Station F: Station F: Von der Bahnhofsruine zum weltgrößten Start-up Hub
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Brummt: die Start-Up-Szene in Frankreich

Innovativ, kreativ und Start-Up-Primus: So setzte Frankreich 2017 auf der Internationalen Funkausstellung Berlin (IFA) Zeichen. 15 französische Jungunternehmer präsentierten sich damals im French Tech-Pavillon in Halle 26. Und ließen aufhorchen.

French Tech für Gründer

Ausgewählt wurden die 15 Firmen von Foued Kéfif. Kéfif ist Projektleiter bei der French-Tech-Initiative, die die französische Regierung bereits 2013  ins Leben gerufen hat. Mit einem Gesamt-Budget von 15 Millionen Euro fördert sie seit 2013 gezielt die französische Start-up-Szene und die Dynamik unternehmerischer Nachwuchstalente. Seit Oktober 2016 ist sie Mitglied des French-Tech-Netzwerkes, das weltweit mehr als ein Dutzend Standorte umfasst.

Von der Bahnhofsruine zum weltgrößten Start-up Hub der Welt: Station F
Von der Bahnhofsruine zum weltgrößten Start-up-Hub der Welt: die Station F am ehemaligen Gare de Freysinnet – so sah es vor dem Umbau aus.

Station F: die Zukunftsschmiede

Neugierig geworden auf Frankreichs Start-Up-Szene wurde durch die Station F. Vier Jahre lang hatte der einstige Freyssinet-Bahnhof im 13. Arrondissement  einer riesigen Baustelle geglichen (Fotos oben: vor Umbau). Am 29. Juni 2017 wurde die 34.000 qm große Halle von Staatspräsident Emmanuel Macron als weltgrößter Start-Up-Campus eröffnet

„Hier ist die Startup-Dichte höher als im Silicon Valley!“ betonte der französische Tech-Milliardär Xavier Niel bei der Eröffnung.

Niel investierte 250 Millionen Euro in den Umbau. Finanziert und betrieben wird Station F mit Niels privater Programmierhochschule École 42 und Industrie- und IT-Partnern. Der Staat und die Stadt Paris unterstützen seitdem das Projekt.

In die Brutstätte für junge Unternehmen sind bereits 1.000 Start-ups eingezogen. Auch ein Fablab zur Herstellung von Prototypen, eine Post-Agentur, eine  Außenstelle des Finanzamts und French Tech sind ebenfalls vertreten.

Drei Investment-Fonds, von denen einer Niel selbst gehört, und die öffentliche Investitionsbank bpifrance findet ihr in der 340 m langen Halle, in die vier Etagen eingezogen wurden.

Dazu einen Konferenzraum für fast 400 Personen, ein Atelier mit 3-D-Druckern, Tischkicker und eine Kantine, die rund um die Uhr geöffnet hat. Station F ist ein Mikrokosmos mit Rundumservice für Entrepreneure. 2018 schloss sich de letzte Lücke. Seitdem gibt es in drei Türmen Wohnstudios  für 600 Gründerinnen und Gründer.

Die Big-Mamma-Gruppe betreibt seit 2018 im Startup-Zentrum Station F Europas größtes Restaurant. La Felicitá vereint unter der dem großen Glasdach der einstigen Halle de Messageries auf 4.500 Quadratmetern Trattoria, Pizzeria und Cafeteria.

Doch das ist nicht alles. Hinzu kommen eine Gourmet Burger Bar,  eine Freiluftgrill-Bar und ein riesiger Biergarten mit loungigen Sitzgelegenheiten und viel Grün.

Milliardär dank Minitel

Gezieltes Mentoring bietet Station F all jenen, die keine guten Startchancen haben, keinen gefüllten Geldbeutel – und dann vielleicht einen ähnlichen Werdegang wie Niel hinlegen.

Der Parvenü aus der verschlafenen Vorstadt Maisons-Alfort wurde mit dem beliebten französischen Onlinedienst Minitel reich. Er verbreitete auf minitel rose Sexangebote. Zur Jahrtausendwende nutzten neun Millionen Franzosen Minitel.

Niel hatte jedoch erkannt, dass der Zenith überschritten war, und schuf 1999 den Internetprovider Free, der seit 2012 auch im Mobilfunk tätig ist. 2017 kletterte Niel auf Platz 159 der Forbes-Liste mit den reichsten Menschen der Welt.

Bei Station F verfolgt der Mäzen und Mentor durchaus auch eigene Interessen. Dort konzentriert sich jetzt die vorher unübersichtliche Start-Up-Szene der Hauptstadt. Niel und seine Partner, darunter Facebook und Microsoft mit eigenen Trainingsangeboten, können so jeden Trend, jede Idee, jede Genese eines neuen Produktes hautnah verfolgen.

Und sie mit eigenen Wagnisfonds unterstützten. Ähnliche Ziele verfolgt auch die Förderbank Bpi France. Denn Paris ist der neue Hotspot. Das sagt nicht Paris, sondern Deloitte.

Hothouse der Start-Up-Szene

Im Ranking EMEA Deloitte Technology Fast 500  führt Frankreich seit 2010 das Ranking der am schnellsten wachsenden europäischen Start-ups an. 94 der dort aufgeführten Unternehmen stammen aus Frankreich.

Fast jeden Monat gelingt es heute einer Pariser IT-Firma, bei internationalen Investoren dreistellige Millionenbeträge einzuwerben. French Tech ist en vogue, nicht nur in Paris.

Die einstige Bahnhofshalle birgt heute einen riesigen Foodcourt. Foto: Hilke Maunder
Die einstige Bahnhofshalle birgt heute einen riesigen Foodcourt. Foto: Hilke Maunder

BlaBla-Car & andere Reise-Start-Ups

Eines der erfolgreichsten französischen Start-ups der letzten Jahre kennt ihr bestimmt: BlaBlaCar. Die Mitfahrzentrale des Internets ist seit 2016 auch in Deutschland aktiv. Heute könnt ihr auch in Russland, der Türkei, Indien, Mexiko und Brasilien auf deren Plattform Fahrten anbieten oder buchen. Inzwischen betreibt BlaBlaCar auch ein eigenes Busunternehmen.

The People (ehemals: Les Piaules) hat im Herzen von Belleville (Paris) die Jugendherberge neu erfunden – mit praktischen, gut durchdachten 4, 6 und 8-Bettzimmern, günstigen Doppelzimmern mit viel Holz, gemütlicher Lounge samt Bar mit lokalen Produkten, Dachgarten, Schließfächern, superschnellem Internet und sehr freundlichem Personal. „Die beste Jugendherberge von Paris!“ schwärmt das Magazin L’Obs.

Richtig cool sind die SeaBubbles. Die knuffigen Minifahrzeuge, die Alain Thébault und Anders Bringdal erfunden haben, haben im Mai 2017 ihren ersten Praxistest in der Bucht von La Ciotat (Bouches-du-Rhône) erfolgreich bestanden.

Und auch die Pariser Bürgermeisterin ist nach einer Seine-Fahrt in den emissionsfreien Vehikeln ganz begeistert und würde sie gerne als neue Pariser Wassertaxis einsetzen. 2018 wurden die ersten Prototypen getestet.

 WISTIKI von Starck sind kleine vernetzte Alltagshelfer. Ihr könnt ihr einfach an den Dingen anbringen, die ihr nicht verlieren möchtet. Wenn ihr das nächste Mal euren Schlüssel nicht finden können, sagt euch euer Smartphone, wo er sich versteckt.

Station F: eine der Bars. Foto: Hilke Maunder
Station F: eine der Bars. Foto: Hilke Maunder

Start-Up-Szene Frankreich: Infos

Business France: Frankreichs staatliche Wirtschaftsförderer,  www.businessfrance.fr

In den Regionen engagiert sich France Digitale 

Die Messe für Gründer ist der Salons des Entrepreneurs, der jährlich in Paris, Marseille, Lyon und Nantes stattfindet.

2016 erstmals veranstaltet wurde in Paris Viva Technology5.000 Start-ups kamen zur Premiere. Ein Erfolg, der sich seitdem wiederholt und gesteigert hat.

French Tech – die staatliche Initiative zur internationalen Vermarktung junger Hightech-Unternehmen.

Welche Start-ups gibt es in Frankreich? Das verrät dieses Portal: My French Start-Up.

Toll ist auch die Seite  www.maddyness.com mit vielen Informationen über französische Start-ups.

Arbeit und Geselligkeit vereint: Station F. Foto: Hilke Maunder
Arbeit und Geselligkeit vereint: Station F. Foto: Hilke Maunder

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Ein Kommentar

  1. Super Beitrag ! Danke Hilke 😉
    Business France ist einer der Hauptpartner der French Tech und hilft französische Startups dabei sich in Frankreich aber auch im Ausland zu entwickeln. z.B. in Berlin mit dem French Tech Hub.

    Link zum Tech book (Englisch) und zum Austellerkatalog der IFA: http://www.businessfrance.fr/Media/Default/Livre%20Blanc%20Livret%20Tech/LIVRET%20TECH_UK.pdf
    http://www.youbuyfrance.com/medias/document/BUSINESS_FRANCE_EXHIBITORS_LIST_AT_IFA_2017_24_08_17_16_50.pdf

    Liebe Grüße,
    Isabelle

    @BF_DACH
    @BF_TechServices
    @FrenchTechbrln

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