Auch vor der schneebedeckten Kappe des Canigou in den Pyrenäen blühen im Winter die Mimosen. Foto: Hilke Maunder

Mimosen: der gelbe Rausch

Mimosen! Welch ein Duft! Welch ein knalliges Gelb. Und dies mitten im Winter! Zwischen Januar und März, wenn Frost und Schnee Mitteleuropa bibbern lassen, erwacht in Südfrankreich bereits wieder die Natur. Fast gülden tauchen die Pompons ihrer Blüten die ganze Landschaft in eine Orgie in Gelb.

Betörend ist die milde Luft, erfüllt vom Duft der Silberakazie. Rund 800-1.200 Sorten gibt es! 30 von ihnen könnt ihr im Mittelmeergarten des Domaine du Rayol entdecken.

Cannes: Im Naturpark Croix des Gardes blühen im Februar unzählige Mimosen. Foto: Hilke Maunder
Im Naturpark Croix des Gardes von Cannes blühen im Februar unzählige Mimosen. Foto: Hilke Maunder

Vor jedem Baum könnte ich halten und ganz tief einatmen. Die Königin der Wintersaison liebe und kenne ich seit meiner Kindheit. Doch nicht aus Frankreich, sondern aus ihrer fernen Heimat: Australien. Dort ist die Golden Wattle Nationalblume.

Und so waren es auch die Briten, die aus ihrer fernen Kolonie die Mimosen um 1780 an die Côte d’Azur brachten. Im 19. Jahrhundert wurden Mimosen zum festen Bestandteil der Riviera-Kultur. Sie inspirierten Maler, Dichter und Parfümeure, die ihre goldene Blütenpracht in Kunstwerke und Düfte verwandelten.

Durchs Mimosen-Land

Erleben könnt ihr den Blütenrausch beispielsweise auf der Route du Mimosa. Die markierte Themenroute führt auf 130 Kilometern Länge von Bormes-les-Mimosas über Le Rayol Canadel, Sainte-Maxime, Saint-Raphaël und Tanneron über die Corniche des Maures entlang der Küste des Var bis zur Parfümstadt Grasse.

Wer nicht selbst fahren möchte, kann sich bei Virginie Benessiano ins Auto setzen. Besser bekannt als Mademoiselle Riviera, kutschiert die junge Französin euch in ihrem Citroën 2CV durch die Mimosenwälder, ein Picknick mit Mimosen-Dekor und Mimoncello inklusive!

Traumblicke auf Cannes eröffnet sich vom Naturpark Croix des Gardes. Foto: Hilke Maunder
Auch Traumblicke auf Cannes eröffnen sich vom Naturpark Croix des Gardes. Der Park ist das Mimosenparadies der Stadt! Foto: Hilke Maunder

Die Mimosenfeste der Côte d’Azur

Bormes-les-Mimosas, der Startpunkt der Route, wurde 2024 als eines der schönsten Dörfer Frankreichs ausgezeichnet. Seit 1920 feiert es am dritten Sonntag im Februar sein traditionelles Mimosenfest mit einem Blumenkorso.

Zur Hauptblüte von Mitte Januar bis Mitte Februar feiert auch Mandelieu-La Napoule den gelben Rausch bei einer Fête du Mimosa. Die beiden Großveranstaltungen gehört zu den beliebtesten traditionellen Volksfesten der Côte d’Azur. Aber auch andere Orte feiern im Februar ausgelassen die duftenden, gelben Blüten.

Nach der Wahl der Miss Mimosa ziehen im Dunkel der Nacht mimosengeschmückte Wagen sowie bunt gekleidete Tanz- und Musikgruppen an den Zuschauern vorbei. Beim sonntäglichen Grand Corso Fleuri sind es Tausende, die das Winterspektakel von nah und fern anlockt.

Immer wieder fliegen Mimosen-Zweige ins Volk. Früher glaubte man, dass Mimosen Glück und Wohlstand bringen – bis heute hängen viele Einheimische getrocknete Zweige in ihre Häuser. Wer einen Zweig ergattert, hält das Glück in der Hand. Für die anderen versendet die Online-Boutique von Mandelieu-La Napoule den gelben Blumengruß kreuz und quer durch die Republik.

Ach, könnte ich diese intensiven Farben und den berauschenden Blütenduft einfach hier in diesen Beitrag mit einbinden! Und immer wieder abrufen und träumerisch riechen, wenn die Tage grau, nervig oder stressig sind.

