Les Sables-d'Olonne: Parade derBelles Anglaises. Foto: Hilke Maunder
|

Les Sables-d’Olonne: das Oldtimer-Fest

Les Sables-d’Olonne und die Engländer: Lang ist die gemeinsame Geschichte, geprägt vom Handel mit Salz und Wein, aber auch von Kämpfen, dem Schmuggel und der von Napoleon auferlegten Kontinentalsperre. Seit 1998 unterhält Les Sables-d’Olonne eine Partnerschaft mit der englischen Stadt Worthing, was die guten Beziehungen zu England unterstreicht.

Doch jetzt flattert der Union Jack hoch auf einer Fahnenstange an der Strandpromenade von Les Sables-d’Olonne, und Madame und Monsieur flanieren mit bowler hat oder Blumenhut auf dem Trottoir, der dem breiten, scheinbar endlos langen Sandstrand folgt. À nous les petites Anglaises ! verkünden Plakate.

Sables d'Olonne: Parade der Belles Anglaises. Foto: Hilke Maunder
Die Parade beim Festival der Belles Anglaises von Les Sables d’Olonne. Foto: Hilke Maunder.

Die Sommerkomödie

À nous les petites Anglaises! Das war die französische Sommerkomödie, die mich 1976 als Teenie begeisterte. Ein Film, recht oberflächlich und grob gestrickt, und doch so ein großer Spaß, dass auch die deutsche Fassung mit dem Titel „Her mit den jungen Engländerinnen*“ ein Erfolgsfilm wurde. Für die Musik wurde Mort Shuman 1977 für den César nominiert. Frankreich und England waren die Drehorte.

Britanniens rollende Stars

Sables d'Olonne: Parade derBelles Anglaises. Foto: Hilke Maunder
Der Umzug des Festivals À nous les petites Anglaises ! Foto: Hilke Maunder

A nous les belles anglaises ist seit 2007 auch Ende September ein Wochenende lang das Motto in Les Sables-d’Olonne. Aus Frankreich, England und anderen Ländern kommen Sammler von englischen Oldtimern in die Hauptstadt der Côte de Lumière.

Stolz zeigen sie ihre liebevoll restaurierten Fahrzeuge. Blank poliert ist das Chrom, perfekt gestylt der Look der Fahrerinnen und Fahrer. Stolz weht der Union Jack am hohen Mast, währen ein Austin Malcolm Peacock von 1968 im Schritttempo die Strandpromenade entlang rollt.

Sables d'Olonne: Parade derBelles Anglaises. Foto: Hilke Maunder
Beim Veteranentreffen der À nous les petites Anglaises ! Foto: Hilke Maunder

Drei Daimler SP 250, drei Maurice Minor, dann ein Rolls-Royce von 1937, ein Bentley von 1954, ein Singer von 1955. Martin Cobra, Morgan, Jaguar, Triumph, Lotus … der automobile Stolz des Empire zieht an den Tausenden winkender Zuschauern vorbei.

Morgens früh um 8.30 Uhr hatten sie sich vor der Prieuré Saint-Nicolas getroffen für den traditionellen Corso entlang der Küste, der drei Stunden lang dem Remblai von Les Sables-d’Olonne folgt.

Sables d'Olonne: Parade derBelles Anglaises. Foto: Hilke Maunder
Automobile Legenden bilden den Corso bei À nous les petites Anglaises ! Foto: Hilke Maunder

Savoir-vivre zur Show am Strand

Über Lautsprecher kommentiert Oldtimer-Papst Pierre Caiveau die präsentierten Modelle. Champagnerkorken knallen, Wein füllt die Gläser. Wer die Kosten im Lokal scheut, kommentiert bei Bier und Chips die Parade.

Das Setting könnte nicht schöner sein. Zum Atlantik hin ein breiter, sanft abfallender Strand mit einer leichten Brandung. Cumuluswolken schmücken den Himmel, fantasievolle Muster den Milchschaum der Cappuccini der Strandbars.

Les Sables d'Olonne: eine der vielen Strandbars an der Grande Plage. Foto: Hilke Maunder
Les Sables d’Olonne: eine der vielen Strandbars an der Grande Plage. Foto: Hilke Maunder

Mittags wird dort Sole Sablaise, die Seezunge der Stadt, serviert. Zum Sonnenuntergang gibt es den Wein des nahen Fiefs Vendéens, dessen Qualität seit 2011 das AOP-Siegel verbürgt.

Alle vier Jahre – nach 2024 erneut 2028 – ist der Hafen von Les Sables-d’Olonne Start- und Zielort der Einhand-Weltumseglung Vendée Globe.

Der Hafen von Les Sables d'Olonne. Foto: Hilke Maunder
Der Hafen von Les Sables-d’Olonne. Foto: Hilke Maunder

Die Schlemmer-Halle

Jenseits der Strandpromenade führt eine Treppe hinauf zum historischen Herzen der Stadt am Meer, die 2018 ihren 800. Geburtstag feierte.

Am Ende der breiten Treppen plätschert ein Brunnen. Schräg dahinter bergen alte Backsteinmauern das Schlemmerparadies der Stadt: der marché des halles centrales.

Les Sables d'Olonne: die Markthalle. Foto: Hilke Maunder
Die Markthalle von Les Sables-d’Olonne. Foto: Hilke Maunder

Gusseiserne Bögen und Fenster verströmen den Charme der Belle Époque. An den Ständen stapeln sich die Genüsse der Vendée. Das luftige Hefebrot Gâche ähnelt der Brioche, ist aber durch die beigefügte Crème fraîche kompakter im Teig.

Mit dem Knoblauchbrot Préfou wurde einst die richtige Backtemperatur der Dorföfen getestet. Heute begleitet es den Aperitif. Hier findet ihr das Rezept zum Nachbacken.

