Sanfte Hügel, grüne Taler und hier und da Weinberge: die Heimat des Beaujolais Nouveau bei Oingt. Foto: Hilke Maunder
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Eine Landpartie im Beaujolais

Bienvenue zur Landpartie im Beaujolais, Frankreichs einziger Weinregion in einem Geopark. Seine geologische Vielfalt, die im Laufe von fast 500 Millionen Jahren entstanden ist, hat das Terroir geprägt – und schmeckt in jedem Tropfen durch.

Ähnlich wie das Elsass kennt auch das Beaujolais drei sehr unterschiedliche Zonen: das Schwemmland eines Flusses, hier der Saône, die Weinberge auf sanften Hügeln und das Haut-Beaujolais am östlichen Rand des Zentralmassivs und unmittelbar gegenüber den Alpen, das sich am Mont Saint-Rigaud bis auf mehr als 1.000 Meter emporschwingt.

Die unterschiedlichen Höhenstufen auf engstem Raum, die vielen Bodenarten und das Klima mit seinen drei Ausprägungen – ozeanisch, mediterran und kontinental – sorgen beim Wein für eine komplexe Vielfalt auf kleinstem Raum.

Das Reich des Gamay

Im Beaujolais dominiert die rote Rebsorte Gamay den Weinanbau. Foto: Hilke Maunder
Im Beaujolais dominiert die rote Rebsorte Gamay den Weinanbau. Foto: Hilke Maunder

Der König im Beaujolais ist seit alters her der Gamay. Vom Norden von Lyon bis südlich von Lyon sind 97 Prozent der 22.000 Hektar großen Rebfläche in den zwölf Beaujolais-AOPs fast ausschließlich mit dieser roten Rebsorte bepflanzt. Seit dem 12. Jahrhundert ist er im Beaujolais daheim. Drei Prozent der Anbaufläche nimmt eine weiße Sorte ein, die in Burgund gefeiert wird: Chardonnay. Im Beaujolais besetzt sie eine Nische. Und jeder Schluck ist eine echte Entdeckung.

Die Klassifizierung orientiert sich an der des Burgund – mit einer Ausnahme: Es gibt – noch – keine Unterscheidung zwischen Grands und Premiers Crus. Doch die Winzer machen Druck, und die Verbände ziehen mit.

Die Appellationen des Beaujolais

Die Boutique d’Altitude der AOP Chiroubles mit den Weinen der örtlichen Winzer und einer Aussichtsterrasse auf die Lagen von Chiroubles. Foto: Hilke Maunder

Das Beaujolais lebt von einer Vielfalt an Terroirs. Im Süden sind die Böden oft lehmig, manchmal kalkhaltig und abgerundete Hügel prägen die Landschaft. Im Norden sind die Böden oft sandig und haben ihren Ursprung im Granit. Mehr als 300 Bodenprofile haben Geologen im Beaujolais gefunden. Die Hauptböden sind am Mont Brouilly als große Felsbrocken ausgestellt: Gelber Sandstein, weißer Kalk, Gneis, Granit und Blaustein rahmen dort einen Aussichtspunkt ein.

Die zwölf Appellationen des Beaujolais, wobei der Cru-Status ausschließlich für die Rotweine gilt:

  • Beaujolais
  • Beaujolais Villages
  • Brouilly
  • Chénas
  • Chiroubles
  • Côte de Brouilly
  • Fleurie
  • Juliénas
  • Morgon
  • Moulin-à-vent
  • Régnié
  • Saint-Amour

Eine Landpartie im Beaujolais

Die Saône in Lyon. Foto: Hilke Maunder
Die Saône in Lyon mit dem Hügel von Fourvière. Foto: Hilke Maunder

Eine Landpartie im Beaujolais sollte am Ufer der Saône beginnen, seit jeher Bindeglied zwischen Lyon und Burgund. Ob Lyon oder das weiter nördlich liegende Städtchen Villefranche-sur-Saône der Ausgangspunkt ist, bleibt euch überlassen.

