Unterwegs im Geopark Beaujolais: Die Landschaft am 762 Meter hohen Col du Fût d'Avenas bei Ciroubles. Foto: Hilke Maunder
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Geopark Beaujolais: Zeitreisen in XXL

Der 2018 gegründete Geopark Beaujolais, auf Französisch Géoparc du Beaujolais, bildet ein faszinierendes Puzzle an Landschaften. Anders als das Weinbaugebiet der AOP Beaujolais zieht er auch die Höhenzüge des Beaujolais und den Lauf der Saône mit ein.

Das 1.550 Quadratkilometer große Naturschutzgebiet erstreckt sich über 240 Kommunen entlang einer rund fünfzig Kilometer langen Achse der Saône zwischen dem Lyonnais im Süden und dem Mâconnais und Charolais im Norden. Von Osten nach Westen reicht er über eine Breite von etwa zwanzig Kilometern vom Saône-Tal bis ins Roannais.

Geopark Beaujolais: der Aussichtspunkt am Mont Brouilly. Foto: Hilke Maunder
Geopark Beaujolais: der Aussichtspunkt am Mont Brouilly. Foto: Hilke Maunder

Heute gibt es 140 Geoparks weltweit, davon 74 in Europa und sieben in Frankreich:

  • Haute Provence
  • PNR du Luberon
  • PNR des Bauges
  • Chablais
  • PNR des Monts d’Ardèche
  • PNR des Causses du Quercy
  • Beaujolais

Die Landschaften des Geopark Beaujolais

An den Ufern der Saône

An den Ufern das Saône wechseln Industrie- und Hafenanlagen mit Auwäldern voller Erlen, Eschen und Eichen mit Altarmen, in denen Döbel, Plötze und Wels ihren Nachwuchs aufziehen und das Sumpf-Kreuzkraut blüht.

Jenseits der monotonen Logistik- und Gewerbeflächen am Stadtrand trefft ihr im Schwemmland der Saône auf Dörfer, in denen Bauern ihre Felder mit Getreide oder Gemüse bestellen und Baumschulen Rosen, Dahlien und Olivenbäume züchten.

Die Weinberge des Beaujolais

Der Blick vom südlichen Beaujolais aufs Saône-Tal. Foto: Hilke Maunder
Der Blick vom südlcihen Beaujolais aufs Saône-Tal. Foto. Hilke Maunder

Dann erobern Rebhänge die Flanken der Berge des Beaujolais bis zu einer Höhe von etwa 500 Metern. Eingebettet in diese hügelige, weite und sehr offene Landschaft sind alte Dörfer, Weiler und Weingüter. Die Weinlagen sind stark parzelliert; wie ein geometrisches Puzzle überziehen die Weinberge die Hügel.

Hier und da stützen Trockenmauern die Terrassen, und Echsen sonnen sich auf den Steinen. Im Süden liegen die Weinberge inmitten von hügeligen Knicklandschaften. In dieser bocage sind Rehe und Füchse daheim – am frühen Morgen oder stillem Abend könnt ihr sie auf den Feldern sehen!

Einfach laufen lassen: Die Belohnung für die schweißtreibenden Auffahrt zum Mont Brouilly. Foto: Hilke Maunder
Einfach laufen lassen: die Belohnung für die schweißtreibende Auffahrt zum Mont Brouilly. Foto: Hilke Maunder

Die Dörfer der Pierres Dorées

Im Süden des Weinbaugebietes – und Südosten des Geoparks – liegt die Heimat der Pierres Dorées mit ihren Hochflächen und Hügeln, in denen der Weinbau keine Monokultur ist, sondern mit Mais, Getreide und Feldfrüchten eine Polykultur bildet. Zum Namensgeber dieses Landstrichs wurde ein ockergelber Kalkstein, der hier in der traditionellen lokalen Architektur überall sichtbar ist. Im Stein eingeschlossen sind Fossilien.

Ternand im Beaujoloais. Foto: Hilke Maunder.
Ternand im Geopark Beaujolais. Foto: Hilke Maunder.

Die schönsten Dörfer der Pierres Dorées

  • Oingt, eines der plus beaux villages de France
  • Châtillon
  • Charnay
  • Pommiers
  • Jarnioux
  • Theizé
  • Bagnols
  • Ternand, eine Petite Cité de Caractère

Die Pierres Blanches

Der weiße Kalkstein aus Charentay im Beaujolais. Foto: Hilke Maunder
Der weiße Kalkstein aus Charentay im Beaujolais. Foto: Hilke Maunder

In nächster Nachbarschaft zum Land der goldgelben Steine verläuft eine Kammlinie, deren Kalkstein 168 Millionen Jahre alt ist – und weiß. Von der Antike bis 1946 versorgten die Steinbrüche von Lucenay zahlreiche Baustellen in Lyon, Villefranche sur Saône und in den umliegenden Dörfern mit dem hellen, leicht zu behauenden Stein.

