Saint-Martin nach Irma: Street-Art als Therapie
We love Saint-Martin und Saint-Martin, mon amour verkünden knallige Bilder auf Stromkästen. Nahezu jeder Ort im französischen Teil der Insel Saint-Martin zeigt so zudem stolz seinen Namen in Street-Art.
Jimmy Sheiks Botschaft: Liebe
Hinter dem We Love-Projekt steckt Jimmy Sheik. Seit vier Jahren widmet sich der gebürtige Guadeloupais dem We love project und schmückt Wände auf der ganzen Welt mit riesigen Fresken, um eine Botschaft der Liebe zu verbreiten.
Das Markenzeichen von Jimmy Sheik ist ein Schmetterling. Er signiert alle seine Werke mit einem Monarchen. Es ist seine ganz persönliche Hommage an seine Heimat Guadeloupe, die einzige Insel auf der Welt, die die Form eines Schmetterlings hat.
Signal der Hoffnung
Nicht nur die urbane Kunst von Jimmy Sheik hat die Karibik-Insel erobert. Die bunten Wandbilder sind Therapie. Zeichen der Hoffnung. Und des Neubeginns nach dem Schrecken von Irma, der sich tief in das kollektive Bewusstsein der Inselbewohner eingegraben hat.
Am 6. September 2017 war der Hurrikan über die Französischen Antillen und die Inseln Saint-Martin und Saint-Barthélemy mit bis zu 360 Kilometern pro Stunde hinweggezogen. Der stärkste Sturm in der Geschichte der Insel glich einer Apokalypse, sagen die Einheimischen.
Der Wiederaufbau gelang überraschend schnell. Doch die seelischen Wunden sind bis heute nicht verheilt. Street-Art hilft dabei. Und bringt bei Krisen Farbe zurück ins Leben.
Faces of Saint-Martin
Direkt nach Irma startete 2017 die erste Ausgabe von Faces of Saint Martin. Auf der Insel zeigten damals acht Fotografen den Alltag von Menschen, die sich für den Wiederaufbau der Insel engagierten. Die Freiluftaktion fand so viel Anklang, dass sie seitdem alljährlich weitergeführt wird.
Die Aktion Faces of Saint-Martin ist direkt vom Projekt Inside out des französischen Künstlers JR inspiriert und gibt jedem die Möglichkeit, sein Porträt, seine Geschichte zu teilen und eine Botschaft im urbanen Raum zu vermitteln. Jedes Jahr wechselt das Motto. 2021 hieß es: amazing faces (erstaunliche Gesichter). Die Schwarz-Weiß-Fotografien schmückten mehrere Monate lang die Fassaden von Marigot.
Wer mitmachen möchte, muss auf der Insel leben – und die Jury bei der Vorauswahl der Arbeiten überzeugen. 2021 gelang dies den Fotografen Lauralie Peterson, Nathalie Beaurain, Steph Deziles, Chloé Forest und Théo Feger. Jeder von ihnen hat zehn Fotos eingereicht, die nach fünf Kriterien bewertet wurden: Einhaltung des Themas, Qualität der Wiedergabe, visuelle Stärke, Inszenierung des Bildes und Originalität des Ortes.
Wall Art Saint-Martin
Donovane Tremor, Gründer von Wall Art Saint-Martin, erzählt: „Wir haben den Verein während des ersten Lockdowns im März 2020 gestartet. Damals war es nicht leicht gewesen, die Arbeit zu beginnen. Unser Ziel ist es, der Insel wieder Farbe zu verleihen.
Dazu bemalen wir ihre Wände in leuchtenden Farben. Wir arbeiten dazu mit lokalen Künstlern zusammen. Und laden Künstler aus aller Welt ein, ihre Vision, ihre Technik und ihr Talent hier auf Saint-Martin zu zeigen.“
Inspiriert wird dabei der Verein nicht nur von Street-Art-Hochburgen wie Wynwood in Miami, dem 13. Arrondissement von Paris, Barcelona und Valparaíso, sondern auch von den sozialen Medien.
Größere Projekte sollen nun folgen. Denn das Ziel ist ehrgeizig: Wall Art Saint-Martin will die Insel zu der Street-Art-Destination der Karibik machen.
Color Me SXM
Bereits 2012 gründeten Erika Cannegieter, Melanie Choisy und Anna Richardson die Stiftung Be the Change. Die Stiftung unterstützt fördert Projekte von NGOs, Schulen oder Ehrenamtlichen, die einen Wandel bringen. Bei SXM DOET setzten 1.500 Freiwillige innerhalb von 48 Stunden mehr als 80 Projekte um.
Mit Color Me SXM will die Stiftung Philipsburg im niederländischen Teil der Insel aufwerten. Zwölf Wandbilder entstanden dort 2020. Insgesamt gibt es dort mehr als 20 murals. Seit 2021 präsentiert sie der Philipsburg Art Walk.
Madtwoz Family: mehr als Street-Art
In Sandy Ground gründete der damals 21-jährige Jeremy Watts die Madtwoz Family. Sein Ziel: Jugendlichen in der Siedlung, die zu den ärmsten des französischen Teils gehört, eine Perspektive zu geben. Gemeinsam mit den Jugendlichen entwickelte er Kultur- und Bildungsprojekte.
Er eröffnete ein Cyber Café, ein Musikstudio und eine Werkstatt, in der Poster hergestellt werden können. Seit 2014 gibt sein Verein alle zwei Monate die Zeitschrift SXM Friendly Magazine heraus. Nach dem Zyklon Irma folgten eine Fahrradwerkstatt, das Creative Lab mit 3D- und Textildruck und ein Gemeinschaftsgarten.
Um nach der Zerstörung Schönes zu schaffen, wurden die Bewohner des Ortes eingeladen, die Fassaden und Wänden von Sandy Grove mit Wandbildern zu verschönern. Neben Bildern entstanden auch Motivationssprüche. Vertraue Dir selbst… und: Erwarte nichts – und achte alles.
Street-Art in Saint-Martin: meine Reise-Infos
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