Der geplante Iconic-Komplex von Cap d'Agde
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Le Cap d’Agde: der Millionen-Facelift

Jean Le Coutour entwarf das Cap d’Agde als Urlaubsstadt auf dem Reißbrett. Gut 50 Jahre später investiert der Badeort im Hérault erneut umfangreich in den Tourismus.

Hinter dem Sportboothafen entstand in nur 18 Monaten ein völlig neues Stadtviertel. Im Sommer 2022 folgte die neue Ramblas, kurz darauf die Fertigstellung vom Iconic-Komplex.

Das Kongresszentrum von Wilmotte. Foto: Hilke Maunder
Das Kongresszentrum von Wilmotte. Foto: Hilke Maunder

2017 hatten die Stadtväter für den Bau eines Kongresszentrums mit 1200 Plätzen, eines Kasinos und eines Viersternehotels grünes Licht gegeben.

Auch Wohnungen enthielt der Entwurf von Jean-Michel Wilmotte, den Kaufman & Broad unter dem Namen Iconic errichtete.

Das Kongresszentrum von Wilmotte. Foto: Hilke Maunder
Faszinierend; die Muster der vorgehängten Fassaden. Foto: Hilke Maunder

Eine neue Ikone

Ungewöhnlich für Le Cap d’Agde ist die Architektur auf jeden Fall. Wilmotte entwarf die beiden, rund 20 Meter hohen Gebäude als kreisrunde Bauten aus weißem Beton mit gestaffelten Geschossen.

So schuf er Platz für Gärten, Terrassen und viel Grün. In den Innenhöfen wachsen Palmen und mediterrane Kräuter neben der Vegetation der Garrigue. Viele der Wohnungen haben Terrassen und Meerblick.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Flanieren abseits vom Verkehr

Erfolgreich hat Wilmotte die Verkehrsbereiche getrennt. Bereits vor dem Kreisel, der die Zufahrt zum Kongresszentrum und dem benachbarten Casino Barrière regelt, können Fußgänger aussichtsreich auf einer Rampe die Gebäude erreichen – und abseits vom Verkehr weiter spazieren bis zur Dachterrasse mit weitem Blick bis zum Hafen.

Erbaut wurde der inzwischen fertiggestellte Iconic auf einem ehemaligen, zehn Hektar großen Parkplatz neben dem Office de Tourisme.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Die neue Rambla

Fertiggestellt ist auch eine Rambla. In Verlängerung der Rue du Tambour verbindet sie seit Sommer 2022 als Bummelpromenade den neuen Komplex mit dem Hafen, seinen Promenaden und seinen Restaurants und Bars. Jeden Samstag findet dort ein bunter Markt statt.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Die Aufhängung der Außenverschaltung. Foto: Hilke Maunder
Die Aufhängung der Außenverschaltung. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

101 Ferienwohnungen

Die Verkaufspreise für die 101 appartements de tourisme mit zwei bis vier Zimmern beginnen ab rund 5000 Euro pro Quadratmeter, so Kaufman & Broad. Sie sind damit fast doppelt so teuer wie sonstige Ferienwohnungen in Cap d’Agde, wo je nach Lage der Quadratmeterpreis zwischen 2500 – 3000 Euro schwankt. Ebenfalls dort verkauft werden ein bis vier Zimmer große Wohnungen für Dauernutzer.

Die Dachterrasse des Kongresszentrums. Foto: Hilke Maunder
Die Dachterrasse des Kongresszentrums. Foto: Hilke Maunder

„Die Stadt muss ihr Angebot vom Niveau her anheben und sich eine neue Identität und Attraktivität geben, um sich den Bedürfnissen der Touristen anzupassen und die Einheimischen zu halten“, sagt Jérôme Cavailles, Kommunikationschef der Kommune. In Agde und seinen Ortsteilen leben 25.000 Bürger. Zur Hauptsaison steigt die Bevölkerungszahl auf 250.000 Menschen.

Der Sportboothafen von Cap d'Agde. Foto: Hilke Maunder
Einer der acht Sportboothäfen von Le Cap d’Agde. Foto: Hilke Maunder

Schwarze Perle am blauen Meer

„Schwarze Perle des Languedoc“, so wird die Strandstadt auch gerne genannt. Denn ihre 14 Kilometer langen Sandstrände, die sich auf mehrere Buchten verteilen, bergen auch schwarzen Vulkansand.

Zu den Stränden führen Fußwege (ramblas). Der meiste Betrieb herrscht an der Plage du Mole. Die Plage Richelieu ist der größte Strand von Cap d’Agde. Berühmt für ihren schwarzen Sand ist die Plage de la Grande Conche unterhalb der Klippen.

