Das Inselchen Île de Pinelvor Saint-Martin ist ein beliebter Tagesausflug. Foto: Hilke Maunder
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Île de Pinel: Stürmische Zeiten im Paradies

Die Insel ist winzig, doch der Streit war groß. Das Verwaltungsgericht von Saint-Martin hatte zum 22. Juni 2022 die befristeten Aufenthaltsgenehmigungen ( AOT autorisation d’occupation temporaire du domaine public ) für zwei seit langem bestehende Restaurants – Karibuni und Yellow Beach – auf der Île de Pinel gekündigt. Die Insel gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen von Saint-Martin in der Karibik.

Die Entscheidung stellt die Zukunft der Insel als beliebtes Tourismusziel infrage, ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf die Unternehmen, die seit 30 Jahren auf der Insel ansässig sind, dem potenziellen Verlust von rund 30 Arbeitsplätzen und der Existenz der Fährkapitäne der Île de Pinel.

Karibiktraum: das Inselchen Pinel mit der Strandbar Karibuni. Foto: Hilke Maunder
Karibiktraum: die Île de Pinel mit der Strandbar Karibuni. Foto: Hilke Maunder

Drei Lose im Topf

Das Conservatoire du Littoral hatte 2019 geplant, die Genehmigungen für eine vorübergehende Nutzung im öffentlichen Bereich für einen Zeitraum von neun Jahren zu verlängern und dafür eine Ausschreibung durchgeführt. Sie umfasste drei Lose: den Betrieb eines Souvenirladens und zweier Restaurants.

Für den Betrieb des Souvenirladens hatte nur ein Bewerber auf die Ausschreibung geantwortet und wurde ausgewählt. Für die beiden Lose für die Restaurants reichten damals drei Bewerber Angebote ein.

Dazu gehörten mit Yellow Beach und Karibuni die beiden Restaurants, die seit Jahrzehnten dort ansässig sind. Als drittes Unternehmen bewarb sich SNC Pinel.

Die beiden Lose wurden an Karibuni und Yellow Beach vergeben. Beide Betriebe unterzeichneten daraufhin mit dem Conservatoire Littoral am 22. Oktober 2019 einen Vertrag über eine vorübergehende Nutzung.

Die Strandbar Yellow findet ihr direkt am Anleger. Foto: Hilke Maunder
Die Strandbar Yellow Beach findet ihr direkt am Anleger. Foto: Hilke Maunder

Fehler bei der Ausschreibung?

SNC Pinel ging leer aus. Voller Wut klagte das Unternehmen und forderte die Annullierung der Verträge. Die Begründung: Die Kriterien des Conservatoire Littoral seien beim Ausschreibungsverfahren nicht eingehalten worden. Zudem erfüllten beide Betriebe, die den Zuschlag erhalten hatte, nicht alle erforderlichen Auflagen.

Für jedes Kriterium bei den Bewerbern gab es im Auswahlverfahren eine Punktzahl. Im Gerichtsverfahren stellte der Richter fest, dass die für die einzelnen Kriterien vergebenen Punkte nicht mit den vom Konservatorium selbst festgelegten Richtlinien übereinstimmten. Im Urteil heißt es daraufhin:

Das Conservatoire du Littoral hat das von ihm selbst festgelegte Verfahren für die Auswahl der Bewerber nicht eingehalten und die Gleichbehandlung aller Bewerber nicht gewährleistet. Die klagende Gesellschaft (SNC Pinel) kann daher geltend machen, dass diese Unregelmäßigkeiten sie hinreichend direkt und sicher geschädigt haben.

Bei der Karibuni-Strandbar von Pinel stehen einige Tische auch in den flachen Fluten. Foto: Hilke Maunder
Bei der Karibuni-Strandbar der Île de Pinel stehen einige Tische auch in den flachen Fluten. Foto: Hilke Maunder

Gekündigt: die Strandbars

In seiner Entscheidungen vom 20. April 2022 ordnete das Gericht daraufhin die Kündigung der mit Karibuni und Yellow Beach unterzeichneten Verträge an. Es galt eine Frist von zwei Monaten ab der Zustellung des Urteils, d.h. 22. Juni 2022.

Beide Restaurants befinden sich nicht in der Schutzzone des Naturparks, dessen Küsten das Conservatoire du Littoral schützt. Erick Clement, Inhaber des Karibuni, legte daraufhin gemeinsam mit dem Betreiber des Yellow Beach Berufung gegen den Gerichtsbeschluss ein. Dies verschafft beiden Restaurants eine Atempause  – und gestattete zunächst den weiteren Betrieb.

Die Küste der Insel Pinel ist sehr zerfurcht und buchtenreich. Foto: Hilke Maunder
Die Küste der Insel Pinel ist sehr zerfurcht und buchtenreich. Foto: Hilke Maunder

Erst Irma, dann Corona

Im Frühjahr 2022 habe ich Erick auf der Île de Pinel getroffen. „Wir haben fünf Jahre gebraucht, um nach dem Wirbelsturm Irma und der Pandemie wieder auf die Beine zu kommen, und jetzt sind unsere Geschäfte erneut bedroht“, sagte der 60-Jährige damals. 1961 in Lyon geboren, war er mit seinen Eltern im Alter von zwei Jahren nach Guadeloupe gekommen.

Portugal und Kenia waren weitere Lebensstationen, ehe er 1980 auf Saint-Martin sesshaft wurde. Gemeinsam mit seiner Frau Marion begann er auf der Île de Pinel mit dem Verleih von transat-Liegen und pédalo-Booten auf der Insel.

