Die Halles de Bacalan erstrecken sich gegenüber der Cité du Vin. von Bordeaux. Foto: Hilke Maunder
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Food court: Frankreichs hippe Gastro-Halle

Le food court ist jetzt offiziell in den Sprachbibeln von Larousse und Robert zu finden. Denn solch ein Gastro-Konzept ist jetzt auch in Frankreich sehr branché, sprich angesagt.

Doch im Land der Welterbe-Cuisine vereint le food court keine Ketten-Gastronomie, setzt nicht auf industrielles fast food, sondern auf allerbeste lokale Genüsse.

Das beweist auch Bordeaux mit gleich zwei Markthallen: den Halles de Bacalan und der Halle Boca. Entdeckt le food court à la bordelaise – einmal in einem Neubau an der Kaikante, einmal in einer revitalisierten friche am Ufer der Garonne. Und dann all die anderen tollen food court-Konzepte in Frankreich!

Les Halles de Bacalan

Moderne food hall voon Bordeaux: die Halles de Bacalan. Foto: Hilke Maunder
Moderner food court von Bordeaux: die Halles de Bacalan. Foto: Hilke Maunder

Als erster food court der Stadt eröffneten 2017 die Halles de Bacalan gegenüber der Cité du Vin. Sie besitzen keinerlei historische Wurzeln, sondern wurden als Teil des Projekts Bassins à Flot im Hafengebiet von Bordeaux erbaut. Ihren Entwurf lieferte das renommierte Architektenbüro XTU Architects.

Die Halles de Bacalan dienen als multifunktionale Veranstaltungs- und Ausstellungshalle. Ihr markantes Erscheinungsbild prägt eine auffällige Fassade aus Holz und Glas, die das Innere des Gebäudes mit natürlichem Licht durchflutet.

Die Fassade besteht aus speziell gestalteten, grün getönten und mit schmalen Holzlatten verkleideten Glasplatten, die das Gebäude tagsüber in ein faszinierendes Spiel von Licht und Schatten tauchen.

Im Inneren der Halles de Boca. Foto: Hilke Maunder
Im Inneren der Halles de Bacalan. Foto: Hilke Maunder

Im Inneren der 950 Quadratmeter großen Halles de Bacalan finden regelmäßig verschiedene Veranstaltungen statt, darunter Ausstellungen, Konzerte, Messen und kulturelle Veranstaltungen. Die flexible Raumgestaltung ermöglicht es, die Halle an die Bedürfnisse unterschiedlicher Veranstaltungen anzupassen.

Auf dem Programm stehen Pintxos-Abende, Kochworkshops, Musikkonzerte, Weinverkostungen und Aktivitäten für Kinder.

Lokal und nachhaltig: das Angebot der Halles de Bacalan. Foto: Hilke Maunder
Lokal und nachhaltig: das Schlemmer-Angebot der Halles de Bacalan. Foto: Hilke Maunder

Integriert in die Halle sind die Verkaufsstände von 22 Anbietern und Erzeugern, deren Produkte zu 85 Prozent aus dem Südwesten stammen – und ihr meist auch vor Ort genießen könnt. Hier trifft man sich zu einem geselligen Mittagsmahl mit Freunden, genießt baskische Küche unter freiem Himmel oder Wein und Tapas beim Apéro am frühen Abend.

• 15, Quai du Maroc, 33300 Bordeaux, https://biltoki.com/halles/bacalan, Di. – So. ab 8 Uhr

La Halle Boca

Der Eingang zur Halle Boca. Foto: Hilke Maunder
Der Eingang zur Halle Boca. Foto: Hilke Maunder

Zwischen Bahnhof und Garonne entsteht in Bordeaux der neue Stadtteil Euratlantique. Zwischen alten, kleinbürgerlichen Stadthäusern und stahlblitzenden Bürohochhäusern versteckt sich ein himmlisches Genussreich: die Halle Boca. Sie gilt europaweit als eine der gelungensten Sanierungen von agro-industriellem Bauerbe in Frankreich.

