Prats-de-Sournia im Haut-Fenouillèdes. Foto: Hilke Maunder
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Wandertipp: Le Sentier des Cabanes

Aus Trockensteinen sind sie sorgsam geschichtet und erheben sich auf Feldern, Weiden und in den Wäldern des Fenouillèdes: les cabanes, einfache Arbeitshütten. In Prats-de-Sournia präsentiert sie ein aussichtsreicher Rundweg.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Immer wieder eröffnet er von unterwegs weite Blicke auf die Bergspitzen des Pech de Bugarach und des Canigou, auf die Ketten der Corbières, die Hochtäler des Fenouillèdes und die Synklinale von Saint-Paul-de-Fenouillet.

Viehzucht und Imkerei sind die landwirtschaftlichen Standbeine von Prats-de-Sournia. Foto: Hilke Maunder
Viehzucht und Imkerei sind die landwirtschaftlichen Standbeine von Prats-de-Sournia. Foto: Hilke Maunder

Der Ortsname von Prats-de-Sournia erinnern an die Wiesen, die das 1011 erstmals erwähnte Dorf auf 634 Meter Höhe umgeben. Im Jahr 1011 besaß die Abtei von Cuixà ein Alleu in Prats– und damit ein Stück Land, dessen Besitzer keine grundherrliche Abgaben wie den Zensus zahlen mussten

Im Jahr 1141 oder 1142 war ein Ritter namens Ramon de Prats Vasall von Udalgar, dem Vicomte von Fenouillet. In der Folgezeit, mindestens seit dem 14. Jahrhundert, ist die Geschichte von Prats untrennbar mit der von Rabouillet verbunden. Die beiden Dörfer waren zwar seit dem Vertrag von Corbeil (1258) von Katalonien getrennt, gehörten aber wie Trévillach, Roquevert und Séquère zur Familie de Perapertusa (Peyrepertuse), die in Katalonien lebte.

Der Turm von Prats-de-Sournia. Foto: Hilke Maunder
Der Turm von Prats-de-Sournia. Foto: Hilke Maunder

Das Ganze bildete eine Baronie, die bis zur Revolution bestehen blieb. Die gleiche Familie besaß im Conflent auch die Dörfer Sahorle, Finestret, Joch, Rigarda, Glorianes und Rodès. Prats lag damals an einem wichtigen Triftweg. Ein hoher Viereckturm überragt das Dorf. Jahrhunderte lang diente er als Gefängnis der Baronie Rabouillet. Später wurde er zu einem Glocken- und Uhrturm umgebaut.

Die Infotafel am <em>lavoir</em> verrät, wie dort einst mit Asche gewaschen wurde. Foto: Hilke Maunder
Die Infotafel am lavoir verrät, wie dort einst mit Asche gewaschen wurde. Foto: Hilke Maunder

Am Parkplatz der Genossenschaftskellerei, der sich direkt an der Départementsstraße D 7 nach Sournia befindet, könnt ihr euer Fahrzeug abstellen. Gegenüber führt die Gasse Chemin de la Foun Vielle erst zum dörflichen Waschbrunnen (links), dann zu einer Viehtränke (rechts).

Eine befestigte Straße führt stetig leicht ansteigend hinaus aus dem Dorf. Sie folgte den Spuren einer alten römischen und mittelalterlichen Straße. Dieser Camin de Caudiès verband einst Limoux via Prades mit Elne. Kurz darauf führt die asphaltierte Straße in einen Wald mit zahlreichen Eichen und der erste orri taucht am Col de Gouza (/759 m) auf.

Ein orri ist eine kleine, Hütte aus trockenen Steinen mit einem Loch im Dach, durch das der Rauch der Feuerstelle abziehen kann. Neben diesem Unterstand befindet sich meist ein kleiner Korral, in dem die Tiere über Nacht geparkt wurden. Diese Hirtenhütten sind typisch für die Pyrenäen. Man findet sie auch in der Provence, wo sie bories genannt werden.

Ein <em>orri</em>.Foto: Hilke Maunder
Ein orri. Foto: Hilke Maunder

Dort, wo der Schutz der Büsche nachlässt, bläst der Cers. Er ist der Bruder der Tramontane – ein heftiger, trockener und kalter Wind. Jenseits eines passage canadien sind Kuhfladen auf dem Weh zu sehen. Sie stammen von den Rindern, die im Sommer hier weiden.

Das Bodengitter verhindert, dass die  Rinder das für sie vorgesehene Areal verlassen. Sie haben Angst vor der Leere und können die Stahlstangen-Passage im Boden nicht überqueren. Hergestellt werden sie vor Ort von der 1988 gegründeten Métallerie Bénezis,. Ihre Kunstschmiedearbeiten schmücken auch die Straßen von Prats.

Ein <em>passage canadien</em>Foto: Hilke Maunder
Ein passage canadien. Foto: Hilke Maunder

Auf dem Forstweg geht es weiter bergauf. Je höher ihr kommt, desto grandioser öffnen sich die Ausblicke auf den Bas-Fenouillèdes und das Roussillon. Prats-de-Sournia gilt als Balkon des Fenouillèdes – und rühmt sich der besten Aussichten. In der Ferneglitzert das Mittelmeer. Gen Süden funkelt der Schnee des Canigou im Sonnenlicht.