Je nach gewählter Route zu den einzelnen Zielen ist die Strecke 140 bis 180 Kilometer lang und nimmt rund zwei Tage in Anspruch – perfekt für ein erlebnis- wie genussreiches Wochenende.

Entlang dieser Panoramaroute könnt ihr alle zwölf Appellationen des Beaujolais kosten, im Geopark Beaujolais die Erdgeschichte hautnah entdecken, charmante Dörfer besuchen, von denen einige zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählen, und immer wieder herrliche Ausblicke auf das Beaujolais und das Tal der Saône genießen. Los geht es in Charnay.

Charnay

Charnay im Beaujolais. Foto: Hilke Maunder
Charnay im Beaujolais. Foto: Hilke Maunder

Das kleine Dorf hoch auf einem Hügel ist das Tor zum Land der Pierres Dorées, dem Land der goldenen Steinen im Süden des Beaujolais. Steigt zunächst einmal den Nordturm des Château de la Mansarde hinauf, das heute als Rathaus dient und im Erdgeschoss auf wechselnden Ausstellungen lokale Künstler präsentiert.

Hinauf zur Aussichtsplattform führt eine enge, steinerne Wendeltreppe mit 74 Stufen, die an einer hölzernen Leiter endet. Einen Aufzug gibt es nicht. Oben angekommen, eröffnet sich aus rund 20 Metern Höhe ein 360°-Grad-Rundblick auf goldene Dörfer und 93 Türme.

Im Erdgeschoss des Château de la Mansarde präsentieren Ausstellungen lokale Künstler. Foto: Hilke Maunder
Im Erdgeschoss des Château de la Mansarde präsentieren Ausstellungen lokale Künstler. Foto: Hilke Maunder

In nächster Nähe seht ihr den romanischen Glockenturm der Église Saint-Christophe. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist dem heiligen Christophorus und dem heiligen Vinzenz geweiht.

Mehrere Türen des Ursprungsbaus waren einst mit der Burg verbunden und erlaubten den seigneurs von Charnay, direkt die Kirche zu betreten. Vom Ursprungsbau ist neben dem Glockenturm auch die Apsis erhalten.

Die Kirche von Charnay. Dort, wo ihr rechts im Bild die kleinen Fenster seht, befand sich einst ein Schutzraum. Foto: Hilke Maunder
Die Kirche von Charnay. Dort, wo ihr rechts im Bild die kleinen Fenster seht, befand sich einst ein Schutzraum. Foto: Hilke Maunder

Unter ihrer Deckenkuppel ist eine Statue des Heiligen Christophorus aus polychromem Stein im primitiven Stil zu sehen. Diese stammt vermutlich aus Syrien, sagen Forscher, die ihre Materialien auf ihre Herkunft untersucht haben. Ausgelöst worden waren die Untersuchungen durch einen Priester, der beim Anblick des Heiligen gestutzt hatte.

Die Goldene Legende

Eng mit der Figur des Heiligen verbunden ist la légende dorée, die vergoldete Legende. Sie erzählt, wie der Riese Christoph, einst ein Unhold, Besserung gelobt hatte und zum Fährmann wurde. Er war sich seiner Stärke sicher und wollte dem mächtigsten Herrscher dienen, dem König. Da er den Teufel fürchtete, stellte er sich in seinen Dienst. Von ihm erfuhr er auch, dass der Teufel Christus fürchtete.

Der heilige Christopherus der Kirche von Charnay. Foto: Hilke Maunder
Der heilige Christopherus der Kirche von Charnay. Foto: Hilke Maunder

Eines Nachts nahm er das Jesuskind auf seine Schultern und begann die Überfahrt. Das Kind indes wurde immer schwerer.  Erstaunt erfuhrt Christophorus von ihm, dass es „die Sünden der ganzen Erde“ trage. Jesus versprach dem Riesen, dass sein Stab, in die Erde gesteckt, am nächsten Tag Blumen und Früchte tragen werde. Und so geschah es.

