Le goût corse: korsische Spezialitäten
En Corse, les vaches ont bu la mer.
Auf Korsika haben die Kühe das Meer getrunken.
schrieb Prosper Mérimée in seinen 1840 veröffentlichten Notes d’un voyage en Corse*, die heute gut gekühlt im Fundus der französischen Nationalbibliothek lagern.
Prosper Mérimée liebte Korsika – und prägt mit Romanen wie Mateo Falcone* bis heute das Bild von Korsika. Der Schriftsteller war ein hoher Beamter Frankreichs und von 1832 bis 1836 Inspekteur der Denkmäler der Insel und hatte als solcher die Aufgabe, sich um die Erhaltung und Restaurierung der historischen Gebäude und Denkmäler auf Korsika zu kümmern.
Bei seinen Reisen kreuz und quer über die Insel entdeckte er die cuisine corse mit ihren reichhaltigen, deftigen Mahlzeiten. Das typisch korsische Civet de sanglier (Wildschweinragout) fand sogar Eingang in seinen Roman Colomba*.
Korsikas Küche profitiert von der natürlichen Schönheit der Insel und ihrem Reichtum an fruchtbarem Boden und kristallklarem Wasser. Bis heute prägt sie die Identität der Insel. Voilà die schönsten Spezialitäten der cuisine corse!
Schöne Schweinerei: die Charcuterie Corse
Zevaco, ein Dörfchen im Hochtal des Taravu, ist die Heimat von Dominique Poggi. 100 Schweine, darunter 50 Eber, gehören zu seinem Hof.
Halbwild leben sie in der urwüchsigen Bergwelt. Im Sommer werden sie wie die Kühe sogar auf die Almen hinaufgetrieben. Dort ernähren sie sich nur von hochwertigem Naturfutter – Eicheln, Kräutern und Kastanien, die im Herbst die Mast beenden.
Wie in Zecavo, so rennen die Schweine auch in Tattone oder Vivario und vielen anderen Orten des Inselinneren durch die Bergwälder – und mitunter sogar mitten durchs Dorf.
AOP & Label-Rouge
Nach der Mast in der Wildnis werden die Tiere geschlachtet und nach traditionellen Rezepten in Handarbeit zu köstlichen Wurst- und Schinkenspezialitäten verarbeitet. Das AOP-Siegel oder das französische Qualitätszeichen Label Rouge sollen sie vor billigen Fälschungen schützen.
Das natürliche Futter verleiht der Charcuterie Corse auch ihren ganz eigenen, typischen Geschmack, den das Räuchern über dem Kastanienholzfeuer verfeinert.
Das Charcuterie-Quartett

Zwei Spezialitäten sind besonders berühmt: die Coppa, ein in Salz und Wein eingelegter Rollschinken aus Schweinenacken, und der Lonzu, ein mild geräuchertes, gepfeffertes Schweinefilet, das hauchdünn geschnitten perfekt zum Aperitif passt.
Der rohe Räucherschinken Prisuttu wird im Sommer mit Feigen genossen. Die groben Würstchen Figatelli aus Schweinespeck, Leber und Innereien wie Herz und Niere sind roh oder gegrillt ein traditionelles Winteressen.

Köstliche Schweinereien
Zur Charcuterie Corse gehören schließlich auch noch der Saucisson de Sanglier als geräucherte Wildschweinmettwurst, die Blutwurst Sangui und eine Vielzahl von Pasteten. Sie werden häufig mit Myrte gewürzt und schmecken je nach Region ganz unterschiedlich.
Lamm oder Rind werden auf Korsika nur für Urlauber und Festlandsfranzosen verarbeitet. Der Korse isst Schwein.
Charcuterie Corse: meine Tipps
Dominique Poggi
Beim Metzgermeister aus Zevacu gibt es die Charcuterie Corse nur von Dezember bis zum Sommer. Danach zieht er mit seinen Schweinen durch die Berge.
• Val di la Pila, Zevacu, Tel. 04 95 24 44 36
U Stazzu
Die „Schäferhütte“ von Paul Marcaggi gilt als eine der Adressen der Insel für korsische Wurstwaren. Dieser Ruf sorgt für recht hohe Preise.
• 1, Rue Bonaparte, Ajaccio, Tel 04 95 51 10 80
Charcuterie Costa
Costa verkauft die Charcuterie Corse auch im Online-Shop – falls daheim die Sehnsucht nach dem unvergleichlichen Geschmack der korsischen Wurst- und Fleischwaren zu groß wird.
