckt, erforschte im 18. Jahrhundert der Arzt Théophile de Bordeu.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Schwefel mit Power

Schwefel und Sulfide, Chloride, Natrium, Kalzium und Oligo-Elementen wie Platin, Gold und Silber enthielten die Thermalquellen. Besonders bei Atemwegserkrankungen, Rheuma und Arthrose zeigten sie ihre heilende Wirkung. Und machten das Dorf zum Kurort. Kaiser Napoléon ließ eine Straße anlegen.

Das <em>Hôtel des Princes</em>. Foto: Hilke Maunder
Das Hôtel des Princes. Foto: Hilke Maunder

Prosper Darralde, Bürgermeister von Navarrenx und Arzt der französischen Kaiserin Eugénie, sorgte für den Bau von 15 imposanten Hotels mit drei oder vier Stockwerken in Eaux-Bonnes. Im Hôtel des Princes stieg die Kaiserin mit ihrem Hofstaat ab.

Das goldene Zeitalter des Kurbads bezeugt auch die Villa Bellevue, die 1870 errichtet wurde und Pierre Lanusse gehörte, dem offiziellen Führer der Kaiserin.

Der Blick vom Hôtel des Princes auf das Kasino. Foto: Hilke Maunder
Der Blick vom Hôtel des Princes auf das Kasino. Foto: Hilke Maunder

Prachtbauten der Kaiserin

Zur Einweihung des Kurgebietes an den Quellen reiste die Kaiserin höchstpersönlich an. Auch der Bau des Kasinos, der 1873 und am 15. Juli 1886 eingeweiht wurde, sowie des Pflegeheims Sainte-Eugénie gehen auf ihre Initiative zurück. Von der Promenade de l’Impératrice lassen sich die Bauten des Zweiten Kaiserreiches bewundern.

Bis heute sprudeln die Quellen. 33° Celsius warm schießt die source Vieille aus der Tiefe. Die source Orteig bringt es auf 23-26° Celsius. Die source froide ist nur 12-13° Celsius warm. Zur Anwendung kommen sie bei Trinkkuren, Inhalationen, Bädern und Duschen.

Das Kasino von Eaux Bonnes. Foto: Hilke Maunder
Das Kasino von Eaux Bonnes. Foto: Hilke Maunder

Baupanne beim Spa

Doch das Kurbad ist geschlossen. Mit La Bulle, einer großen gläsernen Blase auf dem Dach des Kurbades, wollte es sich verjüngen. Doch vom Bruch der Stützpfeiler des Beckens, der im August 2016 aufgehängt worden war, bis zu Problemen mit der Holzkonstruktion, die 2018 auftrat, gab es immer wieder Schwierigkeiten mit dem Bau.

Mehr als ein Dutzend Expertentreffen haben das Problem nicht lösen können, wie das schicke Spa mit Hammam, Jacuzzi, Sauna und Musikgrotte kostengünstig und sicher zu sanieren sei.

Das Kurbad mit seiner <em>bulle</em>. Foto: Hilke Maunder
Das Kurbad mit seiner bulle. Foto: Hilke Maunder

Im Fokus: Jacques Orteig

Der 1834 in Aas, heute Ortsteil von Eaux-Bonnes, geborene Jacques Orteig wäre ein einfacher Schafhirte geblieben, wenn nicht ein Pfarrer beschlossen hätte, seine körperliche Kraft und seine Kletterfähigkeiten zu nutzen und eine Wette zu veranstalten. Für 2000 französische Francs musste Orteig von Eaux-Bonnes aus den Gipfel des Pic du Ger und dann den des Pic du Midi de l’Ossau besteigen, bevor er nach Pau zurückkehrte – und das alles in weniger als zwanzig Stunden!

Der Pic du Midi d’Ossau. Foto: Hilke Maunder
Der Pic du Midi d’Ossau. Foto: Hilke Maunder

Dieses Kunststück, das von einer Menge Schaulustiger und der nationalen Presse verfolgt wurde, war das erste von vielen, die Orteig zu einer Berühmtheit machen sollten. Was hat er nicht für spektakuläre Leistungen vollbracht!

Orteig ist 29 Mal mit einem Gewicht von 50 kg auf dem Rücken durch die Stierkampfarena gelaufen und hat Hunderte von Sprüngen über einen Zaun gemacht und dabei 50 Eier getragen.

Der Zirkus Orteig wurde so landesweit bekannt. Doch der Gründer war nicht in der Lage, sein Vermögen zu verwalten und endete in Armut. Er starb 1904 in Eaux-Bonnes.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Eaux-Bonnes: meine Reisetipps

Klettern

La Forêt Suspendue

Der Kletterpark von Eaux-Bonnes.

• Forêt de Gourzy, 64440 Eaux-Bonnes, Tel. mobil 06 89 87 26 66, www.facebook.com/laforetsuspendue.64

Wandern

Tour de la Vallée d’Ossau

In sieben Etappen erschließt dieser Rundwanderweg von mehr als 100 km Länge das Ossau-Tal.

Grande Randonnée (GR 10)

Die GR 10 von Hendaye am Atlantik nach Banyuls-sur-Mer am Mittelmeer ist die Paraderoute der Wanderer und führt 850 Kilometerlang einmal durch die gesamten Pyrenäen entlang des Hauptkamms.

Die D918 zwischen Gourette und Eaux-Bonnes. Foto: Hike Maunder
Die D918 zwischen Gourette und Eaux-Bonnes. Foto: Hilke Maunder

Ski

Im frühen 20. Jahrhundert stieg Eaux-Bonnes zum Wintersport auf, in dem auch internationale Skiwettkämpfe durchgeführt wurden. Ab 1924 fanden sie im höher gelegenen Gourette statt.

Dort wurde 1935 einer der ersten Schlepplifte Frankreichs installiert. Heute gehört Gourette mit 40 Pisten zwischen 1.400 und 2.400 Metern zu den größten Skistationen der Pyrenäen.

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An der Promenade erinnert dieses Rad in XXL daran, dass Eaux-Bonnes 2007 und 2010 Etappenort der Tour de France war. Foto: Hilke Maunder
An der Promenade erinnert dieses Rad in XXL daran, dass Eaux-Bonnes 2007 und 2010 Etappenort der Tour de France war. Foto: Hilke Maunder

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