Sarlat: die besten Adressen für Genießer
Es ist Frankreichs Rothenburg im Herzen des Périgord-Noir: Sarlat. 1965 wurde es mit La Canéda verschmolzen und heißt seitdem Sarlat-la-Canéda. 66 denkmalgeschützte Bauten aus Mittelalter und Renaissance drängen sich in seiner Altstadt.
Stadtpaläste mit Erkern und Türmchen und mittelalterliche Kaufmannshäuser mit noch originalgetreuen Fensterläden, die zum Zurschaustellen der Ware hinunter geklappt werden können, bilden in Sarlat ein faszinierendes Freilichtmuseum der Stadtkultur.
Der Dank des Königs
Im Hundertjährigen Krieg hielt Sarlat zu Frankreich. Der König dankte es mit Privilegien. Und legte so den Grundstein zum Wohlstand des Städtchens, das heute zu den touristischen Hotspots des Périgords gehört und besonders im Sommer entsprechend stark besucht ist.
Lasst euch beiderseits der Rue de la République durch malerische alte Gassen treiben. Besonders schön ist die Rue de la Salamandre, die ihren Namen von dem Salamander-Emblem erhielt, das an vielen Häusern des 16. Jahrhunderts prangt – es war das Symboltier von Francois I. Die staatlichen, oft reich verzierten Häuser aus hellem, fast goldgelben Stein stehen seit 1962 unter Denkmalschutz.
In der Rue des Consuls wohnten vor allem klerikale Würdenträger, Kaufleute und Richter. Die Rue Jean-Jacques Rousseau war bis ins 19. Jahrhundert die eigentliche Hauptstraßen von Sarlat. Dann wurde als breite Achse die Rue de la Republique ins Herz der alten Stadt geschlagen und im Stil Haussmanns gestaltet.
Verführerische Märkte
Aus dem Gewirr der lauzes-Dächer heben sich die Turmspitzen der Cathédrale Saint-Sacerdos und der Église Sainte-Marie heraus, die heute hinter ihrem monumentalen Stahltor als zentrale Markthalle dient. Den Eingang in grandioser Schlichtheit entwarf ein französischer Stararchitekt: Jean Nouvel.
Jeden Mittwoch und Samstag ist Marktzeit auf der Place de la Liberté. Am Mittwoch gastiert dort ein reiner Lebensmittelmarkt. Am Sonnabend bereichern Textilien, Schmuck und Schuhe das Sortiment.
Im Herbst stapeln sich Walnüsse auf den Ständen und Pilze in großer Vielfalt. Im November beginnt die Trüffelernte ringsum, und die Händler verkaufen die edlen Pilze zu Preisen, die schwindelig machen.
Die besten Genussadressen von Sarlat
Die ganze Woche hindurch findet ihr bei passionierten kleinen Produzenten Genussmomente. Mitten im Gewirr der alten Gassen, aber auch an anderen Orten der Stadt, verstecken sich lauter Verwöhn-Adressen für echten lokalen Genuss. Voilà meine Tipps!
Chez Pierrô
Das Käseparadies von Sarlat heißt Chez Pierrô. Dort verkaufen Pierre und Ewan im großen Gewölbekeller des Hôtel de Génis aus dem 15. Jahrhundert rund vier Dutzend Käsesorten von Ziege, Schaf und Kuh.
Den Umbau und Ausbau ihrer crèmerie éthique finanzierten sie über Crowdfounding bei BubbleBee.
Wie Wein braucht auch Käse Zeit, um zur Vollendung zu reifen. Vom Verkaufsraum blickt ihr auf die cave d’affinage, den Vaille-Stein-Reifekeller aus dem 13. Jahrhundert mit natürlicher Holzvertäfelung.
Die Käse, die dort lagern, stammen allesamt von kleinen Produzenten aus ganz Frankreich. Ebenfalls dort im Angebot sind verwandte Milchprodukte wie Naturjoghurt oder Sahne.
• 4, rue de la Salamandre, 24200 Sarlat-la-Canéda, www.chezpierro-sarlat.fr
À la truffe du Périgord
À la truffe du Périgord gilt seit 1931 als beste Adresse der Stadt für Stopfleber von Ente und Gans. Stolz hängen über den Konserven und Weckgläsern mit Foie Gras die mehr als zwei Dutzend Auszeichnungen.
Beim Concours Général Agricole de Paris 2019 erhielt das 1931 gegründete Familienunternehmen gleich zweifach Gold. Nicht nur das getrocknete und geräucherte Enten-Magret wurde Landesssieger, sondern auch die Rillettes von der Gans.
2020 gab es jeweils eine Silbermedaille für die Entenrillettes mit Gänsestopfleber sowie die reinen Rillettes von der Ente.
Sämtliche Spezialitäten stammen zu 100 Prozent aus dem Périgord. Doch da hält Isabelle Bonnefoy schon das nächste Probierbrettchen hin. ” Goûtez ! ”
Terroirs et Gourmandises
Auch Jocelyne Gatinel achtet darauf, dass ihre perigourdinische Feinkost von kleinen Produzenten stammt, die möglichst bio und nachhaltig arbeiten.