• Lieu-dit Campo Piano, 20218 Urtaca, Tel. 04 95 60 23 89, www.charcuterie-costa.com
Charcuterie U Pase
Coppa, Figatelli, Prisuttu und korsisische Hartwurst reift bei Pierre Selvini im Keller – Vater Philippe verkauft sie im Herzen von Vivario in seinem gleichnamigen Restaurant.
Restaurant: Piazza Diana, 20219 Vivario; Charcuterie-Shop an der T20 Mai – September, Tel. 06 42 31 68 62, auf Facebook und Instagram zu finden
Charcuterie Vergiavona AOP – Versini
• Lieu dit Vergiavona, 20133 Ucciani, Tel. mobil 06 22 31 23 74, auf Facebook und Instagram zu finden
Jean-Pierre und Marien Luciani
• route Nationale, 20219 Vivario, Tel. 04 95 36 55 98, Verkauf im Restaurant Jean Pierre.
Antoine Chiesi
ld Suari, 20219 Vivario, Tel. 06 35 49 95 70, www.gustidicorsica.com/fr/3-536/producteur/chiesi.html
Korsischer Bauernkäse
Ungehindert ziehen sie durch das bergige Inselinnere bei Corte, wandern durch Macchia und alte Kastanienhaine: 500 Schafe – und Joseph Orsatelli, ihr Hirte. Ihre Milch verarbeitet sein Bruder Pierre-Jean Orsatelli seit vier Jahrzehnen zu einem köstlichen casgiu casanu, einem Bauernkäse, der als Brocciu (ausgesprochen: Brott‘schu) stolz das AOC-Siegel trägt.
Nationalkäse der Korsen

„Wer ihn nicht gekostet hat, kennt nicht die Insel“, schrieb der Journalist und Schriftsteller Émile Bergerat im ausgehenden 19. Jahrhundert über den Nationalkäse der Korsen. Bis heute gehört er von früh bis spät zum korsischen Leben einfach dazu.
Frisch und mild kommt er auf die morgendliche Tartine, mittags ins Omelett, abends in die Pulenta oder die Cannelloni, und zwischendurch in jeden Fiadone, den korsischen Käsekuchen ohne Boden.
Auch eine Falcullela (Zuckerküchlein) ohne Brocciu ist für die Korsen unvorstellbar. Wie auch sein Fehlen bei einem goûter, dem kleinen Imbiss mit Wein, Käse, charcuterie corse und Baguette.
Handwerklicher Winter-Käse
Doch nur ein Fünftel der jährlich 500 Tonnen Brocciu wird auf Korsika noch so handwerklich aus Molke und frisch aufgeschlagener Schafmilch hergestellt wie bei den Brüdern Orsatelli. Und bei Romain Loefgen, der 2025 den Betrieb seiner Eltern Harry und Françoise Loefgen in Muracciole übernommen hat.
Harry heißt eigentlich Harald – und gebürtig aus Köln. 1977 kam er als Jugendlicher auf die Insel, arbeitete anfangs als Schäfer – und kaufte 1980 eine Hofstelle bei bei Vivario mit Paradeblick auf den Monte d’Oro. Auch seine Frau Françoise hat familiäre Verbindungen nach Deutschland – und einst bayrische Großeltern in Holzhäusln bei Steinhöring, wo ihre Mutter geboren wurde.

Tag für Tag unterstützt sie ihren Sohn Romain bei der Herstellung von Venacais, dem lokalen Käse des Ortes Venaco und seines Umlands – die Korsen nennen ihn Venachese. Er ist das Vorzeigeprodukt des Hofes. Nach 40 Tagen wird er genossen.
Aus der Molke, die nach der Käsebereitung übrig bleibt, und der frischen Milch des morgendlichen Melkens fertigt sie den Brocciu, handwerklich wie einst. Einmal pro Woche fertigt sie auch einen Hartkäse nach Vorbild des tomme de Savoie und verkauft ihn als tomme nature und aromatisiert mit fenugrec, Bockshornklee. Alle Käse sind garantiert bio.

Mit wollweißem und schwarzem, kastanienbraunem und rostrotem Fell stürzen die Tiere nach ihrem Freilauf mittags an die Tränke im Gatter, gleich neben dem Wohnhaus der Familie.