Die Statue zeigt alle für die Legende repräsentativen Zeichen und Symbole: St. Christoph, das Kind mit der „ganzen Erde“, und einen Wanderstock, aus dessen oberem Ende eine Baumkrone sprießt.

Doch Jesus trägt der Heilige nicht auf dem Rücken wie auf dem berühmten Gemälde von Hieronymus Bosch, und auch nicht auf der rechten Schulter, wie es in christlichen Ländern beim Tragen des Nachwuchses üblich ist. Sondern links – wie bei den Moslems. So steht Christophorus seit vielen Jahrhunderten in der Kirche von Charnay.

Gegenüber der Kirche trifft man sich im Bistro La Broc Assiette. Foto: Hilke Maunder
Gegenüber der Kirche trifft man sich im Bistro La Broc Assiette. Foto: Hilke Maunder

Während der Gotik erhielt die Kirche sechs Seitenkapellen, die sechs Varianten des gotischen Stils präsentieren. Doch jetzt: hinausgetreten und durch die Gassen des „Goldstein-Dorfes“ gewandert! Wer genau hinsieht, entdeckt noch Typisches aus dem Mittelalter – wie die boueroues, eckige Steine am Haus, die die Fassade vor den Wagenrädern schützten. Oder Auslassungen an einer Hausecke, um die Karren besser um die Ecken der schmalen Gassen zu bringen.

Damit die Karren besser um die Ecke kommen, wurden im Mittelalter Hauswände ausgekerbt. Foto: Hilke Maunder
Damit die Karren besser um die Ecke kommen, wurden im Mittelalter Hauswände ausgekerbt. Foto: Hilke Maunder

Châtillon d’Azergues

Châtillon schmiegt sich an einen Felsen, auf dem das Schloss von Châtillon d’Azergues erbaut wurde. Das Bollwerk aus goldgelbem Stein ist eine ganz besondere Burg  –  das letzte mittelalterliche Bauwerk im Département Rhône, das die drei Ebenen seiner Stadtmauern beibehalten hat.

Der Blick vom Dorf auf die Burg von Châtillon. Foto: Hilke Maunder
Der Blick vom Dorf auf die Burg von Châtillon. Foto: Hilke Maunder

Hinauf führt ein markierter Weg, der neben der Chapelle Notre-Dame de Bon-Secours beginnt. Seine Architektur ist eine Mischung aus Romanik und Gotik, der Kirchturm ein Hingucker in Holz. Die Innenausstattung stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist ein Werk von Künstlern der Lyoner Malerschule.

Oben von der Burg schweift der Blick über das Dorf der goldenen Steine und das Azergues-Tal. „Kleine Toskana“ nennen die Bewohner ihre Heimat.

Die Kapelle von Châtillon. Foto: Hilke Maunder
Die Kapelle von Châtillon. Foto: Hilke Maunder

Die Carrières de Glay

Die Steine, die im gesamten Süden des Beaujolais für Bauarbeiten verwendet wurden, lassen sich im alten Steinbruch von Glay entdecken. Doch bevor ihr dem kurzen, nahezu ebenen Feldweg zum Steinbruch folgt, genießt erst einmal die Aussicht. Sie eröffnet einen 180°-Weitblick über das südliche Beaujolais: 15 Dörfer aus goldenem Stein mit ihren Glockentürmen, Weinbergen und Feldern am Rande der Azergues, umgeben von Wäldern, liegen euch zu Füßen.

Der Blick vom Parkplatz der Glay-Steinbrüche. Foto: Hilke Maunder
Der Blick vom Parkplatz der Glay-Steinbrüche. Foto: Hilke Maunder

Der Glay-Steinbruch (auch Oncin-Steinbruch genannt) von Saint-Germain-Nuelles wurde ab dem 15. Jahrhundert ausgebeutet und erst 1947 endgültig eingestellt. Sechs Jahrhunderte lang versorgte er das Beaujolais mit ockerfarbenem Kalkstein, den „goldenen Steinen“.

