Jean-Bernard Larrieu. Foto: Hilke Maunder
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Jurançon: der Biowinzer vom Clos Lapeyre

„Das ist mein 35. Millésime“, sagt Jean-Bernard Larrieu stolz und zeigt auf den Wein, der im Keller im Barrique lagert. 1965 wurde er auf der Hofstelle seiner Familie bei La Chapelle de Rousse im Jurançon geboren.

Himbeeren, Erdbeeren und verschiedene Gemüse hatten dort seine Großeltern für den Markt von Pau angebaut. Wein wuchs dort damals nur für den Hausgebrauch.

Weinberg im Jurançon
Foto: Hilke Maunder

Heute erstrecken sich die Weinberge des Clos Lapeyre über 18 Hektar. Gros Manseng, Petit Manseng, Courbu, Camaralet und Lauzet wachsen dort an Spalieren, die mitunter mehr als zwei Meter hoch sind.

ean-Bernard Larrieu mit seinem Hund Gyks. Foto: Hilke Maunder
Jean-Bernard Larrieu mit seinem Hund Gyks. Foto: Hilke Maunder

Wo die Hänge besonders steil sind, wachsen die bis zu 100 Jahre alten Stöcke auf Terrassen. “ Plus c’est vieux, plus c’est bon „, sagt Jean-Bernard stolz und blickt über die Rebreihen vor seiner Haustür. „Je älter, desto besser.“

Die Parzellen von Jean-Bernard Larrieu beginnt gleich hinter seinem Elternhaus. Foto: Hilke Maunder
Die Parzellen von Jean-Bernard Larrieu beginnen gleich hinter seinem Elternhaus. Foto: Hilke Maunder

100 Kilometer vom Atlantik und 35 Kilometer von den Pyrenäen entfernt erstrecken sich die Weinberge des Jurançon zwischen 250 und 400 Meter Höhe. Aus Norden und Nordwesten kommend, regnen sich die atlantischen Tiefdruckgebiete hier als Steigungsregen vor den Pyrenäen ab.

Herbst im Weinberg. Foto: Hilke Maunder
Herbst im Weinberg. Foto: Hilke Maunder

Starke, kurze Schauer und kaum Wind – und dann kommt wieder die Sonne durch. 200 Kilometer südlich von Bordeaux scheint sie jährlich 1900 Stunden lang auf die Weinberge.

Doch das reicht mitunter nicht, um Pilzbefall und Mehltau zu vertreiben. Sie sind die größten Feinde der Stöcke in den Weinbergen von Jean-Bernard, der im Jahr 2000 begann, den Clos Lapeyre nachhaltig neu auszurichten. Seit 2005 ist das Weingut als bio zertifiziert.

Jenseits der Weinberg erhebt sich der Hauptkamm der Pyrenäen am Horizont. Foto: Hilke Maunder
Jenseits der Weinberge erhebt sich der Hauptkamm der Pyrenäen am Horizont. Foto: Hilke Maunder

Kräftige Winde sind selten im Jurançon. Wie Oberbayern kennt jedoch das Weinbaugebiet Jurançon warme Fallwinde. Bei Föhn sind auf den Kammlagen der Pyrenäen die Bergspitzen der Pyrenäen zum Greifen nah, während sich in den Tälern die Kaltluft staut.

Petit Manseng, die Haupttraube des Jurançon. Foto: Hilke Maunder
Petit Manseng, die Haupttraube des Jurançon. Foto: Hilke Maunder

3800 Hektar war das Weingebiet einst groß. Doch nur 400 Hektar erfüllten die strengen Auflagen der Appellation. Der Clos Lapeyre gehört dazu. Puddingstein (pouding de Jurançon), Lehm und Kalk prägen seine Böden und sorgen dafür, dass die weiße Manseng-Traube sich so wandelbar zeigt in ihren Aromen.

Im Keller der Domaine Lapeyre. Foto: Hilke Maunder
Im Keller des Clos Lapeyre. Foto: Hilke Maunder

Anfang Oktober beginnt die Lese. Dann zieht Jean-Bernard mit seinen Helfern hinaus und erntet die Trauben per Hand. Im Keller vinifiziert er daraus vier trockene Weißweine sowie, je nach Jahrgang, drei bis vier Süßweine.

Regelmäßig überprüft Biowinzer Larrieu die Qualität der Weine während der Reifezeit. Foto: Hilke Maunder
Regelmäßig überprüft Biowinzer Larrieu die Qualität der Weine während der Reifezeit. Foto: Hilke Maunder

Seit 1975 darf er die Weine, deren Trauben erst im November gelesen werden, wenn sie schon braun und schrumpelig sind, auch als vendange tardive deklarieren, als Spätlese. Diese Sonderstellung genießt der Jurançon landesweit zusammen mit der Appellation Alsace Grand Cru in Frankreich.

Im Verkostungsraum der Domaine Lapeyre erinnern Werkzeug, alte Geräte und historische Postkarten daran, wie einst Wein gelesen und gehandelt wurde. Foto: Hilke Maunder
Im Verkostungsraum des Clos Lapeyre erinnern Werkzeug, alte Geräte und historische Postkarten daran, wie einst Wein gelesen und gehandelt wurde. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Bereits seit der Antike wurden rund um die Chapelle de Rousse als höchster Lage der Appellation Weinberge angelegt. Unter der Herrschaft von Gaston Fébus, Graf von Foix, entstand die Bezeichnung Jurançon. Aber erst mit der Geburt von Henri de Bourbon, dem späteren Henri IV., im Schloss von Pau stieg der Jurançon-Wein zu einem wahrhaft königlichen Getränk auf.