Und während dort mittags Brocciu mit Rohrzucker das Mahl beschließt, zückt Françoise ihr Handy und fotografiert die Herde. Einzelne Tiere tragen Viehglocken, andere kennen die Harry, Françoise und Romain per Namen. Und ein Milchschaf, erzählt Françoise. hat sogar das stolze Alter von 14 Jahren erreicht.

Brocciu in zwei Varianten
Verkauft wird der Nationalkäse der Korsen in zwei Varianten: als milder Frischkäse, der höchstens 21 Tage alt sein darf – und als pikanter, würziger Brocciu passu, der mitunter sogar mehrere Monate lang gereift ist.
Echter Brocciu ist ein Winter-Käse. Im Sommer tritt an seine Stelle der A Casinca. Sein Name verrät, wo er herkommt: aus der Casinca. Vor dem Genuss entfernen die Korsen stets die Rotschmier-Kruste, um das weiche Innere so richtig gut genießen zu können. Würzig und nussig zergeht er auf der Zunge.

Bauernkäse aus dem Hochtal
Im Hochtal des Niolu fertigen die Bauern aus der Milch ihrer Schafe und Ziegen im Sommer jährlich einen Weichkäse, der erst ab Herbst so richtig gut schmeckt, wenn das Innere keine Löcher mehr zeigt, sondern fest und ölig geworden ist. Dann ist der Niolincu oder Niolo ein unvergleichlicher Genuss!
Ebenfalls ein Weichkäse ist der Fiore Corsu, der vor dem Reifen in typischen Kräutern der Macchia gewälzt wird: Rosmarin, Wacholder oder Fenchelsamen.
Ebenfalls mit den Aromen gewürzt wird der Fleur du Maquis, der ganz handwerklich von Oktober bis Juli aus der Milch der Lacaune-Schafe hergestellt wird. Die „Blume des Maquis“ ist damit die etwas bäuerliche, handfestere Antwort auf den Brin d’Amour, der unter Käsekennern als feiner und edler gilt.
Nahezu vergessen und vom Markt verschwunden war ein korsischer Bauernkäse, der nur dank des Engagements von Sandrine Shaeffer und Jean-Louis Guidoni eine neue Blüte erlebt: der Calenzana, ein milchiger, quadratischer Ziegenkäse. Rund zehn Zentimeter lang und vier Zentimeter hoch, stellten einst nur Frauen – e casgilante – den pikanten, salzbetonten Käse her.

Ziege mit Zwiebeln
Um vor den Fliegen geschützt zu sein, arbeiteten sie einst nur nachts. Doch Guidoni ist ein Mann, und seine Käserei hell und blitzblank. Jeden Tag formt er dort aus der Milch seiner 230 Ziegen 30 kleine, längliche Blöcke, die er fünf Monate lang in Holzkästen reifen lässt. Dabei wäscht er sie alle zwei Wochen mit Salzlake. Und genießt sie danach mit Feigenkonfitüre oder frisch gehackten Zwiebeln und etwas Olivenöl.
Ziegenkäse gehören zu den ältesten Käsen der Welt. Das gilt auch für den aromatischen A Casinca. Ziegenmilch, Milchfermente und Salz, mehr braucht es nicht für diesen köstlichen Käse!
Krabbelnde Maden
Ein Schwergewicht unter den korsischen Käsesorten ist der Sartène, der auf Korsika auch Sartinese und Cuscio genannt wird. 1,5 – 2,5 kg bringt er auf die Waage. Seine Heimat ist der Inselsüden, wo bei Sartène zwischen den Tälern von Taravu und Rizzanese noch rund 100 Bauern die schweren zylindrischen Laibe formen, zwei Monate reifen lassen und dann zum Aperitif aufschneiden.
Wer den Casjiu Merzzu genießen möchte, sollte abgehärtet sein. Für den „verdorbene Käse“ werden Käsereste samt Rinde in einen Tontopf getan. Bereits nach wenigen Tagen krabbeln dort Maden und verleihen dem Käse seine zweite Reife. Mit Trester übergossen, wird diese korsische Spezialität nur zu besonderen Anlässen serviert – samt springender Larven.
Korsischer Bauernkäse: meine Tipps
Frères Orsatelli
Den rund 350 Geramm schweren Brocciu der Käse-Brüder gibt es auch in Feinkostläden und korsischen Supermärkten.