1938 hatte Jacques Debat-Ponsan im Saint-Jean-Viertel von Bordeaux einen Schlachthof für Rinder und Schafe errichtet. 1990 brannte die alte Viehhalle teilweise ab. Als schönster food court im Süden der Innenstadt erblühte sie 2018 zu neuem Leben.

Ein Blick in die Halle Boca. Foto: Hilke Maunder
Dicht an dicht stehen die Esstische in der Halle Boca. Foto: Hilke Maunder

Die Sanierung und Umnutzung der 1.300 Quadratmeter großen Halle respektiert die ursprüngliche Struktur und das Gedächtnis des Ortes. Seine Farben erinnern an die nahe Garonne. 1.200 Glassteine holen Licht in die Halle.

An ihren Längsseiten laden drinnen elf Köche in 15 Quadratmeter großen Koch-Zellen zur kulinarischen Weltreise: Axoa aus Espelette oder Pizza aus Napoli? Baskische Pintxos oder Burger? Japanisches Sushi oder lokales Seafood? Sobald eine Speise genussfertig zubereitet ist, vibriert der Beeper.

Da bleibt Zeit genug, zwischendurch die Getränke zu besorgen. Ein mur à bière mit acht Hähnen lädt zum Selberzapfen von örtlichem Craftbier. Bei der Bar Boca lockt Frankreichs Antwort auf den Aperol Spritz: ein French Spritz mit … ? Kosten!

Die Bierzapfbar in der Halle Boca. Foto: Hilke Maunder
Die Bierzapfbar in der Halle Boca. Foto: Hilke Maunder

Beim caviste gibt es Wein aus Frankreich offen im Glas und in der Flasche. In einem Regal sind leere Glaskrüge gestapelt. Kühles Trinkwasser gibt es, wie in Frankreich allerorten üblich, kostenlos. Bargeld ist beim Bezahlen passé, cashless regiert: mit smart card, Handy oder cashless-Karten, die zuvor an Kassen aufgeladen werden, um dann an allen Ständen frei zahlen zu können.

In der Mitte der Halle stehen große Tische, wo man nun sich niederlassen und entspannt schmausen kann. 350 Plätze gibt es drinnen – und weitere 300 Plätze draußen auf der Terrasse und in Lokalen wie Bibibap, Dagli Amici und Nangka.

Draußen vor der Halle Boca. Foto: Hilke Maunder
Draußen vor der Halle Boca. Foto: Hilke Maunder

Die Luft vibriert mit Gesprächen und Gelächter, und hautnah ist das besondere Savoir-vivre des Südwestens zu spüren. Und nicht nur mittags, sondern bis spät in die Nacht – mit Karaoke, Sommertanz und Winterparty, Donnerstag-Quiz und DJ-Sets.

In der Verlängerung der sanierten Halle entstanden drei Gebäude am Ufer der Garonne. Sie bergen Büro- und Geschäftsflächen sowie das Viersternehotel Hilton Garden Inn. Gegenüber der Halle Boca erhebt sich avantgardistisch am Ufer der Garonne La Méca, Bordeaux Labor für aktuelle Kreation.

• 208, Quai de Paludate, 33800 Bordeaux, https://halleboca.com; tgl. ab 10.30 Uhr

Die Méca Foto: Hilke Maunder
Die Méca Foto: Hilke Maunder

Le food court in Frankreich

Neben Bordeaux haben auch zahlreiche weitere Städte ihre einstigen Markthallen in einen food court verwandelt oder um einen solchen ergänzt.