Die Glay-Steinbrüche. Foto: Hilke Maunder
Die Glay-Steinbrüche. Foto: Hilke Maunder

Freiwillige des Vereins Les Carrières de Glay haben den Unterstand, die Schmiede, die Hütte und das Tor hauptsächlich mit recycelten Materialien wieder aufgebaut. Montags und donnerstags nachmittags sind während der Saison dort Bildhauer und Schmiede anwesend.

Im Sommer arbeiten Bildhauer in den Glay-Steinbrüchen. Foto: Hilke Maunder
Im Sommer arbeiten Bildhauer in den Glay-Steinbrüchen. Foto: Hilke Maunder

Die Steinbrüche sind aufgrund der Vielfalt ihrer Fauna und Flora mit zahlreichen seltenen Arten als sensibles Naturgebiet  (espace naturel sensible) eingestuft. Sogar Fledermäuse leben dort! Im späten Frühling blühen Orchideen im Unterholz.

Oingt

Oingt war vor wenigen Jahrzehnten noch ein sterbendes Dorf. Heute blüht es wieder - auch dank des Tourismus. Foto: Hilke Maunder
Oingt war vor wenigen Jahrzehnten noch ein sterbendes Dorf. Heute blüht es wieder – auch dank des Tourismus. Foto: Hilke Maunder

Im Herzen der pierres dorées liegt Oingt, das als eines der schönsten Dörfer Frankreichs ausgezeichnet ist. Doch der Rummel hält sich (noch) in Grenzen.

Bei einem Spaziergang durch das Dorf lassen Gassen mit vielsagenden Namen die Geschichte aufleben. Als Festung aus dem Mittelalter soll die Burg von Oingt die älteste der Region sein.

Von ihrem Donjon eröffnet sich ein 360°-Panorama über das Land der pierres dorées hin zu den Bergen des Beaujolais und des Lyonnais. An klaren Tagen sind sogar das Jura-Gebirge und die Alpen zu sehen – vom Mont Blanc bis zum Mont Ventoux.

Das Kirchenschiff der Église Saint-Mathieu von Oingt im Beaujolais. Foto: Hilke Maunder
Das Kirchenschiff der Église Saint-Mathieu von Oingt. Foto: Hilke Maunder

Werft auch einen Blick in die Église Saint-Mathieu, besucht das Museum für mechanische Musik und entdeckt die Künstlerateliers!  Höhepunkt im Jahreslauf sind das internationale Festival der Drehorgeln und zu Weihnachten Oingt en crèches, eine Krippenausstellung. Das Bilderbuchdorf des Beaujolais habe ich euch hier vorgestellt.

Ternand

Ternand ist das zweite Dorf im Département Rhône, das als Petite Cité de Caractère ausgezeichnet ist. Sein „moderner“ Teil befindet sich im Azergues-Tal, sein alter bourg auf seinem Felsvorsprung. Dort drängen sich die goldfarbenen Häuser in engen Gassen rund um die Überreste der Burg und ihres Bergfrieds aus dem 12. Jahrhundert.

Auf dem chemin de ronde, einem kleinen markierten Rundweg durch das alte Dorf, kommt ihr auch zur  Dorfkirche mit ihrer Krypta aus dem 15. Jahrhundert. Und zu El Milagrito, einem kleinen salon de thé mit hausgemachtem Kuchen und kleiner Terrasse, die Ausblicke auf die Weinberge ringsum eröffnet.
• Le bourg, 69620 Ternand, Tel. 07 82 15 68 03, www.facebook.com/elmilagritosalondethe

Ternand im Beaujoloais. Foto: Hilke Maunder.
Ternand im Beaujoloais. Foto: Hilke Maunder.