- Lieu-dit Lecca Pegura, 20250 Santa Lucia di Mercurio, bei Corte, Tel. 04 95 46 16 37, mobil 06 12 31 38 17, www.gustidicorsica.com
GAEC Harry, Françoise und Romain Loefgen
Nur zu Fuß oder mit Allradwagen kommt ihr zum Schafhof der Familie Loefgen. Vom Hinweisschild an der Departementsstraße sind es rund 500 Meter steil bergab auf einem sandigen, ausgewaschenen Feldweg mit herrlichen Aussichten auf den Monte d’Oro.
- 20219 Muracciole, an der D 343 nach Arca, Tel. mobil 06 78 92 14 61 / 06 78 55 59 21; GPS: 42.17396900 / long: 9.18812600
A Pasturella
Auch Ilda und ihre Schwägerin Cosima Penciolelli aus Corte haben sich auf Brocciu spezialisiert. Besonders aromatisch ist ihr Brocciu passu. Ihren köstlichen Käse gibt es ab Hof.
- Route du Cimetière, Corte, Tel. 04 95 46 10 73
oder hier:
- L’Andatu, 2, Impasse du cours Paoli, Corte
- A Campagna 25, rue César Campinchi, Bastia
- Annie Traiteur, 5, Rue Clemenceau, Calvi, https://annietraiteurcalvi.com, April bis Oktober
- Bergerie Frassigna
Von Mai bis Januar fertigen Sandrine Schaeffer und Jean-Louis Guidoni aus der Milch ihrer Ziegen den 350-400 g schweren Calenzana-Käse. Wer mag, kann auf ihrem Hof auch sein Zelt aufschlagen. Ihren Käse gibt es ab Hof.
• Route de Bonifatu, Calenzana, Tel. 04 95 60 71 79
oder bei der
• Épicerie A Lughjetta, 3, place de l’Eglise, Calenzana, Tel. 04 95 61 36 99
Natacha Genety
Neben dem Sartène, von Korsen auch Sartinese genannt und nur von Dezember bis Juni erhältlich, gibt es auf ihrem Hof auch frische Bio-Butter und Confiture de Lait – eine köstliche Creme aus karamellisierter Milch.
- place de l’Eglise, Arbellara, Tel. 04 95 73 46 79
Casgiu Casanu
Die Interessenvertretung für Bauernkäse veranstaltet jedes Jahr am ersten Maiwochenende den Käsemarkt Fiera di u Casgiu in Venaco.
- Association régionale des producteurs de fromages fermiers de Corse, Casa Sebiaghja, 20250 Riventosa, Tel. 09 65 01 06 01, www.casgiucasanu.fr
Gelbes Gold: Korsikas Olivenöl
In der korsischen Macchia ist der Oleaster daheim, der wilde Olivenbaum. Der Olivenanbau begann auf der Insel bereits in der Antike. Manche Bäume sind bis zu 20 Meter hoch, andere mehr als 2000 Jahre alt. Auch klimatisch bietet die Insel beste Bedingungen für den Olivenanbau. Sie war 1956 die einzige Region Frankreichs, die nicht von jenem Frost betroffen war, der auf dem Festland große Kulturen zerstört hatte.
Das huile d’olive corse AOP wird aus lokalen Sorten hergestellt: Sabina, Ghjermana di Casinca, Zinzala, Capannace, Ghjermana d’Alta Rocca (oder di Tallano) und Curtinese. Bei allen Sorten zeichnet es sich durch seine Milde, seine Vielfalt der Aromen und seine glänzende Goldfarbe aus.
Die Oliven werden schwarz gepflückt, d. h. bei voller Reife der Früchte. Sie haben Zeit, am Baum zu reifen und die Aromen der Umgebung aufzunehmen. Dadurch verlieren sie an Bitterkeit und Schärfe und verströmen den Duft der korsischen Macchia.
Zwei Erntetechniken
Geerntet werden die Oliven im Winter. Wie die Ernte erfolgt, beeinflusst die Aromen der Früchte. Die Récolte sur l’Arbre sorgt für frische Noten mit Anklängen an die Aromen von Mandeln, Artischocken oder Äpfeln.
Bei der Récolte à l’Ancienne, der Ernte nach alter Methode, fallen die Früchte auf Netze. Sie beschert der Frucht satte, fast süße Noten.
