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Grand Paris Express: die Super-Métro

Nach Lille (1983), Toulouse (1993), Rennes (2002)  und Lyon (2021/22) erhält auch Paris eine fahrerlose, automatische U-Bahn: den Grand Paris Express(GPE).

Mit 200 Streckenkilometern auf vier neuen vollautomatisch betriebenen U-Bahnlinien ist der Grand Paris Express das derzeit größte Infrastrukturprojekt Europas.

Bis 2031 erhält der Großraum der französischen Hauptstadt ein zusätzliches, auf Nachhaltigkeit ausgelegtes Liniennetz. Baustart für das Netz, das sich als Ring um die Kapitale legt und damit unnötige Fahrten durch das Zentrum vermeiden will, war 2015.

Grand Paris Express: Europas Megaprojekt

Bei der Fertigstellung 2031 soll das Netz der supermétro automatique régional (regionale vollautomatische Super-U-Bahn) rund 200 Kilometer Gleisstrecke umfassen. 68 Bahnhöfe und sieben technische Zentralen werden neu gebaut. Ebenfalls vorgesehen sind neue Wohngebiete an den Stationen des Grand Paris Express.

Insgesamt bilden sechs Linien das Rückgrat des Grand Paris Express. Die Linie 11, die führerlose Linie 14, die ausgebaut und verlängert wurde, sowie die vier neuen Linien 15 – 18.

Deutsche Tunnelmaschinen

Wer auf tolle Stadtblicke und Aussichten hofft, wird jedoch enttäuscht: 90 Prozent der Streckenneubauten werden im Untergrund verlaufen. Für den Bau der Tunnel orderten die von der Société du Grand Paris mit dem Bau beauftragten Unternehmen deutsche Technik: 21 Vortriebsmaschinen von Herrenknecht – zwei 17 EPB-Schilde und vier Multi-Mode-TBMs, Spezialmaschinen für wechselhaften Baugrund entlang der Tunneltrasse.

Mit Durchmessern von 7,7 bis 9,8 Metern bohren sich die Maschinen durch weiche Böden aus Sand, Mergel, Kreide und Kalk, stoßen auf Kies, Gips und Geröll, dann auf Ton und Schwemmlandböden, sogenannte Alluvionen. 100 Kilometer Tunnel bohren die Maschinen insgesamt und kleiden sie mit Tübbingen aus, geschwungenen Betonversteifungen.

Ebenfalls aus Deutschland kommen zwei Vertical Shaft Sinking Machines (VSM), für den Bau von senkrechten Belüftungs- bzw. Rettungsschächten, die bis in 53 Meter Tiefe reichen.

Herrenknecht, 1977 von Martin Herrenknecht bei Lahr im Schwarzwald als GmbH gegründet, ist mit seinen Tunnelvortriebsmaschinen heute ein weltweit gefragter Spezialist im Tunnelbau. Hamburger erinnern sich vielleicht noch an TRUDE (Tief Runter Unter Die Elbe). Die damals größte Tunnelbohrmaschine der Welt bohrte sich von 1997 bis 2000 für die vierte Röhre des Neuen Elbtunnels im Schildvortriebsverfahren  2.560 Meter weit unter dem Flussbett der Elbe hindurch.

Für den Grand Paris Express richtete das Unternehmen in Ermainville  einen Service Hub ein.

Schneller zum Flughafen

Für euch bestimmt interessant: Durch die neue Métro werden die Flughäfen Orly und Roissy-Charles de Gaulle noch enger an Paris angebunden.

Dadurch verkürzen sich die Fahrzeiten – auf 22 Minuten zwischen der Gare de Lyon und dem Aéroport d’Orly sowie 30 Minuten zwischen dem Aéroport CDG T2 und La Défense.

Zwei Millionen Fahrgäste pro Tag

Pro Tag sollen zwei Millionen Fahrgäste den Grand Paris Express nutzen. Eine einheitliche Klangarchitektur – vom Schließsignal der Türen bis zu den Geräuschen der Fahrkartenautomaten – soll beim Grand Paris Express genauso Standard sein wie erweiterte Serviceanzeigen auf den Displays am Bahnsteig.

Dort soll künftig nicht nur zu lesen sein, wann der nächste Zug eintrifft, sondern auch, in welchen Abteilen noch besonders viele freie Plätze zu finden sind.

Die Erweiterung des Nahverkehrsnetzes gehört zu den zehn Großprojekten, mit denen Paris zur international führenden Metropolregion Grand Paris ausgebaut werden soll, wie es bereits die britische Hauptstadt mit Greater London erfolgreich vorgemacht hat.

Grand Paris Express: die Infos

La Fabrique du Métro

Als Besucher- und Infozentrum der neuen Super-Métro von Paris hat die Société du Grand Paris die Fabrique du Métro eingerichtet. Auf kostenlosen Führungen könnt ihr dort die Geschichte und Entstehung des Grand Paris Express kennenlernen. Zu den Highlights der Ausstellung gehören ein lebensgroßer U-Bahn-Zug sowie Bahnhofsmodelle und Videoprojektionen.

• kostenfrei nach Voranmeldung; Montag bis Freitag von 8.00 bis 19.00 Uhr sowie einmal im Monat am Donnerstag von 18.30 bis 20.00 Uhr. Die Besuche dauern 1 Stunde und 30 Minuten und werden auf Französisch oder Englisch kommentiert.

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