1982 servierten sie erstmals Sandwiches und Salate für die Ausflügler. Erick war damals noch als Fischer tätig. Um den Ausflugsbetrieb kümmerte sich damals vor allem seine Frau.

Îlot Pinel: Erick und Marion. Foto: Hilke Maunder
Erick und Marion. Foto: Hilke Maunder

Nachhaltige Pioniere

Wie Yellow Beach hat auch Erick beträchtliche Investitionen getätigt, um die vom Conservatoire du Littoral geforderten grünen Kriterien zu erfüllen. Karibuni ist heute völlig autark mit Energie und Wasser. Für 150.000 Euro kamen Solarpaneele aufs Dach. Für das Trinkwasser wird inzwischen das Meerwasser entsalzen. Die WCs sind Trockentoiletten.

Erick und sein Nachbar vom Yellow Beach sehen sich als Pioniere und Vorbilder für einen nachhaltigen Tourismus. Karibuni ist seine Leidenschaft. Und bei Prominenten weltweit berühmt. Im Mai 2022 war Miss France bei ihm zu Gast.

Die Küste der Insel Pinel ist sehr zerfurcht und buchtenreich. Foto: Hilke Maunder
Die Küste der Insel Pinel ist sehr zerfurcht und buchtenreich. Foto: Hilke Maunder

Widerspruch hat Erfolg

Der Widerspruch der Wirte hatte Erfolg. Im Sommer 2022 leitete das Conservatoire du Littoral ein neues Ausschreibungsverfahren für die Belegungsverträge der beiden Restaurants auf der Insel Pinel für eine Dauer von sechs Jahren ein. Bewerbungsende für die befristeten Nutzungsverträge war am 5. September 2022. Am 1. Januar 2023 konnten sie beginnen.

Kreuz und quer über Pinel

Der Blic von Pinel nach Cul-de-Sac auf Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder
Der Blick von Pinel nach Cul-de-Sac auf Saint-Martin. Foto: Hilke Maunder

Pinel liegt mitten in der Réserve naturelle de Saint-Martin, einem 30 Quadratkilometer großen Meeresschutzgebiet nordöstlich der Insel Saint-Martin.

Das 1998 gegründete Gebiet schützt die fünf wichtigsten Ökosysteme der Insel: Korallenriffe, Mangroven, Phanerogamen-Biotope, Teiche und Trockenwald an der Küste.

Am Horizont seht ihr Tinamare. Foto: Hilke Maunder
Am Horizont seht ihr Tinamare. Foto: Hilke Maunder

Das Inselchen gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen von Saint-Martin. 500 Besucher kommen täglich auf das Eiland. Ruhe kehrt erst wieder ein, wenn um 16.30 Uhr die letzte Fähre ablegt.

Wer mit dem eigenen Boot kommt, sollte die Passage zwischen Green Cay und Pinel benutzen. Zu Festmachen gibt es 15 gelbe Liegeplätze für Boote bis zu 40 Fuß (ca. 12 m) oder 10 Tonnen. Boote unter 33 Fuß (ca. 10 m) dürfen ankern, aber nur auf sandigem Grund.

Der Sattel hinüber zur Nordseite von Pinel. Foto: Hilke Maunder
Der Sattel hinüber zur Nordseite von Pinel. Foto: Hilke Maunder

Am Strand beginnt ein Écosnorkling-Pfad. Auf ihm könnt ihr die geschützte Unterwasserflora und -fauna entdecken.
Ein professioneller Führer, der auch Meeresbiologe ist, verleiht die Ausrüstung und begleitet die Ausflügler. Wer taucht, darf keine Pressluftflaschen verwenden. Da die Insel Teil des Meeresparks ist, sind auch Jetskis und Angeln verboten.

An der windzuwandten Seite der Insel findet ihr am Strand zahlreiche Korallen. Foto: Hilke Maunder
An der windzuwandten Seite der Île de Pinel findet ihr am Strand zahlreiche Korallen. Foto: Hilke Maunder

Île de Pinel: meine Reisetipps

Hinkommen

Von French Cul-de-Sac fährt eine öffentliche Fähre ganzjährig morgens bis abends zur Île de Pinel.

Schlemmen und genießen

Thunfisch, serviert im <em>Karibuni</em>. Foto: Hilke Maunder
Thunfisch, serviert im Karibuni. Foto: Hilke Maunder

Auf der Insel gibt es in der Nähe des Fähranlegers zwei Strandbars.

Yellow Beach

Die größte Strandbar von Pinel ist leicht an ihren leuchtend gelben Liegen zu erkennen.
• Tel. +59 06 90 33 88 33, www.yellowbeach.restaurant

Karibuni

Kleiner und feiner als Yellow Beach ist die Strandbar Karibuni mit seinen Tischen im Wasser und seiner Meeresküche, die auch in runden Strandhütten samt Vorhang serviert wird.
• Tel. +59 06 90 39 67 00, https://lekaribuni.com/restaurant

Wind und Wasser haben den Granit rund geschliffen. Foto: Hilke Maunder
Wind und Wasser haben den Granit rund geschliffen. Foto: Hilke Maunder

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Alle Beiträge zur Hauptinsel Saint-Martin/Sint Maarten findet ihr in dieser Kategorie.

Die plage longue im Süden des französischen Teils. Foto: Hilke Maunder
Die plage longue im Süden des französischen Teils. Foto: Hilke Maunder

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