Le  Marché du Lez

Wir haben den hippsten food court von Frankreich, schwärmen die Einheimischen in Montpellier stolz. An den Ufern des Lez von Montpellier inszeniert der Marché du Lez die Lebenskunst des Südens auf einer einstigen friche, die mehr ist als ein food court – ein faszinierend bunter Ort kreativer Ideen und Initiativen, die in einer ehemaligen Druckerei, einer früheren Traktorenhalle, Lagerhäusern und anderem Industrieerbe Körper, Geist und Seele nährt: mit Kunst, Kulinarik und Konzerten, Ausstellungen und anderen Events.
• 1348, Avenue de la Mer-Raymond Dugrand, 34000 Montpellier, https://marchedulez.com, täglich ab 10 Uhr

Les Grandes Halles du Vieux-Port, Marseille

In Marseille eröffnete im Sommer 2022 die Grandes Halles due Vieux Port, die mit einem gegenüberliegenden Markt, Cours d’Estienne d’Orves in der Nähe des Alten Hafens eine riesiges Schlemmerreich bilden. Auf einer Fläche von fast 1.000 Quadratmetern birgt der mediterrane food court zehn Thekenrestaurants für kulinarische Entdeckungen und mischt fröhlich libanesische und Meeresfrüchte-Küche, italienische Gerichte und Tapas, gegrilltes Fleisch und vegetarischen Gerichte. Bestellt und genießt sie auf einem der 400 Sitzplätze auf der großen Terrasse im Freien.
• 30, Cour Honoré d’Estienne d’Orves, 13001 Marseille, www.lesgrandeshalles.com; tgl. 9 – 24 Uhr

La Félicita, Paris

Dolce vita in Paris: der food court Félicita. Foot: Hilke M;aunder
Dolce vita in Paris: der food court Félicita in einem früheren Bahnhof der SNCF. Foto: Hilke M;aunder

Auf dem Campus der Station F am Boulevard Vincent Auriol im 13. Arrondissement von Paris gibt sich der immense food court ganz italienisch. Mit seinen 4.500 Quadratmetern gilt er als der größte Food-Court Europas. Im Industrie-Loft-Ambiente önnt ihr dort neapolitanische Pizzen, Bio-Burger, Cocktails, Craft-Biere, hausgemachte Pasta und typisch italienische Wurstwaren genießen. Themenabende, DJ-Sets und Live-Musik-Konzerte stehen das ganze Jahr hindurch dort auf dem Programm.
• 5,  Parvis Alan Turing/Boulevard Vincent Auriol, 75013 Paris, www.lafelicita.fr; Mo.-Fr. ab 8.30, Sa./So. ab 12 Uhr

Chillen, arbeiten, genießen und feiern unter einem Dach – im food court der Station F. Foto: Hilke Maunder

Food Society Paris

Ende 2022 eröffnete im Centre Commercial Gaîté-Montparnasse an der Avenue du Maine in Montparnasse dieser sehr angesagte food court, der auf 3.500 Quadratmetern von morgens früh bis abends (spät) Platz bietet für kulinarische Entdeckungen und kulturelle Aktivitäten von DJ-Sets bis wilder Karaoke. Die Karte der Stände stammt von trendigen Gastronomen vom Pariser Markt und gibt sich international mit koreanischem Bibimbap, japanischem Sushi, südamerikanischen Empanadas, thailändische Gerichten, italienischer Pizza – und natürlich auch französischen Speisen.
• 68, Avenue du Maine, 75014 Paris, https://gaite.foodsociety.fr, Getränke & gucken täglich ab 8 Uhr, Essen tgl. ab 11.30 Uhr

Le Halles de la Cartoucherie, Toulouse

Am linken Ufer der Garonne entsteht seit 2006 auf 33 Hektar nach Plänen von Bernard Paris und Alain Marguerit das größte Ökoviertel von Toulouse. »La Cartoucherie« heißt es und bewahrt im Herzen eine Munitionsfabrik von 1917, die dem Stadtviertel den Namen gab. Ende des 18. Jahrhunderts befand sich auf dem Areal das Arsenal des Pyrénées. Mehr als 80 Jahre später wurde auf dem Gelände eine Patronenwerkstatt eingerichtet. 1996 endete die hochexplosive Pro- duktion, die rund 15.000 Menschen beschäftigt hatte. Meist waren es Frauen gewesen. Der Volksmund nannte sie les munitionettes.