Zu Füßen des mittelalterlichen Dorfes hat Cristiana Gouverneyre im Jahr 2008 die 3000 Quadratmeter großen Jardins de la Rejonière angelegt – mit Trockenmauern und einer Cadole-Arbeitshütte aus goldenen Steinen, Stauden und Sträuchern, Rosen und Rankendem, Kräutern und typisch französischen Bäumen wie Olive oder Kastanie. „Mein Labor“ nennt Madame ihren  Garten – und lässt sich von seiner reichen Vielfalt für neue florale Kreationen inspirieren.
• La Rejonière, 69620 Ternand, Tel. mobil 06 82 88 43 92, https://jardins-de-la-rejoniere.com, www.cristianagouverneyre.com

Solche Holzpantinen trugen einst die Winzer des Beaujolais bei ihrer Arbeit im Weinberg. Foto: Hilke Maunder
Solche Holzpantinen trugen einst die Winzer des Beaujolais bei ihrer Arbeit im Weinberg. Foto: Hilke Maunder

Hunderte Arbeitsgeräte und Werkzeuge aus dem Weinberg hat Jean-Jacques Paire im Keller seines Weinguts vereint und sein Privatmuseum für Besucher geöffnet. L’Histoire d’un vigneron nennt es der Bio-Winzer – und lässt bei Führungen samt Verkostung die Geschichte der Reben und des Weins im Laufe der Jahrhunderte lebendig werden.
• Les Ronzières, 1591, route de Sainte-Paule, 69620 Ternand, Tel. 04 74 71 35 72, www.beaujolais-saone.com

Das Château de Jarnioux

Einst sicherte eine Zugbrücke aus Holz den Zugang zur Burg. Als die ersten motorisierten Fahrzeuge aufkamen, wich sie einer Steinbrücke. Foto: Hilke Maunder
Einst sicherte eine Zugbrücke aus Holz den Zugang zur Burg. Als die ersten motorisierten Fahrzeuge aufkamen, wich sie einer Steinbrücke. Foto: Hilke Maunder

Fast 300 Burgen und Schlösser gibt es im Beaujolais. In Jarnioux führt die Schlossherrin höchstpersönlich durch das château, das die Familie bis heute bewohnt. Daher sind im Innern nur das Foyer, der Speisesaal und die Kapelle mit ihrer bemalten Holzdecke zu besichtigen. Doch allein die Architektur und die Histörchen, die Madame erzählt, lohnen den Besuch.

Das im 12. und 13. Jahrhundert erbaute Château de Jarnioux ist eine der am besten erhaltenen Burgen im Beaujolais, da es nie eine Belagerung erlebt hat. Sechs Türme schmücken es. Einer der Türme reckt sich zur Gartenseite stolze 30 Meter hoch in den Himmel – damit gehört er zu den höchsten im Beaujolais.

Der höchste Turm des Château de Jarnioux ist fast 30 Meter hoch. Foto: Hilke Maunder
Der höchste Turm des Château de Jarnioux ist fast 30 Meter hoch. Foto: Hilke Maunder

Das Château de Montmelas

Hoch auf einem Felsdorn thront das Château von Montmelas – schon von weitem ein imposanter Anblick! Die Burg von Montmelas stammt ursprünglich aus dem 10. Jahrhundert und gehörte lange Zeit den Sires de Beaujeu. 1566 ging sie in den Besitz der Familie Arod de Montmelas über, die bis heute die Eigentümerin ist.

Sie hat einige Gästezimmer im Anwesen eingerichtet und bietet an ausgewählten Terminen Führungen an. Doch auch, wenn der Zutritt verschlossen sein sollte, lohnt sich der Weg hinauf zur Burg: Der Weitblick ist atemberaubend!

Die Kulisse kommt euch vertraut vor? Alexandre Astier, Alain Kappauf und Jean-Yves Robin drehten dort Szenen von Kaamelott, einer humorvollen historischen Fantasy-Serie ,  die von Januar 2005 bis Oktober 2009 auf M6 lief.