Hügeln und Täler wechseln. Aus dem  Labyrinth der Landschaft ragen bekannte Punkte wie Força Réal, Roc Redoun, Tour del Far, Quéribus oder der Pic de Vergès auf. Los Agradanos nannten die Einheimischen dieses schöne Fleckchen Frankreich – von agrada = schön, angenehm, gefallen und anos = der Ort, die Stätte.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Sobald zur Rechten ein Holzschild mit der Aufschrift „4,5 kms – Tour des Cabanes“ auftaucht, müsst ihr die Forststraße verlassen und den kleinen, steinigen Pfad nehmen, der sich durch  Buchsbaumhecke schlängelt. Steiler als bislang führt er hinauf. So leitet er hin zu einer verlassenen Hütte mit zwei nebeneinanderliegenden Eingängen.

Der erste Raum ist eher klein. Ihn nutzte einst der Schäfer, um sehr junge Lämmer von der Herde zu trennen. Im zweiten, deutlich größeren Raum, wurden die Schafe noch bis in die 1960er-Jahre geschoren.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Folgt am Pellado dem Weg zum Wegkreuz in 916 Meter Höhe. Es markiert den höchsten Punkt des Sentier des Cabanes – und einen der schönsten Punkte entlang der Rundwanderung. Zistrosen bedecken den Hang. Kiefern recken sich als Solitär in den Himmel.

Dann trennt eine passage canadien das Weideland der Gascogne- und Limousin-Rinder von einer Straße, die nun wieder befestigt ist. Mit weitem Blick auf den Canigou und den Roussillon führt sie sanft bergab.

Der Blick vom Pellado auf den Pech de Bugarach. Foto: Hilke Maunder
Der Blick vom Pellado auf den Pech de Bugarach. Foto: Hilke Maunder

An der T-Kreuzung führt gen Osten die Straße weiter zurück Richtung Dorf, stets begleitet von traumhaftem Weitblick auf die Synklinale von Saint-Paul-de-Fenouillet und den Roussillon.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Zur gelben Markierung des Sentier des Cabanes hat sich hier auch das Rot-weiß die Grande Randonnée GR.36 und Gelb-Rot die Grande Randonnée Pays GRP Tour des Fenouillèdes gesellt. Die Wäldchen und Gehölze sind fast völlig verschwunden und haben kleinen Wiesen oder größeren Feldern Platz gemacht, die Hecken unterbrechen.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Am Fuße des Butte d’Al Calmeil weist eine Aufschrift auf einem Stein den Weg zum Gipfelkreuz – und zu drei Orientierungstafeln in 781 Metern Höhe. Sein Name verrät, dass es sich um eine Anhöhe mit Felsen oder karger Vegetation handelt. Car bedeutet Fels, der Diminutiv eill = klein. Dies passt zur Landschaft am Kreuz. Was für ein Panorama!

Der Aussichtspunkt Al Cameil. Foto: Hilke Maunder
Der Aussichtspunkt Al Cameil. Foto: Hilke Maunder

Nach der Aussicht zurück hinab zur Forststraße gehen und nach rechts der Straße folgen bis zu einer kleinen Kapelle. Die Geschichte besagt, dass 1638 ein erstes Holzkreuz errichtet wurde, um die bösen Flüche aufzuhalten, die immer wieder über das Dorf hereinbrachen. Das heutige gemauerte Oratorium ist wesentlich jünger und soll aus dem frühen 20. Jahrhundert stammen.  Von habt ihr einen schönen Blick auf Prats.

Die Kapelle von Prats-de-Sourne am Sentier des Cabanes. Foto: Hilke Maunder
Die Kapelle von Prats-de-Sournia am Sentier des Cabanes. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Verlasst dort die Route und entdeckt noch den Charme des nicht einmal 100 Einwohner großen Dorfes mit seinen gepflasterten Gassen, seiner zentralen Place de la Fraternité mit einem großen Wandbild, den mit Blumen geschmückten Fassaden, dem Farahon-Turm und der dem Heiligen Felix geweihten Kirche besuchen, deren prächtige Glockenmauer allein schon einen Umweg wert ist.

Der Dorfplatz von Prats-de-Sournia. Foto: Hilke Maunder
Der Dorfplatz von Prats-de-Sournia. Foto: Hilke Maunder
Im alten Ortskern von Prats-de-Sournia. Foto: Hilke Maunder
Im alten Ortskern von Prats-de-Sournia. Foto: Hilke Maunder
Die Dorfkirche Saint-Félix. Foto: Hilke Maunder
Die Dorfkirche Saint-Félix. Foto: Hilke Maunder

Le Sentier des Cabanes: die Infos

Länge: 7,8 km

Zeit: 2,5 – 3 Stunden

Höhenmeter: 330 m

Markierung: gelber Querstrich

Routen-PDF: hier im Blog, hier im Netz

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Prats-de-Sournia, Dorffest. Foto: Hilke Maunder
Beim Dorffest von Prats-de-Sournia spielen Musikkapellen. Foto: Hilke Maunder

Im Blog

Das große Dorffest von Prats-de-Sournia

Alljährlich am 1. Sonntag im Juni feiert Prats-de-Sournia sein Dorffest mit großem Produzentenmarkt und viel Musik. Für Infos und Impressionen bitte hier klicken.

Im Buch

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