Mimosen - auf dem Blumenmarkt von Aix-en-Provence werden sie verkauft! Foto: Hilke Maunder
Mimosen – auf dem Blumenmarkt von Aix-en-Provence werden sie verkauft! Foto: Hilke Maunder

Das Mimosenfest der Île d’Oléron

Die Mimosen-Feste der Côte d’Azur sind berühmt. Doch auch an der Westküste Frankreichs wird die Mimose groß gefeiert. Ein junges Paar hatte die Pflanzen im 19. Jahrhundert nach einem Aufenthalt an der Côte d’Azur auf die Île d’Oléron gebracht. Im milden Klima der Insel verbreitete sie sich rasch. Heute ist sie dort in vielen Gärten zu finden. Und auch auf der nur wenig weiter nördlich liegenden Atlantikinsel Île de Ré.

Die salzige Meeresluft gibt den dortigen Mimosen einen besonders intensiven Duft, der sich von denen an der Côte d’Azur unterscheidet.

Tief im Inselsüden gründete Saint-Trojan-les-Bains bereits am 8. Februar 1959 seinen Mimosa Day. Fast 2.000 Fahrzeuge setzten damals dazu mit der Fähre zur Insel Oléron über, und Zehntausende applaudierten bei den Feierlichkeiten der ersten „Königin der Mimosa“, Colette Coussy.

Heute lockt die Fête du Mimosa im Februar mehr als 20.000 Besucher an. Sie schlendern durch die Straßen von Saint-Trojan, genießen die Parade der Blumenwagen und tanzen im Rhythmus von Bandas zu traditioneller Musik.

Île d'Oléron: Die Promenade von Saint-Trojan-les-Bains. Foto: Hilke Maunder
Die Promenade von Saint-Trojan-les-Bains. Foto: Hilke Maunder

Südfrankreichs Mimosen-Zucht

Die Côte d’Azur ist nicht nur ein Paradies für Mimosenliebhaber, sondern auch ein Zentrum der Mimosenzucht. Allen voran steht die Pépinière Cavatore in Bormes-les-Mimosas, die sich mit fast 200 Sorten auf die Kultivierung dieser einzigartigen Pflanze spezialisiert hat und vollständig auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet. Der Gartenbaubetrieb präsentiert die bedeutendste nationale Sammlung Frankreichs, ausgezeichnet vom Conservatoire des Collections Végétales Spécialisées (CCVS).

Auf ihrem Gelände befindet sich ein Arboretum, in dem ihr 90 verschiedene Mimosenarten entdecken könnt, die informative Beschilderungen vorstellen. Die Vielfalt mediterraner Pflanzen präsentiert ein rund 1000 Quadratmeter großer, bewässerungsfreier Garten.

Mimosen für daheim gibt es auch online – beispielsweise hier.
Mimosen für daheim gibt es auch online – beispielsweise hier.

Julien Cavatore hat zum Jahreswechsel 2013/14 den traditionsreichen Betrieb seines Vaters übernommen und exportiert seine Mimosen heute nach ganz Europa. Sein Betrieb ist eine Schatzkammer der Artenvielfalt, von den klassischen Silberakazien bis hin zu seltenen Züchtungen mit besonders intensiven Düften oder außergewöhnlichen Blütenformen.

Ein weiterer bedeutender Name in der Mimosenzucht ist die Familie Nabonnand. Ursprünglich als Rosenzüchter in Golfe-Juan ansässig, importierten sie 1860 eine Akazie aus Australien, die sich schnell an das lokale Klima anpasste. Clément Nabonnand ließ sich in Mandelieu-La Napoule nieder und begann mit der Vermehrung verschiedener Mimosensorten.

Das dritte Zentrum der Mimosenzucht bildet das Tanneron-Massiv, das als größter Mimosenwald Europas gilt. Hier betreiben zahlreiche Züchter professionelle Plantagen. 1998 gründeten sie die Bruderschaft der Mimose, um die Traditionen rund um die Mimose im „Goldenen Dreieck“ mit den Orten Mandelieu, Tanneron und Pégomas lebendig zu halten. Die meisten von ihnen kultivieren Mimosen als Schnittblumen für den internationalen Markt.

Besonders geschätzt wird Tanneron-Art in Floristik-Kreisen wegen ihrer leuchtenden Farbe und des intensiven Dufts. Bei Grasse wiederum gibt es spezialisierte Betriebe, die die Frühlingsboten in beheizten Gewächshäusern reifen lassen, um ihre Blütezeit gezielt zu steuern.

Schon gewusst?

Mimosenhaft: Dieser Ausdruck kommt nicht von den Blüten, sondern von den Blättern der echten Mimose. Was die Franzosen mimosa nenne, ist keine Mimose, sondern eine Akazie (acacia dealbata), die auch „falsche Mimose“ genannt wird. Diese ist auch nicht „mimosenhaft“, auf Berührung reagieren die Blätter nicht. Nur bei der echten Mimose, der mimosa pudica, klappen die Blattstiele schon bei der leichtesten Berührung Blatt für Blatt zusammen und bleiben bis zu 20 Minuten, mitunter auch 30 Minuten geschlossen.

