Größte Festung der Katharer: Peyrepertuse
Fast verschmilzt sie mit dem Fels: Das Château de Peyrepertuse gehört zu den beeindruckendsten Festungen der Katharer. In Schwindel erregender Höhe wacht die größte Festung der „Ketzer“ 800 Meter hoch über dem Tal des Verdouble über den Süden der Corbières, die Ebene des Fenouillèdes und über die ehemalige Grenze zwischen Frankreich und Aragon.
Nie erobert
Anders als andere Katharerburgen wurde das Château de Peyrepertuse nie erobert. Die Anlage, die um 1050 erstmals erwähnt wurde, kam 1162 in den Besitz der Könige von Aragon – und blieb dadurch zunächst vom Kreuzzug verschont. 1240 jedoch geriet sich während der Katharerkriege in die Schusslinie.
Burgherr Guillaume de Peyrepertuse leistete daraufhin dem Anführer der Kreuzritter, Simon de Montfort, einen Lehnseid. Die Burg wurde französisch – und vom König als eine der fünf Burgen von Carcassonne in seinen Festungsgürtel gegen Spanien integriert.
Das war eher ein symbolischer Akt. Mit einer festen Besatzung von zwölf Mann wäre echter Widerstand bei einer Attacke kaum möglich geworden. Mit dem Pyrenäenfrieden verlor Peyrepertuse 1659 vollends an militärischer Bedeutung.
So könnt ihr heute dort eines der beeindruckendsten Bauwerke der südfranzösischen Militärarchitektur bewundern. Und zugleich Paradeblicke auf die Bergspitzen der Pyrenäen und die Kuppen der Corbières genießen.
Hinauf zum Château de Peyrepertuse!
Vom Dörfchen Duilhac-sous-Peyrepertuse unterhalb der Burg führt eine schmale Bergstraße hinauf zu den Parkplätzen, an denen seit 2016 ein luftiger Steg über das Tal ragt: wunderschön, die Aussicht von dort!
An den Parkplätzen befinden sich auch die Toiletten (oben auf der Burg gibt es keine!) und eine Boutique – Kasse, Zugang und Shop in einem.
An manchen Tagen arbeitet dort eine Deutsche, die schon viele Jahre in den Corbières lebt, an der Kasse. Nun geht es auf einem schmalen Saumpfad in einem schattigen Wäldchen mit Buchsbäumen rund 20 Minuten bergauf zur Burg, die eigentlich aus zwei Burgen besteht.
Château de Peyrepertuse: die Besichtigung
Als erstes erreicht ihr das Château Bas mit den Ruinen des Vieux Donjon, der Kapelle und den Resten der Wohntrakte. Eine leichte Kletterei, und ihr könnt über die Mauern sehen!
Eine Esplanade verbindet die ältere Anlage mit der rund 60 m höher gelegenen, letzten Zuflucht: dem jüngeren Château Jordi. Dieser Teil der Anlage entstand erst unter der französischen Herrschaft und erhielt ebenfalls einen Bergfried (Donjon) und eine Kapelle.
Für alle, die das Château de Peyrepertuse an heißen Tagen besuchen, habe ich noch einen Badetipp. In den Gorges du Verdouble versteckt sich eine der schönsten Stellen in den Corbières zum Wildbaden!
Um sie zu finden, folgt von Duilhac der Straße nach Padern. In einer Linkskurve werdet ihr plötzlich am rechten Straßenrand parkende Fahrzeuge bemerken.
Folgt dem Sandweg hinab in die Schlucht. Er endet an einem Haus. Geht um das Gebäude herum (Privatbesitz!) – und staunt: Ist dieser Badeplatz nicht unglaublich idyllisch und romantisch? Wer schwimmt mit hinein in die Schlucht? Das Wasser ist auch im Hochsommer erfrischend kühl!
Dieser Badeplatz ist noch ein Geheimtipp. Ganz in der Nähe gibt es mit dem Moulin de Ribaute einen zweiten, sehr idyllischen Badeplatz. Dort springt der Nachwuchs im Sommer von Felsen in die erfrischenden Fluten.
Château de Peyrepertuse: meine Reise-Info
Auf den Spuren der Katharer
Sentier Cathare
Der Fernwanderweg auf den Spuren der Katharer: Folgt ihm 250 Kilometer lang von Port-la-Nouvelle am Mittelmeer bis Foix am Fuße der Pyrenäen. Impressionen und Infos gibt es hier.
Die schönste Etappe des Katharerweges
Ihr habt nur ein Wochenende Zeit für den Sentier Cathare? Dann folgt dieser Etappe, die auch das Château de Peyrepertuse und die Burg von Quéribus berührt! Impressionen und Infos gibt es hier.
Der Mythos von Montségur
Zu den bedeutendsten Orten der Katharerzeit gehört die Burg von Montségur im Département Ariège. Bis heute ist in den hoch zum Himmel ragenden Mauern der Geist dieser spirituellen Bewegung zu spüren.
Als Zentrum des Widerstandes gegen die katholische Kirche wurde sie Mythos und Legende. Mal wurde die Burg als Tempel der Sonne angesehen, dann mit dem Heiligen Gral in Verbindung gebracht. Mehr dazu hier.
Schlemmen
Auberge La Batteuse
In einer ehemaligen Feldsteinscheune serviert Christian lokale Küche wie Boles de Picoulat mit weißen Bohnen zu Weinen aus den Corbières und dem Fitou.
• 2, chemin de la Batteuse, 11350 Duilhac-sous-Peyrepertuse, Tel. 04 68 45 04 96, www.facebook.com
Auberge du Moulin
Wildschwein-Eintopf, Lamm mit Thymian und gegrillter Fisch sind Spezialitäten des Restaurants von Olivier und Cyril in einer einstigen Ölmühle.
• 9, rue Fontaine, 11350 Duilhac-sous-Peyrepertuse, Tel. 04 68 48 95 34, www.facebook.com
L’Aouzine
Ein paar Tische unter dem Blätterdach der Grüneichen, eine einfache Karte mit Grillgerichten und Salaten, dazu offene Weine: eine sympathisch rustikale Snack Bar direkt an der Zufahrtsstraße zum Château de Peyrepertuse.
• D814, 11350 Duilhac-sous-Peyrepertuse, Tel. 06 10 62 24 79
Schlafen
Hostellerie du Vieux Moulin*
14 gemütliche Zimmer mit viel Holz und Textilien in katalanischen Farben. Wer möchte, kann Halbpension buchen und dann in der Auberge du Moulin essen – im Sommer draußen auf der schattigen Terrasse. Diese Unterkunft könnt ihr hier* buchen.
• 24, rue de la Fontaine,11350 Duilhac-sous-Peyrepertuse, www.hostellerie-du-vieux-moulin.com
Noch mehr Betten*
Wildbaden
Le Moulin de Ribaute
Zu den schönsten Wildbadeplätzen der Corbières gehört der Moulin de Ribaute mit den Kaskaden des Verdouble und einem kleinen, erfrischenden Badesee.
Inzwischen ist der Badeplatz bei Duilhac-sous-Peyrepertuse kein Geheimtipp mehr; das beweist der sommerliche Andrang und ein gebührenpflichtiger Parkplatz. Doch wunderschön ist es dort bis heute.
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Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*
Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jede Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights. Inzwischen ist der wohl beste Führer für diese wunderschöne Ecke Frankreichs 2024 in der 10. Auflage erschienen.
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