Domme gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs - und ist im Sommer entsprechend gut besucht. Foto: Hilke Maunder
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Domme: Balkon der Dordogne

Südlich von Sarlat versteckt sich im Périgord Noir eine der schönsten Bastiden des Südwestens: Domme. Begeistert schrieb Henry Miller nach seinem Besuch 1940:

Selbst ein flüchtiger Blick auf den schwarzen, geheimnisvollen Fluss
bei Domme ist etwas, für das man sein Leben lang dankbar sein muss.

Im Jahr 1280, als Frankreich und England sich um die Vorherrschaft in Aquitanien stritten, bauten sie befestigte „neue Städte“. Schon damals wurde mit Siedlungspolitik Tatsachen geschaffen und so die politische wie wirtschaftliche Macht gefestigt.

Die Porte des Tours ist eines der drei noch erhaltenen Stadttore. Foto: Hilke Maunder
Die Porte des Tours ist eines der drei noch erhaltenen Stadttore. Foto: Hilke Maunder
Die <em>Porte del Bos</em>. Foto: Hilke Maunder
Die Porte del Bos. Foto: Hilke Maunder

Bastide auf der Klippe

König Philipp III. der Kühne erkannte damals die strategische Bedeutung der Barre de Domme und ließ dort die Bastide errichten. Erbaut wurde sie aus gelbem Dordognestein.

An der Porte del Bos findet ihr diese Bildhauerwerkstatt. Foto: Hilke Maunder
An der Porte del Bos findet ihr diese Bildhauerwerkstatt. Foto: Hilke Maunder

Das für Bastiden sonst typische Schachbrettmuster musste sich in Domme indes der Topografie anpassen. Während der Kern auf der Klippenseite, der sich um die zentrale Place de la Halle gruppiert, und so die Urform der Bastiden widerspiegelt, ist die Anlage mit verwinkelten Gassen zur Wallseite weniger streng.

Die Bebauung direkt am Wall. Foto: Hilke Maunder
Die Bebauung direkt am Wall. Foto: Hilke Maunder

Der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich, die Religionskriege, die Pest, der Exodus: Im Mittelalter bis zum frühen 19. Jahrhundert erlebte Domme viele Krisen, Kriegen und Konflikte.

Als Schutzraum nutzten die Einwohner eine Tropfsteinhöhle. Sie befindet sich genau unter der alten Markthalle aus dem 17. Jahrhundert.

Die Markthalle. Foto: Hilke Maunder
Die Markthalle von Domme. Foto: Hilke Maunder

Lange uneinnehmbar

Domme galt aufgrund seiner Lage lange als uneinnehmbar. Zweimal hatte es Hugenottenführer Geoffroy de Vivans bereits vergeblich versucht. Doch 1588 gelang es seiner Armee aus 30 Hugenotten, nachts über die Felder zu kommen, die Stadttore zu öffnen und in Domme einzudringen.  Ihre Strategie: Sie hatten Decken auf dem Boden ausgebreitet hatten, um ihre Schritte zu dämpfen.

Die Häuser zur Wallseite von Domme. Foto: Hilke Mauander
Die Häuser zur Wallseite von Domme. Foto: Hilke Maunder

De Vivans brannte die Kirche nieder, verwüstete einen Großteil des Dorfes, zwang den katholischen Einwohnern seinen protestantischen Glauben auf – und verließ Domme nach vier Jahren und einer Abfindung von 40.000 Livres.  Eine livre hat in der damaligen Zeit eine Kaufkraft von ca. 15 Euro.

Eine Gasse im alten Herzen von Domme. Foto: Hilke Maunder
Eine Gasse im alten Herzen von Domme. Foto: Hilke Maunder

Goldene Fassaden

Als die Zeiten ruhiger in der Dordogne wurden, fiel Domme in einen Dornröschenschlaf. Es blieb abseits der großen Straßen- und Eisenbahnrouten. Und bewahrte so sein altes Erbe.

