Honig – die wilde Süße Korsikas
In der Antike bezahlten die Korsen ihren Tribut an die Römer mit Honig. Seit 1998 ist der Mele di Corsica als erster Honig Frankreichs mit dem AOC-Siegel geschützt. Sein typisches Aroma und seine vielen Farben verleiht ihm Korsikas reiche Flora.
Die Appellation schützt sechs Honigsorten: Printemps, Maquis de Printemps, Maquis d’Eté, Châtaigneraie, Miellats du Maquis und Maquis d’Automne. Im Jahr 2000 folgte die geschützte Ursprungsbezeichnung AOP auf europäischer Ebene.
Eine ganz besondere Biene
Eingesammelt wird der Nektar von der Apis mellifera mellifera corsica. Diese korsische Bienenart unterscheidet sich deutlich von ihren Mitgenossen, da sie perfekt an die klimatischen und geografischen Bedingungen der Insel angepasst ist.
Nur sie, das haben Versuche mit anderen Bienen ergeben, besitzt die Fähigkeit, die ungewöhnliche Abfolge der Blütezeiten im Laufe des Jahres bestens zu nutzen. Denn in der Sommerhitze ruht die Natur. Blüte und Wachstum konzentrieren sich auf die anderen Jahreszeiten.
Doch auch auf Korsika gibt es ein Bienensterben. Daher hat das Syndikat AOC Miel de Corse – Mele di Corsica bereits 2005 eine Station zur Auswahl und Vermehrung der korsischen Biene eingerichtet.
So viele Aromen
Korsika bietet außergewöhnlich viele pollen- und nektarspendende Arten, die frei von jeglicher Pflanzenschutzbehandlung sind. Da aufgrund von Geschichte und Geografie die Landwirtschaft nicht intensiv betrieben wird, ist das Risiko chemischer oder pestizidhaltiger Rückstände im Honig sehr gering. Umso reicher ist die Vegetation, die dem korsischen Honig seine köstlichen Aromen beschert.
2800, meist sehr intensiv duftende Pflanzenarten wurden zwischen Küste und Hochgebirge gezählt, darunter 127 endemische. Diese findet ihr nur auf Korsika! Der Honig der Macchia ist meist bernsteinfarben, der Honig aus dem Asco-Tal fast weiß. Kastanienhonig ist tiefbraun, würzig und kräftig, der Frühlingshonig zart-süß. Im Sommerhonig ist der Duft der Kräuter eingefangen.
Sehr wichtig für die korsische Biene sind die Zitrusfrucht-Plantagen der Insel. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Clementinen-Plantagen, von denen sich 90 Prozent in der östlichen Ebene befinden. Große Anbauflächen für Ölsaaten wie Raps und Sonnenblumen wie auch die kontinentalen und mediterranen Nektarlieferanten wie Buchweizen fehlen auf Korsika.
Kennt ihr Honig-Tau?
Eine besondere Spezialität ist der Honigtau, der nicht aus dem Nektar der Blüten gewonnen wird, sondern von den Bienen auf Blättern, Nadeln und Zweigen eingesammelt wird.
Verarbeitet wird die wilde Süße der korsischen Bienen von rund 200 Familien und 40 professionellen Imkern. Sie alle haben sich in der korsischen Imkervereinigung zusammengeschlossen. Zu den berühmtesten Imkern der Insel gehört ihr Vizepräsident Pierre Torre aus Cuttoli.
Kastanie, Lavendel, Rosmarin …
Pierre Carli stellt im Patrimonio köstliche Honigsorten her. Frühlingshonige mit einem Hauch Lavendel oder Rosmarin, Sommerhonige mit den Aromen von Lakritz und Karamell, bitter-herzhafte Kastanienhonige und cremige Herbsthonige mit den Aromen einheimischen Hölzer.
Honig aus Korsika: meine Tipps
Kosten & kaufen
Pierre Torre
Je nach Jahreszeit stellt Pierre seine Bienenkörbe am Meer oder in den Bergen auf. Dort fängt er la douceur sauvage, die wilde Süße, in seinem Honig ein. 500 g kosten ab 6 Euro.