Vaux-en-Beaujolais

Der Eingang zur Dorfkellerei von Vaux-en-Beaujolais. Foto: Hilke Maunder
Der Eingang zur Dorfkellerei von Vaux-en-Beaujolais. Foto: Hilke Maunder

Wie viele Dörfer in der Region Beaujolais ist auch Vaux-en-Beaujolais ein Winzerdorf und  bekannt für die  Herstellung des Beaujolais Nouveau. Weltberühmt wurde es als Clochemerle.

Cloche bedeutet Glocke und merle im Französischen Amsel. Dieser skurrile Name ist ein Schlüssel für das Verständnis eines Romans, der 1934 Furore machte: Clochemerle* von Gabriel Chevallier. Sein Name deutet es bereits an: Er vermischt zwei scheinbar unzusammenhängender Elemente, ähnlich wie die Themen und Figuren der Geschichte.

Der Weinkeller von Vaux-en-Beaujolais. Foto: Hilke Maunder
Der Weinkeller von Vaux-en-Beaujolais. Foto: Hilke Maunder

Auf humorvolle Weise schildert die Satire das Leben und die Konflikte der Dorfbewohner in Vaux-en-Beaujolais – ähnilch wie Giovannino Guareschi in Don Camillo. Mondo Piccolo* . Wie bei Don Camillo und Peppone, den legendären italienischen Streithähnen, ist auch Chevalliers Roman ein  bissiger Kommentar zur menschlichen Natur, zu gesellschaftlichen Konventionen und zum Zusammenprall von traditionellen Werten und Modernisierung. Er befasst sich mit den Feinheiten der Politik, den sozialen Beziehungen und den persönlichen Ambitionen eines kleinen Dorfes.

1973 verfilmte Michael Mills den Erfolgsroman über die Spießer und Sittenwächter in der Provinz für die britische BBC. Als Erzähler seiner neunteiligen Trilogie Clochemerle* wählte er Sir Peter Ustinov.

Mont Brouilly & Saint-Lager

Radler-Legende: der 484 Meter hohe Mont Brouilly. Foto: Hilke Maunder
Radler-Legende: der 484 Meter hohe Mont Brouilly. Foto: Hilke Maunder

Von Vaux-en-Beaujolais geht es weiter zum malerischen Winzerdorf Saint-Lager, wo eine schmale asphaltierte Straße mitten durch die berühmten Weinberge hinauf zum Mont Brouilly führt. 484 Meter hoch ragt sein Gipfel über dem Meeresspiegel auf – und gehört zu den legendären Bergetappen der Tour de France.

Sein starkes Gefälles und die vielen Kurven stellen die Ausdauer und das Geschick der Radprofis auf die Probe. Begleitet von atemberaubenden Landschaften und der  Kapelle auf dem Gipfel bildet der Mont Brouilly eine unvergessliche Kulisse für diese intensive sportliche Herausforderung. Vor der Chapelle de Brouilly, auch  Chapelle Notre-Dame-aux-Raisins genannt, erinnert daran die Skulptur eines Radfahrers, der sein Fahrrad siegreich in den Himmel hebt. Dort ein Selfie zu machen, ist Kult.

Einfach laufen lassen: Die Belohnung für die schweißtreibenden Auffahrt zum Mont Brouilly. Foto: Hilke Maunder
Einfach laufen lassen: Die Belohnung für die schweißtreibenden Auffahrt zum Mont Brouilly. Foto: Hilke Maunder

Besonders ist auch der Boden des Mont Brouilly. Er besteht aus pierre bleue, einem  Stein vulkanischen Ursprungs. Ein Aussichtspunkt des Geoparks am Mont Brouilly stellt ihn neben anderen typischen Gesteinarten vor. Weit schweift der Blick über das Puzzle der Parzellen der Appellationen Brouilly und Côte-de-Brouilly.