Neben Klassikern rund um Gans und Ente gehören auch hochwertige Öle aus Wal- und Haselnüssen, Käse und Wurst sowie Weine zum Sortiment.
Nur bei ihr findet ihr den Apéritifwein Rosette vom Château de Roosy. Dazu passen beim Apéro auf getoasteten Brotscheiben die ungewöhnlichen Brotaufstriche im Glas: fruchtige und pikante Konfitüren mit Foie Gras!
• 16, Rue Tourny, 24200 Sarlat-la-Canéda
Le Cellier du Périgord
Le Cellier du Périgord ist ebenfalls ein kleines Familienunternehmen. Seit 1973 könnt ihr dort neben zertifizierter Enten- und Gänsestopfleber all die anderen regionalen Produkten des Périgord entdecken, das auch für seine Entenconfits, Sardellen, und Steinpilze in Öl bekannt ist.
• Place de la Liberté, 24200 Sarlat-la-Canéda, Tel. 05 53 59 17 94, www.foie-gras-sarlat.com
Biscuiterie Lou Cocal
„Walnuss“ heißt lou cocal in der langue d’oc. Und genau jene waren es, mit denen einst ein entfernter Vorfahre als Küchenjunge der Kochbrigade Napoleon I. mit knusprigem Gebäck aus Périgord-Nüssen den Kaiser besänftigte, als jener wieder einmal grummelte und den Koch zu später um ein paar Leckereien bat.
Märchenhaft wie die Legende der Keksmanufaktur ist das Naschwerk, das Olivier Charpenet seit 1996 am Stadtrand von Sarlat herstellt. 200 verschiedene Kekssorten mit Walnüssen, Haselnüssen und Kastanien bergen die großen Aufbewahrungsgläser.
Kekse mit Nuss oder Frucht
Aber auch Kekse mit Kirschen, Melonen und Pflaumen sind dort im Angebot, handgefertigt nach alten traditierten Rezepten. Ebenfalls aus der gläsernen Manufaktur kommt Zwieback, pur oder aromatisiert mit Feigen oder Pflaumen. Viele Zutaten sind bio.
Neben Produkten aus eigener Herstellung vertreibt die biscuiterie auch Erzeugnisse anderer Hersteller, so auch Nusskuchen aus dem Périgord und Konfekt aus getrockneten Früchten des Südwestens.
• 90, avenue de la Canéda, 24200 Sarlat, Tel. 05 53 31 21 05, https://biscuiterie-lou-cocal.com
Maison Lissajoux
Die Maison Lissajoux ist mehr als eine schnöde Bäckerei. Sie ist ein Lebensgefühl, inszeniert von Nicolas und Jean Lissajoux. Die Beiden haben nach glänzenden Karrieren in Frankreich und England mit ihrem Geschäft einen Kindheitstraum im Périgord erfüllt.
Beide sind Absolventen der renommierten École Christian Vabret und lernten ihr Handwerk bei einem Meilleur Ouvrier de France. Jean arbeitete danach in Londons Küchen. Nicolas schloss das Chelsea College of Arts sowie das Central Saint Martins und das Royal College of Art mit Auszeichnung ab.
Danach arbeitete er als Designer in den Modehäusern der LVMH-Gruppe. Am 17. Juli 2020 eröffneten sie ihre lifestylige Boutique Bäckerei und Pâtisserie samt Teesalon vor den Toren der mittelalterlichen Stadt.
Backstube und salon de thé
Durch die riesige Glaswand, die die Boutique von der Backwerkstatt trennt, könnt ihr bei der Tee- oder Kaffeepause entspannt zusehen, wie glutenfreie und kreative Brote, Gebäck und andere Kuchen vor Ort aus natürlichem Sauerteig und Qualitätsmehl aus der Region hergestellt werden.
Neben klassischem Baguette stapeln sich Mais-, Roggen-, Bio-Vollkorn und Nussbrote auf dem Tresen. Neuen Brotgenuss versprechen Kreationen mit Honig-Aprikose-Feige, Krähenbeeren, Fenchelsamen und Goji-Beeren oder saisonale Weihnachts- und Gewürzbrote.
Naschkatzen freuen sich auf Éclairs mit dunkler Schokocreme und Tonka-Bohnen oder einen XXL-Macaron mit einer Ganache aus Madagaskar-Vanille und frischen Himbeeren.
Das ŒUf Lissajoux birgt eine Kokosnuss-Mousse mit Mango-Passionsfrucht-Kurkuma-Innenleben hinter der Schokoladenhülle. Die Courtisane entpuppt sich als knuspriger Käsekuchen, Le Don Baba Baba als ein köstliches Küchlein, das ganz und gar in Rum und Limette getränkt ist.
Le Royal und Le Gallière sind glutenfreie Kuchen. Saisonal ändert sich das Angebot. Doch immer aus A.O.P-Butter hergestellt sind die Croissants, Pains aux Chocolat, die Brioches und die Mouchoirs, deren Duft schon frühmorgen die Boutique von Jean und Nicolas erfüllt.