Korsikas Olivenkönigin
Jeder, der einmal auf Korsika war, kennt den Duft der wilden Macchia, die Aromen ihrer Kräuter. Genau diesen Geschmack und Geruch hat Anne Amalric in ihrem Olivenöl Fruitée sauvage eingefangen. Seit 1997 produziert die unangefochtene Olivenöl-Königin Korsikas diese Rarität auf dem Plateau d’Aghione an der Ostküste der Insel.
Die Oliven der Sorten Germaine, Sabine und Leccio werden dort erst bei voller Reife geerntet, handverlesen, bei 25 °Celsius kalt extrahiert, schonend gefiltert und in kantige grüne Flaschen abgefüllt.
Sie kommen auch beim Zweisternekoch Christophe Bacquié vom Hôtel du Castellet zum Einsatz. Ihre Öle passen auch zum Aperitif: Baguette, Fleur de Sel und Amalrics Olivenöl – parfait !
Öl für jeden Geschmack
Wer bittere Aromen nicht mag, sollte ein anderes Öl wählen! Zum Beispiel das von Raphaëlle Peignier-Astima, die bei Ghisonaccia auf zwölf Hektar mit ihrem Mann Joël Germaine und ihren drei Kindern Oliven anbaut und aus ihnen furios fruchtige Olivenöle presst.
Berühmter jedoch ist die Halbkorsin aus Cervione, deren Vater aus Essen stammt, für ein anderes Öl: ihr l’Huile de Noix Corse, erlesenes Nussöl, gepresst in einer Hydraulikmühle auf ihrem wunderschönen Hof, auf dem auch Pferde, Ponys und Esel leben – und Besucher Crêpes und Kuchen aus Nussmehl genießen können.
L’huile d’olive corse: meine Infos
Anna Amalric
Neben ihrem einzigen fruitée sauvage-Öl produziert Anna Almaric noch eine Handvoll anderer Olivenöle, die allesamt ausgezeichnet sind – und sehr unterschiedlich! Wer nicht auf ihrem Hof vorbeifahren kann: IhrAOP-Öl gibt es auch bei Oliviers & Co.
- Domaine de Marquiliani, Aghione, Tel. 04 95 56 64 02, www.gustidicorsica.com
Le Verger de Raphaëlle
Sie baut Oliven, Haselnüsse, Clementinen und Feigen an, produziert Honig und herrliche Öle, backt köstliche Kuchen, liebt kulinarische Experimente und spricht sogar Deutsch: Wer Raphaëlle Peigner-Astima auf ihrem Hof besucht, kann Korsika auf vielerlei Weise kosten.
- Casa Accinta, Ghisonaccia, Tel. 04 95 56 09 11, www.le-verger-de-raphaelle.fr
Festa di l’Oliu Novu
Sainte-Lucie-de-Tallano feiert das neue Olivenöl alljährlich ein Wochenende lang Anfang April.
Korsikas Kastanien

Die Kastanie ist – ähnlich wie in den Cevennen – die Brotfrucht von Korsika und hat die Küche, die Traditionen und das Leben auf Korsika geprägt und sogar einem Landstrich im Nordosten der Insel seinen Namen gegeben: der Castagniccia. Castagna bedeutet auf Korsisch und Italienisch Kastanie, und -iccia ist eine Verkleinerungsform. Die Castagniccia ist bis heute ein Land der kleinen Kastanienwälder, auch, wenn einige Terrassen und Haine heute dort brachliegen.
Die Kastanie war in der Vergangenheit das Grundnahrungsmittel der korsischen Landbevölkerung. In den kargen, oft schwer zugänglichen Bergregionen Korsikas wuchs sie dort, wo der Getreideanbau nicht möglich war. Ihr Mehl ersetzte das Brot und die Polenta und schützte die Bevölkerung vor Hungersnöten. Ab dem Mittelalter förderten die genuesischen Herrscher den Anbau von Kastanienbäumen gezielt, um die Selbstversorgung der Insel zu stärken. Heute erlebt die Kastanie eine Renaissance, da sie von Natur aus glutenfrei ist und in der modernen Ernährung gefragt ist.