Nur drei Kilometer von Saint-Lager könnt ihr das Château de la Terrière besichtigen, das zu den ältesten Anwesen im Beaujolais gehört. Oder gleich weiterfahren zu einem weiteren Château...

Das Château de Pizay

Das Château de Pizay in der AOC Morgon. Foto: Hilke Maunder
Das Château de Pizay in der AOC Morgon. Foto: Hilke Maunder

Die Ursprünge des Château de Pizay reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Anwesen mehrmals den Besitzer und erfuhr zahlreiche architektonische Veränderungen. Renaissance und Neogotik verschmelzen zu einem Gesamtkunstwerk, das in einen formellen französischen Garten eingebettet ist – und heute als exquisites Hotel luxuriöse Unterkünfte, edle Küche, Wellness im hauseigenen Spa und zahlreiche weinbezogene Aktivitäten anbietet.

80 Hektar Rebgärten in den vier Crus Morgon, Brouilly, Régnié und Beaujolais gehören zum Weingut, das seine gesamte Produktion im château abgefüllt. 400.000 Flaschen sind es pro Jahr in den drei Farben Rot, Rosé und Weiß. Fast die Hälfte davon geht direkt an Privatkunden, Weinhändler und Restaurants in Frankreich und im Ausland.

Auf dem Château de Pizay könnt ihr euren Wein-Kostproben selber zapfen - in vier separaten Dégustatiosräumen, die nach dem Wesen der Weine aufgebaut sind. Foto: Hilke Maunder
Auf dem Château de Pizay könnt ihr euren Wein-Kostproben selber zapfen – in vier separaten Dégustatiosräumen, die nach dem Wesen der Weine aufgebaut sind. Foto: Hilke Maunder

Wie sie munden, könnt ihr seit 2016 in einer Selbstzapf-Önothek testen, die nach den Farben und Aromen der Weine in mehere kleine Sektoren aufgeteilt ist – ein unterhaltsamer, lehrreicher und köstlicher Parcours!

Zum Herrenhaus des Weingutes gehört eine kleine Kapelle, die ebenfalls offen für die Besichtigung ist. Schaut einmal ihr Tür etws genauer an – auch dort ist Wein ein Thema!

Das Weingut ist eingebettet in einen großen Garten mit kunstvoll beschnittenen Buchsbäumen und geometrischen Rabatten, in denen es vor allem in Rot und Weiß üppig blüht.

Wein – auch auf der Tür der Kapelle des Château de Pizay ist er präsent. Foto: Hilke Maunder
Wein – auch auf der Tür der Kapelle des Château de Pizay ist er präsent. Foto: Hilke Maunder

Die Blickachsen des Garten-Carrés treffen sich in der Mitte an einer Brunnenskulptur. Zum schönsten Blick auf das Weingut und seinen kunstvollen Garten führt am Rand des Grün ein Weg hinauf zu einer Aussichtsbank, die sich an eine Linde schmiegt. Dort liegt euch das Château de Pizay zu Füßen.

Beaujeu

Beaujeu, die Hauptstadt des Beaujolais. Foto: Hilke Maunder
Beaujeu, die Hauptstadt des Beaujolais. Foto: Hilke Maunder

Beaujeu ist die historische Haupstadt des Beaujolais – und gab dem Landstrich seinen Namen. Jeden Mittwochmorgen drängen sich die Marktstände um die Église Saint-Nicolas, und der kleine Marktflecken, der sonst eher still und beschaulich ist, erlebt bis zur Mittagszeit richtigen Trubel.

Wenn die letzten Stände abgebaut sind, trifft man sich im Zentrum des Ortes im Bistro Le Retinton, das seine Tische und Stühle bei den ersten Sonnenstrahlen aufs Pflaster stellt, und genießt noch den Mittagstisch dort, ehe es wieder heim geht … und Beaujeu wieder provinzielle Beschaulichkeit verströmt.

