Wie ich an mein Häuschen kam
Es war das größte Abenteuer seit langem: mein Häuschen im Süden. Seit März 2014 habe ich ein zweites Standbein – in Saint-Paul-de-Fenouillet, einem 1.880-Einwohner-Städtchen im weiten Tal des Agly in den Pyrénées-Orientales.
Über die Ostertage 2011 hatte ich mich bei einem Haustausch mit Mickey und Carl Odin, zwei Amerikanern aus Oregon, völlig in ihr 270 Jahre altes Häuschen im historischen Ortskern von Saint-Paul-de-Fenouillet verliebt.
Als ich 2014 im tiefsten Winter abends in Hamburg auf Facebook las, sie wollten sich vergrößern und daher ihr Haus verkaufen, schrieb ich spontan: Ich kauf’s!
Kind, was machst Du da?!
Nach etwas Rechnerei und Hilfe von Freunden (die Bank war nicht so überzeugt…) konnte ich definitiv zusagen, unterschrieb den Vorvertrag compromis de vente, ohne das Haus noch einmal besichtigt zu haben.
Wahnsinn, Kind, sagte mein Vater. Was machst Du nur wieder …! Das ist doch völlig unvernünftig! Kurz darauf erhielt ich per Post die Diagnostique Technique.
Sie verriet mir, dass die Termiten tot, das Erdbeben längst vorbei und das Haus ansonsten in technisch solidem Zustand sei, ohne Gifte, Blei oder Asbest.
Eine Woche Bedenkzeit
Ich unterschrieb den Vorvertrag. Und hatte nur eine Woche Bedenkzeit. Mein Vater verstand nicht, was ich denn als Großstadtpflanze auf so einem Dorf wolle. Ich indes hatte mein Herz an diese vergessene Ecke verloren. So buchte ich einen Flug nach Perpignan, wo mich Carl an einem regnerischen Märzabend abholte.
Mickey hatte gekocht. Der Rotwein von Mudigliza war ein Gedicht, und die Nacht in meinem zukünftigen Haus tief und so fest, dass mich selbst die morgendlichen Glocken nicht weckten. Dafür Mickey. Hurry up, girl, wir müssen zum Notar!

Der große Tag
Um elf Uhr war der Notartermin in Estagel bei Maître Brieu. Mit Übersetzerin für alle Fälle. Doch Monsieur erklärte alles so gut, dass flugs die Unterschriften folgten. Und das gemeinsame déjeuner mit Carl und Mickey in einem einfachen Lokal am Hauptplatz, wo sich mittags alle Einheimischen trafen.
Renoviert und kuschelig
Das war ein aufregender 27. März 2014. Seitdem habe ich mit tatkräftiger Unterstützung meiner Tochter das Haus renoviert und in ein uriges wie gemütliches zweites Zuhause verwandelt. Die ersten Jahre nutzten wir die Bleibe im Süden nur während der Ferien. Doch seit 2019 hat meine Tochter das Abibac in der Tasche – und ich habe endlich Zeit, Frankreich so intensiv zu entdecken, wie ich es schon immer wollte. Dachte ich zumindest.
Ganz anders als gedacht
Doch dann kamen Rentenreformdemos mit blockierten Straßen und brennenden Mautschranken, die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine. Und viele berufliche wie auch private Herausforderungen.
Das neue Leben – ganz anders als geplant. Und doch bin ich glücklich. Und angekommen. Mit dreimal Heimat im Herzen. In Hamburg, Frankreich und Australien, wo ich ebenfalls gelebt und gearbeitet habe. Da pendle ich nun seit Jahren zwischen diesem Trio hin und her, mit ganz viel Heimat im Herzen, Freunden und Familie, Job und privat.
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Offenbar ist es bei vielen ähnlich: Erst ist es ein verrückter Gedanke, bis einen die Wirklichkeit überzeugt und man den Schritt dann tatsächlich macht. Die Gedanken bei der Unterschrift unter den Compromis hatten wir auch und die Szene beim Notar hat sich bei unserem Hauskauf fast 1:1 genauso abgespielt. Es sind wunderbare Erinnerungen, weil sie der Beginn einer glücklichen Geschichte sind.
Was ist es, dass Sie an Haus und Gegend so fasziniert?
Ich wollte ans Meer – und das Hochgebirge in nächster Nähe haben. Jetzt bin ich eine Autostunde von beidem entfernt – und habe im Herzen eines geschichtsreichen Weintales ein zweites Zuhause gefunden.