Wo einst der Stoff zum Töten hergestellt wurde, wird seit September 2023 das Leben genossen. Die Hallen der GIAT, 190 Meter lang und 40 Meter breit, sind seitdem als XXL food court mit 26 Restaurants, Kochworkshops und Bars die neue In-Adresse der ville rose. Der Sport- und Wellness-Bereich bietet auf fast 3.500 Quadratmetern Klettern, Crossfit, Yoga, Squash und Co. Die Kultur decken Les Halles mit Buchhandlung, Kulturzentrum, städtischer Tanzschule, Kino und Auditorium für 800 Personen ab. Zudem gibt es  Büro- und Coworking-Flächen. Vor der Backsteinhalle gibt es ausreichend Platz für Konzerte, Vorführungen und Märkte unter freiem Himmel.
• 10 place des chartes des libertés communales, 31300 Toulouse, https://halles-cartoucherie.fr; tgl. ab 8 Uhr

La Commune, Lyon

Nicht weit vom Parc du Gerland verwandelte sich im 7. Arrondissement von Lyon eine alte Tischlerei in einen jungen, angesagten food court mit mit Gourmet-Konzepten  aus aller Welt: indisch, französisch, asiatisch, georgisch, orientalisch , zwei Bars, einen Garten, eine Terrasse und einem Bodega-Bereich.
• 3, Rue Pré-Gaudry, 69007 Lyon, https://lacommune.co; Di.-Fr. ab 11.30, Sa./So. ab 12 Uhr

Grand Scène, Lille

Auch der Norden liebt le food court. Unter den Streetfood-Lokalen von  Hauts-de-France ist Grand Scène der beliebteste – und vermutlich auch görößte. Im Herzen der angesagten Shoppingstraße Rue de Béthune bieten zehn Stände eine internationale Küche mit frischen Produkten zu erschwinglichen Preisen. Ob nordisch, mexikanisch, syrisch oder griechisch: Grand Scène unterstützt hier junge Köche auf ihrem Weg zum eigenen Unternehmen. Wer hier schlemmt, hilft diesen Start-ups.
• 31, Rue de Béthune (Décathlon City Lille), 59800 Lille, https://grand-scene.com, täglich ab 10 Uhr

Le Brunch aux Halles de Dijon

Dijon inszeniert in seinen großen Markthallen von Juni bis September seit 2015 jeden Sonntag einen Brunch mit süßen und salzigen Leckereien und Musik.
• Halles centrales de Dijon, 21000 Dijon, www.facebook.com/lebrunchdeshallesdedijon

Genuss-Reich: die Markthalle von Dijon. Foto: Hilke Maunder
Genuss-Reich: die Markthalle von Dijon. Foto: Hilke Maunder

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Im Buch

Glücksorte SüdwestfrankeichHilke Maunder, Glücksorte in Südwestfrankreich*

Le bonheur heißt Glück auf Französisch, und das gibt es im Südwesten von Frankreich fast an jeder Ecke.

970 Kilometer lang präsentiert die Atlantikküste zwischen La Rochelle und Spanien ihre atemberaubende Natur mit Dünen, Kliffs und Küstenflüssen wie der verwunschen wilde Courant d’Huchet, die die Badeseen in den Kiefernwäldern der Forêt des Landes mit der Brandung am Atlantik verbinden.

Le bonheur serviert der Südwesten von Frankreich auch ganz weit oben – vom Leuchtturm Phare de la Coubre wie in den höchsten Bergregionen der Pyrenäen, wo der Petit Train d’Artouste in offenen Waggons auf 2000 Meter Höhe durch eine erstaunliche Bergwelt rattert. Le bonheur findet ihr auch in der cusine du terroir. Kostet das Land – und erlebt den Südwesten Frankreichs mit meinen 80 Tipps für alle Sinne! Hier* gibt es die Glückstipps!

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