Chartreuse de Valbonne: ein Kloster-Idyll
Wie haben es die Mönche nur im Mittelalter geschafft, sich wie bei der Chartreuse de Valbonne immer die schönsten Fleckchen Erde zu sichern und bis heute zu bewahren? So wie dieses Idyll, das ich per Zufall entdeckte.
Es versteckt sich im Département Gard des Languedoc zwischen den Schluchten der Ardèche und dem Tal der Cèze. Eine Drohne der Tageszeitung Midi Libre filmte das Kloster der Kartäuser 2015 aus der Luft.
Irdisches Paradies
Schon sein Name Valbonne verrät, wie idyllisch es hier ist zwischen den Dörfern Saint-Laurent-de-Carnols und Carsan.
Bäche wie der Ruisseau de Cannet und der Ruisseau de Valbonne plätschern durch die Wiesen. Weingärten und lichter Laubwald umgeben die Chartreuse de Valbonne. Die Sonne tanzt auf den bunt glasierten Dächern. Das schmucke Eisentor zum Innenhof ist geöffnet.
Gegenwehr zu den Katharern
Am 10. Februar 1204 errichteten die Kartäuser inmitten sanfter Hügel und saftiger Wiesen ihr Kloster. Mit der Chartreuse de Valbonne wollte der Bischof von Uzès, Guilhem de Vénéjan, dem wachsenden Einfluss des Katharismus entgegenwirken.
Bruno von Köln hatte im Jahr 1084 diesen katholischen Mönchsorden gegründet. Er ist bekannt für seine strenge Lebensweise, die Einsamkeit und Schweigen betont.
Nach der Französischen Revolution wurden die Besitztümer der Kirche verstaatlicht, und die Kartäuser mussten das Kloster 1790 verlassen. Später kaufte ein Industrieller die Chartreuse de Valbonne und nutzte sie während des Ersten Weltkriegs als Ausbildungszentrum.
Ab 1929 diente die Chartreuse de Valbonne als Leprastation, die erneut den Besitzer gewechselt hatte und sich nun in den Händen von Philadelphe Delord befand. Heute steht die Chartreuse de Valbonne als historisches Monument unter Denkmalschutz und hat sich für Besucher geöffnet.
Bunte Dächer wie in Burgund
Groß ist das Kloster inmitten des Staatswaldes von Valbonne, der im Mittelmeerraum seltene Baumarten beherbergt. Zum Komplex gehören eine Klosterkirche, ein großer Kreuzgang mit 350 Metern Umfang und ein kleinerer Kreuzgang sowie zahlreiche Kapellen.
Mehrere ihrer Türme sowie das Dach der Klosterkirche und des Glockenturms sind mit glasierten Ziegeln im burgundischen Stil gedeckt, was dem Ganzen ein für ein südfranzösisches Kartäuserkloster äußerst malerisches Aussehen verleiht.
Ruhige Klosternächte
Der Kies knirscht unter meinen Füßen. Still ist es noch immer hier. Erholsam und ruhig. Friedvoll und idyllisch. Ich möchte bleiben. Und könnte es tatsächlich: 13 Mönchszellen wurden in Gästezimmer verwandelt, die Räumlichkeiten des Abtes und die Conciergerie in Ferienwohnungen.
Bühne für Events
Der große Garten und der Kreuzgang können für Firmenfeiern und andere repräsentative Anlässe gemietet werden, andere Klosterräume für Konferenzen, Seminare und Meetings. In den romanischen Klosterkapellen erklingen im Sommer Konzerte; gespielt wird auf historischen Instrumenten.
Der Klosterladen
In dem kleinen Klosterladen des Innenhofes findet ihr neben Konfitüren, Keksen und Weinen der Côtes du Rhône auch eine grüne Flüssigkeit in großen und kleinen Flaschen, für die die französischen Kartäuser in aller Welt berühmt sind – den Likör Chartreuse.
Wo er seit Jahrhunderten hergestellt wird, und wie die Mönche dort bis heute leben, erfahrt ihr in diesem Beitrag. Erweckt wurde mein Interesse an den Kartäusern durch eine ungeheuer berührende Erzählung von Pierre Péju, die ebenfalls in dem verlinkten Beitrag vorgestellt wird.
Wanderland
Zahlreiche markierte Wanderwege, darunter auch ein botanischer Lehrpfad und Rundtouren, umgeben die Chartreuse de Valbonne. Direkt daran vorbei führt auch ein Weitwanderweg: die Grande Randonnée GR 42 via Laudun nach Roquemaure.
Chartreuse de Valbonne: meine Reise-Tipps
Hier könnt ihr schlafen*
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Im Département Aveyron haben die Kartäuser das nach eigenen Worten größte Kloster Frankreichs gebaut.
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