
Mitte Februar in Saint-Paul-de-Fenouillet zeigte das Wetter, was es drauf hatte. Meteo France warnte vigilance orange und einmal sogar rouge: Bleiben Sie am besten zuhause. Der Strom fiel kurzfristig aus, SFR hatte Leitungsprobleme. Eis und Frost kamen zu uns ins Tal.
Stürmische Urgewalten
Wilde Winde mit bis zu 139 km/h stürmten ums Haus. Das Gebälk krachte, der Hahn schwieg. Und Bäche, sonst trockene Rinnsale, gebärdeten sich wie reißende Ströme.
Sie drängten gegen befestigte Ufer und bannten sich, wo sie noch unverbaut waren, zwischen Büschen und Sträuchern den Weg.
Ich erlebte meine erste épisode méditterraneen. Und sah, wie der Agly, sonst ein sehr kleines, stilles Flüsschen, zum reißenden Strom wurde.
Die Gorges de Galamus, sonst ein windig-heißes Schluchtenland mit Felschaos für Kletterer, verwandelten sich in ein grünes Wasserreich mit tosenden Kaskaden, die zu Tal stürzten, und wild tanzendem Wildwasser.
Mandeln & Mimosen
Und dann plötzlich: Frühling. Als erstes erwachten die Mimosen, voller Duft und leuchtend gelb. Von der Küste bis zu den Bergdörfern der Pyrenäen setzten sie Farbtupfer in die Winterlandschaft.
Dann folgten die Mandelbäume. Und verrieten mit ihren Blüten, ob sie bittere oder süße Früchte tragen würden. Bittermandeln blühen rosa, Süßmandeln hingegen weiß.
Dem Baum selbst könnt ihr kaum ansehen, welche Frucht er trägt. Auch sind Süßmandel-Früchte sind grundsätzlich etwas größer. Doch das zu erkennen, ist schwierig, wenn eine Bittermandel in der Nähe fehlt.
Das Kloster im Blütenmeer
Und jetzt, Ende Februar, blühen die Obstbäumen und überziehen die Pyrénées-Orientales mit einem Blütenteppich in Weiß, Zartrosa und kräftigem Pink: Kirsche, Aprikose und Pfirsich.
Im Tal der Têt, rund um Millas, und ganz besonders bei Passa könnt ihr sie hautnah erleben. Etwas außerhalb vom 600-Einwohner-Örtchen tauchen bei der alten Klosteranlage des Monastir del Camp diese ausgedehnte Obstplantagen auf.
Und wie an vielen Orten im Roussillon wacht am Horizont der Canigou mit seiner Schneekappe über das Blütenmeer zu Füßen des heiligen Berges der Katalanen.
Frühlings-Muffel? Bekehrt!
Wilder Spargel schießt aus dem Boden. Weiße Blüten haben die Weingärten erobert. Und bei Fourques in den Aspres habe ich im kühlen Schatten am Wegesrand sogar die ersten Veilchen entdeckt!
Frühling im Roussillon: Für mich als Norddeutsche ist es ein unglaublicher Farbenrausch, ein völlig anderer Abschied vom Winter. Sinnlich, mild, voller Farben und Düfte. Ein Explosion der Natur.
Urgewaltig wie der Winter, den ich hier erlebte. Le printemps hat mich, die bislang überhaupt nicht die Begeisterung für den Frühling verstand, bekehrte. Jetzt bin ich süchtig.
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Im Blog
Mehr zu den Wetterphänomen in Frankreich erfahrt ihr hier. Den Lauf des Agly habe ich hier vorgestellt. Seine Schlucht gehört zur den schönsten Canyons im Süden von Frankreich. Klickt hier für Infos und Impressionen zu den Gorges de Galamus.
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Liebe Hilde Mauder,
Mein Mann & ich haben seit 1999 unseren 2. Wohnsitz in Sigean & lieben ihre interessanten Beiträge. Die Blumen in den Weinbergen heissen Fausse roquette blanche, also eigentlich wilder rockett ( salad) oder rucola. Herzliche Grüsse Claudia & John Klee
oh, danke, liebe Claudia! Sie sind so hübsch!! Herzliche Grüsse, Hilke
Hallo, wir sind fast Nachbarinnen, ich wohne schon seit 1974 in Südfrankreich und seit 1980 im Roussillon, in Villeneuve de la Raho. Ihre Beiträge sind vor allem für meine deutsche Familie und Freunde interessant. Auch selber lasse ich mich gerne von Ihren Eindrücken inspirieren.Ich brauche ja auch nicht von all dem Zauber hier im Roussillon ueberzeugt zu werden; bin ich ja schon lange, ha ha ! Meine Tochter Béatrice ist im Jahre 1989 zur Kirschblüte in Cérèt auf die Welt gekommen, so was vergisst man nicht. Tschüssing, Ihre Susanne Revel
Oh, dann war ich ja gerade bei Ihnen! Hab mich vor zwei Wochen am See durchpusten lassen . Meine ‘Lütte’ ist Jahrgang 2001. Viele Grüße aus Saint-Paul-de-Fenouillet! Hilke
Oh, liebe Frau Maunder,
wie ich Sie beneide! Frühlingsduft im Februar! Lieber heute als morgen besuche ich Sie! Ich freue mich auf Ihr nächstes Lebenszeichen!
Herzlichst, Ihr Ulrich Salmen
Hallo Hilke,
wunderbar, wie es blüht in allen Farben! Es tut gut, nach dem vielen Grau des Winter, diese Farbenpracht anzuschauen, wieviel schöner ist es, auch den Duft zu schnuppern! Hier kommt das auch..halt sehr viel später!
Genieße den Frühling dans le Midi!
Liebe Grüße, Christel
Liebe Christel, in Hamburg müssen wir damit bis April/Mai warten- und dann ist meist gleich Sommer. Es ist einfach unglaublich, wie hier die Natur erwacht – und das bei nächtlichen Minusgraden!
Herzliche Grüße, wo immer Du gerade bist! Hilke