Das Château de Juliénas

Das Château de Juliénas. Foto: Hilke Maunder
Das Château de Juliénas. Foto: Hilke Maunder

Im Norden des Beaujolais ist seit dem 13. Jahrhundert das Château de Juliénas daheim, eingebettet in sanfte, bis zu 350 Meter hohe Hügel. Von seinen  40 Hektar Rebfläche entfällt mit 38 Hektar der größte Teil auf die Appellation Juliénas, weitere zwei Hektar auf die Cru-Lagen Fleurie und Moulin-à-Vent. Die ältesten Rebstöcke sind mehr als 100 Jahre alt!

1907, und damit mitten während der Reblauskrise, kaufte Claude Condemaine das Weingut. Seit mehr als 30 Jahren hat sein Urenkel Thierry das Sagen – und 2018 eine nachhaltige Neuausrichtung begonnen.

Fünf Jahre dauerte die Umstellung. 2022 gab es das lang ersehnte Bio-Siegel für das Weingut, nachdem es bereits zuvor die Gütesiegel Haute Valeur Environnementale (HVE) und Terra Vitis erhalten hatte.

Thierry, der mit seiner Aurélie und seiner Großmutter auf dem Gut lebt, hat zudem mehrere önologische Erlebnispakete für Besucher geschnürt. Neben einer Kellerführung mit obligatorischer Verkostung geht es auch mit einem VW-Bulli aus dem Jahr 1974 auch hinaus in die Weinberge.

Im Keller des Château de Juliénas. Foto: Hilke Maunder
Im Keller des Château de Juliénas. Foto: Hilke Maunder

Im Beaujolais: meine Reisetipps

Schlemmen und genießen

Auberge de Clochemerle

Der schlichte Speisesaal der Auberge de Clochemerle und die wenigen gemütliche Zimmer lassen kaum ahnen, welch ein köstlicher kulinarischer Zwischenstopp dieser Landgasthof ist. Was aus der Küche kommt? Ein Überraschungsmenü!
• 173, rue Gabriel Chevallier, 69460 Vaux-en-Beaujolaiss, Tel. 04 74 03 20 16, www.aubergedeclochemerle.fr

Auberge du Cep

44 Jahre lang stand Chantal Chagny in der traditionsreichen Auberge am Herd. Ihr Nachfolger Aurélien Merot bleibt ihrem Stil treu und sorgt für Sternstunden, wenn er das Terroir kreativ kitzelt – mit coq au vin, farciert mit foie gras, gegart im lokalen Fleurie-Wein… köstlich! Und mittags überraschend erschwinglich.
• 11, rue des Quatre Vents, 69820 Fleurie, Tel. 04 74 04 10 77, https://aubergeducep.com

Hier könnt ihr schlafen*

 

Weintank im Keller der Domaine Paire. Foto: Hilke Maunder
Weintank im Keller der Domaine Paire. Foto: Hilke Maunder

Weiterlesen

Im Blog

Wer sich für den Geopark Beaujolais interessiert oder die Landpartie durch das Weinland Beaujolais mit Abstechern ins Haut-Beaujolais verlängern möchte, liest hier weiter.

Alljährlich am dritten Donnerstag heißt es: le Beaujolais nouveau est arrivé. Hier erfahrt ihr mehr.

Alle Beiträge aus dem Département Rhône vereint diese Kategorie. Mehr zu Wein, Cognac & Co. aus Frankreich steht hier.

Im Buch

Klaus Simon, Hilke Maunder, Roadtrips Frankreich*

Roadtrips FrankreichDas zweite gemeinsame Werk mit Klaus Simon stellt euch die schönsten Traumstraßen zwischen Normandie und Côte d’Azur vor. 14 Strecken sind es – berühmte wie die Route Napoléon durch die Alpen oder die Route des Cols durch die Pyrenäen, aber auch echte Entdeckerreisen wie die Rundtour durch meine Wahlheimat, dem Fenouillèdes.

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