Die Pierre Blanche de Lucenay fand u.a. beim Bau der Kathedrale Saint-Jean in Lyon sowie der Kirchen von Chazay d’Azergues und Anse Verwendung. Im Norden des Beaujolais wurde der weiße Kalkstein in den Steinbrüchen von Charentay gewonnen. Am Mont Brouilly gibt es zudem noch die pierre bleue, Blaustein.

Die Berge des Haut-Beaujolais

Im Haut-Beaujolais werden Rinder gezüchtet. Foto: Hilke Maunder
Im Haut-Beaujolais werden Rinder gezüchtet. Foto: Hilke Maunder

Weiter westlich weichen die Weinberge einer Mittelgebirgslandschaft mit ausgedehnten Waldgebieten und Dauergrünland für die Rinderzucht.

Der Rückgang der Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führte zur Wiederaufforstung dieser Gebiete. Besonders Douglasien werden hier gepflanzt. Sie sind als Nutzholz sehr gefragt. Bis zu 50 Meter hoch ragen sie am Mont Saint-Rigaud in den Himmel.

Ein kommerzieller Forst am Mont Rigaud, dem höchsten Gipfel im Geopark Beaujolais. Foto: Hilke Maunder

50.000 Hektar, also ein Drittel des Beaujolais, nehmen heute wieder die Wälder ein. Neben den kommerziell genutzten Forsten mit der Douglasie und der Edeltanne wachsen in den Bergwäldern auch Fichten, Lärchen, Zedern und verschiedene Kiefernarten.

Weiter östlich trefft ihr eher Kastanien, Eichen und Hainbuchen im Wald an. In den Wäldern wimmelt es von Leben. Allein 8000 Rehe und 800 Wildschweine sind dort daheim.

Wild und vielfältig: der Bergwald am Mont Rigaud. Foto: Hilke Maunder
Wild und vielfältig: der Bergwald am Mont Rigaud. Foto: Hilke Maunder

Auf den sauren Böden der Wälder wachsen Rainfarn, Adlergras oder Purpurroter Fingerhut in Hülle und Fülle.  Das Haut-Beaujolais ist auch der einzige Standort des Wolfs-Eisenhut (Aconit tue-loup) im Département, wo es auf dem Mont Saint-Rigaud neben dem Türkenbund (Lys martagon) und dem Holunder-Knabenkraut (Orchis sureau) einen Rückzugsraum gefunden hat.

Der Mont-Saint-Rigaud

Höher hinaus geht es nirgendwo im Rhône-Departement: Der Mont Saint-Rigaud bei Monsols im Bois d’Ajoux ist mit 1.009 der höchste Punkt des Landstrichs und war im Mittelalter Sitz eines clunisischen Priorats.

Die Herausforderung für Rennradler im Beaujolais: der Col de la Crie. Foto: Hilke Maunder
Die Herausforderung für Rennradler im Geopark Beaujolais: der Col de la Crie. Foto: Hilke Maunder

Hinauf zur höchsten Spitze geht es nur zu Fuß, per Pferd oder Fahrrad – das eigene Gefährt muss am Parkplatz des Col de la Crie abgestellt werden. Unterwegs kommt ihr an der source Saint-Rigaud vorbei. Der Volksmund sagt, dass ihr Quellwasser heilig sei und heilende Eigenschaften habe.

Vorbei an Douglasien-Forsten und unberührtem, wilden Bergwald erreicht ihr schließlich einen Aussichtsturm, der aus dem Holz der Bäume ringsum erbaut wurde:  Douglasien-Holz.

Von dort oben eröffnet sich ein 360°-Panorama auf die Monts du Beaujolais und die Monts du Lyonnais, das Azergues-Tal, das Clunisois, Charolais und Mâconnais und die Alpen – wundervoll, dort den Sonnenuntergang über den Monts du Beaujolais einzufangen!

Sonnenaufgang im Haut-Beaujolais bei Thizy-les-Bourgs im Geopark Beaujolais. Foto: Hilke Maunder
Sonnenaufgang im Haut-Beaujolais bei Thizy-les-Bourgs im Geopark Beaujolais. Foto: Hilke Maunder

Geopark Beaujolais: meine Reise-Infos

Erleben

Im Geopark Beaujolais könnt ihr 15 Mikro-Abenteuer erleben, Wanderungen unterschiedlicher Länge an einem besonderen geologischen Ort, die stets auch einen Besuch bei einem Künstler, Weinbauern und anderen Erzeuger einbinden. Eine Übersicht findet ihr hier.

Hier könnt ihr schlafen*
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Im Blog

Die schönsten Ziele in der AOP Beaujolais stelle ich in diesem Beitrag vor.

Eine Landpartie im Beaujolais

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