Dinan. Foto: Hilke Maunder
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Claude Chabrol und die Bretagne

Claude Chabrol, der französische Regisseur und Filmemacher, hatte eine enge Beziehung zur Bretagne und nutzte diese Region oft als Kulisse für seine Filme. Die Bretagne jedoch diente in Chabrols Filmen nicht nur als malerische Kulisse, sondern oft auch als atmosphärisches Element, das die Handlung und die Charaktere beeinflusste. Auch in seinen anderen Filmen nutzte Claude Chabrol gezielt regionale Settings, um eine besondere Stimmung zu erzeugen.

Je dois avouer une profonde prédilection pour la Bretagne.
Ich muss zugeben, dass ich eine tiefe Vorliebe für die Bretagne habe

Claude Chabrol

Gleich sieben der insgesamt 60 Filme, die Claude Chabrol (1930 – 2010)  zu Lebzeiten drehte, entstanden in der Bretagne. Sechs davon sind allerfeinste Psycho-Thriller.

Als ersten Film drehte Claude Chabrol auf der Halbinsel von Crozon im Département Finistère  Que la bête meure (Das Biest muss sterben*, 1969). Als Vorlage für den Spielfilm diente der gleichnamige Roman von Nicholas Blake.  Darin nimmt ein Kinderbuchautor Rache an dem Mörder seines Sohnes. In den Hauptrollen brillierten Michel Duchaussoy, Caroline Cellier und Jean Yanne.

In Concarneau und Quimper verfilmte Claude Chabrol 1982 mit Michel Serrault und Charles Aznavour den George-Simenon-Krimi Les Fantômes du chapelier* (Die Fantome des Hutmachers).

Küsten-Thriller von Claude Chabrol

In Dinan siedelte der Meister des Abgründigen und Doppelbödigen L’Inspecteur Lavardin ou la justice* (Inspektor Lavardin oder die Gerechtigkeit) an, eine Provinzposse rund um Drogen, Korruption und Bigotterie in der Bretagne.  Der Film ist der zweite Streifen einer losen Krimireihe, die Claude Chabrol als einer der wichtigsten Vertreter der Nouvelle Vague fürs Fernsehen schuf.

Den Serienauftakt bildet der Film Poulet au vinaigre* (Hühnchen in Essig), die Fortsetzung Inspektor Lavardin oder die Gerechtigkeit*. Erst nach diesen beiden äußerst erfolgreichen Auftaktfilmen, die in deutscher Synchronisation erstmals im DDR-Fernsehen zu sehen waren, reifte bei Claude Chabrol die Idee einer Serie rund um den exzentrischen Kommissar mit den vielen Marotten.

Ruth Rendells Roman A Judgement in Stone war die Vorlage für La cérémonie (Biester*), den der gebürtige Pariser 1995 mit Sandrine Bonnaire und Isabelle Huppert in den Hauptrollen in Saint-Malo und Saint-Coulomb verfilmte.

Er handelt von der Familie Lelièvre, die mit der schüchternen Sophie, gespielt von Sandrine Bonnaire, endlich die perfekte Haushälterin gefunden haben. Sie bringt das Haus auf Hochglanz, kocht vorzüglich und verbringt ihr knappe Freizeit vor dem Fernseher.

Als die Familie in den Urlaub fährt, freundet sich Sophie mit der Postbotin Jeanne an. Eine dunkle Vergangenheit verbindet die Frauen und verwandelt die stille Sophie in ein „Biest“, wie es Jeanne schon ist. Gemeinsam planen sie eine makabere Zeremonie …

Krimi und Lovestory zugleich ist Au cœur du mensonge* (Die Farbe der Lüge, 1998). In diesem Kinofilm muss die Kommissarin Frédérique Lesage (Valeria Bruni Tedeschi, die Halbschwester von Carla Bruni) sexuellen Missbrauch an der bretonischen Küste aufklären. Mit dabei ist wiederum Sandrine Bonnaire als Vivianne Sterne.

In einem Vorort von Nantes, der früheren Hauptstadt der Bretagne und heutigen Kapitale des Départements Loire-Atlantique, verfilmte Claude Chabrol 2004 La demoiselle d’honneur (Die Brautjungfer*) nach einer Romanvorlage von Ruth Rendell. Sein Filmprojekt in Rennes konnte Chabrol, der seit 2004 sich regelmäßig im südbretonischen Le Croisic aufhielt, nicht mehr vollenden.

Liebeserklärung ans Bigoudenland

Ganz aus der Reihe fällt Le cheval d’orgueil. Mit demTraumpferd“ drehte Claude Chabrol 1980 keinen Thriller, sondern seine ganz persönliche Liebeserklärung an Bretagne. Sein Heimatfilm lässt aus der Sicht eines Bauernjungen das dörfliche Leben in Breizh, dem bretonischen Namen der Bretagne, nach der Jahrhundertwende wieder aufleben.

Mit seinen Mythen, Traditionen und der Geborgenheit einer Dorfgemeinschaft, die zusammenhält. Seziert Chabrol sonst die Brüche der Bourgeoisie, den Abgrund der Gesellschaft, die Schattenseiten des Menschen, ist „Traumpferd“ der Gegenentwurf – ein Idyll, gefunden im Bigoudenland bei Quimper im Südwesten des Départements Finistère.

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4 Kommentare

  1. Wirklich ein toller Blog! Vielen Dank auch für den Chabrol-Artikel. Ich habe schon so viele gute Tipps in diesem Blog bekommen und freue mich jede Woche auf den Newsletter. Alles ist lesenswert und mit Liebe geschrieben. Merci beaucoups, Hilke!

  2. So geht’s mir auch:

    Je dois avouer une profonde prédilection pour la Bretagne.
    Ich muss zugeben, dass ich eine tiefe Vorliebe für die Bretagne habe

    Claude Chabrol

    Danke vielmals für diesen tollen Artikel.

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