Spielende Kinder am Lac de la Bordette. Foto: Hilke Maunder

Forêt de Bouconne: die Vision im Wald

Früher war die Forêt de Bouconne noch viel größer und reichte gen Süden bis zu den Wäldern der Forêt de Fabas und der Forêt de Mauboussin bei Esparron. Doch auch heute ist der alte Forst, der sich an der Grenze der Départements Haute-Garonne und Gers über die Gemeinden L’Isle-Jourdain, Lévignac-sur-Save und Montaigut-sur-Save erstreckt, ein beeindruckendes Waldgebiet.

27 Quadratkilometer ist der Wald groß – und damit etwas größer als die Nordseeinsel Norderney. 30 Kilometer westlich von Toulouse bedeckt er von Nordost nach Südwest als elf Kilometer langer und rund zwei Kilometer breiter Streifen die ehemaligen Schwemmlandterrassen der Garonne in einer Höhe von 170 bis 280 Metern.

Wo der Grund besonders feucht ist, recken sich imposante Erlen empor. Stattlich sind auch die Eichen, Buchen, Korkeichen und Kastanien, die sich im Wald erheben. Dann wechselt die Vegetation ihr Gesicht, folgen Rotmanntannen auf Waldkiefern. Wildschweine und Rehe sind im Wald daheim. Dachs, Fuchs und Ginsterkatze leben im Unterholz. Ginster, Heidekraut, Weiß- und Schwarzdorn bieten Nahrung und Unterschlupf.

Frühling in der Forêt de Bouconne. Foto: Hilke Maunder
Frühling in der Forêt de Bouconne. Foto: Hilke Maunder

Kieselsteine, Schotter und Ton prägen den Boden der Forêt den Bouconne. Dieses Trio, gepaart mit leichtem Gefälle, sorgt dafür, dass der Waldstreifen schlecht entwässert – und das Klima milder und feuchter ist als ringsum. Wanderer brauchen daher wasserfestes Schuhwerk an all den Tagen, an denen es zuvor geregnet hat.

Als einziges Waldgebiet im Toulouser Umland ist die Forêt de Bouconne sehr beliebt für Soft-Outdoor-Aktivitäten. Seine fünf markierten Wanderwege von fünf bis zehn Kilometer Länge dürfen ausschließlich Fußgänger nutzen. Hinzu kommen zwei markierte Routen für Aktive: ein 20 Kilometer langer Sportkurs für Trail sowie eine neun Kilometer lange Joggingstrecke.

Mitten durch den Wald führt mit der Grande Randonnée GR 653 die Via Tolosana, die alte Wegstrecke der Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Sechs Routen mit insgesamt 110 Kilometer Länge warten auf Mountainbiker.

Lokale Wanderwege sind in Frankreich gelb markiert, Fernwanderwege rot-weiß. Foto: Hilke Maunder
Lokale Wanderwege sind in Frankreich gelb markiert, Fernwanderwege rot-weiß. Foto: Hilke Maunder

Mitten in der Forêt de Bouconne erzählt die base de loisir von der Vision eines Algerienfranzosen. Nach dem Verlust der Kolonien war André Huet mit seiner Frau nach Frankreich zurückgekehrt. Das Paar hegte grandiose Pläne für ein brachliegendes Gelände im Grün, das es erworben hatte.

Die Pläne des Architekten zeigen Tennisplätze, Fußball- und Rugbyfelder, Sporthallen, ein olympisches Schwimmbad mit Sprungbecken, einen 18-Loch-Golfplatz, ein Thalasso-Zentrum, ein Freilufttheater, zwei Restaurants und andere touristische Einrichtungen. Geplant war auch ein Minizug, der die Besucher von einem Punkt zu einem anderen in dieser Outdoor-Basis transportieren sollte.

Monsieur Huet war ein Visionär, der seiner Zeit voraus war. Schnell wurden vier Tennisplätze und ein Teil des heutigen Schwimmbads gebaut. Ein Spielplatz folgte, Straßen im Wald wurden geöffnet. Doch dann geriet das Projekt in finanzielle Schwierigkeiten.

Foto: Hilke Maunder

Der Staat sagte „nein“ zu den geplanten Unterkünften. Huet protestierte, fuhr mit seinem Holzmodell der Freiluftoase mit dem Zug nach Paris, verteidigte sein Projekt beim Staatssekretariat für Jugend und Sport und holte Olivier Guichard, damals Minister für Planung und regionale Entwicklung, in den Wald.

Der Staat indes gab anderen Projekten zur Entwicklung von Freizeitgebieten in der Nähe von Toulouse den Vorrang. Huet warf das Handtuch. Doch Alex Raymond, Bürgermeister von Colomiers, ließ nicht locker. Auf sein Betreiben schlossen sich 1968 mehrere Gemeinden zu einem interkommunalen Zusammenschluss zusammen, kauften Huets Anwesen – und retteten es als Freizeitanlage Base de loisirs de Bouconne.

Ein typischer Picknickplatz in der Forêt de Bouconne. Foto: Hilke Maunder

Forêt du Bouconne: meine Reise-Infos

Hinkommen

Die TER-Lokalzüge der Staatsbahn SNCF halten am Südrand des Waldes in Pibrac und Brax, im Norden in Mérenviell, von dort geht es zu Fuß oder mit dem eigenen Rad weiter.

Parken

Kostenlose Parkplätze gibt es in Pibrac, Montaigut-sur-Save, Pujaudran, Lévignan, am See Lac de la Bordette und an der Départementstraße D24.

Freizeitgelände

Zur base de loisirs gehören sechs Tennisplätze, Minigolf, ein Kunstrasenfeld für Fußball, Handball und Baseball, ein Schwimmbad mit drei Becken, darunter einem 25-Meter-Becken für Schwimmer, ein Picknickplatz mit buvette sowie ein Mountainbike-Verleih (März – Oktober).
• Tel. 05 61 85 40 10; Gruppenunterkünfte (centre de loisirs), Tel.05 61 85 83 12; www.bouconne.fr

Kinderwagen- und rollatorfreundlich: die großen Wanderachsen im Wald. Foto: Hilke Maunder
Kinderwagen- und rollatorfreundlich: die großen Wanderachsen im Wald. Foto: Hilke Maunder

Wanderkarte

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Schlafen und schlemmen

Le Ratelier

Das Zweisternehotel mit 26 Zimmern, davon vier im Erdgeschoss mit eigener Terrasse, liegt mitten im Grünen. Seine große Restaurantterrasse grenzt direkt an die Forêt de Bouconne. Aus der Küche kommt raffiniert verfeinerte Landküche. Das Schwimmbad ist fein, aber klein.
• 2075, chemin du Ratelier, Lieu-dit Hounédis, 31530 Montaigut-sur-Save, Tel. 05 61 85 43 36, www.leratelier.fr

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Im Blog

Toulouse habe ich in vielen Beiträgen vorgestellt. Schaut mal hier.

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Okzitanien abseits GeheimtippsNoch mehr Reisetipps aus Okzitanien findet ihr in diesem Taschenbuch aus meiner zweiten Heimat. Für mich ist die zweitgrößte Region Frankreichs die Quintessenz des Südens Frankreichs. Sie beginnt an den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

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