Château Garreau: Armagnac hautnah erleben
Nur einen Steinwurf von der Bastide Labastide-d’Armagnac entfernt, hat die einzige Winzerin des Bas-Armagnac ihr Château Garreau für Besucher geöffnet und bietet spannende Einblicke in die Welt des edlen Brandweins.
„Der Armagnac war unsere Sparkasse. Er bot uns Sicherheit, war unsere Rücklage für Notzeiten, finanzierte große Anschaffungen oder half, Studium oder Ausbildung zu finanzieren.“ Carole Garreau blickt auf ihre Barrique-Fässer.
„Wenn unsere Vorfahren Geld brauchten, verkauften sie eine pièce, sprich, ein Fass.“ Carole leitet die Domaine, die ihr Urgroßvater angelegt hat. Damals war das Château Garreau noch ein Gutshof, der die polyculture betrieb, die Mischwirtschaft.
Tradition im Armagnac: Polykultur
Jahrhunderte lang prägte sie die Landwirtschaft im Bas-Armagnac. Ein paar Tiere im Stall, Getreide auf den Feldern, Ackerbau und einige Reihen Wein sorgten dafür, dass Verdiensteinbrüche in einem Bereich gut ausgeglichen werden konnten.
Bis heute prägt dieser Anbau die Landschaft im Bas-Armagnac. Die großen Landstraßen säumen riesige Maisfelder. Und nur, wer auf kleinen Straßen abseits der Verkehrsachsen unterwegs ist, sieht die Weinberge, die den Rohstoff liefern für den teuersten Weinbrand der Welt.
Der russische Prinz
Bereits im Jahr 1310 wurde der Armagnac erstmals erwähnt. Die Wurzeln des Château Garreau reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Im 19. Jahrhundert war sogar ein russischer Prinz Hausherr des Schlosses.
Soukowo Kabylin beendete die Mischwirtschaft, ließ neue Gutsgebäude bauen und machte die Armagnac-Herstellung zur Hauptaufgabe des Hofes. Als Reifekeller ließ der russische Prinz einen unterirdischen Keller bauen. Er ist einzigartig im Armagnac.
Seit 1919 im Familienbesitz
1919 kaufte Charles Garreau das Anwesen Domaine de Gayrosse. Mit dem Leutnant begann die inzwischen mehr als 100-jährige Familiengeschichte des Château Garreau.
Carole führt das Weingut heute gemeinsam mit ihrem Mann. Doch die nächste Generation packt bei der Lese bereits mit an: der neunjährige Sohn des Paares.
Die Sables Fauves
Vom 85 Hektar großen Gutsgelände bedecken die Rebgärten nur 27 Hektar. Die Reben wachsen auf den Sables Fauves. Diesen sandig-lehmigen Boden durchziehen Streifen aus Eisenoxid.
„Ein hervorragendes Terroir für unseren Armagnac“, schwärmt Carole. Ugni Blanc, Folie Blanche und Baco wachsen dort in ordentlich angelegten Rebreihen. Hier und da reckt sich eine Zeder in den hohen Himmel.
Der rettende Baco
Der Baco war es, der dem Armagnac rettete. „Erfunden“ hat ihn ein Einheimischer: François Baco, 1865 in Peyrehorade geboren. Er wird als rau und zäh beschrieben, mit einer lebhaften und leidenschaftlichen Natur, aufmerksam und hartnäckig.
Als Ende des 19. Jahrhunderts der französische Weinbau von einem unsichtbaren Insekt namens Phylloxera heimgesucht wurde, wurde der Schullehrer zum Retter. 1896 begann Monsieur Baco mit der Züchtung pilzresistenter Hybridreben.

Zeitreise im Winzer-Museum
Berühmt wurde er vor allem mit dem Baco Blanc (Baco 22), einer Kreuzung aus der amerikanischen Rebsorte Noah und der europäischen Rebsorte Folie Blanche.
Auch davon erzählt das Musée du Vignéron, das in einer Scheune aus dem 17. Jahrhundert zur Zeitreise lädt. Zur Rechten sind Gerätschaften der Weinbauern ausgestellt, zur Linken kaufmännische Erbstücke von der Schreibmaschine bis zu einem alten Sprechapparat. Sein Name? Corona.
Armagnac: die Infos
Das Anbaugebiet für die Armagnac-Trauben erstreckt sich über drei Départements: Landes, Lot-et-Garonne und Gers. Zum Haut-Armagnac gehören Kalkböden, die von Osten nach Süden verlaufen.
Die mittlere Zone L’Armagnac-Ténazère erstreckt sich rund um Condom. Ganz im Westen liegt der Bas-Armagnac. Das Land der Sables Fauves schützen die Wälder der Forêt landaise.

Die Trauben des Armagnac
Zehn Traubensorten sind in der AOC (1936) zugelassen:
• Ugni blanc
• Colombard
• Folie blanche
• Baco blanc
• Clairette de Gascogne
• Plant de Grèce
• Jurançon blanc
• Mauzac blanc
• Mauzac rosé
• Meslier Saint-François
Der Aperitif dieses Landstrichs ist der Floc de Gascogne. Mischt dazu 1/3 Armagnac, 2/3 Traubensaft (rot oder weiß).

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Im Blog
Das Kellergold des Armagnac: Château Millet
Labastide-d’Armagnac: bitte kein Rummel
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