Mirepoix: die charmante Bastide
Von der 60 Meter hohen Kirchturmspitze von Mirepoix sind sie noch zu sehen: die Pyrenäen. Bis zu 3.143 Meter schwingen sich die Grenzberge zu Spanien am Pique d’Estats im Massif de Montcalm auf.
Während dort noch der Schnee funkelt, ist das Vorland bereits mit einem Hauch frische Grüns überzogen und so sonnig und so mild, dass die Cafés im Schatten der mächtigen Cathédrale Saint-Maurice Tische und Stühle auf den malerischen Hauptplatz der Altstadt gestellt haben.
Das gotische Gotteshaus birgt im Inneren beeindruckende bunte Fensterrosetten, die das Innere der Kirche mit warmem Licht durchfluten.
Die Orgel der Kathedrale hat 40 Register auf drei Klaviaturen – und stammt aus Deutschland. 1891 hat die Fabrik Link in Giengen an der Brenz sie gebaut – und damit Mirepoix das bedeutendste Instrument dieser Orgelbauer in Frankreich hinterlassen. Da sie nie restauriert wurde, ist sie umso wertvoller für das Verständnis des deutschen Orgelbaus dieser Zeit.
Im Mittelalter verschanzten sich die Katharer hinter der Stadtmauer der kleinen Bastide im Département Ariège. Heute dienen die Stadttore nur noch der Zierde und lassen die Kameras klicken. Mirepoix ist längst kein Geheimtipp mehr, und gerade im Sommer sehr gut besucht – denn der zweite Blickfang der Place Général Leclerc mit ihrem Brunnen ist die offene Markthalle, in der zweimal die Woche Markt gehalten wird.
Der Wochenmarkt von Mirepoix
Heute lockt der Wochenmarkt auf der Place Maréchal Leclerc montags und donnerstags Heerscharen von Besuchern an, die die kulinarischen Köstlichkeiten der Stadt und ihres sanft gewellten Umlands erkunden, Käse und Wurst kosten, Obst und Gemüse einkaufen und gerne auch einen Schwatz halten.
Engagierte Winzer
In der Saison findet ihr dort auch den einen oder anderen Winzer. Rund um Mirepoix erstreckt sich das einzige Weinbaugebiet des Départements Ariège, das seit 1997 die Winzer des Vereins Les Vignerons Ariègeois bekannter machen wollen. D
Dort bestellt auch Dominik Benz mit Frau und Tochter einige Rebgärten. Der IT-Manager hängte nach einer Himalaya-Reise 2008 seinen alten Beruf an den Nagel und wagte den Neuanfang. Kostet einmal die Tropfen von Château de Beauregard. Lecker!
Fachwerk voller Fratzen
Heute jedoch ist es ruhig hier, und ich habe Zeit, den üppigen Figurenschmuck der Fachwerkhäuser und der Arkaden anzusehen, die den Platz umgeben.
Ins dunkle Holz geschnitzt sind gekrönte Häupter, pralle wie dralle Frauen, fantastische Bestien. Besonders üppig skulptiert ist das Haus der Konsuln. Mehr als 70 sogenannte modillons schmücken es!
In der ersten Augustwoche ist es eine beliebte Kulisse für die Puppenspieler des internationalen Marionettenfestivals, das seit 1988 in Mirepoix gastiert.
Bereits im Juli feiert Mirepoix sein Mittelalterfestival. Bei Les Médiévales gibt es neben Musik und Marketendern auch Tanz und Theater in historischen Kostümen.
Mirepoix: meine Reisetipps
Schlemmen & genießen
L’Autre Jardin
Bereits die Lage in einem versteckten Innenhof am nördlichen Altstadt-Begrenzungsboulevard ist wunderschön. Hier servieren Emmanuelle und Sébastien marktfrische Küche im Einklang der Jahreszeiten – keine raffinierten Spielereien, sondern ehrliche, authentische Hochgenüsse aus dem Südwesten.
• 28, Cours Colonel Petitpied, 09500 Mirepoix, Tel. 05 34 02 15 37, www.facebook.com/lautrejardinamirepoix
Schon gewusst?
Mirepoix: So heißt in Frankreich auch ein Röstgemüse. Zwiebel und Schalotten, Möhren, Sellerie und Porree werden dazu in Würfel geschnitten und in Fett angeröstet.