Vor der Ernte steht der debroussage : Zum Ende des Sommers wird das Unterholz der Kastanienwälder entfernt, geschnitten und auf dem Boden verteilt. Es bildet so eine natürlich weiche Matte für die Früchte und verhindert, dass die Kastanien die Hänge hinabrollen. Sind die Früchte von selbst zu Boden gefallen, werden sie per Hand aufgesammelt. Um ihre Qualität zu prüfen, werden sie in Wasser gelegt. Gesunde Kastanien sinken, während wurmstichige oder verdorbene an der Oberfläche schwimmen.

Für die Mehlherstellung werden die Kastanien traditionell über mehrere Wochen in Trockenhütten, den séchoirs oder pagliaghji, getrocknet. Nach der Trocknung werden die Kastanien geschält, enthäutet und in Steinmühlen zu feinem Mehl verarbeitet. Das korsische Kastanienmehl ist bekannt für seine hohe Qualität und seinen süßlich-nussigen Geschmack. Neben der Mehlproduktion werden Kastanien auch direkt geröstet, gekocht oder zu anderen Produkten verarbeitet.
Die Kastanie findet vielseitige Verwendung in der korsischen Küche. Eine der wichtigsten Spezialitäten der Region ist das Kastanienmehl, das als Grundlage vieler Gerichte dient. Eine nahrhafte Beilage ist die Polenta aus Kastanienmehl, die traditionell zu Wurstwaren oder Wildgerichten serviert wird. Pisticcini sind kleine Krapfen aus Kastanienmehl, Wasser und Salz, die oft als Snack oder Beilage genossen werden.
Flan aus Kastanienmehl ist ein dicker, puddingähnlicher Nachtisch mit intensivem Kastanienaroma. Castagnacci sind Crêpes aus Kastanienmehl, eine Spezialität, die häufig mit Honig oder Käse serviert wird. Ein traditionelles Gebäck ist der korsische Kastanienkuchen, der in vielen Haushalten nach alten Rezepten gebacken wird. Das bekannte Pietra-Bier wird mit Kastanienmehl gebraut und verleiht dem Bier eine leicht süßliche Note.
Die Kastanie ist nicht nur ein Nahrungsmittel, sondern auch ein kulturelles Symbol. Jährlich findet in Bocognano die Fête de la Châtaigne (Kastanienfest) statt, welche die Bedeutung der Kastanie für die korsische Identität feiert. Hier werden traditionelle Kastanienprodukte präsentiert, es gibt Verkostungen, Märkte und Vorführungen alter Handwerkstechniken. Die Wiederbelebung der Kastanienkultur trägt heute zur regionalen Identität und Wirtschaft bei. Dank der anhaltenden Nachfrage nach natürlichen, glutenfreien Produkten bleibt die Kastanie ein wichtiger Bestandteil der korsischen Kulinarik und Kultur.
Korsikas süße Stars
Korsischer Honig ist die wichtigste Zutat für Marcel Santini. Im Bergdorf Soveria bei Corte fertigt der Chef der Confiserie Saint Sylvestre daraus jede Woche 800 Kilogramm Nougat, den er bis nach Japan, Hongkong und in die USA exportiert. Sein zweites Standbein sind süße Früchte: Aprikosen, Feigen, Orangen, kandiert im Zuckermantel.
Cédrat für Paris
Seinen berühmten cédrat kreiert er aus jenen Zitronen, die deutschen Bäcker das Zitronat liefern und Männer wie Pierre Hermé, den berühmtesten Pariser pâtissier, oder den Schokoladenkünstler Patrick Roger schwach werden ließen.
An der Seite von Marcel Santini, der für seine süße Leidenschaft sein Jurastudium in der Provence sausen ließ, arbeitet inzwischen seine Tochter Alexia. Sie hat als Mittzwanzigjährige ihre erste eigene Schokoladenserie kreiert.
Nussiges Naschwerk
In Cervione zaubert Charles Sforzini aus der Noisette de Cervione süße, salzige und flüssige Hochgenüsse. Mit dabei sind kalt gepresste Nussöle, die Salz-Haselnuss-Würzmischung Salinu, mit korsischem Honig verfeinerte Haselnusscremes, Amaretti-Kekse, Pralinen und Schokoladen, eine verführerischer als die andere.
Sforzini umhüllt die mit korsischem Honig karamellisierten Haselnüsse mit dunklem Kakao, lässt das Haselnuss-Confit mit Kastanienhonig flirten, bettet seine aromatischen Nüsse für seinen Bestseller A Nocciolina in zart schmelzendem Nougat und tüftelt das ganze Jahr an neuen, köstlichen Ideen für seine Nüsse. Ab Hof verkauft er sie im Ein-Kilo-Säckchen zum Selberknacken – ebenfalls ein unvergleichlicher Genuss!