Die Blattbewegung der Silberakazie (acacia dealbata), die auch sehr viele andere Pflanzen zeigen, ist der Ausdruck der inneren Uhr, die sich automatisch an die veränderte Tageslänge anpasst. Dies diente früher als natürlicher Indikator für die Tageszeit – Reisende orientierten sich an der „Schlafbewegung“ der Pflanze.

Mimosen: meine Reisetipps

Informieren

Eine Broschüre auf Französisch gibt Auskunft über die Mimosen-Umzüge und andere Veranstaltungen, Unterkünfte, Ausflüge und Sehenswertes auf der Strecke. Sie lässt sich auf www.visitvar.fr, Suchwort „Mimosa“, kostenlos herunterladen.

Kaufen

Der Gartenbaubetrieb Pépinière Cavatore in Bormes-les-Mimosas hat sich auf die Zucht von Mimosen spezialisiert. 180 Sorten findet ihr dort. Im Februar stehen sie in voller Blüte. Besonders beeindruckend ist der Schaugarten, in dem die Mimosen in unterschiedlichen Höhen und Farbtönen präsentiert werden. Der Besuch lohnt sich, auch wenn ihr nichts kaufen möchtet.
• 22, chemin des Orchidées, Tel. 0494 00 40 23, www.mimosa-cavatore.com

Schlemmen

Restaurant L’Estagnol

Vielgerühmt, aber leider nur während der Saison geöffnet und zur Mimosenblüte geschlossen ist dieses Restaurant des hellen, feinsandigen 500-Meter-Strandes an einer Lagune mit türkisfarbenem Wasser. Mein Lieblingsgericht: die gegrillten Langusten!
• Route Leoube, 83230 Bormes-les-Mimosas, Tel. 04 94 64 71 11www.restaurant-lestagnol.fr

L’Oasis

Zwei Sterne haben sich die drei Brüder Stéphane, Antoine und François Raimbault erkocht. Im Sommer könnt ihr ihre kulinarischen Träume in einem idyllischen grünen Patio genießen. Für Vegetarier gibt es ein eigenes, raffiniertes Menü. Fischfans freuen sich im Winter auf Seeigel als Vorspeise. Unglaublich lecker ist auch das Menü Fleur d’Orient mit Aromen aus Nordafrika.
• 6, Rue Jean-Honoré Carle, 06210 Mandelieu-la-Napoule, Tel. 04 93 49 95 52, www.oasisetoile-mandelieu.fr

La Palméa

Regionale Mittelmeerküche am Hafen von Mandelieu – im Sommer mit schöner Terrasse. Jeden Freitag wird Bouillabaisse gekocht!
• 198, avenue Henry Clews, 06210 Mandelieu-la-Napoule, Tel. 04 92 19 22 50, www.la-palmea-restaurant-mandelieu-la-napoule.fr

Brasserie Tradition et Gourmandise

Christine und Philippe Troncy servieren in ihrer modernen, sympathischen Brasserie grundehrliche Fisch- und Fleischgerichte mit regionalen Wurzeln.
• 6, Avenue de Valescure / Avenue Michel Gaillard, 83700 Saint-Raphaël, Tel. 04 94 95 25 00, www.labrasserietg83.fr

Schlafen

Entlang der Mimosenstraße sind traumhafte Luxushotels zu finden. Auf Internet-Hotelplattformen wie HRS, Booking.com oder Tripadvisor werden sie oft deutlich günstiger angeboten als auf der offiziellen Webseite.

Domaine du Mirage*

33 Südzimmer mit Blick auf die Îles d’Or, beheizter Außenpool, mediterrane Genüsse zum Träumen und eine Anlage, die an die goldenen Jahre der Azurküste erinnert – eine schöne Alternative zu den Betonluxusbettenburgen! Wer mag, bucht hier*.
• 38, rue de la vue des îles, 83230 Bormes-les-Mimosas, Tel.04 94 05 32 60, www.domainedumirage.com

La Villa du Plageron

Im Schutz des Cap Nègre findet ihr dieses wunderschöne B & B direkt am Strand. Die Zimmer – allesamt Südlage – sind geräumig, mit leisem (!) Kühlschrank und Tee-/Kaffee-Zubereiter ausgestattet und haben teilweise ein Himmelbett. Für Familien gibt es eine Suite mit zwei Zimmern.
• Chemin du Plageron, 83820 Rayol-Canadel-sur-Mer, Tel. 04 94 05 61 15www.plageron.com

Noch mehr Betten*

 

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Im Blog

Einen Blütenrausch in Pink und Weiß könnt ihr im frühen Frühjahr in den Pyrénées-Orientales erleben. Dann blühen dort die Aprikosen-, Pfirsich- und Kirschbäume. Klickt hier für Infos und Impressionen.

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