Genuss-Shopping
La Fromagerie
Bester und schönster Käse-Shop von Mirepoix ist der kleine Laden, den Lucie 2009 am Cours Colonel Petitpied eröffnete. Ihr findet hier eine reiche Auswahl von Käsen der Region – alle Käse wurden handwerklich hergestellt von kleinen Manufakturen oder Bauernhöfen, viele sind bio.
Mein Lieblingskäse dort ist der Bethmale. Würzig und herzhaft wie die Pyrenäen, aus denen er stammt – kauft ihn, wenn er bereits sechs Monate lang gereift ist! Mehr über das Tal erfahrt ihr hier.
• 15, Cours Colonel Petitpied, 09500 Mirepoix, Tel. 05 34 01 41 28, www.lafromagerie-chezlucie.com
Gleich nebenan gibt es in der ebenso guten Bäckerei eine leckere Brotauswahl für euer Picknick. Und den Wein? Der stammt natürlich auch aus Ariège!
Kunsthandwerk
Terre d’Amont
Christine Meyer stammt aus Sarreguemines (Saargemünd) in Lothringen und hat im Département Ariège ihre Herzensheimat gefunden.
Ihre Schalen, Becher und Vasen sind tief in der Region verwurzelt. Im hinteren Bereich ihres Geschäftes könnt ihr zuschauen, wie sie sie auf der Drehscheibe fertigt und verziert.
• 21, rue de la porte d’Amont, 09500 Mirepoix, Tel. 05 61 67 70 10
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Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.
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Salut Hilke,
danke für den wunderbaren Beitrag über Mirepoix❣️ Im Oktober werde ich mit meinen Enkelkindern dorthin fahren, nachdem wir vorher Carcassonne besichtigt haben. 1976 war ich das erste Mal in Mirepoix und da waren die Fratzen vom Haus der Konsuln noch sehr gut ausgeprägt- daran hat also auch der Zahn der Zeit genagt…
Alles Gute für dich in deiner schönen evtl. 2. Heimat!
Eva aus Berlin
Liebe Eva, merci – hach, dann waren wir zu gleichen Zeit dann dort gewesen – ich hatte den Ort dort während meiner Inter-Rail-Tour kennengelernt. Und wäre fast dort mit der zweiten Heimat gelandet. Bises! Hilke
Hallo liebe Hilke,
wir haben uns über deinen Bericht über Mirepoix sehr gefreut. Seit 2 Jahren leben wir ganz in der Nähe und vermieten einige Ferienhäuser im ‚Hobbitstyle‘ 😊 Wir genießen besonders den Wochenmarkt jeden Montag und generell die schöne Ariege.
Liebe Grüße, Christine und Thomas
Liebe Christine, das freut mich! Herzliche Grüße ins Département Ariège! Hilke
Wo kann man darüber mehr erfahren ? Über diese Ferienwohnungen
Hallo Luisa, ich habe die Unterkünfte in der Reihe „Bettentest“ vorgestellt, schau mal hier: https://meinfrankreich.com/bettentest-maison-troglodyte/. Viele Grüße, Hilke
Bonjour liebe Hilke,
vielen Dank für die wunderschönen Fotos und den interessanten Artikel! Es ist schon ein paar Jahre her, seid wir in Mirepoix waren. Aber dank deiner Beschreibung und den Fotos war ich jetzt gleich wieder „vor Ort“ 🙂
Besonders gut gefällt mir auch die Aufnahme von der Kirchturmspitze mit den Pyrenäen im Hintergrund! Ist der Kirchturm öffentlich zugänglich oder muss man da einen Termin vereinbaren?
Bonne journée und liebe Grüße aus dem Périgord
Karin
Re-Bonjour, liebe Karin! Wie schön, dass Du Mirepoix kennst! Fast wäre ich dort mit zweiter Heimat gelandet – und noch immer liebäugle ich damit… nur sind die Berge und das Meer so weit von dort. Den Kirchturm durfte ich besteigen, da ich per Zufall den Küster in der Kirche traf (er ist da eigentlich immer) – offiziell und öffentlich gibt es keine Turmbesteigungen, aber wer lieb fragt, erhält meist eine positive Antwort. Denn Monsieur ist sehr stolz auf den Turm und seine Glocken!.
Bises! Hilke