• 8, Avenue du Général Leclerc, 24200 Sarlat-la-Canéda, Tel. 05 53 29 14 40, www.lissajoux.com
Brasserie Artisanale de Sarlat (Brassé 24)
Xavier Gombert ist Agraringenieur und arbeitete lange Zeit in der Welt der Foie Gras und leitete die Coopérative Artisanale de Sarlat. Jean-Yves Fauste ist ein ehemaliger Weltmeister im Gleitschirmfliegen, der lange Zeit in der Tourismus- und Gastronomiebranche tätig gewesen war. Gemeinsam gründeten sie die Brasserie Artisanale de Sarlat. Ihr craft beer der Marke Brassée 24 ist heute Kult im Département mit der Ordungsnummer 24.
Ihre Biere werden etwas außerhalb von Sarlat in dem kleinen Dorf Vézacaus dem Quellwasser der Estevinie und Hopfen und Malz der Region hergestellt.
• Brasserie Artisanale de Sarlat, Rue Blaise Pascal, 24200 Sarlat-la-Canéda, Tel. 06 48 39 45 18, www.facebook.com/brasserieartisanaledusarladais
Sarlat: meine Reise-Infos
Schlemmen
Beste Bistronomie: Aux 3 sens
Der argentinische Küchenchef Christián Borini belebt kreativ die Gerichte des Périgord wieder auf und bietet eine saisonale, raffinierte und schmackhafte Küche mit frischen, lokalen Produkten – vom Entenconfit mit Orangen bis zum Filet von der Seebrasse. Köstlich zum Dessert: Mango-Mascarpone mit Safransirup..
• 15, rue Fénelon, 24200 Sarlat-la-Canéda, Tel. 05 53 30 19 59 , www.facebook.com/Aux3Sens.r
branché & angesagt: Le bistrot
Eine Handvoll Tische drinnen und auf dem Trottoir, rotkarierte Tischdecken und das Menü auf der Schiefertafel, günstig und gut: Hier trifft sich Sarlat zum legeren Schlemmen.
• 7, rue Tourny, 24200 Sarlat-la-Canéda, Tel. 05 53 29 17 80, www.facebook.com/bistrot.sarlat
Schlafen
Best Western Hôtel Le Renoir*
Eine ehemalige Destillerie birgt heute das Hôtel Le Renoir mit geräumigen, modernen Komfortzimmern, Außenpool und Bar-Restaurant. Vor dem Hotel gibt es öffentliche Parkplätze am Straßenrand. Zur Altstadt sind es 400 Meter, zum Bahnhof 15 Fußminuten.
• 2, rue de l’Abbé Surgier, 24200 Sarlat-la-Canéda, Tel. 05 53 59 35 98, www.hotel-renoir-sarlat.com
Noch mehr Betten*
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Im Blog
Das Département Dordogne entspricht der historischen Provinz des Périgord. Meine Beiträge von dort findet ihr hier.
Im Buch
Marcus X. Schmid, Südwestfrankreich*
Der freie Reisejournalist Marcus X. Schmid hat für alle, die gerne auf eigene Faust unterwegs sind, den besten Reisebegleiter verfasst: sachlich, mit viel Hintergrund, Insiderwissen und Tipps, und dennoch sehr unterhaltsam und humorvoll.
Ich kann ihn aus ganzem Herzen empfehlen, denn auch in diesem Band zu Südwestfrankreich sind tolle Tipps enthalten. Auch kritische Anmerkungen fehlen nicht. Kurzum: ein Reiseführer, der grundehrlich das Reisegebiet vorstellt – ohne versteckte Promotions.
Der gebürtige Schweizer, Jahrgang 1950, lebt heute als Autor und Übersetzer in der französischsprachigen Schweiz. Wer mag, kann ihn hier* direkt beim Verlag bestellen.
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Offenlegung
Ich entdeckte das Département auf einer Pressereise, die das regionale Fremdenverkehrsamt Nouvelle-Aquitaine Tourisme gemeinsam mit den Tourismuspartnern der Départements Dordogne und Corrèze organisiert hat.
Dafür sage ich all jenen, die meinen Aufenthalt unterstützt haben, ganz herzlichen Dank. Einfluss auf meine Blogberichte hat dies nicht. Ich berichte subjektiv, wie ich es erlebt habe, mache kein Merchandising und werde erst recht nicht für meine Posts bezahlt.
Liebe Hilke, noch so eine Perle 🙂 Deine Beiträge sind absoluter Seelenbalsam! Sarlat möchte ich diesen Sommer unbedingt besuchen.
In ein paar Wochen sind wir endlich wieder in unserem Zuhause im Perigord. Wer weiss vielleicht habe ich die Musse und lasse mich auch zu einem kleinen „mein Frankreich“ Beitrag hinreissen.
Ich freue mich schon auf deinen nächsten Newsletter und wünsche dir einen fröhlichen und sonnigen Sommer!
Bises Dana
Liebe Dana, oh ja, bitte ! Da würdest Du gleich im nächsten Newsletter dran sein – hab niemanden mehr in der Pipeline! Bises, Hilke