Paris, Jardin du Luxembourg: der Palais du Luxembourg. Foto: Hilke Maunder
|

Jardin du Luxembourg: Lieblings-Park!

Der Jardin du Luxembourg an der Rive Gauche ist für mich der wohl schönste Rückzugsort mitten in Paris. Hinter den prächtigen, vergoldeten Toren lässt der große Park den Trubel der Stadt und lädt zu einer Zeitreise in die Vergangenheit ein. Bis heute ist dieser Pariser Park herrlich altmodisch, der Zeit entrückt.

Kinder lassen ihre Boote am Bassin Central kreuzen. Erwachsene spielen Schach oder Boules. Andere flanieren vorbei an 106 Statuen, die Wasserspiele, Terrassen und Flanierwege säumen. Ihr Ziel ist der Palais de Luxembourg mit dem Musée du Luxembourg.

Hommage von Rilke

Gönnt euch bei einem Bummel durch das Quartier Latin eine grüne Auszeit im Luco, wie der Jardin du Luxembourg von den Parisern genannt wird. Und dreht eine Runde auf dem Karussell, das bereits Rilke in diesem Gedicht verewigt hat!

Das Karussell

Jardin du Luxembourg

Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
sich eine kleine Weile der Bestand
von bunten Pferden, alle aus dem Land,
das lange zögert, eh es untergeht.
Zwar manche sind an Wagen angespannt,
doch alle haben Mut in ihren Mienen;
ein böser roter Löwe geht mit ihnen
und dann und wann ein weißer Elefant.

Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,
nur daß er einen Sattel trägt und drüber
ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.
Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge
und hält sich mit der kleinen heißen Hand,
dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.
Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und auf den Pferden kommen sie vorüber,
auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge
fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge
schauen sie auf, irgendwohin, herüber –
Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und das geht hin und eilt sich, daß es endet,
und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.
Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,
ein kleines kaum begonnenes Profil -.
Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet,
ein seliges, das blendet und verschwendet
an dieses atemlose blinde Spiel…

Rainer Maria Rilke, 1907

Sehnsucht nach Italien

Der Jardin du Luxembourg entsprang der Sehnsucht einer Frau. Nach dem Tod ihres Mannes – König Heinrich IV. – konnte Maria de Medici den Louvre nicht mehr ertragen. Sie floh ans linke Seineufer und ließ dort einen Palast samt Schlossgarten errichten, der sie an das Heim ihrer Kindheit erinnerte, den Florenzer Palazzo Pitti mit seinen Boboli-Gärten.

Jeden Winkel hat Hofarchitekt Salomon de Bros gestaltet. Zur Palastseite schuf er in barocker Symmetrie ein streng französisches Ensemble mit geraden Linien, beschnittenen Pflanzen, geordneter Natur, Vasen und Wasserspiel. Zur anderen Seite imitierte er in einem englischen Landschaftspark mit verträumten Ecken die Natur. Beide Bereiche trennt ein geometrischer Wald um das Bassin Central.

Der weite Park birgt Spiel- und Sportplätze, Bienenstöcke, einen Rosengarten und die Gewächshäuser des Senats. Dessen Orchideensammlung könnt ihr alljährlich beim Europäischen Denkmaltag bewundern. Im Obstgarten wachsen 320 alte Apfel- und 210 Birnensorten.

❤ Im Herbst verkauft die Imkerschule des Parks die köstlichen Erzeugnisse aus dem Jardin de Luxembourg in der Orangerie!

Paris, Jardin du Luxembourg: Eisverkäufskiosk.Foto: Hilke Maunder
Charmant nostalgisch sind die Service-Kioske im Park. Hier gibt es kühles Eis. Foto: Hilke Maunder

Für jeden etwas

Verliebte treffen sich unter den Platanen an der Fontaine de Médici, in der Renaissance samt romantischer Grotte angelegt. Kinder reiten auf Eseln oder Ponys durch den Park, spielen mit ferngesteuerten Leihbooten und erleben im Marionettentheater die Abenteuer von Guignol, dem französischen Kasper:
www.marionnettesduluxembourg.fr, Mi. 15.30, Sa./So. 11.00, 15.30 Uhr

Erwachsene spielen Schach, Tennis, Bridge oder Péetanque, entspannen sich auf den überall im Park verstreuten Bänken und Stühlen, lauschen kostenlosen Konzerten im Musikpavillon oder betrachten die Freiluft-Foto-Galerie, die im Sommer den Zaun schmückt, der den Park umgibt.