Les Sables d'Olonne: die Markthalle. Foto: Hilke Maunder
An vielen Ständen dürft ihr kosten! Foto: Hilke Maunder

Bitte ein Kamok!

Sardinen aus Saint-Gilles-Croix-de-Vie, Austern aus der Bucht von Aiguillon, roher Vendée-Schinken, weiße Mogette-Bohnen, Tomaten in allen Farben und Formen, Käse … und an der einfachen Bar, die auf keinem französischen Markt fehlen darf, eine Flasche Kamok.

Mit großem Schwung füllt Madame den Kaffeelikör der Vendée großzügig in Pappbecher ein. Draußen hat sich bereits eine Menschentraube auf der Mauer neben der Treppe versammelt und schaut von oben der Parade zu. Jeder mit Pappbecher in der Hand. Und weiter rollt der Corso der Belles Anglaises vorbei. Stundenlang.

Sables d'Olonne: Parade derBelles Anglaises. Foto: Hilke Maunder
Auf Hochglanz poliert: die Oldtimer des Festivals À nous les petites Anglaises ! Foto: Hilke Maunder

Les Sables-d’Olonne: meine Reisetipps

Nicht verpassen!

Beste Aussichten

Vom Leuchtturm und der Prieuré Saint-Nicolas bieten sich herrliche Ausblicke auf Les Sables-d’Olonne und seine Grande Plage, die zu den schönsten Stränden der Vendée gehört.

L’Île Penotte

Danièle Arnaud-Aubin hat seit den 1980er-Jahren in der Île Penotte atemberaubende Shell Art geschaffen: Tausende Muscheln schmücken dort in ausgefallenen Mustern Wänden, Türen und Fassaden der Häuser

MASC – Musée d’Art moderne et contemporain

Zu den wichtigsten Kunstsammlungen der Pays de la Loire gehört das MASC – Musée d’Art moderne et contemporain mit Werken von Pablo Picasso, Georges Braque, Jean Dubuffet und Joan Miró.
• Rue de Verdun, 85100 Les Sables-d’Olonne, Tel. 02 51 32 01 16, www.lemasc.fr

Rue de l’Enfer

Diese kleine, kurze Straße gilt als die engste Gasse der Welt – an ihrer engsten Stelle ist die Rue de l’Enfer nur etwa 40 Zentimeter breit.

Aktiv

Bassin Dombret

Zwischen der Felsküste von Chaume und in der Nähe des Leuchtturms Armandèche liegt das Bassin Dombret, ein wunderschöner Naturpool mit eigenem Strand. Das 1974 in Betrieb genommene Meerwasserschwimmbad ist 130 Meter lang und 40 Meter breit und perfekt für eine Badepause mit der ganzen Familie.
• Route de la mer, 85340 Les Sables-d’Olonne

Schlemmen und genießen

La Cuisine de Bertrand

Parkettboden, weiße Tischdecken, schönes Geschirr und Klassiker der französischen Küche auf dem Teller, traditonell wie köstlich zubereitet von Küchenchef Bertrand Gouon.
• 22, quai Ernest de Franqueville, 85100 Les Sables-d’Olonne, Tel. 02 51 95 37 07, www.facebook.com

Le Quai des Saveurs

Maxime Dourdin hat zehn Jahre lang bei Sterneköchen wie Guy Savoy, Philippe Labbé oder Michel Sarran gelernt, stand mit David Bizet am Herd des Georges V. in Paris, lernte dort seine Frau Estelle kennen – und kehrte mit ihr in seine Heimat zurück, um ein eigenes Restaurant zu eröffnen: elegant, raffiniert, ein echter Hochgenuss!
• 8, place de Strasbourg, 85100 Les Sables-d’Olonne, Tel. 02 51 23 84 91, https://lequaidessaveurs.net

L’Abissiou

Boris Harispe und Mélanie Roussy bilden das Paar, das dieses feine, gehobene Gourmetlokal in einer schlichten Gasse zwischen den Markthallen und der Seefahrerkirche Notre-Dame-de-Bon-Port betreibt. Sein Name erinnert im Dialekt der Stadt an die kleinen Fische, die früher von den Kindern im Hafen gefangen wurden. 2023 honorierte Michelin ihre frisch, raffinierte Meeresküche mit einem ersten Stern, der 2024 bestätigt wurde.
• 81, rue des Halles, 85100 Les Sables-d’Olonne, Tel. 09 86 36 42 29, www.labissiou.fr

Hier könnt ihr schlafen*

 

Weiterlesen

In Blog

Alle Beiträge aus dem Département Vendée sind in dieser Kategorie vereint.

Im Buch

Klaus Simon, Hilke Maunder, Secret Citys Frankreich*

Gemeinsam mit meinem geschätzten Kollegen Klaus Simon stelle ich in diesem Band 60 Orte in Frankreich vor, die echte Perlen abseits des touristischen Mainstreams sind. Le Malzieu in der Lozère, Langogne im Massif Central, aber auch Dax, das den meisten wohl nur als Kurort bekannt ist.

Mit dabei sind auch Senlis, eine filmreife Stadt im Norden von Frankreich, und viele andere tolle Destinationen. Frankreich für Kenner  – und Neugierige!

Lasst euch zu neuen Entdeckungen inspirieren … oder träumt euch dorthin beim Blättern im Sessel oder am Kamin. Wer mag, kann das Lesebuch mit schönen Bildern hier* bestellen.

 * Durch den Kauf über den Partner-Link, den ein Sternchen markiert, kannst Du diesen Blog unterstützen und den Blog werbefrei halten. Für Dich entstehen keine Mehrkosten. Ganz herzlichen Dank – merci !

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert