Le Donezan: Indian Summer bei den Katharern
Ganz und gar von Bergen umschlossen versteckt er sich im äußersten Südosten des Départements Ariège: der Donezan. Oder, wie die Okzitanier ihn nennen: Donasan. Gerade mal 40 Quadratkilometer ist er groß. Doch für die knapp 500 Einwohner in seinen sieben Dörfern ist der Donezan ein kleines Stück Kanada.
Eine Insel des Grünen inmitten des Granits. Mit reicher Flora und Fauna, klarer Luft und weitem Blick zu den Bergen. Und einem atemberaubend farbigen Indian Summer. Grund genug also, ein rotes Ahornblatt auf weißem Grund als Wappen zu wählen.
Auf der Höhe: sieben Dörfer
Artigues, Carcanières, Le Pla, Le Puch, Mijanès, Quérigut und Rouze heißen seine sieben Nester. In Höhen von etwa 900 bis 1200 Metern schmiegen sie sich an die Hänge der Berge, die 2300 bis 2800 Meter hoch in den südfranzösischen Himmel ragen.
Auf großen Wiesen weiden bei Wind und Wetter Kühe und Rinder. In der Ferne wird Holz eingeschlagen. Dicht an dicht ist am Ackerrain ein Apfelbaum mit kleinen, süßen Früchten behangen.
Wildbäche wie die Bruyante, die Artigue und der Quérigut gurgeln und rauschen. Sie hüpfen über Felsen, bilden kleine Wasserfälle und füttern die hoch gelegenen Bergseen von Quérigut, Laurenti und Rabassoles.
Eine Landschaft, wie aus der Zeit gefallen. Und doch Jahrhunderte lang hart umkämpft. Hin und her wechselten die Herrscher.
Mal war das Hochtal Teil der Grafschaft Razès, dann der Cerdanya, ab 1118 im Besitz der Grafschaft Barcelona. Im 14. Jahrhundert war es sogar eine kurze Zeit unabhängig. Erst mit dem Pyrenäenfrieden (1659) kam der Donezan endgültig zu Frankreich.
An das Hin und Her der Macht erinnern heute nur noch zwei mittelalterliche Burgruinen. Beide sind mit dem Fels nahezu verschlossen. Es sind das Château de Quérigut und das Château d’Usson.
Die Burg von Quérigut
Das Château de Quérigut erhebt sich mitten in der gleichnamigen Hauptstadt des Donezan. Erst einige Steinstufen, dann Treppen mit Gitterrosten führen zur Burg hinauf, die rund um die Uhr kostenlos besichtigt werden kann. Nachts wird sie angestrahlt!
Erstmals erwähnt wird die Burg von Quérigut in der Schenkungsurkunde von König Peter II. von Aragon an den Grafen von Foix, Raymond-Roger, aus dem Jahr 1209.
Vom 15. Jahrhundert bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie mehrmals von den Spaniern belagert. 1495 scheiterte eine Eroberung. Doch knapp 100 Jahre später, im Jahr 1589, gelang es den Belagerern, sie niederzubrennen.
Ludwig XIII. ließ 1607 die Burg wieder aufbauen und errichtete dort eine Garnison, die bereits am 25. April 1638 wieder abgeschafft wurde. 1676 wurde die Burg erneut niedergebrannt. 1709 ordnete Ludwig XIV. die Restaurierung der Burg ein und machte sie erneut zur Garnison.
❤️ Den schönsten Blick auf die Burg und die Bergspitzen der Pyrenäen habt ihr, wenn ihr auf der D 316 – die Burg mit großem Haus und Gärten zu eurer Linken – rechts abbiegt in eine Gasse, die euch zu den mit einem Kreuz bekrönten Felsen bringt. Von der Gasse führt zwischen zwei Grundstücken ein schmaler Pfad zu den Granitblöcken mit dem Kreuz. Von dort oben ist der Blick auf die Burg atemberaubend! ❤️
Frankreichs südlichste Katharerburg
Usson ist die südlichste Festung der Katharer in Frankreich. Um 1240 war die Burg auf der Felsspitze die letzte Bastion der in die Burg von Montségur geflüchteten Katharer. Aus Usson erhielten sie Waffen und Lebensmittel.