Die Bänke von Davioud

In die Pariser Parklandschaft, und besonders auch den Jardin du Luxembourg gehören Bänke von Davioud. „Pas de question qu’ils disparaissent„, betonte daher auch vor einigen Jahren der damalige Vize-Bürgermeister Julien Bargeton, als bekannt wurde, dass die Pariser Stadtverwaltung sich für moderne, vandalismusresistente Sitzgelegenheiten interessierte. „Wir werden sie auch weiterhin unterhalten – gibt es doch in Paris fast 10.000 von ihnen!“

Erfunden wurden sie in jenen Jahren, als Stadtpräfekt Baron Haussmann Paris umkrempelte und aus dem Mittelalter fit für die Moderne machte. Dem Stadtpräfekten zur Seite stand Gabriel Davioud, als rechte Hand Chef-Planer von Parks und Promenaden.

Für sie entwarf er zwei Modelle aus grauem Gusseisen und dunkelgrün gestrichenem Eichenholz. Model eins, zwei Meter lang, 67 kg schwer, besaß nur eine Sitzfläche. Jenes war gedacht für die Straßenräume, wo sie zwischen den Platanen aufgestellt wurde. Modell zwei besaß als Gondole für die Parks zwei Sitzflächen rechts und links, die eine zentrale Rückenlehne aus Holz trennt.

Die Stühle der Kriegswitwen

Eine besondere Tradition im Jardin du Luxembourg geht auf die Zeit nach den beiden Weltkriegen zurück, als der Park eine ganz spezielle Rolle für viele Pariserinnen spielte. Die Kriegswitwen, die durch den Verlust ihrer Männer in schwierige wirtschaftliche Verhältnisse geraten waren, erhielten von der Stadt Paris das Privileg, im Jardin du Luxembourg die beliebten Stühle zu vermieten. Diese Stühle waren damals nicht fest im Park installiert, sondern mussten gemietet werden, wenn man es sich auf ihnen bequem machen wollte.

Für die Kriegswitwen war diese Arbeit eine wichtige Einkommensquelle und zugleich eine Möglichkeit, weiterhin am Leben der Stadt teilzuhaben. Sie prägten das Bild des Parks über viele Jahrzehnte und waren ein vertrauter Teil des täglichen Lebens der Pariser.

Erst in den 1970er-Jahren verschwand diese Tradition allmählich, als die Stühle kostenlos zugänglich wurden und keine Miete mehr erhoben wurde. Doch die Erinnerung an die Kriegswitwen, die die Stühle pflegten und vermieteten, bleibt fest in der Geschichte des Jardin du Luxembourg verankert und erzählt von einer Zeit, in der der Park nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein Ort der Solidarität war.

Die Statuen

Mit seinen mehr als 100 Skulpturen ist der Jardin du Luxembourg ein wahres Freilichtmuseum der französischen Plastik. Die meisten dieser Skulpturen entstanden im 19. Jahrhundert und stellen berühmte Persönlichkeiten, mythologische Figuren oder allegorische Darstellungen dar.

Bekannte Künstler wie Rodin, Bourdelle und Dalou haben sie geschaffen. Besonders bemerkenswert ist die Gruppe von 20 Statuen, die Frauen aus der französischen Geschichte darstellen. Doch keine der Figuren ist so berühmt wie Madame La Liberté, die Bronzestatue der Freiheitsstatue von Auguste Bartholdi.

Diese Skulptur diente als Modell für die berühmte Freiheitsstatue in New York und wurde 1900 anlässlich der Weltausstellung dem Luxembourg-Museum geschenkt. Seit 1906 zierte sie den Park, bis sie 2012 durch eine Replik ersetzt wurde.

Die Freiheitsstatue im Jardin du Luxembourg ist nicht die einzige ihrer Art in Paris. Weitere Freiheitsstatuen von Bartholdie stehen in Paris auf der Île des Cygnes, vor dem Musée des Arts et Métier sowie im Musée d’Orsay.

Die Fontaine de Medici

Zu den romantischsten Orten von Paris gehört die Fontaine Médicis im Park, die ursprünglich Grotte du Luxembourg hieß. Inspiriert von den italienischen Gärten ihrer Kindheit, insbesondere der Grotte von Buontalenti in den Boboli-Gärten in Florenz, schuf Marie de Médicis hier einen Ort der Ruhe und Entspannung.

Im Laufe der Zeit erfuhr die Fontaine Médicis einige Veränderungen. Im Rahmen der großen Umgestaltung von Paris unter Baron Haussmann wurde sie 1862 an ihren heutigen Standort am östlichen Ende des Jardin du Luxembourg versetzt.

Die Fontaine besticht durch ihren neoklassizistischen Stil. Das 50 Meter lange Wasserbecken, gesäumt von Platanen, bietet einen majestätischen Anblick. In der zentralen Nische findet man eine beeindruckende Skulpturengruppe von Auguste Ottin, die den Mythos von Polyphem, Galatea und Acis darstellt. Seitennischen beherbergen Statuen eines Fauns und einer Jägerin. Die Rückseite der Fontaine ziert ein Basrelief der Léda-Fontaine, das ursprünglich an anderer Stelle in Paris stand.

Der Palais du Luxembourg

Paris, Jardin du Luxembourg: der Palais du Luxembourg. Foto: Hilke Maunder
Der Palais du Luxembourg. Foto: Hilke Maunder

Im Witwensitz von Maria von Medici residiert heute der Senat. Den Zyklus mit den Lebensstationen der Fürstin, den Rubens für das Palais entwarf, hängt heute im Louvre. Die Regentin konnte den Palast kaum nutzen, da sie kurz nach seiner Fertigstellung 1630 in die freie Reichsstadt Köln fliehen musste. Sie hatte das Intrigenspiel gegen ihren Widersacher, Kardinal Richelieu, verloren.

Ebenfalls im Palais du Luxembourg wurde bereits 1750 als erstes Museum von Frankreich das Musée du Luxembourg für das Volk geöffnet. Heute zeigt dort die Réunion des musées nationau (RMN) Grand Palais jährlich zwei Ausstellungen.

Wer im Innen in der einstigen Bibliothek die kostbaren Wandgemälde von Delacroix betrachten möchte, kann dies seit den Anschlägen von Paris nur noch auf Einladung eines Senators machen. Der Senatspräsident residiert im Petit Palais. Beim Europäischen Denkmaltag im September gewährt er Einblicke in sein Domizil.

Jardin du Luxembourg: die Infos

Öffnungszeiten

Der Jardin du Luxembourg ist von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang geöffnet. Es gelten sehr strenge Parkregeln für Bekleidung, Benehmen und Betreten der Rasenflächen. Hohe Bußgelder drohen!

Schlemmen und genießen

Angelina Paris

Außerhalb der Museumsmauern errichtete Pulitzer-Preisträger Shigeru Ban gemeinsam mit Jean de Gastines aus Pappröhren und anderen Recyclingmaterialien das Café-Restaurant Angelina Paris. Genießt zur heißen Schokolade L’Africain den Dessertklassiker Mont Blanc mit Maronencreme!
• 19, Rue de Vaugirard, 75006 Paris, Tel. 01 46 34 31 19, https://angelina-paris.fr

Weiterlesen

Im Blog

Alle Beiträge aus Paris vereint diese Kategorie.

Im Buch

Hilke Maunder, Baedeker „Paris“

Baedeker Paris 2018Meinen Baedeker „Paris“* gibt es seit 4. Oktober 2023 in der komplett aktualisierten und mittlerweile 20. Auflage!

„Tango unter freiem Himmel: Die Stadt der Liebe: Der neue Reiseführer ‚Paris‘ zeigt – neben Sehenswürdigkeiten – besondere Orte für Höhenflüge, romantische Momente wie ‚Tango unter freiem Himmel‘ und unvergessliche Dinners. Dazu gibt’s viele Kulturtipps…“  schrieb die Hamburger Morgenpost über meinen Paris-Führer.

Zu den Fakten, unterhaltsamer präsentiert, gibt es jetzt auch Anekdoten und Ungewöhnliches, was ihr nur im Baedeker findet. Und natürlich ganz besondere Augenblicke und Erlebnisse, die euren Paris-Aufenthalt einzigartig und unvergesslich machen. Wer mag, kann meinen Paris-Reiseführer hier* bestellen.

* Durch den Kauf über den Partner-Link, den ein Sternchen markiert, kannst Du diesen Blog unterstützen und den Blog werbefrei halten. Für Dich entstehen keine Mehrkosten. Ganz herzlichen Dank – merci !

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert