Bei Chalabre: der Lac de Montbel
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Lac de Montbel: Karibik mit Pyrenäen-Blick

Er ist die Karibik von Ariège: der Lac de Montbel. Seine Strände haben mit ihrem grauen Sand oder grobem Kies den Namen zwar nicht so recht verdient, aber sein Wasser leuchtet fast überirdisch schön in intensivem Türkisblau. Und wer den Fuß hineinsteckt, erlebt keinen erfrischenden Schock wie sonst in vielen Seen des Südens, die Gebirgsflüsse speisen. Sondern taucht ein in badewarme Fluten.

Badewarme Fluten

Bis zu 28 Grad warm ist der Lac de Montbel in manchen Sommern und weckt karibische Gefühle vor den eisigen Spitzen des Pyrenäen-Hauptkammes, der den Horizont begrenzt. Zu sehen sind insbesondere das Massif de Tabe, auch Massif de la Frau genannt, mit seinen Gipfeln Pic de Saint Barthélemy ( 2.348 m) und Pic de Soularac (2.368 m).

Mit seinen zahlreichen ausgefransten Buchten erstreckt er sich 400 Meter hoch über dem Meeresspiegel im Nordosten des Départements Ariège zwischen den Gemeinden von Léran und Montbel. Ein winziger Abschnitt im äußersten Osten indes gehört zur Gemeinde Chalabre – und damit zum Département Aude.

Mal spiegelglatt und still, mal vom Wind gekräuselt, verändert sich das Wasser je nach Licht und Wetter und verwandelt den See in eine lebendige Leinwand aus Farben und Stimmungen.

Wälder und Felder umgeben die 550 Hektar (5,5 Quadratkilometer) große Spielwiese für Badenixen und Wassersportler, Familien und Pärchen, die hier noch viele versteckte Plätzchen finden. Wenn sie nicht schon die Aussteiger oder Angler entdeckt haben, die im Gebüsch ihr Biwak aufgeschlagen und unerlaubt wild campen.

Foto: Hilke Maunder
Einsame Badestelle am Lac de Montbel. Foto: Hilke Maunder

Drei Dämme

40 Meter tief ist der See an seiner tiefsten Stelle, und kein natürlicher See, sondern von Menschen geschaffen. Bereits in den 1970er-Jahren gab es erste Überlegungen zum Bau eines Staudamms. Doch erst nach einer großen Dürre und langen Umweltverträglichkeitsstudien begannen die Arbeiten, die 1985 endeten und 22 Millionen Francs, rund 3,4 Millionen Euro, verschlangen. Drei Dämme im Nordwesten stauen seitdem den Hers-Vif.

Sein Name verrät seinen Charakter. Vif bedeutet „lebhaft“ – und das ist der 135 Kilometer lange Fluss, der bei Prades auf einer Höhe von rund 470-1500 m über dem Meeresspiegel entspringt und bei Cintegabelle in die Ariège mündet. Besonders nach den reichen Niederschlägen im Winter und der Schnereschmelze im Frühling gebiert er sich gerne wild. So hat 1289 im Spätfrühling eine Flutwelle des Hers-Vif die Stadt Mirepoix nahezu vollständig zerstörte. Seitdem heißt der Hers-Vif auch Grand-Vif.

Nicht verwechseln solltet ihr ihn mit seinem kürzeren Bruder, dem toten Hers, der ebenfalls das Département Ariège durchfließt – aber nach 89,3 Kilometern in die Garonne mündet. Der Hers-Mort ist, wie sein Name verrät, ein eher gemächlicher Geselle und wird von den Gärtnereien bei Toulouse geschätzt, die mit seinem Wasser heute auch wieder das berühmte Toulouser Veilchen bewässern.

Im Winter tief, im Sommer flach

Seine Fluten füllen im Winter und bis zum Ende der Schneeschmelze im Frühjahr den Stausee randvoll auf. 60 Millionen Kubikmeter Wasser kann der Stausee – zumindest theoretisch – fassen! Im Sommer und Herbst werden mit seinem Wasser die Ebenen des Lauragais und der Ariège auf rund 28.000 Hektar bewässert. Das lässt den Wasserspiegel im Laufe des Sommers sehr sichtbar sinken … und seine Fluten immer wärmer werden.

Doch trotz dieser paradiesischen Lage und einer atemberaubenden natürlichen Schönheit ist der Lac de Montbel erst wenig touristisch erschlossen. Einzig in Léran und Montbel gibt es jeweils eine kommunale base de loisirs, und damit einen Freizeit- und Ausflugsbereich mit offiziellen Badestränden, Erlebnis- und Wassersportangeboten sowie rudimentärer touristischer Infrastruktur mit Sanitäranlagen, Parkplätzen und kleiner Restauration.

Der Club de Voile des Rives de Léran bietet Segelboote und Kanus zum Verleih an, auch Tretbootfahren, in Frankreich pédalo genannt, und Stand-Up-Paddlilng sorgen für Sommerspaß auf dem Wasser.

Karpfen und Forellen

Das ganze Jahr hindurch lockt der Lac de Montbel die Angler. Stolze 55 Pfund brachte der schwerste Karpfen, der hier aus den Fluten gezogen wurde, auf die Waage. Auch zahlreiche Raubfische wie Hechte (brochets), Zander (sandres), Barsche (perches) und Welse (silures) sind im See daheim und locken – vom 1. Mai bis zum letzten Sonntag im Januar dürfen sie geangelt werden.

Auch Nachtangeln auf Karpfen ist am Lac de Montbel möglich – unter strengen Auflagen. Erlaubt sind nur pflanzliche Köder – und alle Fische müssen nach dem Hang am Haken auch wieder freigelassen werden. Das Nachtangeln beginnt eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang und ndet eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang

    Seit 1993 gibt es auch eine Fischzucht am Lac de Montbel. Die Forellen, alle in Bio-Qualität, werden direkt an der voie verte, dem Radweg auf dem Gebiet der Gemeinde Montbel, verarbeitet und zum Verkauf angeboten.

    Beliebt für Birdwatching

    Von Juni bis September herrscht dort Trubel. Das restliche Jahr liegt der See verlassen da, und selbst auf dem Rundweg um den See sind nur selten Wanderer unterwegs. So hat sich der See inzwischen auch in der Vogelwelt einen festen Platz erobert.

    Zugvögel rasten am Lac de Montbel. Enten, Lappentaucher und Blässhühner überwintern auf dem See. Wie viele es sind, erfassen Ehrenamtliche der Nichtregierungsorganisation (NGO) International Wetlands regelmäßig bei Zählungen. Wer mag, wandert mit – und zählt mit.

    Lac de Montbel: meine Reise-Info

    Wandern

    Vogel-Zählung

    Welche Wasservögel am und auf dem See leben, erfasst International Wetlands und freut sich über alle, die das NGO darin unterstützen. Die Zählung dauert einen ganzen Tag.
    https://ariegenature.fr

    See-Runde

    Am Parkplatz der Badestelle Montbel beginnt eine 15,5 Kilometer lange Rundwanderung um den Lac de Montbel. Auf der rund vier Stunden langen Runde, die gelb markiert ist, eröffnen mehrere Dämme weite Ausblicke auf den See und sein Umland.

    Karte

    IGN TOP 25 n° 2247 OT – Lavelanet, Montségur & Lac de Montbel, Maßstab; 1:25 000, ISBN 9782758545330. Wer mag, kann sie hier* online bestellen.

    Klettern

    Appy Parc

    Mit insgesamt zwölf Parcours lockt der Kletterpark von Léran – für 0-3-Jährige gibt es sogar einen Baby-Parcours!
    • Route du Lac de Léran, 09600 Léran, ​Tel. 07 69 19 62 95, www.appyparc.wixsite.com

    Segeln

    Club de Voile des Rives de Léran

    Der Segelclub verleiht nicht nur Segelboote – Opti, 420, Teddy und H16 – sondern auch Kanus.
    • 09600 Léran, Tel. 05 61 01 93 68 (nur April bis Oktober), www.cvrl.fr

    Sommerschmuck in Léran. Foto: Hilke Maunder
    Sommerschmuck in Léran am Lac de Montbel. Foto: Hilke Maunder

    Kinderspaß

    Parc des Jeux Gonflables

    Jedes Jahr im Sommer blasen Valérie und Joseph Perrault ihre Spaßgeräte voller Luft und laden zum feucht-fröhlichen Spielspaß auf der 19 Meter langen Rutsche, im Bällebad, beim Happy Splash mit seinen Düsen und Wasserpistolen und vielen anderen feuchten Attraktionen.
    • am Seeufer bei Montbel, in der Saison tgl. 11 – 21 Uhr

    Schlemmen und genießen

    L’Écume des Jours

    Schneller Service, gute Pizza und herzhafte Weltküche: Das Strandlokal ist beliebt – besonders, wenn samstagabends Live-Konzerte Partystimmung verbreiten.
    • 09600 Montbell, Tel. mobil: 06 79 58 18 89, Mitte Juni bis Mitte September, www.facebook.com/lecumedesjoursmontbel.valentin

    La Crêperie du Lac

    Französische Pfannkuchen, süß oder herzhaft gefüllt, mit Blick auf den See,
    • D28A, 09600 Montbel, Tel. mobil: 06 08 77 28 76, www.facebook.com/CreperieDeMontbel

    Marchés Gourmands

    Im Juli und August veranstalten die umliegenden Gemeinden Leran, Lagarde, La Bastide sur l’Hers und Camon ihre Marché Gourmand mit lokalen Produzenten und Erzeugern.

    Schlafen

    Camping Montbel Le Fort

    25 einfache Stellplätze mit Pyrenäenblick.
    • 09600 Montbel, Tel. 04 68 69 20 18, www.camping.lefortmontbel09.over-blog.com

    Camping La Regate

    Drei-Sterne-Campingplatz mit 37 Stellplätzen, elf Chalets und zwölf Mobilheimen auf vier Hektar.
    • Avenue Montjean (Route du Lac), 09600 Léran, Tel. 05 61 03 09 17, www.campinglaregate.com

    Noch mehr Betten*

     

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    Im Blog

    Ganz in der Nähe vom Lac de Montbel findet ihr dieses charmantes Städchen mit seiner Burg. seinem Serenadenfest – und seiner ungeheuer beliebten Brauerei, der Brasserie du Querkorb.

    Alle Beiträge aus dem Département Ariège vereint diese Kategorie.

    Im Buch

    Hilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

    Okzitanien abseits GeheimtippsNoch mehr Reisetipps aus Okzitanien findet ihr in diesem Taschenbuch aus meiner zweiten Heimat. Für mich ist die zweitgrößte Region Frankreichs die Quintessenz des Südens Frankreichs. Sie beginnt an den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

    Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

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