• Finochicce, Cuttoli, Tel. 04 95 25 83 32, www.bienmanger.com
Pierre Carli
Für jede Jahreszeit hat Pierre Carli den passenden Honig – das 250 g-Glas ab 5 Euro.
• Lieu Dit Catarelli, Patrimonio, Tel. mobil 06 17 03 44 28, https://mieldecorse.com
Feiern
U mele in festa
Alljährlich Ende September feiert Korsika seit dem Jahr 2000 sein U mele in festa zu Ehren des korsischen Honigs!
• Association Saint Laurent, Murzu, Tel. mobil 06 75 06 83 32, https://mieldecorse.com
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Im Blog
Der Beton-Honig von Paris
Miel béton nennt Rémy Vanbremeersch seinen cremigen Brotaufstrich, den er aus seinen Pariser Bienenstöcken im 10., 12., 19. und 20. Arrondissement erntet. Mehr zum Pariser Beton-Honig gibt es hier.
Im Buch
Jenny Hoch: Gebrauchsanweisung für Korsika*
33 Sommer hatte Jenny Hoch auf der Insel verbracht. Doch erst, seitdem sie quasi lebt, wird sie langsam von den Einheimischen ins Herz geschlossen und integriert, erzählt die Journalistin und Buchautorin, die heute mit ihrer Familie die Tradition ihrer Eltern fortsetzt. Seit sie vier Jahre alt war, sei sie jedes Jahr auf Korsika gewesen, als Kind, als Teenager, als Erwachsene. Immer am selben Ort, immer glücklich, gerade dort zu sein. „Ich weiß, wo am Strand der Rutschfelsen ist, wie die Wellen sich brechen”, erzählte sich bei einer Lesung im Feriendorf zum Störrischen Esel.
Ihre persönlichen Erfahrungen machen den Reiz dieses Bandes der insgesamt sehr zu empfehlenden Taschenbuchreihe im Piper-Verlag aus. Jenny Hoch hat sie hintergründig wie humorvoll zu Papier gebracht. Dazu noch ein paar Daten und Fakten: ein perfekter Einstieg, um sich mit der Insel zu beschäftigen. Besser kann keine Reiseplanung beginnen! Wer mag, kann das Werk hier* online bestellen.
Marcus X. Schmid: Korsika*
Der freie Reisejournalist Marcus X. Schmid hat für alle, die gerne auf eigene Faust unterwegs sind, den besten Reisebegleiter verfasst: sachlich, mit viel Hintergrund, Insiderwissen und Tipps, und doch mitunter sehr unterhaltsam und humorvoll.
Ich kann seinen Führer aus ganzem Herzen empfehlen – er hat mich auf allen Erkunden nie im Stich gelassen und mir oft schöne, neue, unbekannte und überraschende Ecken gezeigt.
Der gebürtige Schweizer, Jahrgang 1950, hat in Basel, Erlangen und im damaligen Westberlin Germanistik, Komparatistik und Politologie studiert und lebt heute als Autor und Übersetzer in der französischsprachigen Schweiz. Ebenfalls im Michael-Müller-Verlag sind von Schmid die Reiseführer „Bretagne“ und „Südfrankreich“ erschienen sowie Führer zu italienischen Destinationen. Wer mag, kann den Reiseführer hier* online bestellen.
Hilke Maunder: Baedeker „Korsika“*
Mit blau lackierten Fingernägeln ordnet Madame auf dem Markt von Bastia in einem Bastkorb längliche Stangen. „Boutargues“, verrät das Schild. „Das ist echter korsischer Kaviar. Nur noch wenige Fischer entnehmen den Meeräschen den Rogen. Mein Mann ist einer davon.“ Die Rarität hat ihren Preis: 150 Euro das Kilo.
Der Nachbar-Händler sieht das erstaunte Gesicht und hält ein Holzbrett hin: “ Goûtez !“ Lasst euch mit meinem Baedeker Korsika* an Orten wie diesen (ver)führen.
Genussmomente und einzigartige Erlebnisse: Sie machen den Band besonders. Wer mag, kann ihn hier* direkt bestellen.
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