
Immer wieder mittwochs strömen die Menschen nach Sanary-sur-Mer. Dann ist wieder Marktzeit im westlichsten Hafenstädtchen der Côte d’Azur – und begann 2008 die Handlung der Erfolgskomödie „Willkommen bei den Sch’tis“.
Ende der 1930er- und Anfang der 1940er-Jahre war Sanary-sur-Mer der Fluchtpunkt deutscher Exilschriftsteller.
Heimliche Hauptstadt
Heinrich und Thomas Mann mit den Kindern Klaus, Erika und Golo Mann, Bertolt Brecht, Ernst Bloch, Franz Werfel, Joseph Roth, Alfred Kerr und viele andere von den Nazis verfolgte Künstler trafen sich hier im Exil. 39 Namen allein aus Deutschland listet die Tafel auf der Außenwand des Office de Tourisme auf.

Ludwig Marcuse, der ebenfalls dorthin geflohen war, nannte das Hafenstädtchen in seiner Autobiografie „die heimliche Hauptstadt der deutschen Literatur“. Als Domizil wählten die Dichter das Hôtel de la Tour direkt am Hafen.
Zum Diskutieren trafen sie sich in den Cafés der Hafenzeile. Welche Orte noch eng mit den Dichtern aus Deutschland verbunden ist, verrät ein Plan des Office de Tourisme. Dort gibt es zudem gegen Gebühr ein sehr instruktives Taschenbuch zu den deutschsprachigen Exilanten und Literaten.
Das 120 Seiten dicke Werk mit dem Titel Sur les pas des Allemands et des Austrichiens en Exil à Sanary 1933-1945 ist dreisprachig F/E/D und enthält diverse Schwarzweiß-Fotos und Stadtplanausschnitte.

Doch jetzt ist Mittwoch, und wieder Zeit für den Grand Marché. Bereits in aller Herrgottsfrühe haben rund 320 Händler das Hafenstädtchen in einen riesigen Freiluftmarkt verwandelt. Unter den Platanen des Boulevard Estienne d’Orves stapeln sich Obst und Gemüse, Fleisch und Käse.

Fisch und Meeresfrüchte kommen frisch vom Kutter. Auf dem Fischmarkt am Hafen liegen Seeteufel und Dorade, Crevetten und Hummer, winzige Felsenfischchen und halbierte Thunfisch auf den Auslagen, fachkundig begutachtet von den Franzosen.

Von der Place de la Tour bis zum Ende der alten Gassen gibt es schlichtweg alles, was man im Leben so braucht: Schuhe und Schmuck, Matratzen und Miederwaren. Dafür gab es 2018 die Auszeichnung: plus beau marché de la France – schönster Wochenmarkt von Frankreich!

Sanary-sur-Mer: meine Reise-Infos
In der Nähe
Bandol
Auch der Hafen von Bandol strahlt mit seinen kunterbunten pointus-Booten typisch provenzalisches Flair aus. Klickt hier für Impressionen und Infos.
Saint-Cyr
Ein richtig charmantes Marktstädtchen ist auch Saint-Cyr. Lasst euch hier inspirieren.
Schlafen
Grand Hôtel des Bains
Der Name täuscht: Hier erwartet euch kein luxuriöses Grandhotel. Sondern ein Zweisternehaus mit kleinen, recht schlichten und karg möblierten Zimmer voller Charme vergangener Tage.
• 25, Boulevard Estienne d’Orves, 83110 Sanary-sur-Mer, Tel. 04 94 74 13 47, www.adonis-hotel-sanary.com
Hôtel Synaya
Ein charmantes Drei-Sterne-Hotel in der Nähe des Strandes von Portissol ist das Hôtel Synaya mit elf Zimmern und Pool im Garten.
• 92, Chemin Olive,83110 Sanary-sur-Mer, Tel. 04 94 74 10 50, www.hotelsynaya.com

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Sobald Corona vorbei ist, steht der zweite Teil unserer Südfrankreichreise an, von Montpellier bis Couilloure, mit Zug und Bus. Sehr gerne denke ich an die Reise von Nizza nach Marseille zurück den wunderbaren Aufenthalt im Sanary sur mer, wo wir sogar das Glück hatten, im Hôtel de la Tour zu übernachten.
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