Das Herz von Cap d’Agde bildet ein künstlicher Binnensee. An ihm wurden acht Sportboothäfen gelegt, die pastellfarbene, niedrige Häuser im Stil des Languedoc einrahmen.

Foto: Hilke Maunder
Im Hafen von Cap d’Agde. Foto: Hilke Maunder

Vor den Stränden wurde im 17. Jahrhundert nach Plänen des französischen Festungsbaumeisters Sébastien de Vauban auf einer Vulkaninsel das kleine Fort de Brescou errichtet. Während der Saison pendeln Ausflugsschiffe Cap d’Agde und Grau d’Agde dorthin. Welche Meeresbewohner das Mittelmeer birgt, verrät das Aquarium mit 30 Becken. Auch Muränen und Haie sind dabei.

Das Musée Ephèbe birgt die einzige Sammlung der französischen Mittelmeerküste, das die archäologischen Fundstücke aus dem Meer, aus den Seen oder den Flüssen zeigt. Prunkstück ist die Bronzestatue eines schönen griechischen Jünglings, die 1964 aus dem Fluss Hérault geborgen wurde.

Berühmt wurde Le Cap d’Agde vor allem als Hochburg der Freikörperkultur. Sein Village Naturiste gilt als weltgrößtes Zentrum für FKK.  Allerdings lockten die Nudisten in den letzten Jahren verstärkt auch Swinger an. Daher verlor Cap d’Agde das Qualitätssiegel vom französischen FKK-Verband.

Das alte Agde

Agde, Vogelkäfig. Foto: Hilke Maunder
In der Altstadt von Agde. Foto: Hilke Maudner

Von der Brücke an der Einmündung des Canal du Midi in den Hérault seht ihr das alte Agde. Sein Name ehrt die griechischen Glücksgöttin Agathe Tyche – denn es waren griechische Seefahrer, die einst das Städtchen um 500 vor Christus gründeten.

Agde.Foto: Hilke Maunder
In der Altstadt von Agde. Foto: Hilke Maunder

Auffällig ist Farbe der Fassaden. Nicht nur die Häuser, sondern auch die Kathedrale Saint-Étienne sind aus Lavastein gebaut.

Erfahrt im Musée Agathois von Juni bis September mehr über die Stadt. Und bummelt ausgiebig durch die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und alten Bürgerhäusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert!

Agde, Vogelkäfig. Foto: Hilke Maunder
Die Einheimischen scheinen Singvögel zu lieben – an vielen Balkonen hängen im Sommer die Vogelkäfige. Foto: Hilke Maunder
Agde, Vogelkäfig. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

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In Agde bewahrt Chantal Haupt das Erbe ihrer Mutter Madeleine Thoubillon de Moncroc. Für meinen Blog durfte ich die Werke der bekannten französischen Malerin daheim bei der Tochter bewundern. Der Hausbesuch bei Madeleine: bitte einmal hier klicken.

La Florida Française

Wie die Küste des Languedoc sich zum Florida Frankreichs wandelte, erfahrt ihr hier.

Am Hafen von La Grande Motte. Foto: Hilke Maunder
Am Hafen von La Grande Motte. Foto: Hilke Maunder

Im Buch

MARCO POLO Languedoc-Roussillon/Cevennen*

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6 Kommentare

  1. Hallo Hilke, danke für den schönen Artikel über Cap d’Agde und die stimmungsvollen Fotos. Seit 50 Jahren erleben wir die Entwicklung des Caps und sind immer noch fasziniert, wie architektonischer Modernismus und natürliche Reize eine wunderbare Verbindung eingehen. Mittlerweile ist das Iconic Projekt fertig gestellt und auf der ramblas findet jeden Samstag ein herrlicher gut besuchten Markt statt.
    Ein sehr schöner Kontrast zum modernen Cap ist Grau d’Agde an der Mündung des Hérault mit seinen vielen romantischen Ferienhäuschen aus der Anfangszeit des Tourismus im frühen 20. Jahrhundert.

    1. Lieber Herr Degen, das geht sicherlich einigen auch so. Mein Anliegen ist es, die vielen Facetten Frankreichs zu zeigen – und so auch von dort. Viele Grüße! Hilke Maunder

  2. Hallo Hilke,
    vielen Dank für deine tollen Informationen, Reiseberichte etc.
    Ich habe schon sehr viele Jahre eine Immobilie in Cap d’Agde Naturiste.
    Eine Anmerkung habe ich in diesem Artikel. Sie schreiben: „Sein Village Naturiste Héliopolis gilt als weltgrößtes Zentrum für FKK“
    Bitte den Namen Héliopolis in diesem Kontext streichen, den Héliopolis heißt eines der Gebäude mit Appartments im Naturiste Viertel.
    Schöne Grüße, Elke

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