Die Düne von Pilat und ihr Dünenwald. Im Sommer brannte er: Brandstiftung! Foto: Hilke Maunder

Dune du Pilat: Europas höchste Düne

Ein paar Schritte Anlauf, ein Sprung, und dann rutscht und rollt meine Tochter durch den Sand, steht auf, springt, rutscht und rollt erneut, bis sie schließlich erschöpft am Fuß der Düne angekommen ist – und gleich wieder hinauf steigt, um einen anderen Abstieg zu testen: Geht es auf der stramm gehaltenen Jacke vielleicht noch rasanter zu Tal? Oder mit dem Mädchen dort im Plastikbob?

Ihr Versuchsgelände ist die Wanderdüne Dune du Pilat, die sich südlich von Arcachon im Hinterland der aquitanischen Atlantikküste rund 103 Meter empor schwingt – und damit Europas höchster Sandberg ist.

Diagonal hinauf und hinab an Europas größtem Sandberg. Foto: Hilke Maunder
Diagonal hinauf und hinab an Europas größtem Sandberg. Foto: Hilke Maunder

Ständig in Bewegung

Ihre Maße jedoch ändern sich mit Wind und Wetter. Mal schrumpft sie, mal wächst sie. Im Jahr 2019 erreicht die Dune du Pilat in ihrem zentralen Teil einen Gipfel von 106,4 Metern. 2011 maß das Observatoire de la Côte Aquitaine 108,9 Meter.

2016 wuchs die Dune du Pilat auf 109,2 Meter an und steigerte sich im Folgejahr 2017 erneut: 110,5 Meter. Doch dann verlor die Düne an Größe. 2018 maß sie  „nur“ noch 106,6 Meter. 2022 schrumpfte die Düne auf 102,4 – ein Verlust von zwei Metern zum Vorjahr!

Von Frühjahr bis Herbst werden Treppen an die Düne von Pilat gelegt - das erleichtert den Aufstieg enorm! Foto: Hilke Maunder
Von Frühjahr bis Herbst werden Treppen an die Düne von Pilat gelegt – das erleichtert den Aufstieg enorm! Foto: Hilke Maunder

Seit 2002 führt das Observatoire de la Côte Aquitaine genau Buch, um die Morphologie und das Wachsen und Schrumpfen der Düne genauer zu verstehen. Messungen, topografische Studien und Fotos helfen dabei. Zwei Hauptprozesse prägen die Düne im Laufe der Jahre. Neben der Erosion, die besonders an der Küstenlinie aktiv ist, ist es besonders der „Dünenvorstoß“.

Die Dune du Pilat wandert auf den Wald zu. Bis zu fünf Meter schafft sie jedes Jahr. Für diese Verschiebung sorgt hauptsächlich der vorherrschende Westwind. Tagtäglich transportiert er Millionen von Sandkörnern.

Was für Aussichten!

Der Blick von der Dune du Pilat zur Sandbank von Arguin. Foto: Hilke Maunder
Der Blick von der Dune du Pilat zur Sandbank von Arguin. Foto: Hilke Maunder

Vom windzerzausten Kamm der 500 Meter breiten Düne schweift der Blick über eine noch sehr ursprünglich wirkende Welt, in der der Mensch nur wenige Seh-Zeichen hinterlassen hat. Gen Norden gleitet der Blick über das Becken von Arcachon hin zum Leuchtturm von Cap Ferret und zur Sandbank von Arguin mit ihrem Wasser, das von klarer Jade bis zu sattem Ultramarin schillert. Gen Osten und Süden erstrecken sich die tiefgrünen Pinienwälder der Forêt des Landes.

Nichts als Sand, klares Wasser, Kiefernwälder, Bretterhütten.
(Jean Hugo, Urenkel von Victor Hugo)

Der Sunset-Spot

Beruhigt: der Blick aufs Meer von der Düne. Foto: Hilke Maunder
Beruhigt: der Blick aufs Meer von der Düne. Foto: Hilke Maunder

Besonders bei Sonnenuntergang ist die Dune du Pilat ein traumhafter Anblick, den Paraglider aus der Vogelperspektive genießen, in der Thermik immer wieder aufsteigen und weite Schleifen ziehen, denen ich träumerisch nachhänge.

Doch da hat meine Tochter schon einen Platz auf einem Surfbrett eines Jungen ergattert und saust schneller als je zuvor über den Sand Richtung Meer.

Schnurstracks laufe ich hinterher. Im weichen Sand stolpere ich, falle und rolle, den Kindern gleich, genauso begeistert bergab. Drei Kilometer lang säumt die Wanderdüne die Küste.

Weiß, grün, blau: die Farben der Dune du Pilat. Foto: Hilke Maunder
Weiß, grün, blau: die Farben der Dune du Pilat. Foto: Hilke Maunder

Pyla oder Pilat?

Die berühmte Wanderdüne heißt und hieß im Französischen offiziell immer nur: Dune du Pilat. Pyla indes ist der Name des dazugehörigen Badeortes, der in den 1920er-Jahren aus dem Nichts geschaffen wurde, wobei das „Y“ dieser Schöpfung einen „exotischen und schicken“ Touch verleihen sollte!

Sie ist einfach ein magischer Ort, und das zu jeder Jahreszeit: die Düne von Pilat. Foto: Hilke Maunder
Sie ist einfach ein magischer Ort, und das zu jeder Jahreszeit: die Düne von Pilat. Foto: Hilke Maunder

Die Silberküste am Atlantik

Mehr als 270 Kilometer folgt der breite, feinsandige Strand der Côte d’Argent schnurgerade der Brandung des Atlantik. Von der Pointe de Grave an der Mündung der Gironde zieht sich die Silberküste über das Département Landes bis nach Bayonne im Baskenland am Fuße der Pyrenäen hin.

Sie ist das Revier der Wellenreiter und Kitesurfer, Campingfreunde und FKK-ler, von Familien, Kindern und Jugendlichen. Nur hier und da unterbrechen sie kurze Flüsse wie der Courant d’Huchet. Der „Amazonas der Landes“ verbindet den Atlantik mit dem Étang de Léon. Des Winters angeln dort die Männer Aal.

Carcans-Plage. Blick aufs Meer. Foto: Hilke Maunder
Côte d’Argent, Silberküste, heißt der sandige Streifen von Nouvelle-Aquitaine. Und badet im goldenen Licht. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Von der Düne von Pilat seht ihr das Cap Ferret. Doch hat ein Mann Geschichte geschrieben und die Landzunge geprägt.

Das Bassin d’Arcachon ist die Kinderstube der französischen Austern. Lest hier weiter.

Im Buch

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Ein Kommentar

  1. Hallo Hilke! Ja, diese herrliche und imposante Düne bereitet den Erwachsenen genauso viel Spaß wie den Kindern. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie beeindruckt die Leute sind, wenn sie das erste Mal auf der Düne stehen! Wenn dann noch die Sonne scheint und die Sicht gut ist… Um so viele interessante Infos und Fotos wie möglich zu sammeln, habe ich eine spezielle Website erstellt: http://www.dunedupilat.com.

    Übrigens ein interessantes Blog, das ich mir mal genauer ansehen werde.
    Gruß, Detlef

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