Nach Usson war vor der Belagerung von Montségur der Schatz der Katharer gebracht worden. Nach Usson entkamen auch die letzten sechs „Ketzer“, die Kirche und Krone massiv verfolgten. Und schließlich ausrotteten.
1257 – nach anderen Quellen 1258 – wurde Bernard d’Alion als letzter Burgherr von Usson gefangen genommen und nach einem Inquisitionsprozess in Perpignan verbrannt. Die reinen Menschen gab es nicht mehr. Doch ihre Geschichte, ihr Erbe und ihr Glaube sind im Süden von Frankreich tief verwurzelt.
Donezan: meine Reisetipps
Wandern
Tour des villages
Die 17,5 Kilometer lange tour des villages verbindet in gut fünf Stunden alle sieben Dörfer des Donezan auf einer Rundwanderung. Rund 630 Höhenmeter sind dabei zu überwinden.
Schlemmer-Shopping
Abbaye du Donezan
2007 gründeten 16 Mönche die Abtei Gaussan, um ein Leben noch stärker fernab von den Menschen zu führen, und gründeten die Abtei Notre-Dame de Donezan. Heute sind es 20 von ihnen, die dort nach der Regel „Bete und arbeite“ (ora et labora) des heiligen Benedikt leben, sich um ihre Herde mit Tarentaise-Kühen kümmern und k.stliche Wunder in ihrer Käserei, ihrem Gemüsegarten und ihrer Küche vollbringen. Auch Konfitüre, Gewürzbrot (Pain d’.pice) und andere K.stlichkeiten gibt es in ihrem Kloster vor Ort sowie online
• 09460 Carcanières,Tel. 04 68 20 45 32, www.divinebox.fr
Schlafen & schlemmen
Le Laurenti
sympathischer, frisch renovierter einfacher Dorfgasthof mit schmackhafter Landküche, Aussichtsterrasse und grundsoliden Zimmern.
• Place de la Fontaine, 09460 Quérigut, Tel. 4 68 20 19 02, www.facebook.com
Le Sapin Rouge
Drei Doppel-, zwei Einzelzimmer, eine wunderschöne Gaststube, eine zum Teil überdachte Terrasse – und zwei Gastgeber, die mit Herzblut und Herzlichkeit als Pächter der Gemeinde das schönste Hotel und Restaurant des Donezan betreiben. Doch auch sie werden älter. Und suchen daher Nachfolger, die ihren Gasthof übernehmen.
Doch so lange das Hotel-Restaurant nicht verkauft ist, betreiben es Régine aus Toulouse und François aus Marseille weiterhin mit Charme. Und köstlicher Küche!
• rue de l’École, 09460 Artigues, Tel. 04 68 74 36 65, www.lesapinrouge.com
Noch mehr Betten*
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Im Blog
An den Donezan grenzt ein weiterer wunderschöner Landstrich: das Pays de Sault.
Alle Beiträge aus dem Département Ariège vereint diese Kategorie.
Im Buch
Hilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*
Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt. Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte.
Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker! Hier* gibt es euren Begleiter.
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Hallo liebe Frau Maunder,
vielen herzlichen Dank für diesen wunderschönen und inspirierenden Beitrag! Ich werde diese Region auf jeden Fall zu meiner Reiseziel-Liste hinzufügen – es sieht einfach traumhaft und sehr authentisch aus! Ein farbenfrohes Wanderparadies für den Herbst:-)
Bonne journée und viele Grüße
Karin Denzler
Liebe Frau Denzler, ja, den Donezan kann ich nur aus vollstem Herzen empfehlen – ein wundervolles Fleckchen in Frankreich!
Viele Grüße, Hilke Maunder