Sehr geehrte Frau Maunder,
nach Aufenthalte in Aix-la-Chapelle , Bonn und Berlin haben wir uns seit 2002/2003 in Cailla, Département Aude,als Hauptwohnsitz niedergelassen. Seit gut zwei Jahren lesen wir mit großem Intéresse ihren Blog «meinfrankreich.com. Da wir quasi Nachbarn sind, würden wir uns sehr freuen, wenn wir bei uns hier in Cailla zu einem gemeinsamen. Adventskaffee treffen könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Gerda und Hans Bong
Liebes Ehepaar Bong, das ist ja eine nette Überraschung – und ja, gerne! Lassen Sie uns alles Weitere gerne per Mail besprechen; info@maunder.de.
Herzliche Grüße aus dem Aglytal! Hilke Maunder
Liebe Gerda, lieber Hans,
per Zufall habe ich deinen Artikel gelesen und dich nach 35 Jahren wiedergefunden.
Falls du noch Kontakt wünschst, kannst du mir antworten. Alles weitere dann privat.
Ganz liebe Grüße
Ingeborg
Liebe Hilke!
Ich lese jede Woche seit 2015 mit großer Begeisterung ihre Seite und entdecke immer neue spannende Seiten dank ihre Berichte an Frankreich. Nun etwas zu mir. Mein Mann und ich haben von 1999 bis 2015 in Toulouse gelebt. Mein Mann hat bei Airbus gearbeitet und ich habe mir jeden Tag ein wenig mehr von der Stadt erobert. Erst zu Fuß und dann mit der Navette, dem Kleinen Elektrobus, der ganz in der Nähe unserer Wohnung fuhr. Ich habe dann auch auch Französisch gelernt und das ging auch sehr gut. Wir sind dann immer mal wieder nach St. Cyprien, in der Nähe von Perpignan gefahren und haben uns in diese Gegend sehr verliebt. Seit einer Gehirnblutung 2011 sitze ich im Rollstuhl. Wir sind dann trotzdem bis 2015 in Toulouse geblieben und haben immer wieder Urlaub in St. Cyprien gemacht. Dort gibt es ein kleines Hotel direkt am Meer, das auch für Rollstuhlfahrer gut geeignet ist. Leider konnten wir nun wegen der Pandemie 2 Jahre nicht dort hin fahre. Wir hoffen aber, dass es im Oktober 2022 mal wieder klappt, gebucht haben wir schon. Ich versuche mein Französisch bis dahin wieder zurück zu erobern, denn nachdem ich 2011 aus dem Koma wieder wach wurde, hatte ich meine französische Sprache völlig verloren und habe vor einem Jahr nochmal von vorn angefangen zu lernen. Umso mehr lese ich ihre Seite mit großer Begeisterung und möchte mich bei allen und besonders bei Ihnen Hilke sehr bedanken. Liebe Grüße Petra
Liebe Petra, was für ein Schicksal! Mein Großtante hat Ähnliches erlebt, ich weiß, was Sie durchgemacht haben. Umso mehr freue ich, dass Sie mit meiner Seite lesend sich nach Frankreich träumen können. Ich bin recht zuversichtlich, dass Sie, wenn Sie wieder im Land sind, auch das Französische wiedererlangen… Alles Gute, toi, toi, toi und herzliche Grüße! Die Navette ist übrigens in meinem neuen Buch, dass im Juni 2021 zu Toulouse im emons-Verlag erscheint, mit aufgenommen. Wie 110 andere Tipps. Alles Gute und herzliche Grüße! Hilke
Immer wieder schön zu erfahren, das Träume Wirklichkeit werden können.
Ich wünsche Ihnen viel Glück in Ihrem neuen Leben in Frankreich. Ich liebe auch dieses Land und fahre mit meiner Freundin jedes Jahr dort hin. Nächstes Jahr, daher bin ich auf diese Seite gekommen, fahren wir nach Vinca.
Grüße Jutta Hesse
Liebe Frau Hesse, ganz herzlichen Dank für Ihre lieben Worte! Ja, ich liebe dieses Land – und bin sehr glücklich, hier jetzt auch leben zu dürfen.
Vinca klingt gut, da war ich leider noch nicht… es gibt noch so viel zu entdecken im Hexagon!
Herzliche Grüße aus Saint-Paul-de-Fenouillet! Hilke