Süße Adressen
Confiserie Saint-Sylvestre
Alle typischen Aromen der Insel hat Marcel Santini in seinem Nougat eingefangen: Zitrusnoten von Orange, Clementine und Zitronat, Feigen, Erdbeeren, Kastanien und Nüsse.
- 20250 Soveria, Tel. 04 95 47 42 27, www.confiserie-saintsylvestre.fr.
Charles Sforzini c/o Atelier de la Noisette
Seit mehr als drei Jahrzehnten kultiviert Charles Sforzini auf fünf Hektar eine Frucht, die er wie keine andere liebt: die Noisette de Cervione – wie vielseitig die Haselnuss ist, zeigt er nicht nur mit seinen vielen Produkten, sondern auch bei der jährlichen Foire de la Noisette de Cervione am vorletzten Augustwochenende.
- Tel. 04 95 38 02 41, www.atelierdelanoisette.com
Axou
Zehn Kilometer von Calvi entfernt, fertigt Axelle Claveau bei Lumio per Hand korsisches Traditionskonfekt – guimauves (Schaumzuckerwaren), Marzipan, Bonbons, glasierte Mandeln – ohne Konservierungsstoffe und ohne Gluten.
- 36, route du Bord de Mer, 20260 Lumio, Tel. 06 77 19 57 61, auf Facebook zu finden
La Route des Sens Authentiques

Entdecken könnt ihr die besten korsischen Spezialitäten und Produkte bei einer agritouristischen Genuss-Straße, die der ODARC (Office du développement agricole et rural de Corse) im Jahr 2013 entwickelt hat. Seine Route des Sens Authentiques führt zu 400 zertifizierten Produzenten und Handwerkern, die sich verpflichtet haben, eine strenge Qualitätscharta einzuhalten.
Entlang der Themenstraße, die eher ein Netzwerk als eine Strecke ist, könnt ihr in den verschiedenen Mikroregionen der Insel und präsentiert eine Vielzahl von lokalen Produkten entdecken: korsische Wurstwaren, prestigeträchtige Weine, Brocciu und andere korsische Käsesorten, Honig, Olivenöl, Kastanienmehl und vieles mehr.
Entlang der Route findet ihr zahlreiche Schilder mit einem charakteristischen Logo, die euch den Weg weisen hin zu Bauernhöfen und Produktionsstätten, zertifizierten Restaurants, urigen Gästezimmern und kunsthandwerklichen Ateliers.
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Im Blog
Ein beliebter Mittagssnack sind mit Brocciu gefüllte Pfannkuchen. Das Rezept dazu gibt es hier.
Korsischer Wein ist eine Entdeckung wert!
Zur korsischen Küche passt auch Craft-Bier.
Alle Artikel zu Korsika gibt es hier.
Im Buch
Hilke Maunder, Baedeker Korsika*
Mit blau lackierten Fingernägeln ordnet Madame auf dem Markt von Bastia in einem Bastkorb längliche Stangen. Boutargues, verrät das Schild.
„Das ist echter korsischer Kaviar. Nur noch wenige Fischer entnehmen den Meeräschen den Rogen. Mein Mann ist einer davon.“
Die Rarität hat ihren Preis: 150 Euro das Kilo. Der Nachbar-Händler sieht das erstaunte Gesicht und hält ein Holzbrett hin: Goûtez!
Lasst euch an Orte wie diesen (ver)führen. Erlebt Genussmomente und taucht eine in ganz besondere Momente. Wer mag, kann ihn hier* direkt bestellen.
MARCO Polo Korsika*
Kalliste, die Schönste, nannten die Griechen Korsika schon in der Antike – und sie wussten genau warum.
Kaum eine andere Mittelmeerinsel vereint auf kleiner Fläche so viele tolle Landschaften, kulturelle Highlights, charmante Städtchen und mediterrane Lebenslust. Korsika ist daher meine absolute Lieblingsinsel im Mittelmeer. Beim Entdecken hilft euch dieser kompakte Führer.
Neben vielen Reisetipps erfahrt ihr auch – knackig und kurz – alles Wissenswerte zur Insel, Hintergrund und Service. Wer mag, kann das Taschenbuch hier* online bestellen.
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