Im Keller lagern einige Raritäten - hier ein Jurançon von 1993. Foto: Hilke Maunder
Im Keller lagern einige Raritäten – hier ein Jurançon von 1993. Foto: Hilke Maunder

Getauft mit Wein und Knoblauch

Die Überlieferung besagt, dass sein Großvater Heinrich II. von Navarra dem Kind zur Stärkung einige Tropfen Jurançon zu trinken gab und ihm die Lippen mit einer Knoblauchzehe einrieb!

Von 1985 stammen diese Flaschen. Foto: Hilke Maunder
Von 1985 stammen diese Flaschen. Foto: Hilke Maunder

Dies brachte Jurançon den Beinamen „Wein der Könige und König der Weine“ ein (Bi dou Rei, Rei du Bi im Béarnais). Das Ritual des Großvaters ging als baptême béarnais in die Geschichte ein – und wurde später im französischen Königshaus beibehalten.

Foto: Hilek Maunder
Foto: Hilke Maunder

Clos Lapeyre & Jurançon: meine Reise-Infos

Schlemmen und genießen

Clos Lapeyre

Wer das Weingut von Jean-Bernard Larrieu auf eigene Faust entdecken will, kann der Jurançonada folgen. Die etwa einstündige Weinwanderung führt durch die Weinberge von Clos Lapeyre und dem benachbarten Weingut Camin Larredya. Unterwegs begleiten 14 Audiobeiträge die Weinwanderung und erzählen Wissenswertes über den Weinbau im Jurançon.
• 257, Chemin du Couday, La Chapelle de Rousse, 64110 Jurançon, Tel. 05 59 21 50 80, www.jurancon-lapeyre.fr

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Cave des Producteurs Jurançon

60 Prozent der Rebfläche im Jurançon bearbeiten die rund 50 Winzer der Genossenschaftskellerei, die in Gan Führungen durch ihre moderne Kellerei macht.
• 53,  Avenue Henri IV, 64290 Gan, Tel. 05 59 21 57 03, www.cavedejurancon.com

Südlich von Pau: die Cave de Jurançon von Gan. Foto: Hilke Maunder
Südlich von Pau: die Cave de Jurançon in Gan. Foto: Hilke Maunder

L’Étable d’Ossau

Kristian Poppe und Matias Ferreyra haben, unterstützt von ihren Partnerinnen, einen alten Schafstall am Wanderweg zur Croix de Buzy zu einem Genussziel gemacht. Alle Zutaten für ihre kreative, frische Saisonküche finden die beiden Freunde in der Region.

Foto: Hilke Maunder

Mittwochs gehen Kristian und Matias auf den Markt in Gan, freitags nach Oloron und samstagmorgens nach Nay. Das Rindfleisch kommt von der Charcuterie Pommé in Arudy, das Schweinefleisch von einem Bauernhof in Bosdarros. Das Brot ist hausgemacht, mit Bio-Mehl und Sauerteig vom Bauernhof Pietometi in Ogeu.
• 1, Chemin d’Ossau, 64260 Buzy, Tel. 05 59 02 28 51, www.letabledossau.com

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Schlafen
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Das Schloss von Pau. Foto: Hilke Maunder
Das Schloss von Pau. Foto: Hilke Maunder

In der Nähe

Pau

Das Weingebiet des Jurançon beginnt gleich hinter der Stadtgrenze von Pau. Hier habe ich euch die Hauptstadt des Béarn vorgestellt.

L'Étable d'Ossau. Foto: Hilke Maunder
Bei Buzy. Foto: Hilke Maunder

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Im Buch

Le Midi*

Jean-Bernard Larrieu gehört zu den tief in der Heimat und deren terroir verwurzelten Produzenten, die ich bei meiner kulinarischen Landpartie durch den Süden von Frankreich entdeckt habe. Zwischen Arcachon, Hendaye und Menton schaute ich den Köchen dort in die Töpfe, besuchte Bauern, kleine Manufakturen, Winzer und andere lokale Erzeuger.

Gemeinsam mit dem Fotografen Thomas Müller reiste ich wochenlang durch meine Wahlheimat und machte mich auf die Suche nach den besten Rezepten und typischsten Spezialitäten der südfranzösischen Küche.  Vereint sind sie auf den 224 Seiten meines Reise-Kochbuchs Le Midi.

Ihr findet darin 80 Rezepte von der Vorspeise bis zum Dessert, Produzentenportaits, Hintergrund zu Wein und Craftbeer, Themenspecials zu Transhumanz und Meer – und viele Tipps, Genuss à la Midi vor Ort zu erleben. Wer mag, kann meine 80 Sehnsuchtsrezepte aus Südfrankreich hier* online bestellen.

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2 Kommentare

  1. Liebe Hilke,

    vielen Dank für diesen interessanten Beitrag und die schönen Bilder! Wie sehr sich der Jurançon doch vom Bergerac-Weinanbaugebiet hier vor unserer Tür unterscheidet – sehr interessant und macht Lust auf einen Besuch!

    1. Liebe Karin, ja, das stimmt – ich konnte ja im Juni und Juli euer Weinbaugebiet entdecken, der Bergerac ist wirklich anders. Jurançon ist nicht nur vom Wein, auch zum Wandern und Entdecken sehr spannend!

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