Vielerorts schmücken blühende Rosen die Fassaden. Foto: Hilke Maunder
Vielerorts schmücken blühende Rosen die Fassaden. Foto: Hilke Maunder

Alte Steinhäuser, deren Fassaden im Licht der tief stehenden Sonne golden leuchten, und Dächer aus dunklen Ziegeln säumen die Gassen und Straßen, in denen es überall grünt und blüht. Sprossenfenster und Spitzbögen schmücken die Stadtpalais des 13. bis 16. Jahrhunderts.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Weite Blicke

Doch das Schönste an Domme ist seine Lage auf einer Klippe mit Blick auf die Dordogne. Von der Place de la Halle sind es nur wenige Schritte zur Esplanade de la Barre. Der Platz samt Promenade auf dem Klippenrand eröffnet einen traumhaften Panoramablick auf das Dordogne-Tal.

Jenseits der Felder und Weiden prägen sehr dunkle, grüne Eichenwälder die Landschaft. Sie gaben diesem Teil des Périgord den Namen  „Schwarzes Périgord“.

Von der Aussichtsterrasse seht ihr auch die berühmten touristischen Attraktionen des Tales. Dazu gehören das Schloss von Montfort, die Dörfer La Roque-Gageac und Beynac-et-Cazenac, die ebenfalls den schönsten Frankreichs zählen, sowie die Gärten von Marqueyssac. Domme: Was für ein wunderschöner Auftakt zu einer Landpartie entlang der Dordogne!

Der Spazierweg auf der Klippe. Foto: Hilke Maunder
Der Spazierweg auf der Klippe. Foto: Hilke Maunder

Meine Reisetipps: Domme

Wandern

Chemin des meuliers

Seit 2019 könnt ihr dem Mühlsteinweg in Domme folgen. Neun Kilometer lang präsentiert er mit Infotafeln das Erbe der Müller und die Umgebung des Ortes, der heute der Europäischen Vereinigung der Mühlenstädte und -organisationen angehört.

Ursprünglich wurden Mühlsteine für den Betrieb der zahlreichen Mühlen in der Region hergestellt. Die Geschichte des Mühlsteins der Plaine de Bord ist untrennbar mit der Geschichte der Müllerei verbunden. Die Mühlen sind nach den Kirchen und Schlössern das drittwichtigste Kulturerbe der Dordogne.

Der Chemin des Meuliers. Foto: Hilke Maunder
Der Chemin des Meuliers in Domme. Foto: Hilke Maunder

Schlemmen und schlafen*

Hôtel de l’Esplanade*

Sophie Bouland achtet sorgfältig darauf, dass jedes der 15 Zimmer in diesem Hotel-Restaurant einen angenehmen Aufenthalt bietet.  Ihr Mann Pascal Bouland ist der Küchenchef dieses Dreisternehauses an der Esplanade.

Er verwendet für seine raffinierte lokale Küche ausschließlich Produkte seiner Region. Vergessene Gemüsesorten in den Farben des Südwestens begleiten seine Speisen. Im Winter kommen Trüffelliebhaber hier auf ihre Kosten.
• 2, rue Pontcarral, 24250 Domme, Tel. 05 53 28 31 41, www.esplanade-perigord.com

Traumlage auf der Klippe: das Hôtel L’Esplanade. Foto: Hilke Maunder
Traumlage auf der Klippe: das Hôtel L’Esplanade von Domme. Foto: Hilke Maunder

Noch mehr Betten*

 

Weiterlesen

Im Blog

Dordogne: Vom Zauber der Beschaulichkeit

Sarlat: die besten Adressen für Genießer

Entdeckt die Bastiden des Südwestens

Foto Hilke Maunder
Foto Hilke Maunder

Im Buch

Marcus X. Schmid, Südwestfrankreich*

Der freie Reisejournalist Marcus X. Schmid hat für alle, die gerne auf eigene Faust unterwegs sind, den besten Reisebegleiter verfasst: sachlich, mit viel Hintergrund, Insiderwissen und Tipps, und dennoch sehr unterhaltsam und humorvoll.

Ich kann ihn aus ganzem Herzen empfehlen, denn auch in diesem Band zu Südwestfrankreich sind tolle Tipps enthalten. Auch kritische Anmerkungen fehlen nicht. Kurzum: ein Reiseführer, der grundehrlich das Reisegebiet vorstellt – ohne versteckte Promotions.

Der gebürtige Schweizer, Jahrgang 1950, lebt heute als Autor und Übersetzer in der französischsprachigen Schweiz. Wer mag, kann ihn hier* direkt beim Verlag bestellen.

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